- Union der Europäischen Föderalisten
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Union Europäischer Föderalisten
(UEF)Zweck: Förderung eines demokratischen und föderalistischen Europas Vorsitz: Andrew Duff, MdEP Gründungsdatum: 1946 Mitgliederzahl: ca. 20.000 Sitz: Den Haag/Brüssel Website: www.federaleurope.org Die Union der Europäischen Föderalisten (UEF) ist eine übernationale Vereinigung mit Vereinssitz in Den Haag und Generalsekretariat in Brüssel, deren vorrangiges Ziel die Förderung des europäischen Föderalismus ist. Sie strebt die Demokratisierung der Europäischen Union und die Schaffung eines föderalen europäischen Bundesstaats an. Mit zwanzig nationalen Sektionen ist die UEF die mitgliederstärkste proeuropäische Vereinigung. Die größten Sektionen der UEF sind die Europa-Union Deutschland, das italienische Movimento Federalista Europeo und die Europäische Föderalistische Bewegung in Österreich. Die UEF ist eine der über dreißig Mitgliedsorganisationen des Netzwerkes Europäische Bewegung International. Ihre Jugendorganisation nennt sich Junge Europäische Föderalisten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Union Europäischer Föderalisten entstand 1946 als europaweiter Zusammenschluss verschiedener nationaler Vereine, die die Bildung eines europäischen Bundesstaates anstrebten. So existierten seit den zwanziger Jahren in verschiedenen Kantonen der Schweiz Gruppen, die sich, teils durch die 1923 in Wien gegründete Paneuropa-Union des Grafen Coudenhove-Kalergi angeregt, für eine föderale Einheit Europas einsetzten. Am 24. Juni 1934 entstand aus diesen Gruppen die Schweizer „Europa-Union“, aus der die heutige Neue Europäische Bewegung Schweiz hervorging.
Im August 1938 wurde in London die „Pax Union“ gegründet, die sich bald darauf „Federal Union“ nannte und 1940 in Großbritannien mehr als 1000 Mitglieder hatte. In Frankreich gründete sich im Dezember 1941 eine Widerstandsgruppe gegen die deutsche Besatzung mit dem Namen „Combat“, die eine gleichnamige Zeitung herausgab, in der als Ziel die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa gefordert wurde. In Italien entstand 1943 das Movimento Federalista Europeo, das vor allem von dem antifaschistischen Widerstandskämpfer Altiero Spinelli initiiert worden war. Dieser hatte 1941 auf der italienischen Verbannungsinsel Ventotene zusammen mit Ernesto Rossi das sozialistisch inspirierte Manifest von Ventotene verfasst, das zur revolutionären Gründung eines europäischen Bundesstaates nach Ende des Zweiten Weltkriegs aufrief und vor allem in europäischen Widerstandskreisen Verbreitung fand. Im Mai 1944 kam es in Genf zu einer Konferenz von Widerstandskämpfern, auf der eine Deklaration zugunsten einer europäischen Föderation verfasst wurde, die gedanklich von dem Manifest von Ventotene beeinflusst war. Anlässlich des Zusammenschlusses französischer Widerstandsgruppen im Juni 1944 unter dem Namen „Comité Français pour la Fédération Européenne“ wurde eine Erklärung veröffentlicht, die auf die Notwendigkeit einer europäischen Föderation hinwies.
Nach dem Ende des Weltkrieges trafen sich auf Einladung der Schweizer Europa-Union im September 1946 Vertreter des europäischen Föderalismus, die im Hertensteiner Programm zwölf Thesen zum europäischen Bundesstaat vorlegten. Nach weiteren Konferenzen in Luxemburg und Basel erfolgte in Paris am 17. Dezember 1946 die Gründung der Union Europäischer Föderalisten[1]. Die treibenden Kräfte bildeten dabei vor allem die früheren französischen, niederländischen und italienischen Widerstandskämpfer um Altiero Spinelli. Auch in Deutschland verbreitete sich nach dem Weltkrieg die Idee des europäischen Föderalismus; 1947 gründete sich die Europa-Union Deutschland, die kurz darauf als nationale Sektion der UEF beitrat. Wichtige deutsche Förderer der internationalen Arbeit der UEF waren Eugen Kogon und Carlo Schmid.
Die hochgesteckten Ziele der Föderalisten nach einem europäischen Bundesstaat „ohne Wenn und Aber“ konnte die UEF in der Folgezeit jedoch nicht erreichen. 1948 suchte sie auf dem Haager Europa-Kongress den Schulterschluss mit dem im Vorjahr gegründeten United Europe Movement (UEM), das von Winston Churchill inspiriert war und von seinem Schwiegersohn Duncan Sandys geleitet wurde. Als Dachverband der verschiedenen Europaverbände wurde die Europäische Bewegung gegründet. Anders als die UEF verfolgte das UEM jedoch vor allem die intergouvernementale Zusammenarbeit der europäischen Regierungen und strebte allenfalls einen Staatenbund, keinen Bundesstaat an. Tatsächlich war das Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen, der 1949 gegründete Europarat, für viele Aktivisten der UEF eine Enttäuschung. Altiero Spinelli behauptete gar, Churchills UEM habe die Föderalisten betrogen: Ihm sei es nur darum gegangen, eine antikommunistische Gegenbewegung zur UEF aufzubauen und einen europäischen Bundesstaat zu verhindern.[2]
Auch die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl 1952 und der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1957 entsprach nicht den Entwürfen der UEF. Die realpolitischen Erfolge der neuen Gemeinschaften führten zu inneren Spannungen unter den Föderalisten: Während die „Konstitutionalisten“ weiterhin die schnelle Verabschiedung einer demokratischen europäischen Verfassung anstrebten, akzeptierten die „Funktionalisten“ die schrittweise Integration durch die neu gegründeten Institutionen, auch wenn diese noch nicht dem Ideal eines Bundesstaates entsprachen. 1954 setzte sich die UEF noch einmal geschlossen für die Europäische Politische Gemeinschaft ein, die als Ansatzpunkt für einen europäischen Bundesstaat gesehen wurde. Nachdem deren Ratifizierung jedoch im französischen Parlament gescheitert war, nahmen die Konflikte in der UEF überhand. Im Juli 1956 spaltete sie sich auf in das konstitionalistische Mouvement Fédéraliste Européen (MFE) um Altiero Spinelli, das weiterhin eine echte europäische Verfassung forderte, und die funktionalistische Action Européenne Fédéraliste (AEF), die sich für den schrittweisen Ausbau der Europäischen Gemeinschaften einsetzte. Beide Gruppierungen übten jedoch in den folgenden Jahren nur noch wenig Einfluss auf die Europapolitik aus.
Erst Anfang in den siebziger Jahren kam es noch einmal zu einer Revitalisierung der UEF. Nachdem sich MFE und AEF 1973 wiedervereinigt hatten, konzentrierte sich ihre Arbeit auf die Forderung nach einer Direktwahl des Europäischen Parlaments, die 1976 von den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften beschlossen wurde und 1979 zum ersten Mal stattfand. Die Föderalisten hofften, dass die verbesserte demokratische Legitimation des Europaparlaments diesem einen neuen Anlauf zu einem Bundesstaat erlauben würde. Tatsächlich setzte sich der 1979 zum Europaabgeordneten gewählte Altiero Spinelli dafür ein, dass das neu gewählte Parlament die Rolle einer Verfassunggebenden Versammlung übernehmen solle. 1984 verabschiedete das Parlament mit überwältigender Mehrheit einen europäischen Verfassungsvertrag, der vom Ausschuss für konstitutionelle Fragen unter Federführung Spinellis ausgearbeitet worden war. Dieser Entwurf, der letzte konkrete Versuch zur Gründung eines europäischen Bundesstaats, scheiterte jedoch, da er nicht von den Mitgliedstaaten ratifiziert wurde. Die Gipfeltreffen des Europäischen Rats in Fontainebleau 1984 und Mailand 1985, auf denen die Staats- und Regierungschefs eine Reform der europäischen Institutionen ohne Berücksichtigung des Verfassungsentwurfs beschlossen, waren von Großdemonstrationen der UEF begleitet; die Mailänder Demonstration mit rund 100.000 Teilnehmern war die größte Demonstration in der Geschichte des europäischen Föderalismus.
In den neunziger Jahren brach mit fortschreitender europäischer Integration die Basis für die Aktivitäten der UEF immer weiter zusammen. Gefördert von der Europäischen Kommission beschränkte sich die UEF zunehmend auf Aktionen für eine Parlamentarisierung und Demokratisierung der Europäischen Union und für eine stärkere Rolle der europäischen Parteien. Sie setzte sich für die Abschaffung der innereuropäischen Grenzkontrollen durch das Schengener Abkommen ebenso wie für den 2004 verabschiedeten und letztlich gescheiterten EU-Verfassungsvertrag ein.
Organisation
Die UEF ist der Dachverband ihrer nationalen Mitgliedsorganisationen (Sektionen), die jeweils eigenständige Vereine bilden und weitgehend unabhängig voneinander operieren. Die nationalen Organisationen sind weitgehend frei bei der Organisation konkreter Aktionen, solange sich diese in das allgemeine politische Rahmenprogramm der UEF einfügen. Alle zwei Jahre trifft sich der UEF-Kongress, auf dem sich Delegierte der nationalen Organisationen versammeln. Er legt die politischen Rahmenlinien der UEF fest, ernennt den Präsidenten, kann die Statuten verändern und wählt die Hälfte der Mitglieder des Bundeskomitees. Dieses Komitee, dessen andere Hälfte von den nationalen Sektionen gewählt wird, koordiniert die Tätigkeiten der UEF zwischen den Kongressen, bewilligt den jährlichen Etat und wählt den UEF-Vorstand, der für die Umsetzung der Beschlüsse von Kongress und Komitee zuständig ist. Außerdem ernennt das Komitee den Schatzmeister und (auf Vorschlag des Vorstands) den Generalsekretär der UEF, der die alltägliche Arbeit leitet. Als weitere Organe gibt es die Konferenz der Vertreter der Mitgliedsorganisationen, die sich auf Aufforderung des Vorstands oder wenigstens zweier nationaler Sektionen versammelt und Delegierte der nationalen Vereine sowie den Präsidenten, den Generalsekretär und den Schatzmeister umfasst. Die Konferenz hat eine beratende Funktion für das Komitee und legt die Mitgliedsbeiträge fest. Für die Beilegung von Konflikten in der Organisation gibt es einen Schiedsausschuss, der aus sieben vom Kongress gewählten Mitgliedern besteht.
Vorstand
UEF-Vorstand (Wahl vom 12. Oktober 2008 in Paris) Präsident: Andrew Duff MdEP (Großbritannien) Vizepräsidenten: Philipp Agathonos (Österreich), Guido Montani (Italien), Heinz-Wilhelm Schaumann (Deutschland) Schatzmeister: Olivier Hinnekens (Belgien) Generalsekretär: Christian Wenning (Deutschland) seit 2010 Weitere Vorstandsmitglieder: Marko Bucik (Slowenien), Jessica Chamba (Frankreich), Francesco Ferrero (Italien), Paul Frix (Belgien), Elina Kiiski (Finnland), Nikos Lampropoulos (Griechenland), Barbara Mairleitner (Österreich), Kathrin Lichtenberg (Deutschland) JEF-Vorsitzender: Philippe Adriaenssens (Belgien) Ehrenpräsidenten: Jo Leinen MdEP (Deutschland) Ehrenmitglieder: Catarina Chizzola (Italien), Friedhelm Frischenschlager (Österreich), John Parry (Großbritannien), Sergio Pistone (Italien) Bundeskomitee
Höchstes Beschlussorgan zwischen den Kongressen, die in der Regel alle zwei Jahre stattfinden, ist das Bundeskomitee. Es setzt sich zusammen aus den vom Kongress gewählten persönlichen Mitgliedern und den Delegierten der Mitgliedsverbände. Das Präsidium des Bundeskomitees wird derzeit in gleichberechtigter Position wahrgenommen von: Michele Ciavarini Azzi (Belgien), Peter Strempel (Österreich), Elina Viilup (Estland).
Das Bundeskomitee wählt bis auf den Präsidenten, der vom Kongress gewählt wird, alle Mitglieder des Vorstandes. Es nimmt die Berichte des Vorstandes entgegen und beschließt über den Haushalt des Verbandes. Zwischen den Kongressen berät und beschließt das Bundeskomitee die politische Ausrichtung des Verbandes.
Nationale Mitgliedsorganisationen
Land Mitgliedsorganisation Belgien UEF België / UEF Belgique Bulgarien UEF Balgarija Dänemark UEF Danmark Deutschland Europa-Union Deutschland Finnland Eurooppafederalistit Frankreich Union pour l'Europe fédérale Griechenland European Federalist Movement Greece Italien Movimento Federalista Europeo Luxemburg UEF Luxembourg Norwegen UEF Norge Österreich Europäische Föderalistische Bewegung Österreich Polen Unia Europejskich Federalistow Polska Portugal UEF Portugal Rumänien Conventia Româna Pentru O Europa Unita Slowenien Society for United Europe Schweden Europafederalisterna Schweiz Neue Europäische Bewegung Schweiz Tschechien UEF Ceská Republika Vereinigtes Königreich Federal Union Zypern European Federalist Movement of Cyprus Literatur
- Gerhard Brunn: Die Europäische Einigung. In: Universal-Bibliothek. Nr. Nr. 17038, Reclam, Stuttgart 2002, ISBN 978-3-15-017038-0, S. 54ff.
- Jürgen Mittag: Kleine Geschichte der Europäischen Union. Von der Europaidee bis zur Gegenwart. Aschendorf, Münster 2008, ISBN 978-3-402-00234-6, S. 63f.
- Sergio Pistone: The Union of European Federalists. Giuffrè Editore, Mailand 2008, ISBN 88-14-14251-3.
- Sergio Pistone und Otto Schmuck: Der Beitrag der Europäischen Föderalisten zum Einigungsprozess. In: Otto Schmuck (Hrsg.): Die Menschen für Europa gewinnen – Für ein Europa der Bürger, In memoriam Claus Schöndube. Bad-Marienberg 2008, S. 93–114 (http://www.europa-union.de/fileadmin/files_eud/PDF-Dateien_EUD/Allg._Dokumente/Geschichte_EUD___UEF.pdf).
Weblinks
- Offizielle Seite der UEF (eingeschränkte deutsche Version)
- Die Union europäischer Föderalisten (UEF) European NAvigator. Étienne Deschamps. Übersetzt vom CVCE.
Einzelnachweise
- ↑ siehe Frank Niess: Die europäische Idee.. Suhrkamp 2001., ISBN 3-518-12160-X, S. 76, 77.
- ↑ Vgl. Gerhard Brunn: Die Europäische Einigung. In: Universal-Bibliothek. Nr. Nr. 17038, Reclam, Stuttgart 2002, ISBN 978-3-15-017038-0, S. 54ff.
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