Egino Weinert

Egino Weinert
Ambo mit Emaillebild von E. Weinert in der Kirche St. Wilhelm (Hamburg)

Egino Günter Weinert (* 3. März 1920 [1] in Berlin-Schöneberg als Franz Stanislaus Günter Przybilski) ist ein deutscher Goldschmied, Bildhauer und Maler der zeitgenössischen sakralen Kunst. Für zahlreiche, überwiegend katholische Kirchen in Deutschland und im Ausland gestaltete er Einrichtungs- und Kunstgegenstände. Unter anderem war Weinert mehrfach für den Heiligen Stuhl tätig, und einige seiner Arbeiten sind heute in der Sammlung Moderner Religiöser Kunst im Vatikan-Museum zu sehen.

Bemerkenswert ist, dass Weinert den Großteil seiner Arbeiten mit nur einer Hand anfertigte, nachdem er 1945 im Alter von 25 Jahren die rechte Hand durch einen Sprengkopf verlor. Dies zwang Weinert, zur Wiederausübung seines Kunsthandwerkes spezielle Techniken zu erlernen und zu entwickeln.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Im Alter von 14 Jahren trat Egino Weinert als Klosterschüler in die Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg ein. Den Namen Egino erhielt er beim Eintritt ins Kloster, den Nachnamen der Familie ließ der Vater in den 1930er Jahren von Przybilski in Weinert ändern. Er absolvierte zunächst eine kaufmännische Lehre, dann ab 1937 eine Lehre als Restaurator, Kirchenmaler und Bildhauer. 1941 legte er seine Gesellenprüfung als Gold- und Silberschmied mit Auszeichnung ab.

1941 wurde er in Würzburg verhaftet und inhaftiert, da er den Hitlergruß verweigert hatte.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Weinert von 1941 bis 1945 zur Kriegsmarine eingezogen. Während eines Fronturlaubs legte er die Meisterprüfung ab. Zurück im Krieg wurde er wegen Wehrkraftzersetzung angeklagt und zum Tode verurteilt. Der Vollstreckung des Urteils entkam er nur knapp. Fortan musste er sich vor den Nationalsozialisten verbergen, wobei ihm die Fürsten von Thurn und Taxis behilflich waren.[2]

Nach Kriegsende 1945 kehrte Weinert ins Kloster Münsterschwarzach zurück. Im selben Jahr verlor er seine rechte Hand in seinem Elternhaus in Berlin durch eine als Elektrosicherung getarnte Sprengfalle. Es dauerte mehr als ein Jahr, bis er danach wieder einfache Goldschmiedearbeiten mit der verbleibenden linken Hand ausführen konnte.

1947 besuchte Ewald Jorzig, mit dem Weinert bereits früher Kontakt hatte, das Kloster und bewegte den Abt, Weinert an die Kölner Werkschule zu schicken. Dort erlernte Weinert die Feinheiten des Kunsthandwerkes bei den Professoren Elisabeth Treskow, Josef Jaekel, Heinrich Hußmann und Friedrich Vordemberge. 1949 wurde Weinert durch einen Konventsbeschluss aus dem Kloster ausgeschlossen, unter anderem, weil er von der Kunstschule zahlreiche weibliche Aktzeichnungen mitgebracht hatte und weil seine Heiligendarstellungen von den konservativen Benediktinern als zu abstrakt angesehen wurden.

Nach dem Ausschluss gründete Weinert 1951 sein erstes eigenes Atelier in Bonn und heiratete seine Frau Anneliese, die spätere Mutter seiner vier Kinder. Nach kurzer Tätigkeit in der Schweiz kehrte Weinert 1954 nach Bonn zurück und ließ sich schließlich mit eigenem Atelier und eigener Werkstatt in Köln nieder, wo er bis heute wohnt.[3] Es folgten 1963 eine zweite Werkstatt im spanischen Denia und später ein Ausstellungshaus in Königsdorf.

In seiner Werkstatt in Köln schuf Weinert eine Vielzahl von Sakralgegenständen wie Altäre, Tabernakel, Tauf- und Weihbecken, Ambonen, Kreuze, Kreuzwege, Madonnen, Kelche, Leuchter, usw. für überwiegend katholische Kirchen in Deutschland und im Ausland. Er wurde so schnell überregional bekannt und arbeitete für mehrere Päpste, u. a. Johannes XXIII. und Johannes Paul II.

Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Weinert 1985 Waltraud Förster.

Werke

Weinert stattete mehrere hundert Kirchen[4] mit Werken aus, unter anderem:

In Deutschland

Im Ausland

  • St. Petrus in Bieles, Luxemburg (siehe lb:Kierch Bieles)
  • St. Jakob in Roodt Suer, Luxemburg (siehe lb:Kierch Rued-Sir)
  • Kapelle der Nuntiatur in Kopenhagen, Dänemark
  • Karmeliterinnenkloster in Hafnarfjörður, Island
  • Karmeliterinnenkloster in Aveiro, Portugal
  • St.-Bigidenkirche in Danzig, Polen (Kreuzweg Bronze)
  • St. Antonius und St. Johannes, Denia, Spanien (diverses)
  • Kirche in Birkerod-Nordvanggaard, Dänemark
  • Kirche in Tzenstechau, Polen (goldene Madonna, Osterleuchter in Bronze)
  • Kapelle der Servitinnen von Galeazza, Bologna, Italien

Daneben gestaltete er:

Sonstiges

  • Egino G. Weinerts Sohn Egino Weinert jun. ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und ebenfalls Silber- und Goldschmied, allerdings nicht im Bereich der sakralen Kunst.[7]
  • Drei Briefmarken des Vatikanstaates von 2001 zeigen Werke von E. Weinert[8]

Literatur

  • Dr. Evamaria Kepper: Egino G. Weinert. Goldschmied, Maler, Bildhauer. Wege und Werke. Erinnerungen, Gespräche, Reflexionen, zusammengetragene Erzählungen. Sartura-Verlag, Solingen 2003, ISBN 3-000139-71-0
  • Antonia Rolf: „Seine Zeit in deinen Händen“. Biographie des Goldschmiedemeisters, Malers und Bildhauers Egino G. Weinert. Egino G. Weinert Selbstverlag, Köln 2000
  • Anselm Grün: In Bildern das Geheimnis schauen. Mit Bildern von Egino Weinert durch das Kirchenjahr. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 1996, ISBN 3-87868-564-5

Einzelnachweise

  1. Geburtsjahr 1920 nach eigenen Angaben, wird oft fälschlich als 1924 wiedergegeben
  2. EGINO WEINERT auf kepper-solingen.de
  3. Egino Weinerts Ursula-Werkstätten
  4. Werkverzeichnis (unvollständig) auf kepper-solingen.de
  5. Kirchenführer St. Matthias, Berlin
  6. Das Altar-Kreuz in der Pfarrkirche St. Otto
  7. Werkstatt von Egino Weinert Junior
  8. Briefmarken des Vatikanstaates

Weblinks


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