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Die Ringe sind eine auf dem Areal der 1882 geschliffenen Bollwerke der Kölner Stadtmauer rund um die Altstadt im linksrheinischen Köln verlaufende circa sechs Kilometer lange Boulevardstraße. Sie und die dazwischengeschalteten Plätze der Neustadt tragen abschnittsweise am südlichen Rheinufer beginnend aus der Deutschen Geschichte und der Stadtgeschichte entlehnte Namen.
Die Gesamtstraße wird wie bei den Kölner Bächen aber im Gegensatz zum Kölner Gürtel als Pluraletantum definiert. Die Ringe sind - abgesehen von den schmalen Wallstraßen innerhalb und außerhalb des inneren Festungsrings - der innerste Straßenring um das alte linksrheinische Köln. Die weiteren Ringe sind der Gürtel, der Militärring und der Kölner Autobahnring.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Geschichte
- 2 Ringstraßen und Plätze
- 3 Kunst an den Ringen
- 4 Verkehr
- 5 Literatur
- 6 Einzelnachweise
- 7 Weblinks
Geschichte
Nach langen von 1860 bis 1880 währenden Verhandlungen mit dem preußischen Fiskus konnten die Festungsanlagen vom Militär für 12 Millionen Mark erworben werden. Das Geld wurde durch Grundstücksverkäufe an Bauwillige wieder eingenommen. Am 11. Juni 1881 wurde die erste Bresche in die Mauer geschlagen. Nun konnte nach Plänen von Karl Henrici aus Aachen, dem Vater des modernen Städtebaus, und Josef Stübben, dem Kölner Stadtbaumeister und späteren Baudezernenten, die Kölner Neustadt geplant und gebaut werden.
1882 wurde der Grundstein für das erste Wohnhaus am Hohenzollernring gelegt, ab 1883 folgt mit dem Hohenstaufenbad einer der prunkvollsten Profanbauten jener Zeit. Bereits nach fünf Jahre konnten die Ringe für den Verkehr freigegeben werden. Die Idee, die Straßen nach deutschen Fürstenhäusern zu benennen, stammte auch von Stübben. Die Bautätigkeit in der Gründerzeit nach dem Deutschen Krieg 1870/71 war äußerst lebhaft. Bis zum Ende des Jahres 1889, dem Ende der Bauplanung, standen 1871 Häuser in der Neustadt, davon 1363 auf ehemaligem Festungsgelände und 508 auf Privatgelände des Rayons, mit dessen Verkauf sich die Kölner Kappesbauern, eine göldene Nase verdienten und deshalb oft sich selbst Villen an den Ringen bauen konnten. [1] Insgesamt dauerte der Ausbau der Neustadt bis etwa 1905, einige öffentliche Bauten wie etwa Kirchenbauten noch etwas länger. Bereits 1898 wird die Kölner Ringstraße als "eine der schönsten der Welt" bezeichnet, „da sie, obwohl als einheitlicher Straßenzug gehalten, doch nicht in gleicher Breite und Profilierung durchgeführt ist. Ihre 10 alle in sich verschiedenen Strecken haben in wechselnder Breite (zwischen 32 und 130 m) eine Gesamtlänge von 5.930 m"[2].
Stübben richtete sich bei seinen Plänen nach Vorbildern in Paris, der Wiener Neustadt und Antwerpen. Dazu suchte er als Vertreter der Gartenstadtbewegung viel Grün in die Wohnviertel zu integrieren. An den repräsentativen Teilen der Ringe entstanden auch eine Anzahl öffentlicher Bauten, wie die (alte) Oper am Habsburgerring (1902), die damalige Handelshochschule und das im Krieg zerstörte Museum für Angewandte Kunst am Hansaring (1901 und 1900) oder das Rautenstrauch-Joest-Museum am Ubierring (1909), allerdings in den bescheideneren Dimensionen einer preußischen Provinzstadt.
Die Kirchen der christlichen Konfessionen und die Synagoge wurden zwar oft nicht unmittelbar an den Ringen gebaut, sondern an den dahinterliegenden kleinen Plätzen der Neustadt (Brüsseler Platz mit St. Michael), sie waren aber immer auf die Ringe ausgerichtet und nicht traditionell nach Osten. Ein besonders gut und einheitlich erhaltenes beziehungsweise wieder aufgebautes Viertel der Neustadt liegt um den Rathenauplatz. Bedeutendere Vergnügungs- und Einkaufszentren entwickelten sich besonders am Hohenzollernring um den Friesenplatz.
Die Ringe waren zwar als Gesamtplan konzipiert, aber in ihren Teilstrecken von Stübben durch unterschiedliche Ausstattung und Breite als Kette festlicher Räume gestaltet. Diese differenziert gegliederte Straße lässt die Kölner die Straße nicht als Ringstraße sondern als die Ringe bezeichnen. Die eingeschobenen Plätze mit ihren sternförmig abgehenden Straßen machten die Übergänge zwischen den unterschiedlich breiten Teilstrecken möglich. Da die Grundstückspreise bei einzelnen Teilstrecken, wie zum Beispiel beim damaligen Güterbahnhof Gereon mit dem anschließenden Kölner Schlachthof und in der Südstadt in der Nähe der Stollwerck-Fabrik, niedriger waren, bildeten sich dort einfachere Arbeiterwohnviertel aus. [3]Die von den Ringen abgehenden Radial- und Diagonalstraßen waren als Wohnstraßen konzipiert.
Ringstraßen und Plätze
Ubierring
Die Ringe beginnen am Rhein mit dem Ubierring, der an das Volk der Ubier erinnert, die hier in Köln ein Oppidum gründeten, die Vorgängersiedlung der dann römischen Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Auch die Nebenstraßen tragen hier Namen aus der Zeit der Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen. Von der Mainzer Straße an spaltet sich der Ring und gibt Platz für eine kleine Grünanlage bis zum Rheinufer.
Bauten
Außer dem einer neuen Verwendung entgegensehenden Gebäude des Rautenstrauch-Joest-Museums stehen noch Gebäude des geisteswissenschaftlichen Zentrums der Fachhochschule Köln am Ubierring.
Chlodwigplatz
Der Chlodwigplatz wurde nach Chlodwig I., dem ersten auch für Köln bezeugten Merowinger benannt. In den Chlodwigplatz mündet durch das Severinstor, einem der wenigen erhaltenen Teile der mittelalterlichen Stadtbefestigung, die Severinstraße , die dann als Bonner Straße fortgeführt wird.
Karolingerring
Ab Chlodwigplatz führt der Karolingerring, der nach dem fränkischen Herrschergeschlecht der Karolinger benannt ist, bis zur Brunostraße.
Sachsenring
Benannt nach den Sachsenkaisern geht der Sachsenring bis zur Straße Am Trutzenberg. Hier stehen außer der Ulrepforte noch ein Stück Stadtmauer mit Turm, die beide von den Kölner Karnevalsvereinen Rote- und Blaue Funken genutzt werden.
Bauten
Gegenüber der Stadtmauer steht das 1953 von Wilhelm Riphahn erbaute Französische Kulturinstitut.
Salierring
Der Salierring geht bis zum Barbarossaplatz. Der bekannteste Salier war Heinrich IV.. Unterirdisch (unter der Straße Am Duffesbach/Am Weidenbach] kreuzt den Salierring der Duffesbach, der Namensgeber eines weiteren Kölner Straßenzuges, den Kölner Bächen.
Bauten
In unmittelbarer Nähe zum Barbarossaplatz steht die ROTONDA, ein kreisrundes Bürohaus mit einem Business-Club im Erdgeschoss. Der Architekt Till Sattler wurde dafür mit dem Architekturpreis des Bundes Deutscher Architekten, Ortsgruppe Köln, für das Jahr 2000 ausgezeichnet.
Barbarossaplatz
Der Barbarossaplatz ist nach Friedrich I., einem Stauferkaiser benannt. Er hat seine Platzwirkung weitgehend verloren und wird durch seinen Kreuzungsverkehr von Bahnen (hier kreuzt die Linie 18 und die 16 biegt zum Dom ab) und die Kölner Bäche/Luxemburger Straße bestimmt.
Bauten
Am Platz steht das Bauhaus-Hochhaus und das 12-stöckige Hochhaus der Sparkasse KölnBonn von 1955/56 von Ernst Nolte mit dem charakteristischen Schwalbenschwanzdach.
Hohenstaufenring
Der Hohenstaufenring verläuft über den kleinen Zülpicher Platz bis zur Schaafenstraße.
Zülpicher Platz
Südwestlich am Zülpicher Platz, an der Ecke der Zülpicher- und Ring-Straße wurde im Jahr 1893 der Grundstein zum Bau der Herz-Jesu-Kirche gelegt. Der Kirchenbau wurde nach Plänen des Architekten Friedrich Karl von Schmidt, einem Schüler Zwirners errichtet und im Herbst 1895 eingeweiht. Der Turm der Kirche entstand zwischen den Jahren 1906 und 1909. [4] Die Kirche wurde im 2. Weltkrieg erheblich beschädigt, lediglich der Turm blieb erhalten. Reste des Kirchengebäudes wurden in den Jahren 1953 bis 1957 in einen Neubau integriert.
Habsburgerring
Der Habsburgerring, die kürzeste Teilstraße, geht bis zum Rudolfplatz.
Rudolfplatz
Rudolf von Habsburg war der bedeutendste Habsburger.
Bauten
Mit der Hahnentorburg wurde eine der mittelalterlichen Torburgen erhalten.
Hohenzollernring
Die Hohenzollern sind das Geschlecht, das die letzten Deutschen Kaiser im Bismarckreich stellte. Der Hohenzollernring geht vom Rudolfplatz und der Aachener Straße über den Friesenplatz bis zur Bismarckstraße. Im Bereich des Hohenzollernrings befinden sich mehrere traditionelle Kinos.
Friesenplatz
Der Friesenplatz öffnet sich zur linken des Hohenzollernrings.
Kaiser-Wilhelm-Ring
Der Kaiser-Wilhelm-Ring, benannt nach Wilhelm I., dem ersten Deutschen Kaiser nach der Bismarckschen Reichseinigung, ist platzartig verbreitert und mit Bäumen und Brunnenanlagen ausgestattet. Die Herwarthstraße, die nach Westen abgeht, lässt einen stadtplanerisch gewollten Durchblick zum Turm der Christuskirche in der Nähe des Stadtgartens zu. Die dort diagonal abgehende Hermann-Becker-Straße ist nach dem Oberbürgermeister Hermann Becker benannt, in dessen Zeit die Pläne für die Kölner Neustadt gefasst und realisiert worden waren.
Hansaring
Der Hansaring geht von hier bis zum Ebertplatz. Er trägt mit seiner Länge auch der Bedeutung Kölns als Hansestadt Rechnung. Nördlich hinter dem Hansaring liegt auf dem ehemaligen Gelände des Güterbahnhofs Gereon der Mediapark mit dem neuen Wahrzeichen, dem 148 m hohen KölnTurm.
Bauten
Kölns erstes Hochhaus, das Hansahochhaus, stammt aus dem Jahre 1924/25. Gegenüber in dem Gebäude der 1901 errichteten Handelshochschule residiert seit 1907 das Hansa-Gymnasium.
Hansaplatz
Der Hansaplatz ist eine Grünanlage an der rechten Seite des Hansaringes, die durch einen 113 m langen erhaltenen Rest der mittelalterlichen Stadtmauer mit der Gereonsmühle begrenzt wird.
Ebertplatz
Der nach dem ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert benannte Platz ist ein langgestreckter Verkehrskreisel, in den so wichtige Straßen, wie die Nord-Süd-Fahrt und die Neusser Straße münden. Es bestehen Pläne, den Platz wieder als Platz erlebbar zu gestalten.
Bauten
Theodor-Heuss-Ring
Der nach dem ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss benannte letzte Ringteil endet am Rhein gegenüber der Bastei (1924 von Wilhelm Riphahn umgebauter Befestigungsturm). Auch dieser Teil ist mit einem breiten mittigen Grünzug versehen.
Bauten
Ein Haus im Jugendstil (Nr. 9) von 1903/4, die Villa Bestgen, wurde nach dem Krieg wieder rekonstruiert sodass in seinem Äußeren wieder die ursprünglichen Jugendstilelemente sichtbar sind. Es ist verbunden mit dem Neubau von 1964 (Nr 5-7), in dem die Galerie Baukunst residiert.[5] Haus Nr. 1 ist der 109 m hohe Ringturm (Köln).
Nr. 9, Jugendstil Villa Bestgen
Kunst an den Ringen
Die großzügigen Park- und Grünanlagen im Mittelstreifen der Ringe und teilweise an den Seiten luden ein, sie auch künstlerisch auszustatten. So wurde der ruhende Verkehr von Wolf Vostell auf den Hohenzollernring platziert. Fritz Behns Diana mit springender Antilope von 1916 steht auf dem Sachsenring. Und die Roten Funken stellten ihren Wachsoldaten an die Ulrepforte. Am Hansarings erinnert das Denkmal „Mutter und Kind“ des holländischen Bildhauers Mari Andriessen an die Opfer der Verfolgung in der NS-Zeit. Dazu kommen eine Reihe von abstrakten modernen Metallplastiken. Aber auch die traditionelle Plastik der Herz-Jesu-Statue am Zülpicher Platz hat den Krieg überstanden.
Verkehr
Die Ringe sind ab Ebertplatz bis zum Rheinufer Teilstrecke der Bundesstraße 9. Die Stadtbahn Köln nutzt die Ringe durch die Linie 12 (von Merkenich kommend) ab Ebertplatz bis zur Eifelstraße (nach Zollstock bis zum Südfriedhof vor Raderthal weiterführend, und die Linie 15 (von Chorweiler kommend) ab Ebertplatz bis zum Ubierring. Die 16 (von Niehl) fährt ab Barbarossaplatz bis zum Ubierring über die Ringe (und weiter auf der Strecke der Rheinuferbahn nach Bonn). Seit 1987 wird die Ringlinie ab Zülpicher Platz als U-Bahn geführt.
Bis zur Jahrhundertwende verkehrte auf den Ringen die Kölner Pferdebahn. Am 15. Oktober 1901 fuhr dann die erste elektrische Straßenbahn über die Ringe [6]
Literatur
- Hiltrud Kier: Die Kölner Neustadt, 2 Bde., Düsseldorf 1978
- Arnold Stelzmann, Robert Frohn: Illustrierte Geschichte der Stadt Köln, 11. Auflage. Bachem, Köln 1990 (1. Auflage 1958), ISBN 3-7616-0973-6
- Rüdiger Schünemann-Steffen: Kölner Straßennamen-Lexikon, Jörg Rüshü Selbstverlag, Köln 1999
- Carl Dietmar: Die Chronik Kölns. Chronik-Verl., Dortmund 1991, ISBN 3-611-00193-7.
Einzelnachweise
- ↑ Stelzmann S. 292 f.
- ↑ Kölner Ringe
- ↑ Hiltrud Kier: Kleine Kunstgeschichte Kölns, München , Beck, 2001, S. 187-198
- ↑ Carl Dietmar, S. 287
- ↑ Herbert Rode: Kunstführer Köln, Bachem Verlag, Köln 1966, S.92
- ↑ Dietmar, Chronik, S. 700
Weblinks
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