Strahlungsbelastung durch die Nuklearunfälle von Fukushima

Strahlungsbelastung durch die Nuklearunfälle von Fukushima
Strahlungsmesswerte aus der Präfektur Fukushima vom 11. März bis zum 18. April 2011

Die Strahlungsbelastung durch die Nuklearunfälle von Fukushima ist ein wesentlicher Teil der Nuklearkatastrophe von Fukushima.

Ab dem 12. März 2011 kam es im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi zu einer Serie katastrophaler Unfälle. Dabei wurden große Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt – durch gezielte Druckentlastung der Reaktoren, durch Explosionen und Brände und durch behelfsmäßige Kühlmaßnahmen. Es kam zu einer erheblichen Umweltbelastung auf dem Festland – vor allem in den Präfekturen Fukushima und Ibaraki – und im näheren Pazifischen Ozean.

Die Emissionen in die Atmosphäre und ins Meer dauern an, allerdings in einem um Größenordnungen geringeren Ausmaß als während der ersten Wochen.

Mit empfindlichen Messgeräten sind Spuren der radioaktiven Partikel aus Fukushima weltweit nachweisbar.

Inhaltsverzeichnis

Maßeinheiten

Radioaktivität

Die Radioaktivität (spezifische Aktivität) von Stoffen wird standardmäßig in Becquerel pro Masse oder Volumen gemessen, zum Beispiel in Becquerel pro Kilogramm (Bq/kg) oder Becquerel pro Liter (Bq/l). Ein Becquerel pro Kilogramm entspricht dem radioaktiven Zerfall eines Atomkerns pro Sekunde in einem Kilogramm des untersuchten Materials.

Durch Untersuchung der Energie der freigesetzten Strahlung lässt sich feststellen, von welchen radioaktiven Stoffen die Strahlung stammt, zum Beispiel von Iod-131 oder von Caesium-137, die in großen Mengen in Kernreaktoren entstehen. Da diese Isotope alle eine bestimmte Zerfallsrate haben, ist deren spezifische Aktivität auch gleichbedeutend mit einer bestimmten Konzentration. Die Angabe der Aktivität eines bestimmten Isotops, zum Beispiel 1000 Bq/kg Iod-131, ist daher gleichbedeutend mit der Angabe einer Konzentration des Isotops in der untersuchten Probe.

Strahlungsdosis

Die Äquivalentdosis an ionisierender Strahlung (Alpha-, Beta- und Gammastrahlung), die der menschliche Körper aufnimmt, wird in Sievert gemessen, beziehungsweise in Millisievert (mSv, tausendstel Sievert) oder Mikrosievert (µSv, millionstel Sievert). Die Äquivalentdosis ist dabei die mit einem Qualitätsfaktor (abhängig von der Art der Strahlung) gewichtete Energiedosis. Die Strahlungsdosis pro Zeitspanne wird als Dosisleistung bezeichnet und ist im Folgenden immer in Millisievert pro Stunde (mSv/h) angegeben. Tritt sie an einem bestimmten Ort auf, so spricht man von der Ortsdosisleistung. Zum Vergleich: Die natürliche Strahlung, der ein Mensch in Deutschland ausgesetzt ist, hat eine Dosisleistung im Bereich von etwa 0,0001 bis 0,0002 Millisievert pro Stunde, und die in einem Jahr aufgenommen Strahlungsdosis liegt bei etwa 2 Millisievert.[1][2]

Ein körperlicher Frühschaden ist ab einer vom menschlichen Körper aufgenommenen Gesamtdosis von 200 bis 300 Millisievert medizinisch nachweisbar. Ab einer Einzelfall-Gesamtdosis von 500 Millisievert tritt akute Strahlenkrankheit auf. Ab einer Einzelfall-Gesamtdosis von 1000 Millisievert versterben 10 % der Personen innerhalb von 30 Tagen; eine Einzelfall-Gesamtdosis von 6000 Millisievert ist stets tödlich (Letale Dosis). Man spricht hierbei von deterministischen Effekten der radioaktiven Strahlung.

Neben dem direkten deterministischen Effekt tritt außerdem ein stochastischer Effekt der radioaktiven Strahlung auf, der sich als erhöhtes Krebsrisiko äußert. Man spricht hierbei auch vom Strahlenrisiko. Im Gegensatz zum deterministischen Effekt wird beim statistischen Effekt meist angenommen, dass er bereits bei beliebig geringen zusätzlichen Strahlungsdosen eintritt. Die Erhöhung des Krebsrisikos hängt linear von der kumulierten Dosis ab.

Messungen auf dem Kraftwerksgelände

Luftmessungen

Dosisleistungen

Haupttor von Fukushima I

Der Betreiber Tepco veröffentlichte während der Unfallserie regelmäßig Strahlungsmesswerte, die von mobilen Messstationen alle zehn Minuten an verschiedenen Punkten des Kraftwerksgeländes aufgezeichnet wurden. Entlang der landseitigen Grenze des Kraftwerksgeländes befinden sich auch acht feste Messstationen, die jedoch nach dem Stromausfall am 11. März zwei Monate lange nicht verfügbar waren. Stattdessen fuhren die Messfahrzeuge diese und einige weitere Punkte an:[3][4][5]

Messpunkt Position Himmelsrichtung
von Block 2
Entfernung zu
Block 2 ca.
Station 1 Geländegrenze nord 2,5 km
Station 2 Geländegrenze nord-nordwest 2,5 km
Station 3 Geländegrenze nordwest 1,6 km
Station 4 Geländegrenze nordwest 1,4 km
Station 5 Geländegrenze west 1,3 km
Station 6 Geländegrenze west-südwest 1,5 km
Station 7 Geländegrenze südwest 1,2 km
Station 8 Geländegrenze süd 1,4 km
Fahrzeug-
position 1
am Verwaltungsgebäude nordwest 0,5 km
Fahrzeug-
position 2
am Sportplatz west-nordwest 0,9 km
Fahrzeug-
position 3
am Westtors west 1,1 km
Fahrzeug-
position 4
vor dem Haupttor west-südwest 1,0 km

An der Geländegrenze des Kernkraftwerks gemessene Dosisleistung in Millisievert pro Stunde (12. bis 25. März)

Die nebenstehende Grafik zeigt der Strahlungsdosisleistungen auf dem Kraftwerksgelände während der „heißen Phase“ der Unfallserie.


Die nachfolgende Tabelle enthält eine Zusammenstellung einzelner, ausgewählter Messwerte aus einem längeren Zeitraum.

Datum (2011), Ortszeit Dosisleistung
(in mSv/h)
Ort Situation Quelle
11. März, 14:40 0,00004 Messstation 1 bis 8 Normalwert kurz vor dem Erdbeben Tepco[6]
12. März, 06:30 0,005 Messstation 6 GRS[7]
12. März, 15:36 bis zu 1,0 an Block 1 Explosion in Block 1 GRS[7]
12. März, ca. 18:30 0,07 an Block 1 GRS[7]
13. März, 11:13 1,2 an Block 1 GRS[7]
14. März, 11:44 0,020 Messstation 6 nach Explosion in Block 3 Tepco[8]
14. März, 12:30 0,004 Messstation 6 nach Explosion in Block 3 Tepco[9]
15. März, 06:10 966 an Block 2 ? nach Explosion in Block 2 JAIF[10]
15. März, ca. 10 Uhr 400 an Reaktorblock 3 nach Explosion in Block 2 Tepco[11]
15. März 0,6 Geländegrenze nach Explosion in Block 2 BBC[12]
15. März, 09:00 11,9 Haupttor IAEA[13]
15. März, 15:00 0,6 Haupttor IAEA[13]
16. März bis zu 10 Kraftwerksgelände nach Bränden in Block 4 Welt / Kyodo News[14]
16. März stabil 1,5 Haupttor siedende Abklingbecken Kyodo News[15]
17. März 3,6 nach Kühlversuch mit Löschfahrzeugen Kyodo News[16]
18. März, 05:00 0,279 1 km westlich von Reaktor 2 Kyodo News[17]
23. März 500 Erdgeschoss von Block 2 Bulletin of the A. S.[18]
25. März, 10:30 0,54 Haupttor Rückgang auf 0,205 bis 15:30 GRS[19]
1. April 0,14 Haupttor NISA[20]
18. April 10 bis 49 in Erdgeschoss von Reaktorgebäude 1 Messung mit ferngesteuerten Robotern JAIF[21]
18. April 28 bis 57 in Erdgeschoss von Reaktorgebäude 3 Messung mit ferngesteuerten Robotern JAIF[21]

Radioaktive Stoffe

Vom 22. März bis zum 30. März 2011 sowie ab dem 4. April 2011 entnahm Tepco täglich auch Luftproben vom Westrand des Kraftwerksgeländes und veröffentlichte jeweils am nachfolgenden Tag Analysenergebnisse für die Konzentrationen radioaktiver Stoffe.

Die folgende Tabelle gibt eine Auswahl der Messwerte wieder; dabei sind von Tepco getrennt ausgewiesene Konzentrationen für volatile und partikelhafte Stoffe jeweils addiert, da die Grenzwerte für die Arbeiter sich auf die Gesamtkonzentration beziehen. Die freigelassenen Felder entsprechen nicht durchgeführten oder nicht veröffentlichten Messungen; „–“ steht für „unterhalb der Nachweisgrenze“. Teils wurde auch auf Co58 (sprich: Cobalt-58) und Zr95 geprüft, jedoch ohne Nachweis. Die Angaben aus dem März könnten fehlerhaft sein, da hier die gleichen Auswertprobleme vorlagen wie nachfolgend im Abschnitt „Turbinengebäude“ beschrieben.[22]

Probenentnahme Konzentration in Bq/l
Datum Ort  131I   134Cs 136Cs 137Cs Ru105 99mTc 129Te 129mTe 132Te
22. März[23] Haupttor 1,20 0,048 0,040 0,031 0,082
26. März[24] Haupttor 0,56 0,03 0,0062 0,025 0,06 52 0,16
30. März[25] Westtor 0,60 0,072 0,0069 0,070 0,0030 63 0,27 0,083
6. April[26] Westtor 0,27 0,0093 0,0077
13. April[27] Westtor 0,21 0,023 0,037
20. April[28] Westtor 0,10 0,023 0,026
Grenzwert für Arbeiter
im Kraftwerk[23][25]
1 2 10 3 80 700 400 4 7

Wassermessungen

Abklingbecken

Tepco veröffentlichte folgende Analysen des Wassers in den Abklingbecken der Reaktorblöcke, einschließlich alter Vergleichswerte; nicht nachweisbare Nuklide sind mit „–“ gekennzeichnet:

Datum der
Probenentnahme
Block 2 (Bq/l) Block 3 (Bq/l) Block 4 (Bq/l)
Caesium-137 Caesium-134 Iod-131 Caesium-137 Caesium-134 Iod-131 Caesium-137 Caesium-134 Iod-131
Februar 2010[29] 280
2./3. März 2011[30][31] 130
12. April 2011[31] 93.000 88.000  220.000
16. April 2011[29][Anm. 1] 150.000.000 160.000.000  4.100.000
28. April 2011[31] 55.000 49.000 27.000
7./8. Mai 2011[31][30] 150.000.000 140.000.000 11.000.000 67.000 56.000 16.000
  1. Gemessen wurde im Abschöpftank (skimmer tank), in dem sich überlaufendes Wasser aus dem Abklingbecken sammelt.

Im zentralen Abklingbecken maß Tepco am 14. Mai 2011 170 Bq/l Caesium-134 und 1200 Bq/l Caesium-137. Iod-131 war nicht nachweisbar. Bei Vergleichsmessungen am 10. Februar war keines der drei Nuklide nachweisbar gewesen.[32]

Turbinengebäude

Block 1 bis 4 (von rechts nach links) mit Turbinenhallen in der Bildmitte

Ab dem 25. März veröffentlichte Tepco Messwerte aus dem Untergeschoss der Turbinengebäude von Block 1 bis 4, wo sich hoch kontaminiertes Wasser angesammelt hatte. Bereits am 24. März hatte Tepco in Block 1 eine Strahlungsemission an der Oberfläche des angesammelten Wassers von 200 Millisievert pro Stunde (mSv/h) gemessen, dies aber erst am 26. März veröffentlicht.[33] Die Wassertiefe in Block 1 belief sich auf 0,4 Meter; in den Blöcken 2 bis 4 waren es 1 Meter, 1,5 Meter und 0,8 Meter.[34]

Nuklid Konzentration
(Bq/l)
Chlor-38 1.600.000.000
Arsen-74 390.000
Yttrium-91 52.000.000
Iod-131 210.000.000
Caesium-134 160.000.000
Caesium-136 17.000.000
Caesium-137 1.800.000.000
Lanthan-140 340.000
Alte, teils fehlerhafte Block-1-
Messwerte vom 24. März[35]

Für Block 2 meldete Tepco über 1000 mSv/h,[36] für Block 4 750 mSv/h und für Block 1 jetzt nur noch 60 mSv/h[36] (1000 mSv/h war das obere Limit der vorhandenen Messgeräte[37]). Gleichzeitig entnahm Tepco auch Wasserproben, analysierte den Gehalt an Radionukliden und veröffentlichte die Ergebnisse am 26. März. Dabei ergab sich eine Radioaktivität, die zehn Millionen Mal höher ist als die übliche Strahlung im Kühlmittel eines Reaktors.[38] Am 27. März zog Tepco diese Daten wieder zurück, weil die ermittelte Konzentration von Iod-134 unplausibel sei. Man wolle die Messung noch einmal durchführen.[39] Die Wiederholungsmessung am 27. März ergab dann, dass entgegen den vorherigen Angaben weder Iod-134, noch Cobalt-56 oder Silber-108m nachweisbar war.[40] Die Radioaktivität des Wassers lag jetzt „nur“ noch beim 100.000 fachen des Normalwertes.[38]

Die japanische Atomaufsichtsbehörde (NISA) verwarnte Tepco nachdrücklich wegen der Unregelmäßigkeiten bei den Messungen. Tepco erklärte, der Grund dafür habe in einer falschen Verwendung der Auswertsoftware für die Analysen gelegen.[41][42]

Später veröffentlicht Tepco die folgenden, neu berechneten Messwerte für Block 1 bis 4 („–“ = nicht nachweisbar; mit Datum der Probenentnahme):[43][44]

Nuklid Konzentration (Bq/l)
Block 1 Block 2 Block 3 Block 4
26. März 27. März 24. März 22. April 24. März 21. April
Iod-131 150.000.000 13.000.000.000 1.200.000.000 660.000.000 360.000 4.300.000
Iod-132 13.000
Caesium-134 120.000.000 3.100.000.000 180.000.000 1.500.000.000 31.000 7.800.000
Caesium-136 11.000.000 320.000.000 23.000.000 44.000.000 3.700 240.000
Caesium-137 130.000.000 3.000.000.000 180.000.000 1.600.000.000 32.000 8.100.000
Barium-140 680.000.000 52.000.000 96.000.000 600.000
Lanthan-140 340.000.000 9.100.000 93.000.000 410 480.000
Molybdän-99 1.000
Technetium-99m 2.000.000 650
Tellur-129m 13.000
Tellur-132 14.000

Drainageschächte

Iod-131-Konzentration in den Drainageschächten von Block 1 bis 4
Caesium-137-Konzentration in den Drainageschächten von Block 1 bis 4

Für den 30. März veröffentlichte Tepco folgende Analyseergebnisse von Wasser, das sich in Drainageschächten neben den Turbinengebäuden angesammelt hatte (für Block 4 wurden keine Messwerte veröffentlicht; – = nicht nachweisbar):

30. März[45] Konzentration in Bq/l
Nuklid Block 1 Block 2 Block 3 Block 5 Block 6
Iod-131 430.000 80.000 22.000 1.600 20.000
Iod-132 8.300 - 13.000 - 580
Caesium-134 5.200 700 10.000 250 4.700
Caesium-136 390 65 940 27 390
Caesium-137 5.900 630 10.000 270 4.900
Lanthan-140 330 - 73 - 41
Niob-95 - 36 - - -
Tellur-129 1.200.000 - - - 81.000
Tellur-129m 8.700 1.700 - - 1.300
Tellur-132 3.000 390 540 100 600

Bis zum 13. April erhöhten sich die Nuklidkonzentrationen an den Turbinengebäuden 1 und 2 erheblich:

13. April[46] Konzentration in Bq/l
Nuklid Block 1 Block 2 Block 3 Block 4 Block 5 Block 6
Iod-131 400.000 610.000 3.600 17.000 160 190
Caesium-134 53.000 7.900 2.400 2.700 270 260
Caesium-137 60.000 9.100 2.400 2.700 280 280

Die übrigen Isotopkonzentrationen wurden ab dem 13. April nicht mehr veröffentlicht.

25. April[47] Konzentration in Bq/l
Nuklid Block 1 Block 2 Block 3 Block 4 Block 5 Block 6
Iod-131 130.000 610.000 20.000 93 130 380
Caesium-134 55.000 33.000 3.900 120 250 330
Caesium-137 64.000 37.000 4.200 130 310 390
6. Mai[47] Konzentration in Bq/l
Nuklid Block 1 Block 2 Block 3 Block 4 Block 5 Block 6
Iod-131 7.100 140.000 5.800 16 15 40
Caesium-134 14.000 15.000 900 62 49
Caesium-137 17.000 18.000 950 49 22 69
13. Mai[48] Konzentration in Bq/l
Nuklid Block 1 Block 2 Block 3 Block 4 Block 5 Block 6
Iod-131 25.000 54.000 63 160 14
Caesium-134 48.000 18.000 260 150 28
Caesium-137 57.000 21.000 250 170 33
25. Mai[49] Konzentration in Bq/l
Nuklid Block 1 Block 2 Block 3 Block 4 Block 5 Block 6
Iod-131 300 17.000 14
Caesium-134 5.700 17.000 160 21 13
Caesium-137 6.600 21.000 160 27 17
3. Juni[50] Konzentration in Bq/l
Nuklid Block 1 Block 2 Block 3 Block 4 Block 5 Block 6
Iod-131 1.600 1.800 1.700 230
Caesium-134 27.000 9.600 870 160
Caesium-137 33.000 12.000 950 170
11./18. Juli[51] Konzentration in Bq/l
Nuklid Block 2 Block 3 Block 5
Plutonium-238
Plutonium-239, -240

Meerwasserkanäle

Profil der Reaktorblöcke: 1. Reaktorgebäude, 2. Turbinenhalle, 3.-5. Meerwasserkanal; kontaminierter Kabelschacht im Bereich 7 in Richtung Meer
Nuklidkonzentrationen im Wassereinlass von Block 2, 2. April bis 15. Juni 2011

Am 1. April maß Tepco oben im Meerwasserkanal von Block 1 (siehe Grafik, Punkt 3) eine Konzentration von Iod-131, die die gesetzlichen Grenzwerte um das 10.000-fache überschritt, und bezeichnete diesen Wert als „extrem hoch“. Normalerweise ist die Konzentration von Radionukliden an dieser Stelle so gering, dass sie nicht nachweisbar ist.[52][53]

Am 2. April 2011 maß Tepco in einem Kabelschacht nahe dem Wassereinlass für Reaktorblock 2 (siehe Grafik, Bereich 7) eine Dosisleitung von über 1000 mSv/h.[54] Auch hier befand sich Wasser mit einer Iod-131-Aktivität, die um das 10.000-fache über den gesetzlichen Grenzwerten lag und das durch ein Leck ins Meer austrat.[55]

Im Wassereinlass von Block 2 maß Tepco in den nächsten Tagen und Wochen folgende Konzentrationen von Radionukliden (die Caesium-134-Konzentrationen waren fast identisch mit denen von Caesium-137). Zusätzlich ist in der Tabelle das Aktivitätsverhältnisses von Iod-131 und Caesium-137 angegeben. Ein Anstieg könnte auf eine erhöhte Aktivität im Reaktor hinweisen, oder auf eine erfolgreiche Ausfilterung des Caesiums durch Zeolithe (siehe unten).

Datum der
Proben-
entnahme
Messwerte für Caesium-137 Messwerte für Iod-131 Verhältnis
131I/137Cs
Quelle
Konzentration
(Bq/l)
relativ zum
Grenzwert
Konzentration
(Bq/l)
relativ zum
Grenzwert
2. April 000000300000000.0000000000300.000.000 000000007500000.00000000007.500.000 Kyodo News[56]
3. April 000000036000000.000000000036.000.000 000000000410000.0000000000410.000 000000079000000.000000000079.000.000 000000002000000.00000000002.000.000 2,2 Tepco[57]
4. April 000000096000000.000000000096.000.000 000000001100000.00000000001.100.000 000000200000000.0000000000200.000.000 000000005000000.00000000005.000.000 2,1 Tepco[58]
5. April Beginn der Versuche, das Leck mit Wasserglas zu verschließen[59]
5. April 000000005500000.00000000005.500.000 000000000061000.000000000061.000 000000011000000.000000000011.000.000 000000000280000.0000000000280.000 2,0 Tepco[60]
6. April, 07:40 000000003200000.00000000003.200.000 000000000036000.000000000036.000 000000005600000.00000000005.600.000 000000000140000.0000000000140.000 1,8 Tepco[61]
6. April, 09:30 Das Leck wurde mit Wasserglas verschlossen.[59]
7. April 000000001500000.00000000001.500.000 000000000017000.000000000017.000 000000002500000.00000000002.500.000 000000000063000.000000000063.000 1,7 Tepco[62]
8. April 000000000630000.0000000000630.000 000000000007000.00000000007.000 000000000930000.0000000000930.000 000000000023000.000000000023.000 1,5 Tepco[63]
10. April 000000000110000.0000000000110.000 000000000001200.00000000001.200 000000000130000.0000000000130.000 000000000003300.00000000003.300 1,2 Tepco[64]
12. April 000000000084000.000000000084.000 000000000000930.0000000000930 000000000100000.0000000000100.000 000000000002500.00000000002.500 1,2 Tepco[65]
14. April, 07:30 000000000033000.000000000033.000 000000000000370.0000000000370 000000000042000.000000000042.000 000000000001100.00000000001.100 1,3 Tepco[66]
14. April, 12:30 Ein Schlammwall („silt curtain“) vor den Wassereinlässen von Block 1 und 2 wird fertiggestellt.[67] Der Abfluss des kontaminierten Wassers ins Meer wird eingedämmt.
15. April Drei Säcke á 100 kg Zeolithe werden am Wassereinlass von Block 2 deponiert, um Teile des Caesiums zu binden.[68]
15. April 000000000130000.0000000000130.000 000000000001400.00000000001.400 000000000260000.0000000000260.000 000000000006500.00000000006.500 2,0 Tepco[69]
16. April 000000000092000.000000000092.000 000000000001000.00000000001.000 000000000240000.0000000000240.000 000000000006000.00000000006.000 2,6 Tepco[70]
17. April Weitere sieben Säcke mit Zeolithen werden am Wassereinlass von Block 2 deponiert.[71]
19. April 000000000024000.000000000024.000 000000000000270.0000000000270 000000000047000.000000000047.000 000000000001200.00000000001.200 1,5 Tepco[72]
24. April 000000000021000.000000000021.000 000000000000230.0000000000230 000000000029000.000000000029.000 000000000000730.0000000000730 1,4 Tepco[73][74]
28. April 000000000021000.000000000021.000 000000000000230.0000000000230 000000000120000.0000000000120.000 000000000003000.00000000003.000 5,7 Tepco[75]
30. April 000000000007300.00000000007.300 000000000000081.000000000081 000000000130000.0000000000130.000 000000000003300.00000000003.300 17,8 Tepco[76]
2. Mai 000000000005600.00000000005.600 000000000000062.000000000062 000000000230000.0000000000230.000 000000000005800.00000000005.800 41,1 Tepco[77]
4. Mai 000000000004200.00000000004.200 000000000000047.000000000047 000000000033000.000000000033.000 000000000000830.0000000000830 7,9 Tepco[78]
6. Mai 000000000003400.00000000003.400 000000000000038.000000000038 000000000009800.00000000009.800 000000000000250.0000000000250 2,9 Tepco[79]
8. Mai 000000000005100.00000000005.100 000000000000057.000000000057 000000000005600.00000000005.600 000000000000140.0000000000140 1,1 Tepco[80]
10. Mai 000000000005000.00000000005.000 000000000000056.000000000056 000000000006700.00000000006.700 000000000000170.0000000000170 1,3 Tepco[81]

Block 1 und 2 bilden eine bauliche Einheit. Es bestehen Verbindungen, durch die das Wasser von einem Block in den anderen gelangen kann.[82] Daher könnten die an Block 2 gemessenen Radionuklide auch aus Reaktor 1 stammen.

Grundwasser

Ab dem 8. April 2011 veröffentlichte Tepco in unregelmäßigen Abständen Messwerte des Wassers in einem Brunnen oder Schacht („deep well“) am Westrand des Kraftwerksgeländes.[83] Ob die Öffnung abgedeckt ist oder eine Kontamination aus der Luft möglich war, wurde nicht angegeben. Das Grundwasser im Bereich des Kraftwerks fließt in den Pazifik (siehe Die Ghijben-Herzberg-Gleichung), also von West nach Ost. Werte ohne Angabe (-) waren nicht nachweisbar.

Datum der
Probenentnahme
Konzentration (Bq/l)
    Iod-131     Caesium-134 Caesium-137
6. April[84] 79 24 33
13. April[46] - - -
17. April[85] 15 - -
18. April[86] 8 8 -
20. April[87] - - -
22. April[88] - 7 -
25. April[89] - - -
gesetzlicher Grenzwert: 40 60 90

Bei 23 weiteren Messungen vom 27. April bis zum 17. Juni 2011 wurden keine Radionuklide mehr im Wasser des Brunnens nachgewiesen.[90]

Bodenproben

Plutonium

Am 28. März veröffentlichte Tepco Analyseergebnisse von Bodenproben, die am 21. und 22. März auf dem Kraftwerksgelände entnommen und anschließend von unabhängigen Spezialisten auf Plutonium untersucht worden waren.[91][92] Drei von fünf Proben waren unauffällig; die anderen beiden enthielten eine auffällig hohe Konzentration von Plutonium-238 (238Pu), das laut Tepco bei den Nuklearunfällen freigesetzt worden sein könnte. Die Gesamtkonzentration (Summe aus Plutonium-238, -239 und -240) in jeder der fünf Proben lag laut Tepco im Bereich der üblichen Plutoniumkonzentrationen in japanischen Böden, verursacht durch den radioaktiven Niederschlag der in der Vergangenheit liegenden oberirdischen Kernwaffentests.[91][93]

Am 25. und 28. März wiederholte Tepco die Messungen an den beiden auffälligen Punkten und an zwei bzw. einem weiteren Punkt. Wieder waren die zwei gleichen Punkte auffällig.[94]

Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse dieser drei und weiterer Messungen an den zwei auffälligen Punkten („n.n.“ = nicht nachweisbar) im Vergleich mit den üblichen Werten in Japan. Die Spalte "Verhältnis" gibt das Aktivitätsverhältnis wieder, nicht das Konzentrationsverhältnis. Das Konzentrationsverhältnis ist aufgrund der viel kürzeren Halbwertszeit von Pu-238 wesentlich geringer.

Datum der
Proben-
entnahme
Freifläche, 500 m westnordwest von Block 1/2[95] neben dem Abfalllager, 500 m südsüdwest von Block 1/2[95]
238Pu
(Bq/kg)
239Pu, 240Pu
(Bq/kg)
Verhältnis
238Pu / 239Pu,240Pu
238Pu
(Bq/kg)
239Pu, 240Pu
(Bq/kg)
Verhältnis
238Pu / 239Pu,240Pu
21./22. März[93] 000000000000000.54000000000,54 ± 0,062 000000000000000.27000000000,27 ± 0,042 2,0 000000000000000.18000000000,18 ± 0,033 000000000000000.19000000000,19 ± 0,034 0,94
25. März[94] 000000000000000.14000000000,14 ± 0,031 000000000000000.08700000000,087 ± 0,023 1,6 000000000000000.06600000000,066 ± 0,020 n.n.  –
28. März[94] 000000000000000.26000000000,26 ± 0,022 000000000000000.12000000000,12 ± 0,014 2,2 000000000000000.05100000000,051 ± 0,008 000000000000000.02600000000,026 ± 0,006 2,0
31. März[96] 000000000000000.16000000000,16 ± 0,031 n.n.  – 000000000000000.32000000000,32 ± 0,040 n.n.  –
4. April[96] 000000000000000.21000000000,21 ± 0,019 000000000000000.06300000000,063 ± 0,001 3,3 n.n. n.n.  –
11. April[97] 000000000000000.12000000000,12 ± 0,012 000000000000000.05900000000,059 ± 0,008 1,5 000000000000000.08300000000,083 ± 0,009 000000000000000.03200000000,032 ± 0,006 1,5
Vergleichswert[93] n.n. bis 0,15 n.n. bis 4,5 0,026 n.n. bis 0,15 n.n. bis 4,5 0,026

Uran

Am 28. März wurde auch die Konzentration von Uran-234, -235 und -238 in beiden Proben analysiert. Laut Tepco lag sie auf natürlichem Niveau.[98]

Strontium

Am 9. Mai veröffentlichte Tepco Strontium-Messwerte von Bodenproben, die am 18. April genommen worden waren. Die Proben stammten aus fünf Zentimetern Tiefe an drei Punkten in 500 Metern Entfernung von den Reaktorblöcken 1 und 2. Es wurden Strontium-89-Konzentrationen bis 4.400 Bq/kg und Strontium-90-Konzentrationen bis 570 Bq/kg gemessen. Letzteres ist 120-mal mehr als die bisherigen Höchstwerte, die in der Präfektur Fukushima nach oberirdischen Kernwaffentests im 20. Jahrhundert nachgewiesen wurden. [99] Strontium-89 hat nur 50 Tage Halbwertszeit.

Personen

siehe Strahlungsbelastung und Kontamination von Mitarbeitern im Kraftwerk

Kontamination der Umgebung

USS Ronald Reagan wird dekontaminiert

Luftmessungen

Den ersten Hinweis auf eine Existenz einer „radioaktiven Wolke“ lieferte ein US-amerikanischer Flugzeugträger. Zwischen dem 13. und 14. März 2011 fuhr die USS Ronald Reagan hundert Meilen vor der Küste Japans durch ein radioaktiv belastetes Gebiet und wurde kontaminiert. Die Strahlungsbelastung von Crewmitgliedern an Deck lag innerhalb einer Stunde ungefähr 700-fach über dem Normalwert.[100]

Später setzte die United States Air Force Drohnen vom Typ Northrop Grumman RQ-4 Global Hawk und Flugzeuge vom Typ Lockheed U-2 und Boeing C-135 Constant Phoenix ein, um Daten aus der Umgebung des Kraftwerks zu sammeln.[101][102] Auch wurden Nuclear Emergency Support Teams des Energieministeriums der Vereinigten Staaten zur Unterstützung nach Japan gerufen.

Anmerkung: Die obenstehenden Grafiken verwenden Millirem pro Stunde (tausendstel Rem pro Stunde; mR/h) als Einheit, wobei 1 mR/h = 0,01 mSv/h.

Präfektur Fukushima

Die folgende Tabelle gibt eine Auswahl von Messwerte aus verschiedenen Quellen aus dem Umfeld des Kraftwerks wieder:

Datum (2011) Dosisleistung
(in mSv/h)
Ort Quelle
21. März 000000000000000.16100000000,161 Namie, 30 km nordwestlich von Fukushima I Kyodo News[103]
24. März 0,016–000000000000000.05900000000,059 30–32 km nordwestlich von Fukushima I IAEA[104]
26. März 0,02-000000000000000.10000000000,1 ca. 30-40 km nordwestlich von Fukushima I Greenpeace[105][Anm. 1]
26. März 0,002-000000000000000.00600000000,006 Fukushima-Stadt, 60 km nordwestlich von Fukushima I Greenpeace[105][Anm. 1]
27. März 0,007-000000000000000.01000000000,010 Iitate, 40 km nordwestlich von Fukushima I Greenpeace[106][Anm. 1]
29. März 000000000000000.07350000000,0735 20 km nordwestlich von Fukushima I MEXT[107]
29. März 000000000000000.04300000000,043 30 km nordwestlich von Fukushima I MEXT[107]
3. April 000000000000000.00030000000,0003 160-650 Meter oberhalb von Kawamata, 47 km nordwestlich von Fukushima I Kyodo News[108]
13. April 000000000000000.02600000000,026 Namie, 30 km nordwestlich von Fukushima I Kyodo News[109]
13. April 000000000000000.00210000000,0021 Fukushima-Stadt, 60 km nordwestlich von Fukushima I Kyodo News[109]
  1. a b c Greenpeace betonte, dass ihre Messergebnisse die Messungen japanischer Behörden bestätigten.

   ———

Am 3. Mai 2011 veröffentlichte die japanische Regierung umfangreiche Prognosen und Berechnungen zur radioaktiven Kontamination aus der Zeit ab dem 11. März, die sie bis dahin unter Verschluss gehalten hatte.[110] Die Berechnungen der kumulierten Strahlendosis zeigten für den Zeitraum vom 12. März bis zum 24. April besonders hohe Werte für Gebiete südlich und nordwestlich des Kraftwerks. In Teilen von Futaba und Namie lag die Dosis oberhalb von 100 mSv; in Teilen von Ōkuma, Tomioka, Katsurao und Iitate waren es über 10 mSv.[111]

Strahlungsmesswerte aus Shinjuku, Tokio, vom 15. März bis zum 18. April 2011

Tokio

Das Tokyo Metropolitan Institute of Public Health veröffentlichte regelmäßig Messwerte aus dem Tokioter Bezirk Shinjuku (siehe Grafik). Die Werte wurden in Mikrogray pro Stunde (µGy/h) angegeben. Für die hier gemessene Kombination aus Röntgen-, Beta- und Gammastrahlung (ohne Alphastrahlung) ist 1 µGy/h = 0,001 mSv/h = 1 µSv/h.

Weitere Präfekturen

Die folgenden Diagramme zeigen die gemessenen Ortsdosisleistungen aus verschiedenen Präfekturen, von Mitte März bis Mitte April:

Niederschläge

Ende Mai untersuchte die Universität Tokio 21 Schneeproben von sieben Berggipfeln in der Präfektur Fukushima. In 14 davon lag die Radioaktivität oberhalb des gesetzlichen Trinkwassergrenzwerts von 200 Becquerel pro Kilogramm.[112]

Nahrungsmittel

Zum Vergleich: Die natürliche Radioaktivität der meisten Nahrungsmittel in Deutschland liegt im Bereich von 30 bis 200 Bq/kg.[113]

Japan

Strahlungsbelastung durch die Nuklearunfälle von Fukushima (Nordteil der Insel Honshū)
Kernkraftwerk Fukushima I
Kernkraftwerk Fukushima I
Die Präfekturen Fukushima und Ibaraki wurden besonders stark kontaminiert.
März 2011

Am 19. März 2011 gab die IAEA Messwerte japanischen Behörden für radioaktives Iod in Milch in der Präfektur Fukushima sowie bei Gemüse in der Präfektur Ibaraki bekannt. Die Messungen wurden zwischen dem 16. und 18. März 2011 durchgeführt. Dabei wurden Grenzwertüberschreitungen festgestellt. In der Milch wurde am 16. März bis zu 1.510 Bq/kg festgestellt, was dem fünffachen des japanischen Höchstwertes für das Inverkehrbringen entspricht.[114][115] Das japanische Gesundheitsministerium begann mit der Prüfung eines Verkaufsverbots von Nahrungsmitteln aus der Präfektur Fukushima.[116]

Am 20. März vermeldete das japanische Gesundheitsministerium, dass auch in der Stadt Kawamata in der Präfektur Fukushima radioaktives Iod oberhalb der Grenzwerte in Milch nachgewiesen wurde.[117] Darüber hinaus wurden in der Stadt Hitachi Kontaminationen des Blattgemüses Kakina mit Cäsium-137 und Iod-131 gefunden, die oberhalb der zulässigen Grenzwerte von 500 bzw. 2.000 Bq/kg lagen.[118]

Am 21. März erließen die Nuklearen Notfallreaktions-Hauptquartiere (Nuclear Emergency Response Headquarters) der Präfekturen Fukushima, Ibaraki, Tochigi und Gunma einen Versandstopp (suspension of shipment) für Spinat, Kakina und Rohmilch.[119] Die Weltgesundheitsorganisation in Genf äußerte sich „stark besorgt“ über die radioaktive Belastung von Nahrungsmitteln.[120]

Das japanischen Gesundheitsministerium erließ am 23. März ein Verkaufs- und Verzehrverbot für verschiedene Gemüsesorten aus der Präfektur Fukushima und ein Verkaufsverbot für frische Rohmilch und Kräuter aus der Präfektur Ibaraki.[121]

April 2011

Am 3. April meldete das Gesundheitsministerium für Pilze aus Iwaki, Präfektur Fukushima, Werte von 890 Bq/kg Caesium-134 und 3.100 Bq/kg Iod-131. Diese lagen oberhalb der Grenzwerte von 500 bzw. 2.000 Bq/kg. Das Ministerium bat die Landwirte in Iwaki, keine Pilze mehr zu auszuliefern.[108] Später wurde der Verkauf von Shiitake-Pilzen aus verschiedenen Teilen der Präfektur Fukushima verboten.[122][123]

Am 4. April begann das Gesundheitsministerium damit, die Verkaufsverbote für Lebensmittel zu differenzieren. Es solle nur noch der Verkauf von Produkten aus Stadtgebieten mit hoher Strahlenbelastung und von Produkten mit Grenzwertüberschreitungen eingeschränkt bleiben.[124]

Nachdem in Sandaalen, die in den Küstengewässern der Präfektur Ibaraki gefangen wurden, eine höher als gesetzlich erlaubte Menge an radioaktivem Caesium nachgewiesen wurde, erließ die Präfektur Ibaraki am 5. April 2011 ein Fangverbot für Sandaale.[125] Die meisten Fischer in der Präfektur Ibaraki stellten ihre Arbeit weitgehend ein.[126] Am 13. April wurden 12.500 Bq/kg radioaktives Caesium in einem vor Ibaraki gefangenen Fisch entdeckt, bei einem gesetzlichen Grenzwert von 500 Bq/kg.[127]

Landwirtschaftsminister Michihiko Kano gab am 10. April bekannt, dass Reisbauern, die wegen der Kontaminationen nichts neu anpflanzen können, dafür voll entschädigt werden sollen.[128]

Am 27. April wurden Verkaufs- und Verzehrverbote für Gemüse aus einer Reihe von Orten und Bezirken in der Präfektur Fukushima und der Präfektur Tochigi aufgehoben.[129] In dem Ort Ōtama, Fukushima, lag die Kontamination von Spinat mit 960 Bq/kg immer noch über dem gesetzlichen Grenzwert von 500 Bq/kg; in Tamura waren es 510 Bq/kg.[130]

Mai 2011

Zwischen dem 3. und 9. Mai entnahm die Umweltschutzorganisation Greenpeace zehn Proben von Meeresalgen in 42 bis 65 Kilometern Entfernung vom Kraftwerk und mindestens 22 Kilometern Abstand zur Küste (die japanische Regierung hatte Greenpeace die Einfahrt in die 12-Meilen-Zone verwehrt). Weitere Helfer entnahmen zwölf Algenproben von verschiedenen Punkten entlang der Küste der Präfekturen Miyagi, Fukushima und Ibaraki.[131] Laboruntersuchungen vom 21 der Proben am 19. und 22. Mai ergaben Caesium-137-Konzentrationen im Bereich von unter 1 bis 1450 Bq/kg, mit einem Mittelwert und einer Standardabweichung von jeweils rund 380 Bq/kg und einem gesetzlichen Grenzwert von 500 Bq/kg. Die Iod-131-Konzentrationen lagen bei unter 2 bis rund 127.000 Bq/kg, mit einem Mittelwert von rund 22.200 und einer Standardabweichung von rund 41.600 Bq/kg. Der Iod-131-Grenzwert beträgt 2000 Bq/kg.[132][133][134]

Am 11. Mai reagierte die japanische Regierung auf die Importbeschränkungen für Lebensmittel mehrerer Länder und hielt eine Pressekonferenz ab, in der sie die Sicherheit der japanischen Lebensmittelexporte betone.[135]

Während der zweiten Maihälfte wurden radioaktive Kontaminationen von Teeblättern in den Präfekturen Ibaraki, Gunma, Saitama, Chiba, Kanagawa und Shizuoka festgestellt, etwa 100 bis 300 Kilometer süd-südwestlich von Fukushima I. An vielen Orten lagen die Caesium-Konzentrationen mit Werten zwischen 500 und 800 Bq/kg oberhalb des Grenzwertes von 500 Bq/kg. Die lokalen Behörden forderten die Teepflanzer zu freiwilligen Verkaufsstopps auf. Teils kamen die Produzenten diesen Forderungen nach, teils verkauften sie den radioaktiven Tee trotzdem weiter an ihre Kunden. Im Mai beginnt in Japan die Teeernte.[136][137][138]

Im Mai hoben die Behörden Verkaufs- und Verzehrverbote für verschiedene Gemüsesorten in verschiedenen Gebieten außerhalb der 20-Kilometer-Zone um das Kraftwerk auf: In den Orten Soma, Minamisōma und Iwaki, den Landkreisen Aizu, Minamiaizu und Soso sowie Teilen der Regionen Kennan, Kenchu und Kenhoku.[139] Shiitake-Pilze aus Tamura, Shinchi und Kawauchi durften ebenfalls wieder verkauft werden,[140] ebenso wie Rohmilch aus Teilen von Kawamata und Minamisōma.[141] Neue Verkaufsverbote wurden für Bambussprossen aus verschiedenen Orten der Präfektur Fukushima und für Straußenfarn aus den Städten Fukushima und Koori erlassen.[142]

Juni - Juli 2011

Anfang Juni verbot die japanische Regierung den Verkauf von Teeblättern aus der Präfektur Ibaraki und aus Teilen der Präfekturen Tochigi, Chiba und Kanagawa.[143]

Im Juli wurden Caesium-Kontaminationen in Rindfleisch aus Minamisōma entdeckt. Die Radioaktivität lag bei 1530 bis 3200 Bq/kg.[144]

Import nach Europa

Am 25. März erließ die Europäische Union eine Eilverordnung, mit der sie eine „radiologische Notstandssituation“ feststellte.[145] Damit traten erhöhte Grenzwerte für die radioaktive Belastung von Nahrungsmitteln[146][147] und Futtermitteln in Kraft, die in den Jahren 1987 bis 1990 – nach der Katastrophe von Tschernobyl – für solche Situationen festgelegt worden waren. Die höheren Grenzwerte gelten seit dem 25. März 2011 in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Die EU kann eine „radiologische Notstandssituation“ feststellen, wenn die gewöhnlichen Höchstwerte wahrscheinlich erreicht werden oder wurden.

Am 8. April setzte die Europäische Kommission dann die Grenzwerte speziell für Importe aus Japan wieder herunter. Für Caesium-134 und Caesium-137 gelten seitdem auch in Europa die japanischen Grenzwerte von 500 Becquerel pro Kilogramm.[148]

Leitungswasser

Präfektur Fukushima
Präfektur Tochigi
Präfektur Tokio
Präfektur Chiba

Die nebenstehenden Grafiken geben die Leitungswasser-Kontaminationen mit Iod-131 von ca. Mitte März bis Anfang April wieder. Die Messwerte stammen aus Wasseraufbereitungsanlagen in verschiedenen Präfekturen. Als Vergleichswerte sind jeweils der Grenzwert für Erwachsene (rote Linie) und Kleinkinder (orange Linie) eingetragen.

Am 15.[149] und 19. März wurden im Trinkwasser Tokios geringe Mengen von radioaktivem Iod (Grenzwert: 300 Bq/l) festgestellt.[150] Am 20. März gab das Gesundheitsministerium bekannt, man habe erstmals seit 1990 Spuren von radioaktivem Iod im Leitungswasser aller Fukushima benachbarten Präfekturen und im Großraum Tokios gefunden, am meisten (77 Bq/l) in Tochigi, sowie radioaktives Caesium (Grenzwert: 200 Bq/l) in zwei Präfekturen. Sie seien noch gesundheitlich unbedenklich.[151] Jedoch warnte die Regierung die Bewohner der Präfektur Fukushima vor der Einnahme von Leitungswasser.[120]

In Shinjuku, Tokio, stieg die Iod-131-Belastung von 1,47 Bq/kg am 18. März auf 31,8 Bq/kg am 25. März. Die Caesium-134/137-Belastung stieg von 0,15 bzw. 0,21 Bq/kg am 19. März auf 0,92 bzw. 1,22 Bq/kg am 25. März.[152] Am 22. März[153] lag der Wert für Iod-131 in einer Wasseraufbereitungsanlage in Tokio mit 210 Bq/kg erstmals über dem für Kleinkinder zulässigen Grenzwert von 100 Bq/l. Bis zum 25. März als dieser wieder unterschritten wurde,[154] empfahl die Präfekturverwaltung Kindern unter einem Jahr kein Leitungswasser zu verabreichen.[155] Der Anstieg war hauptsächlich dem Regen geschuldet, da im gleichen Zeitraum der Fallout (Staub und Regen) von Iod-131 von 51,4 Bq/m² am 18. März auf 32.300 Bq/m² am 21. März stieg und für Caesium-137 von unter der Messschwelle auf 5.300 Bq/m². Mit Ende des Niederschlags am 24. März reduzierten sich die Werte auf 173 Bq/m² und 36,9 Bq/m².[156]

Am 21. bis 22. März überschritten die Iod-131-Konzentrationen in den Städten Kawamata, Minamisōma und Iwaki in der Präfektur Fukushima mit 174 Bq/l, 137 Bq/l und 103 Bq/l die Grenzwert für Kleinkinder von 100 Bq/l.[157]

Am 26. März wurde Iod-131 im Trinkwasser von 12 der 47 Präfekturen nachgewiesen, jedoch nur in der Präfektur Tochigi mit einem für Kleinkinder gefährlichen Wert von 110 Bq/l; in den übrigen Präfekturen waren es weit unter 100 Bq/l. Caesium-137 fand sich im Trinkwasser von 6 Präfekturen, jedoch nur in Spuren von weniger als 10 Bq/l.[158]

Am 4. April begann das Gesundheitsministerium damit, die Warnungen vor dem Trinken von Leitungswasser zu differenzieren. Nur wenn die Grenzwerte innerhalb eines Durchschnitts der letzten drei Tage [in einem Stadtgebiet?] überschritten werden, solle weiter gewarnt werden.[124]

Am 11. Mai gaben die Behörden das Leitungswasser in Iitake wieder für Babys frei.[159]

Böden

Des japanischen Kultus- und Technologieministeriums MEXT nahm zwischen dem 18. und 22. März Bodenproben an zehn verschiedenen Stellen in 25 bis 40 Kilometer Entfernung zum Kraftwerk. Dabei wurden Caesium-137-Konzentrationen von 1.260 bis 163.000 Becquerel pro Kilogramm (Bq/kg) und Iod-131-Konzentrationen von 6.970 bis 1.170.000 Bq/kg festgestellt.[160] Am 30. September veröffentlichte das Ministerium Karten der Strontium- und Plutoniumkontamination, gewonnen aus je 50 Bodenprobenahmen.[161] [162]

Lage von Iitate und Evakuierungszonen
Hot Spot in Iitate

Die jeweiligen Höchstwerte ergaben sich in Bodenproben vom 20. März vom Gelände eines Bauernhofs in dem Dorf Iitate, 40 Kilometer nordwestlich von Fukushima Daiichi.[163][160] Die nächste Probe vom 21. März ergab für Iitate nur noch 39.900 Bq/kg Caesium-137 und 207.000 Bq/kg Iod-131.[164] Bis zum Monatsende gingen die Messwerte in Iitate weiter zurück.[165]

Der Ort mit dem zweithöchsten Messwert war die Stadt Kawamata, rund 10 Kilometer westliche von Iitate, mit 14.200 Bq/kg Caesium-137 und 84.300 Bq/kg Iod-131 am 18. März. In der Stadt Minamisōma, nur 25 Kilometer vom Kraftwerk entfernt, wurden am gleichen Tag 4.040 Bq/kg Caesium-137 und 35.800 Bq/kg Iod-131 gemessen.[160]

Bodenoberflächen

Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) veröffentlichte ab dem 21. März in unregelmäßigen Abständen eigene Messungen aus der weiteren Umgebung des Kraftwerks. Dabei gab sie jeweils nur den Minimal- und Maximalwert aller Messpunkte eines Tages an. Diese Art der zusammenfassenden Darstellung stieß in der Fachgemeinde auf Kritik.[166]

Die folgende Tabelle gibt die IAEO-Messungen der Gamma-Beta-Kontamination an der Bodenoberfläche wieder, wobei Messungen an aufeinanderfolgenden Tagen in der gleichen Himmelsrichtung zur besseren Übersicht zusammengefasst sind:

Datum Anzahl Messungen Lage zum Kraftwerk Messwerte (kBq/m²)
Entfernung (km) Himmelsrichtung Minimum Maximum
20. März[167] 16 - 58 200 900
23. März[168] 30 - 73 20 600
24. März[104] 34 - 73 west 40 400
25. März[154] 34 - 62 70 960
26. März[169] 23 - 97 süd, südwest 20 400
27./28. März[170][171] 30 - 46 20 3.100
29. März[172] 32 - 62 nord, nordwest 50 450
31. März[173] 7 23 - 30 süd 40 340
1. April[174] 9 30 - 58 west 10 490
2. April[175] 7 32 - 62 nord, nordwest 90 460
4.-6. April[176][177][178] 21 16 - 41 süd, südwest 10 3.200
8. April[179][180] 16 24 - 62 nord, nordwest 30 5.000
10. April[181] 7 23 - 39 süd, südwest 10 180
11.-13. April[182][183][184] 16 20 - 62 west, nordwest 10 2.100
14. April[13] 11 15 - 39 süd, südwest 160 2.500
Weitere Hot Spots

In den nachfolgenden Monaten gab es verschiedene Berichte über hohe Kontaminationen in Straßengräben und Geländeniederungen. Mitte August meldeten die Behörden zum Beispiel 186.000 Bq/kg für Schlamm in eine Graben in Aizu-Wakamatsu, Präfektur Fukushima, etwa 100 Kilometer westlich des Kraftwerks.[185]

Personen

In der Präfektur Fukushima wurden bis zum 30. März 2011 insgesamt 110.340 Menschen auf radioaktive Kontamination getestet. Bei 102 davon lag die Kontamination in bekleidetem Zustand oberhalb der Grenze von 100.000 Becquerel. Unbekleidet überschritt keine der untersuchten Personen diesen Grenzwert.[186]

Am 20. April wurde in der Muttermilch einer Frau in Kashiwa in der Präfektur Chiba eine Iod-131-Konzentration von 36 Bq/kg gemessen. Radioaktives Caesium war nicht nachweisbar. Die Iod-131-Konzentrationen in der Milch von drei weiteren untersuchten Frauen war geringer.[187]

Vom 24. bis zum 28. April ließ das japanische Gesundheitsministerium Muttermilchproben von 23 Frauen aus Tokio, den Präfekturen Fukushima, Ibaraki und Chiba sowie einer weiteren Präfektur nehmen. In der Milch einer Frau, die sich bis zum 14. März innerhalb der 30-Kilometer-Zone um das Kraftwerk aufgehalten hatte, wurden 3,5 Bq/kg radioaktives Iod und 2,4 Bq/kg radioaktives Caesium festgestellt. Bei sechs weiteren Frauen aus den Präfekturen Ibaraki und Chiba lag die spezifische Aktivität der Muttermilch zwischen 2,2 und 8,0 Bq/kg. Diese Werte sind nach Aussage des Ministeriums ungefährlich für Babys. Der japanische Grenzwert für Säuglingsnahrung liegt bei 100 Bq/kg.[188]

Eine Untersuchung der Japanischen Gesellschaft für Pädiatrie im August 2011 ergab bei der Hälfte von 1139 untersuchten Kindern in der Präfektur Fukushima geringe Iod-131-Belastungen der Schilddrüse. Die höchste gemessene Dosis war 35 Millisievert; Werte bis 100 gelten nach Angabe der Gesellschaft als unbedenklich.[189]

Caesium-137-Kontamination entlang der Küste, 21. März bis 5. Mai 2011 (Quelle: GRS)
Iod-131-Kontamination entlang der Küste, 21. März bis 5. Mai 2011

Meerwasser

Zur Gesamtfreisetzung radioaktiver Stoffe ins Meer, siehe Freisetzung ins Meer.

Am Kraftwerk

Aufbau der Anlage: Wassereinlässe dunkelblau dargestellt, Wasserauslass von Block 1 bis 4 am unteren (südlichen) Bildrand (nicht gekennzeichnet)

Am 21. März 2011 stellte Tepco im Meerwasser nahe dem Wasserauslasskanal der Reaktorblöcke 1 bis 4 über den gesetzlichen Grenzwerten liegende Konzentrationen von Iod-131, Caesium-134 und Caesium-137 fest und unterrichtete die NISA.[190] Die Medienberichterstattung über dieses Ereignis konzentrierte sich auf die Iod-131-Werte,[191] die wesentlich höher ausfielen, aber langfristig ungefährlicher sind als die Caesiumwerte. Meeresbiologen warnten davor, dass sich Caesium-134 und -137 wegen ihrer langen Halbwertszeiten von zwei beziehungsweise dreißig Jahren in der Nahrungskette anreichern könnten.[192][193] Die japanische Atomaufsichtsbehörde NISA bestritt eine Gefährdung ozeanischen Lebens.[194]

Die nebenstehenden Grafiken geben die von Tepco veröffentlichten Caesium-137- und Iod-131-Messwerte an vier Punkten entlang der Küste (logarithmische Darstellung):

  • 30 Meter nördlich des Wasserauslasses von Block 5 und 6, ungefähr 2 Kilometer nördlich von Block 1
  • 330 Meter südlich des Wasserauslasses von Block 1 bis 4
  • 10 Kilometer weiter südlich, am Kernkraftwerk Fukushima II
  • 16 Kilometer südlich von Fukushima I

Die folgende Tabelle enthält eine Auswahl der Messwerte für den zweiten Messpunkt nahe dem Wasserauslass von Block 1 bis 4. Die Konzentrationen von Caesium-134 waren jeweils fast identisch mit denen von Caesium-137 (maximal 3 % Abweichung nach unten). Die Messungen wurden jeweils erst am Tag nach der Probenentnahme abgeschlossen, so dass die veröffentlichten und in der Tabelle enthaltenen Messwerte für Iod-131 wegen der geringen Halbwertszeit von acht Tagen jeweils etwas niedriger sind als zum Zeitpunkt der Probenentnahme.

Neben der Konzentration in Becquerel pro Liter ist jeweils das Verhältnis zum gesetzlichen Grenzwert für Meerwasser abgegeben. Die japanischen Grenzwerte für Iod-131, Caesium-134 und Caesium-137 liegen bei 40, 60 bzw. 90 Bq/l.

Ab dem 30. März maß Tepco zweimal täglich (morgens und mittags). Sofern die Ergebnisse beider Messungen ähnlich waren, ist in der Tabelle zur besseren Übersicht nur die erste Messung von morgens wiedergegeben; „–“ = nicht nachweisbar.

Datum der
Proben-
entnahme
Messwerte für Caesium-137 Messwerte für Iod-131 Quelle
Konzentration
(Bq/l)
relativ zum
Grenzwert
Konzentration
(Bq/l)
relativ zum
Grenzwert
21. März 000000000001484.00000000001.484 000000000000016.000000000016 000000000005066.00000000005.066 000000000000127.0000000000127 Tepco[195]
23. März 000000000000250.0000000000250 000000000000003.00000000003 000000000005900.00000000005.900 000000000000147.0000000000147 Tepco[196]
24. März 000000000000440.0000000000440 000000000000005.00000000005 000000000004200.00000000004.200 000000000000104.0000000000104 Tepco[197]
25. März 000000000007200.00000000007.200 000000000000080.000000000080 000000000050000.000000000050.000 000000000001251.00000000001.251 Tepco[198]
26. März 000000000012000.000000000012.000 000000000000133.0000000000133 000000000074000.000000000074.000 000000000001851.00000000001.851 Tepco[199]
27. März 000000000001800.00000000001.800 000000000000020.000000000020 000000000010000.000000000010.000 000000000000250.0000000000250 Tepco[200]
28. März 000000000000240.0000000000240 000000000000003.00000000003 000000000001100.00000000001.100 000000000000028.000000000028 Tepco[201]
29. März 000000000024000.000000000024.000 000000000000268.0000000000268 000000000100000.0000000000100.000 000000000002572.00000000002.572 Tepco[202]
30. März, 8:20 000000000008300.00000000008.300 000000000000092.000000000092 000000000032000.000000000032.000 000000000000800.0000000000800 Tepco[203]
30. März, 13:55 000000000047000.000000000047.000 000000000000527.0000000000527 000000000180000.0000000000180.000 000000000004385.00000000004.385 Tepco[204]
4. April, 9:20 000000000005100.00000000005.100 000000000000057.000000000057 000000000011000.000000000011.000 000000000000280.0000000000280 Tepco[205]
4. April, 14:20 000000000019000.000000000019.000 000000000000210.0000000000210 000000000041000.000000000041.000 000000000001000.00000000001.000 Tepco[205]
5. April 000000000007800.00000000007.800 000000000000130.0000000000130 000000000016000.000000000016.000 000000000000400.0000000000400 Tepco[206]
6. April, 08:30 000000000002000.00000000002.000 000000000000022.000000000022 000000000003200.00000000003.200 000000000000080.000000000080 Tepco[207]
6. April, 09:30 Das Leck an einem Kabelschacht von Block 2 wurde mit Wasserglas verschlossen.[59]
7. April 000000000001700.00000000001.700 000000000000019.000000000019 000000000002200.00000000002.200 000000000000055.000000000055 Tepco[208]
8. April, 8:55 000000000012000.000000000012.000 000000000000130.0000000000130 000000000019000.000000000019.000 000000000000480.0000000000480 Tepco[209]
8. April, 13:55 000000000001900.00000000001.900 000000000000021.000000000021 000000000001900.00000000001.900 000000000000048.000000000048 Tepco[209]
9. April 000000000004400.00000000004.400 000000000000049.000000000049 000000000006100.00000000006.100 000000000000150.0000000000150 Tepco[210]
14. April Der Schlammwall vor dem Wassereinlass von Block 2 ist fertiggestellt; [42] weitere Schlammwälle und Barrieren vor den Wassereinlässen von Block 1 bis 4 werden noch angebracht.
15. April 000000000000880.0000000000880 000000000000010.000000000010 000000000000720.0000000000720 000000000000018.000000000018 Tepco[211]
23. April 000000000000130.0000000000130 1,4 000000000000059.000000000059 1,5 Tepco[212]
30. April 000000000000100.0000000000100 000000000000001.10000000001,1 000000000000017.000000000017 000000000000000.40000000000,4 Tepco[213]
15. Mai 000000000000068.000000000068 000000000000000.80000000000,8 000000000000005.00000000005 000000000000000.10000000000,1 Tepco[214]
29. Mai 000000000000073.000000000073 000000000000000.80000000000,8 Tepco[215]
14. Juni 000000000000039.000000000039 000000000000000.40000000000,4 Tepco[216]
30. Juni 000000000000022.000000000022 000000000000000.20000000000,2 Tepco[217]
15. Juli Tepco[218]
31. Juli Tepco[219]
31. August Tepco[220]
30. September Tepco[221]

Die nächste Tabelle zeigt die entsprechenden Daten vom ersten Messpunkt am Wasserauslass von Reaktorblock 5 und 6. Auch hier waren die Caesium-134-Werte jeweils fast identisch mit denen von Caesium-137 (maximal 5 % Abweichung nach unten).

Datum der
Proben-
entnahme
Messwerte für Caesium-137 Messwerte für Iod-131 Quelle
Konzentration
(Bq/l)
relativ zum
Grenzwert
Konzentration
(Bq/l)
relativ zum
Grenzwert
23. März 000000000001900.00000000001.900 000000000000021.000000000021 000000000002700.00000000002.700 000000000000067.000000000067 Tepco[222]
24. März 000000000000110.0000000000110 000000000000001.00000000001 000000000000950.0000000000950 000000000000024.000000000024 Tepco[223]
25. März 000000000001700.00000000001.700 000000000000018.000000000018 000000000011000.000000000011.000 000000000000284.0000000000284 Tepco[224]
26. März 000000000005100.00000000005.100 000000000000057.000000000057 000000000029000.000000000029.000 000000000000725.0000000000725 Tepco[225]
27. März 000000000009800.00000000009.800 000000000000109.0000000000109 000000000046000.000000000046.000 000000000001150.00000000001.150 Tepco[226]
28. März 000000000006600.00000000006.600 000000000000074.000000000074 000000000033000.000000000033.000 000000000000816.0000000000816 Tepco[227]
30. März 000000000015000.000000000015.000 000000000000167.0000000000167 000000000057000.000000000057.000 000000000001525.00000000001.525 Tepco[228]
31. März 000000000012000.000000000012.000 000000000000130.0000000000130 000000000045000.000000000045.000 000000000001100.00000000001.100 Tepco[229]
1. April 000000000037000.000000000037.000 000000000000410.0000000000410 000000000120000.0000000000120.000 000000000003000.00000000003.000 Tepco[230]
2. April 000000000021000.000000000021.000 000000000000230.0000000000230 000000000053000.000000000053.000 000000000001300.00000000001.300 Tepco[231]
3. April 000000000005000.00000000005.000 000000000000056.000000000056 000000000012000.000000000012.000 000000000000300.0000000000300 Tepco[232]
4. April 000000000002300.00000000002.300 000000000000026.000000000026 000000000005300.00000000005.300 000000000000130.0000000000130 Tepco[233]
5. April, 9:15 000000000013000.000000000013.000 000000000000140.0000000000140 000000000024000.000000000024.000 000000000000600.0000000000600 Tepco[234]
5. April, 14:30 000000000077800.000000000077.800 000000000000086.000000000086 000000000016000.000000000016.000 000000000000400.0000000000400 Tepco[234]
6. April, 8:55 000000000014000.000000000014.000 000000000000160.0000000000160 000000000024000.000000000024.000 000000000000600.0000000000600 Tepco[235]
6. April, 09:30 Das Leck an einem Kabelschacht von Block 2 wurde mit Wasserglas verschlossen.[59]
6. April, 14:25 000000000024000.000000000024.000 000000000000270.0000000000270 000000000041000.000000000041.000 000000000001000.00000000001.000 Tepco[235]
7. April, 8:50 000000000068000.000000000068.000 000000000000760.0000000000760 000000000110000.0000000000110.000 000000000002800.00000000002.800 Tepco[236]
7. April, 14:20 000000000020000.000000000020.000 000000000000220.0000000000220 000000000032000.000000000032.000 000000000000800.0000000000800 Tepco[236]
8. April 000000000034000.000000000034.000 000000000000380.0000000000380 000000000050000.000000000050.000 000000000001300.00000000001.300 Tepco[209]
9. April 000000000009800.00000000009.800 000000000000110.0000000000110 000000000013000.000000000013.000 000000000000330.0000000000330 Tepco[210]
14. April Der Schlammwall vor dem Wassereinlass von Block 2 ist fertiggestellt; [237] weitere Schlammwälle und Barrieren vor den Wassereinlässen von Block 1 bis 4 werden noch angebracht.
15. April 000000000002000.00000000002.000 000000000000022.000000000022 000000000001900.00000000001.900 000000000000048.000000000048 Tepco[211]
23. April, 08:50 000000000000130.0000000000130 000000000000001.40000000001,4 000000000000220.0000000000220 000000000000005.50000000005,5 Tepco[212]
23. April, 14:25 000000000000370.0000000000370 000000000000004.10000000004,1 000000000000260.0000000000260 000000000000006.50000000006,5 Tepco[212]
30. April, 09:00 000000000000230.0000000000230 000000000000002.30000000002,3 000000000000043.000000000043 000000000000001.10000000001,1 Tepco[213]
30. April, 14:15 000000000000090.000000000090 000000000000001.00000000001,0 000000000000036.000000000036 000000000000000.90000000000,9 Tepco[213]
15. Mai 000000000000100.0000000000100 000000000000001.10000000001,1 000000000000013.000000000013 000000000000000.30000000000,3 Tepco[214]
29. Mai 000000000000080.000000000080 000000000000000.90000000000,9 000000000000006.00000000006 000000000000000.15000000000,15 Tepco[215]
14. Juni 000000000000041.000000000041 000000000000000.50000000000,5 Tepco[216]
30. Juni 000000000000046.000000000046 000000000000000.50000000000,5 Tepco[217]
15. Juli 000000000000093.000000000093 000000000000001.00000000001,0 Tepco[218]
31. Juli Tepco[219]
31. August Tepco[220]
30. September 000000000000010.000000000010 000000000000000.10000000000,1 Tepco[221]

Auf See

Vom 4. bis zum 7. April 2011 maß Tepco auch die Konzentrationen von Iod-131, Caesium-134 und Caesium-137 an mehreren Punkten in 15 Kilometer Abstand von der Küste. Die folgende Tabelle zeigt die Messwerte 15 Kilometer vor Fukushima Daiichi. Nicht nachweisbare Nuklide sind mit „–“ gekennzeichnet.

Datum der
Proben-
entnahme
Messwerte für Caesium-137 Messwerte für Caesium-134 Messwerte für Iod-131 Quelle
Konzen-
tration
(Bq/l)
relativ zum
Grenzwert
Konzen-
tration
(Bq/l)
relativ zum
Grenzwert
Konzen-
tration
(Bq/l)
relativ zum
Grenzwert
4. April 000000000000064.000000000064 000000000000000.71000000000,71 000000000000052.000000000052 000000000000000.87000000000,87 000000000000190.0000000000190 000000000000004.80000000004,8 Tepco[238]
5. April 000000000000022.000000000022 000000000000000.24000000000,24 000000000000025.000000000025 000000000000000.42000000000,42 000000000000096.000000000096 000000000000002.40000000002,4 Tepco[239]
6. April 000000000000130.0000000000130 000000000000001.40000000001,4 000000000000120.0000000000120 000000000000002.00000000002,0 000000000000230.0000000000230 000000000000005.80000000005,8 Tepco[240]
7. April 000000000000032.000000000032 000000000000000.47000000000,47 000000000000032.000000000032 000000000000000.70000000000,7 000000000000099.000000000099 000000000000002.50000000002,5 Tepco[241]
10. Mai 7 0,2 Tepco[242]
23. Mai 8 0,1 10 0,2 Tepco[243]
2. Juni Tepco[243]

Messungen des zuständigen Kultus- und Technologieministeriums MEXT an Punkten in 15 Kilometern Entfernung vom Ufer um das Kraftwerk ergaben in den nächste zehn Tagen ähnliche Werte. Die Iod-131- und Caesium-137-Konzentrationen schwankten zwischen ca. 10 und 200 Bq/l.[244][245]

Am 13. April maß das MEXT im Meerwasser 30 Kilometer vor dem Kraftwerk eine Iod-131-Konzentration von 88 Bq/l, dem 2,2-fachen des gesetzlichen Grenzwertes.[246]

Am 28. April verweigerte das japanische Landwirtschaftsministerium der Umweltschutzorganisation Greenpeace Messungen der radioaktiven Kontamination von Meer und Meerestieren innerhalb der Zwölf-Meilen-Zone vor der japanischen Küste. Außerhalb dieser Zone darf Greenpeace messen.[247]

Tepco-Messungen vom 25. April vor der Küste der Präfektur Ibaraki ergaben geringe Spuren von Caesium-134 und Iod-131. Gemessen wurde an fünf Punkten in drei Kilometern Abstand von der Küste.[248] Bei Wiederholungsmessungen vom 29. April bis zum 10. Juni war kein radioaktives Iod oder Caesium mehr nachweisbar.[249]

Meeresböden

Am 3. Mai veröffentlichte Tepco erstmals Messergebnisse von Proben des Meeresbodens, die am 29. April in drei Kilometern Entfernung zur Küste genommen worden waren. Vor Odaka, einem Ortsteil von Minamisōma, etwa 15 Kilometer nördlich des Kraftwerks, wurden 190 Bq/kg Iod-131, 1300 Bq/kg Caesium-134 und 1400 Bq/kg Caesium-137 nachgewiesen. Vor dem Iwasawa-Strand zwischen Naraha und Hirono, 20 Kilometer südlich des Kraftwerks, waren es 98 Bq/kg Iod-131 und je 1200 Bq/kg Caesium-134 und Caesium-137. Diese Werte liegen beim 100- bis 1000-fachen des Üblichen, allerdings gibt es in Japan keine gesetzlichen Grenzwerte für die Radionuklidkonzentration in Meeresböden.[250][251] Bei einer Wiederholungsmessung am 2. Juni war kein Iod-131 mehr nachweisbar. Die Caesium-Konzentrationen lagen bei 570 Bq/kg vor Odaka und 1000 Bq/kg vor Iwasawa.[243]

Schiffe

Verschiedene Schiffe wurden bei der Fahrt durch japanische Gewässer kontaminiert. Am 30. März verwehrten chinesische Behörden dem japanischen Containerschiff MOL Presence der Einlauf in den Hafen der chinesischen Stadt Xiamen; es musste nach Japan zurückkehren.[252]

Deutschland und Spanien legten Strahlungsgrenzwerte für Frachtschiffe fest. Am 16. April zog auch die Europäische Union nach und beschloss, dass Schiffe zu dekontaminieren sind, wenn eine Dosisleistung über 0,0003 Millisievert pro Stunde festgestellt wurde.[68]

Weltweite Ausbreitung durch die Atmosphäre

Ausbreitung der kontaminierten Luft am 18. März 2011
Ausbreitungssimulation vom 19. bis zum 30. März

Die möglichen Verbreitungsmuster und zugehörigen Messungen wurden unter anderem bei dem norwegischen Forschungsinstitut sowie der amerikanischen NOAA durchgeführt. In Norwegen waren schon beim Tschernobylunglück Verbreitungsmuster mit dem sogenannten FLEXPART-Modell berechnet worden.[253]

In Seattle im US-Bundesstaat Washington wurden die ersten bei den Reaktorunfällen freigesetzten Partikel am 17. März 2011 nachgewiesen. In Filtern des Lüftungssystems von Gebäuden der University of Washington fanden sich die radioaktiven Isotope Iod-131, Iod-132, Tellur-132, Iod-133, Caesium-134 und Caesium-137. Berechnungen ergaben, dass die Konzentration in der Luft bei einem Bruchteil der gesetzlichen Grenzwerte lag, bei Iod-131 zum Beispiel bei einem Hundertstel (< 32 mBq/m³). Die Verteilung der verschiedenen Radioisotope deutete darauf hin, dass es sich um Zerfallsprodukte aus dem Reaktorkern handelte, die mittels Wasserdampf in die Atmosphäre gelangt waren, zum Beispiel beim Druckablass aus dem Reaktor.[254][255]

Ab dem 22. März 2011 maß die Environmental Protection Agency (EPA) zuerst auf Hawaii, später an der Pazifikküste der USA leicht erhöhte Strahlungswerte in der Luft, die sie bisher als gesundheitlich unbedenklich einstufte.[256]

Am 23. März erreichten die ersten radioaktiven Partikel aus Fukushima – transportiert über einen transatlantischen Jetstream – Europa bei Island und Norwegen. Messungen der CTBTO, die ein weltweites Messsystem (International Monitoring System – Radionuclide Network) betreibt und damit künstliche Radionuklide von natürlicher Strahlung unterscheiden kann, bestätigten dies. Die Konzentration der radioaktiven Substanzen sei jedoch zu gering, um eine Wirkung auf Menschen zu haben.[257][258][259][260] Am 29. März waren radioaktiven Partikel aus Fukushima an fast allen CTBTO-Messstationen nachweisbar.[261]

Südkorea ließ am 7. April aus Angst vor radioaktivem Regen einige Schulen schließen. Die Behörden empfahlen auch, von Aktivitäten im Freien abzusehen.[262]

Gesamtfreisetzung

Nach Tepco-Angaben waren zum Unfallzeitpunkt 81 Millionen Terabecquerel (Billionen Becquerel) an Iod-131 innerhalb der Anlage Fukushima I vorhanden.[246] Es existieren verschiedene Schätzungen, wie viel davon und von weiteren Radionukliden freigesetzt wurde.

Freisetzung in die Atmosphäre

Ab dem 22. März 2011 veröffentlichte die österreichische Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Abschätzungen der Gesamtfreisetzung radioaktiver Partikel in die Atmosphäre.[263] Die Berechnungen basierten auf Messwerten der CTBTO-Stationen und wurden für den Zeitraum vom 12. bis zum 19. März 2011 durchgeführt.[261]

Am 12. April veröffentlichte die NISA eigene und von der Nuclear Safety Commission of Japan (NSC) vorgenommene Abschätzungen, ohne dabei den Zeitraum der Datenbasis und der Freisetzung anzugeben.[264]

Folgende Tabelle gibt die verschiedenen Schätzungen in Terabecquerel (TBq) und im Vergleich zur Katastrophe von Tschernobyl wieder. Die NISA gab die Zeiträume ihrer Untersuchungen nicht direkt an, aber sie sind aus den Daten einer Veröffentlichung vom 7. Mai 2011 ablesbar[265] und wurden über die Presse vermeldet.[266]

Berichts-
datum
Ort Zeitraum der
Freisetzung
Iod-131 (TBq) Caesium-137 (TBq) Quelle
von bis von bis
2002 Tschernobyl 25. April – Juni 1986 1.600.000 1.920.000 59.000 111.000 NEA[267]
22. März 2011 Fukushima 12. – 15. März 2011 400.000 3.000 30.000 ZAMG[263]
2. April 2011 Fukushima 12. – 19. März 2011 10.000 700.000 1.000 70.000 ZAMG[261]
12. April 2011 Fukushima 11. März – 5. April[268] 150.000 12.000 NSC[264]
12. April 2011 Fukushima 11. – 17. März 2011 130.000 6.100 NISA[264]
7. Juni 2011 Fukushima 11. – 17. März 2011 160.000 15.000 NISA[269]

Neben Iod-131 und Caesium-137 wurden weitere radioaktive Isotope freigesetzt, zum Beispiel Caesium-134 in etwa gleicher Menge wie Caesium-137 (siehe Messwerttabellen weiter oben im Artikel). Die NSC und die NISA ermittelten anhand eines von der IAEO vorgeschriebenen Verfahrens aus den Iod-131- und Caesium-137-Werten die Gesamtmenge („Iod-131-Äquivalent“) aller in Fukushima freigesetzten radioaktiven Stoffe[264] und kamen dabei auf folgende Schätzungen:

Berichts-
datum
Ort Zeitraum der
Freisetzung
Menge (TBq) Quelle
12. April 2011  Tschernobyl 25. April – Juni 1986 5.200.000 NISA[264]
12. April 2011  Fukushima  11. März – 5. April 2011 630.000 NSC[268][264]
12. April 2011  Fukushima  11. – 17. März 2011 370.000 NISA[264]
April 2011 Fukushima 4. April 2011 154 NSC[268]
25. April 2011 Fukushima 24. April 2011 24 NSC[268]
6./7. Juni 2011 Fukushima 11. – 17. März 2011 770.000 NISA[266][269]
7. Juni 2011 Fukushima 11. – 17. März 2011 840.000 NISA[265]
17. August 2011 Fukushima 3. - 16. August 2011 0,07 Regierung[270]
23. August 2011 Fukushima 12. März - 5. April 2011 630.000 NISA[271]

Die Schätzungen zu Fukushima berücksichtigen nur die Freisetzungen aus den Reaktoren 1 bis 3, nicht aber durch mutmaßliche Brände in den Abklingbecken.

Freisetzung ins Meer

Nach einer Schätzung von Tepco gelangten in der Zeit vom 1. bis zum 6. April 2011 ungefähr 520 Tonnen kontaminierten Wassers mit einer Radioaktivität von 4.700 Terabecquerel (TBq) ins Meer. Hinzu kamen 0,15 TBq aus der Verklappung von 10.400 Tonnen leichter kontaminierten Wassers vom 4. bis zum 10. April.[272]

Ende August 2011 schätzte die japanische Regierung, dass eine Strahlungsmenge von 950 TBq Cäsium-137 ins Meer gelangt sei. Wissenschaftler gingen zu diesem Zeitpunkt von 3.500 TBq direktem und 7.500 TBq indirektem (über die Luft) Eintrag aus. 10.000 TBq entsprächen ca. drei Prozent des Eintrags in den Pazifik aus den oberirdischen Atomwaffenversuchen der 1950er und -60er Jahre. Zusätzlich finde weiterer Eintrag über Flüsse und Regen statt, bis dahin 8.500 TBq.[273]

Dekontamination

Siehe Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung / Dekontamination im Artikel Nuklearkatastrophe von Fukushima

Berichterstattung in den Medien

Während der Unfallserie wurde in den Medien häufig über gemessene Strahlungswerte und Kontaminationen durch radioaktive Stoffe berichtet. Meist wurde dabei nur der jeweils höchste Messwert innerhalb eines Gebietes oder eine bestimmten Zeitspanne genannt. So lagen zum Beispiel die gemessenen Caesium-137-Konzentrationen in den Böden der Präfektur Fukushima vom 19./20. März 2011 bei 1.260 bis 163.000 Becquerel pro Kilogramm, letzteres als Ausreißer im Vergleich zu anderen Messstellen;[160] die Tagesthemen-Redaktion meldete jedoch nur, dass „im 40-Kilometer-Umkreis eine Caesium-137-Belastung von 163.000 Becquerel je Kilogramm Erde gemessen wurde“.[274] Als es im Wassereinlass von Reaktorblock 2 – noch innerhalb des Kraftwerksgeländes – zur Freisetzung von extrem hoch kontaminiertem Wasser kam, meldeten zahlreiche Medien die dort gemessenen Werte als millionenfache Grenzwertüberschreitungen im Meerwasser außerhalb des Kraftwerks,[275][276][277] obwohl die Messwerte im Meerwasser direkt außerhalb des Kraftwerks um etwa Faktor 200 niedriger lagen.[57]

Gelegentlich kam es auch zur Verwechslung der Einheiten Millisievert (tausendstel Sievert) und Mikrosievert (millionstel Sievert). So meldete unter anderem die Neue Zürcher Zeitung am 17. März eine gewaltige Strahlungsbelastung „rund um das Kraftwerk“ von 400 Millisievert pro Stunde[278] (mSv/h) – einem Wert, bei dem bereits innerhalb von einer Stunde akute Strahlenkrankheit auftritt – und stellte auf Grundlage dieser Zahl Vergleiche an. Tatsächlich blieb an diesem Tag die Strahlung selbst direkt an der Kraftwerksgrenze unter 4 mSv/h; siehe dazu die Vergleichswerte und die Grafik im Abschnitt Luftmessungen auf dem Kraftwerksgelände.

Tags zuvor hatten sogar Zahlen von 1000 mSv/h die Runde gemacht, die auf einen Irrtum von Regierungssprecher Yukio Edano zurückgingen.[279] Die tatsächlichen Messwerte am 16. März an der Kraftwerksgrenze beliefen sich auf bis zu rund 10 mSv/h; siehe auch hierzu Luftmessungen auf dem Kraftwerksgelände.

Auch bei der Überschreitung gesetzlicher Grenzwerte gab es Missverständnisse. So wurde aus einer Milchkontamination, die beim Fünffachen des japanischen Grenzwerts von 300 Becquerel pro Liter lag – also um das Vierfache des Grenzwertes zu hoch – eine fünffache Überschreitung.[114] Dieser Fehler wurde häufig auch bei Berichten über Kontaminationen des Meerwassers gemacht.

Japans Außenminister kritisierte die ausländischen Medienberichte über die Unfälle in Fukushima Daiichi als übertrieben und exzessiv.[280]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung (Jahresberichte 2001 - 2009). Bundesamt für Strahlenschutz, archiviert vom Original am 20. April 2011, abgerufen am 21. April 2011.
  2. Radioaktivitätskarte Deutschland. Bundesamt für Strahlenschutz, archiviert vom Original am 24. März 2011, abgerufen am 24. März 2011.
  3. Tepco-Strahlungsmesswerte vom 22. März 2011, mobile Messwerte auf Seite 1-3 und Grafik mit den festen Messstationen auf Seite 4 (englisch, pdf). NISA, 22. März 2011, archiviert vom Original am 21. April 2011, abgerufen am 22. März 2011.
  4. Messpunkte am Standort Fukushima Daiichi. GRS, archiviert vom Original am 14. April 2011, abgerufen am 14. April 2011.
  5. Additional monitoring data at Fukushima Daiichi Nuclear Power Station (englisch). Tepco, 28. Mai 2011, archiviert vom Original, abgerufen am 29. Mai 2011.
  6. Dosisleistungswerte Fukushima Daiichi vor dem Unglück (japanisch). Tepco, archiviert vom Original am 24. März 2011, abgerufen am 24. März 2011.)
  7. a b c d Informationen zur Lage in Japan: Stand 25. März 2011, 13:00 Uhr (MEZ). GRS, 25. März 2011, archiviert vom Original am 11. April 2011, abgerufen am 25. März 2011.
  8. TEPCO : Press Release (englisch). Tepco, 14. März 2011, archiviert vom Original am 2. April 2011, abgerufen am 2. April 2011.
  9. White smoke around the Fukushima Daiichi Nuclear Power Station Unit 3 (3rd release) (englisch). Tepco, 14. März 2011, archiviert vom Original am 20. April 2011, abgerufen am 14. März 2011.
  10. Earthquake Report – JAIF, No. 6. 15. März 2011, archiviert vom Original am 28. April 2011, abgerufen am 28. April 2011.
  11. Plant Status of Fukushima Daiichi Nuclear Power Station (as of 11:00 PM Mar 17th) (englisch). Tepco, 17. März 2011, archiviert vom Original am 20. April 2011, abgerufen am 19. März 2011.
  12. Japan earthquake: Radiation levels fall at Fukushima (englisch). BBC, 15. März 2011, archiviert vom Original am 15. März 2011, abgerufen am 21. März 2011.
  13. a b c Fukushima Nuclear Accident Update (15 March 2011, 11:25 UTC) – Fukushima Daiichi Nuclear Power Plant Update (englisch). IAEO, 15. März 2011, archiviert vom Original am 9. April 2011, abgerufen am 24. März 2011.
  14. Verzweifelte Rettungsaktionen am havarierten Meiler. Die Welt Online, 16. März 2011, archiviert vom Original am 20. April 2011, abgerufen am 17. März 2011.
  15. Miya Tanaka, Maya Kaneko: Fukushima No. 3 reactor vents smoke, but container damage unlikely (englisch). Kyodo News, 17. März 2011, archiviert vom Original am 20. April 2011, abgerufen am 21. März 2011.
  16. (Titel unbekannt) (englisch). Kyodo News, 2011-03-00, abgerufen am 2011-03-00. (Link nicht mehr abrufbar)
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  273. Dagmar Röhrlich: Die Havarie und das Meer - Wie sich die radioaktive Belastung in den Weltmeeren ausbreiten wird. In: dradio.de, Forschung Aktuell. Deutschlandfunk, 5. September 2011, abgerufen am 7. September 2011; 1 Billiarde Becquerel = 1.000 TBq.
  274. Japan kämpft gegen den Super-GAU; Erhebliche Schäden in Reaktor 3 festgestellt. In: tagesschau.de. ARD, 25. März 2011, archiviert vom Original am 8. April 2011, abgerufen am 8. April 2011.
  275. Wie radioaktiv ist das Wasser aus dem AKW in Fukushima?. FOCUS, 5. April 2011, archiviert vom Original am 8. April 2011, abgerufen am 8. April 2011.
  276. Atom-Katastrophe in Fukushima: Radioaktivität aus Japan in kanadischem Trinkwasser. Financial Times Deutschland, 5. April 2011, archiviert vom Original am 20. April 2011, abgerufen am 8. April 2011.
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  278. Strahlender Alltag – Wie viel Radioaktivität wir täglich ausgesetzt sind – und wann sie schadet. NZZ, 17. März 2011, archiviert vom Original am 8. April 2011, abgerufen am 8. April 2011.
  279. Lage im AKW Fukushima spitzt sich zu – Atomkraftwerk vorübergehend evakuiert. News Magazin 24, 16. März 2011, archiviert vom Original am 8. April 2011, abgerufen am 8. April 2011.
  280. Earthquake Report – JAIF, No. 45: 20:00, April 7. JAIF / NHK, 7. April 2011, archiviert vom Original am 9. April 2011, abgerufen am 9. April 2011.
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