DB-Baureihe 82

DB-Baureihe 82
DB-Baureihe 82
Baureihe 82 in Bochum-Dahlhausen
Nummerierung: DB 82 001–041
Anzahl: 41
Hersteller: Krupp, Henschel, Esslingen
Baujahr(e): 1950–1951 (82 001–82 037), 1955 (82 038–82 041)
Ausmusterung: 1972
Achsformel: E
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 14.080 mm
Leermasse: 69,7 t
Dienstmasse: 91,8 t
Reibungsmasse: 91,8 t
Radsatzfahrmasse: 18,4 t
Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h
Indizierte Leistung: 949 kW
Kuppelraddurchmesser: 1400 mm
Treibraddurchmesser: 1.400 mm
Steuerungsart: Heusinger
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 600 mm
Kolbenhub: 660 mm
Kesselüberdruck: 14 bar
Anzahl der Heizrohre: 115
Anzahl der Rauchrohre: 38
Heizrohrlänge: 4000 mm
Rostfläche: 2,39 m²
Strahlungsheizfläche: 12,60 m²
Rohrheizfläche: 109,61 m²
Überhitzerfläche: 51,90 m²
Verdampfungsheizfläche: 122,21 m²
Wasservorrat: 11 m³
Brennstoffvorrat: 4 t Kohle

Die Baureihe 82 der Deutschen Bundesbahn war eine für den Rangier- und Streckendienst vorgesehene Güterzugtenderlokomotive. Sie sollte die fünffach gekuppelten Länderbahnbauarten ablösen, aber auch die durch das komplexe Laufwerk schadanfälligen Einheitslokomotiven der DRG-Baureihe 87.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Baureihe 82 wurde als erste Neubaulokgattung der DB zwischen 1950 und 1951 von den Unternehmen Krupp und Henschel und in einem weiteren Baulos 1955 von der Maschinenfabrik Esslingen gefertigt.

Bei der Konstruktion versuchte man eine gleichermaßen gut für den Rangier- wie Streckendienst geeignete Maschine zu schaffen. Nach dem bisherigen Stand der Technik widersprachen die für beide Dienste maßgeblichen Konstruktionskonzepte einer gleichwertigen Eignung für beide Dienstbereiche. Dieser Widerspruch sollte durch einen Kessel moderner Bauart und die besondere Laufwerkskonstruktion beseitigt werden.

Um ohne die für eine reine Rangierlokomotive überflüssigen Laufradsätze die für den Streckendienst auch bei höheren Geschwindigkeiten notwendigen sicheren, ruhigen und gleisschonenden Laufeigenschaften zu erhalten, entschied man sich nach Vorversuchen mit einer umgerüsteten preußischen T 16 dazu, das jeweils äußere Kuppelradsatzpaar zu einem Beugniot-Lenkgestell zu vereinigen. Bisherige laufradsatzlose Fünfkuppler-Tenderlokomotiven mit Radsatzanordnung nach Gölsdorf wie etwa die T 16 hatten sich nämlich als für höhere Geschwindigkeiten über rund 40 km/h aufgrund des ausgesprochen unruhigen Laufes als wenig geeignet erwiesen.

Mit den Beugniot-Lenkgestellen waren die Maschinen zugleich ohne die aufwendige Laufwerkstechnik der Baureihe 87 in der Lage enge Gleisbögen, wie sie beispielsweise auf der Hamburger Hafenbahn mit ihren 100 m Radien zu finden sind, einwandfrei zu durchfahren.

Bei der Auslegung des Kessels entschied man sich für einen geschweißten Kessel mit großer Strahlungsheizfläche, aber ohne Verbrennungskammer, damit dieser sowohl unter den unregelmäßigen Leistungsanforderungen im Rangierdienst als auch bei Spitzen- und hohen Dauerleistungen im Streckendienst standfest blieb.

Bei der Dimensionierung der Zylinder, die bei einer Rangierlokomotive wegen der aufzubringenden großen Kräfte mit kleinem Durchmesser, bei einer Streckenlokomotive hingegen zur Ausnutzung der Dampfdehnung großvolumig auszulegen gewesen wären, entschied man sich für einen Kompromiss. Dieser führte allerdings, wie vom Bauartdezernenten Friedrich Witte vorhergesagt, zu einem erhöhten Brennstoffverbrauch. Im Rangierdienst schwankte der Mehrverbrauch zur T 16 um 10 bis 19 %, im Streckendienst sogar um 30 %.

Konstruktive Merkmale und Leistungsvermögen

Die Lokomotiven der Baureihe 82 erhielten einen geschweißten Blechrahmen aus 25 mm dickem Grobblech.

Der vollständig geschweißte, verbrennungskammerlose Kessel wurde aus der Stahlsorte St-34 gefertigt, die Feuerbüchse aus IZ-II-Stahl. Zur Kesselspeisung kame entweder zwei Dampfstrahlpumpen Bauart Henschel oder eine Dampfstrahlpumpe und eine Kolbenspeisepumpe mit Oberflächen- oder Mischvorwärmer zum Einbau.

Das Zweizylinder-Heißdampf-Triebwerk mit einfacher Dampfdehnung führte man mit Antrieb auf den dritten Kuppelradsatz aus.

Beim Laufwerk wurde nur der dritte im Spurkranz und Rücken geschwächte Kuppelradsatz, also der Treibradsatz, fest im Rahmen gelagert. Die beiden jeweils außen liegenden Kuppelradsatzpaare verband man mit Beugniot-Hebeln zu jeweils einem Lenkgestell. Die Endradsätze waren um insgesamt 52 mm seitlich verschiebbar, der zweite bzw. vierte Kuppelradsatz noch um insgesamt 36 mm.

Die beiden letzten Exemplare der Baureihe wurden zum Einsatz auf Steilstrecken überdies mit Riggenbach-Gegendruckbremse ausgestattet.

Die Lokomotiven der Baureihe 82 bewältigten eine Wagenzugmasse von 800 t in der Ebene mit 70 km/h. Auf Steigungen von 10 Promille konnten noch 400 t mit 40 km/h befördert werden.

Einsatz

Belegt sind Einsätze vor allem auf den Rangierbahnhöfen in Bremen und Hamm sowie den Hafenbahnen von Emden und Hamburg. Im Streckendienst konnten die 82er auf den Steilrampen des Westerwalds (u.a. Kasbachtalbahn) und im Schwarzwald auf der Murgtalbahn beobachtet werden.

Neben einem hohen Schmierölverbrauch bemängelte der Betriebsdienst an der Baureihe 82 vor allem außer den problematischen Heißdampfreglern und schlecht funktionierenden Strahlpumpen einen raschen, durch Verschmutzung bedingten, Verschleiß der Lenkgestelle.

Die Ausmusterung begann bereits 1966, Auslauf-Bw war Koblenz-Mosel, wo die letzte Maschine dieses Typs 1972 abgestellt wurde. Die Baureihe war damit früher aus dem Dienst geschieden als die Baureihe 94, welche sie ja ersetzen sollte.

Verbleib

Fast alle Lokomotiven dieser Baureihe wurden nach Einsatzende verschrottet, lediglich die 82 008 stellte man 1974 als Denkmal am Bahnhof Lingen (Ems) auf und gelangte so in den Bestand des DB Museums. Nach mehreren Standortwechseln in Lingen wurde sie im Jahr 2003 nach Neumünster überführt, wo sie die folgenden Jahre von den Rendsburger Eisenbahnfreunden gepflegt wurde. Im Zuge der Auflösung des Standorts Neumünster des DB Museums überführte man die Lok im Juli 2010 über Oberhausen-Osterfeld nach Siegen ins Südwestfälische Eisenbahnmuseum, wo sie nun ausgestellt ist.

Literatur

  • Horst J. Obermayer: Dampflokomotiven. Regelspur. In: Deutsche Eisenbahnen. Weltbild Verlag, Augsburg 1995, ISBN 3-89350-819-8, S. 182.
  • Jürgen-Ulrich Ebel: Zugkraft für das Wirtschaftswunder. 1. Aufl., DGEG Medien GmbH, 2009. ISBN 978-3-937189-37-6
  • Manfred Weisbrod, Hans Müller, Wolfgang Petznick: Deutsches Lok-Archiv: Dampflokomotiven 3 (Baureihen 61 - 98). 4. Auflage, transpress, Berlin 1994, ISBN 3-344-70841-4, S.106 ff., S. 332 f.

Weblinks


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