- Geschichte der Stadt Montabaur
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Lage von Montabaur
Die Geschichte von Montabaur und insbesondere ihre historischen Erwähnungen (Quellen) sind eng verbunden mit der Geschichte des Kastells auf dem in der Montabaurer Senke gelegenen Hügel.
Inhaltsverzeichnis
Mittelalter
In den Jahren nach 930 ließ Herzog Hermann von Schwaben in der erstmals 931/49 urkundlich erwähnten Siedlung unter seiner Burg eine Holzkirche errichten und schenkt sie dem Koblenzer Stift St. Florin. Das Stift erbaute an ihrer Stelle eine Steinkirche, die 959 geweiht wird. Die Befestigungsanlage wurde als "Castellum Humbacense" bezeichnet. Die mittelalterliche Ortsbezeichnung Humbach oder Hunback für das fränkische Dorf, setzt sich vermutlich zusammen aus Hun (=Huno) und Back (=Recht), was etwa bedeutet Ort, wo der Ritter Huno Recht spricht. Wirtschaftlich bedeutend war der Ort durch seine Lage an der Altstraße Via Publica zwischen Frankfurt und Köln.
Die Burg mit dem Dorf und weite Gebiete des Westerwaldes fielen im 11. Jahrhundert an die Erzbischöfe von Trier. Deren ursprüngliches Territorium um Trier herum, das später so genannte 'obere Erzstift', wurde 1018 beträchtlich erweitert. Kaiser Heinrich II. übertrug dem Trierer Erzbischof Poppo von Babenberg den fränkischen Königshof Koblenz mitsamt dem zugehörigen Reichsgut. Der untere Westerwald und damit Humbach und das Land am Zusammenfluss von Rhein und Mosel bildete nun das 'untere Erzstift'.
Der Erzbischof Dietrich II. von Trier (1212-1242) ließ das "Castellum Humbacense" zu einer festen Trutzburg gegen seinen Feind, den Grafen von Nassau, ausbauen. Im Jahre 1212 kam es zu einer blutigen Auseinandersetzung zwischen den beiden Landesherren auf einer kleinen Anhöhe vor Humbach. In der verlustreichen Schlacht geriet der Trierer Erzbischof Dietrich von Wied für zwei Jahre in nassauische Gefangenschaft und unter vielen anderen wurde Ritter Albert von Koblenz getötet. Die Burg ließ der siegreiche Graf von Nassau zerstören.
Nach seiner Freilassung aus der nassauischen Gefangenschaft 1214 nahm Erzbischof Dietrich II. von Wied (1212-42) an einem Kreuzzug teil und zog ins Heilige Land. Nach seiner Rückkehr sah er gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Humbacher Hügel und dem Berg Tabor im Heiligen Land, der als Ort der Verklärung Christi gilt. Daraufhin ließ er die zerstörte Burg 1217 wieder aufbauen und nannte den Hügel Mons Tabor, woraus sich später der heutige Stadtname Montabaur entwickelte. Eine Erwähnung von 1227 nennt die Burg 'Muntabur'.
Die Befestigungsanlage, mit Soldaten und einem Burghauptmann besetzt, hatte die Aufgabe die Siedlung und das Umland zu kontrollieren (Forst Spurkenberg zwischen Lahn, Rhein, Gelbach und Sayn). Es wohnten auch Beamte und Verwalter des Erzbischofs in der Burg, die Steuern, Bußen, Renten und Abgaben einzogen. Mehrere Burgmannenfamilien waren dort angesiedelt. Lange Zeit behielt das Kastell Montabaur seine Bedeutung als Verwaltungszentrale. Ein alter Spruch bringt die Zufriedenheit der bischöflichen Untertanen jener Zeit zum Ausdruck: "Unterm Krummstab ist gut leben". (Der Krummstab war das Machtsymbol der Bischöfe.)
In die Jahre zwischen 1280 und 1290 fällt die Errichtung des noch heute existierenden Bergfrieds auf Schloss Montabaur. Am 29. Mai 1291 verlieh König Rudolf von Habsburg (1218 bis 1291) Montabaur zusammen mit Welschbillig, Mayen, Bernkastel und Saarburg die Stadtrechte.
Die Stadt selbst trennte sich rechtlich zunehmend vom Burgbezirk. Gab es zunächst ein vom Erzbischof eingesetztes Hofgericht auf der Burg, das auch für die Stadt zuständig war, setzte die Bürgerschaft spätestens 1300 ein aus ihren eigenen Reihen gewähltes Schöffengericht durch, das spätestens 1520 auch die Blutgerichtsbarkeit ausübte und das Hofgericht ganz verdrängte. Aus dem Schöffenkolleg bildete sich schnell auch eine politische Führungsschicht. Für 1442 ist ein Stadtrat verbürgt, der sich 1491 aus den 14 Schöffen und 14 weiteren Bürgern zusammensetzte. Ein Bürgermeister wird erstmals 1359 erwähnt. Vermutlich bestand schon damals ein Rat. Daneben gab es einen Schultheiß, der direkt vom Erzbischof eingesetzt wurde. Die Stadt gliedert sich in fünf Nachbarschaften (Stadtbezirke), sowie drei Nachbarschaftliche Landgemeinden, die gegenüber dem Stadtrat durch Nachbarschaftsknechte vertreten werden. In der Stadt bestanden 13 organisierte Zünfte unter denen die Wollweber, Gerber, Bäcker und Krämer die bedeutendsten waren.
Um den mittelalterlichen Stadtkern am Fuße des Burghügels, mit dem Rathaus am Großen Markt und dem Kleinen Markt, zog sich die mittelalterliche Stadtbefestigung. Bereits auf einem Siegel vom Ende des 13. Jahrhunderts ist eine Stadtmauer abgebildet, was die damalige Existenz nicht beweist, aber nahelegt. Der mächtigste Turm der Stadtmauer war der Wolfsturm, vom Kastell aus gut zu sehen. Die Stadtmauer hatte viele Türme und 13 Tore, mit dem Haupttor im Süden, nahe der katholischen Kirche. Dieses so genannte Peterstor hatte zwei Durchgänge, die Elberter und die Hollerer Pforte. Wie im Mittelalter üblich, waren die Tore bewacht und der Wächter wurde angewiesen, dass er "niemand ohne Geheiß des Bürgermeisters ein- und auslassen wolle. Dass er auf Pfortengeld, Zins, Zoll und andere Abgaben mit Fleiß acht haben, auf die Zollzeichen merken und sein Gewehr allzeit mit sich tragen wolle". Die übrigen Haupttore waren die Schöffen-, Allmanshäuser-, und Sauertalerpforte.
Eine jüdische Gemeinde gab es bereits im frühen 14. Jahrhundert, da für 1336 eine Judenverfolgung in der Stadt überliefert ist.
Im 14. und 15. Jahrhundert wurde Montabaur eine recht wohlhabende Stadt mit bedeutendem Leder- und Tuchgewerbe. Für 1387 ist ein fester Marktplatz in der Stadt belegt. In der Mitte des 14. Jahrhunderts waren Tuchhändler aus Montabaur auf Messen in Frankfurt, Mainz und Friedberg vertreten. Die Wollweberzunft unterhielten in Frankfurt eine eigene Handelsniederlassung. Gebremst wurde die Stadtentwicklung jedoch durch drei große Stadtbrände in den Jahren 1491, 1534 und 1667. Der Brand von 1491 vernichtete innerhalb von drei Stunden sämtliche Gebäude der Stadt einschließlich der Türme der Stadtmauern. Auch bei den anderen Bränden wurden zahlreiche Häuser, sowie die meisten mittelalterlichen Türme und Tore zerstört. Im 19. Jahrhundert sind weitere Teile der mittelalterlichen Stadt verfallen, so dass heute von der Stadtbefestigung außer vier Türmen wenig erhalten ist.
1452 gab es eine Schule in der Stadt.
Neuzeit
Im 16. Jahrhundert entstand der Kern des noch heute bestehenden Schlossbaus. Um 1520 wurde die mittelalterliche Burg unter Erzbischof Richard von Greiffenklau zu Vollrads zu einem vierflügeligen Renaissanceschloss ausgebaut. Das gegenwärtige Aussehen erhielt das Schloss aber erst unter Erzbischof und Kurfürst Johann Hugo von Orsbeck, der von 1676 bis 1711 das Erzbistum Trier regierte. Zwischen 1687 und 1709 erhielt das Schloss Montabaur seinen barocken Grundriss und blieb bis 1802 eine der Residenzen der Kurfürsten zu Trier. Bereits für 1586 sind sechs Jahrmärkte pro Jahr nachgewiesen, ungewöhnlich viele für eine Stadt dieser Größe. 1779 wurde die Zahl auf zwölf erhöht.
Im 16. Jahrhundert erreichten die Prozesse gegen Hexerei einen Höhepunkt in der Stadt und Amt Montabaur. In den Jahren 1592/93 wurden beispielsweise 30 Personen hingerichtet. Der Höhepunkt wurde in den Jahren 1629 bis 1631 erreicht, als gegen 80 Frauen, Männer und Kinder Todesurteile wegen Hexerei verhängt wurden.
Im Jahr 1628 wurde Montabaur mit einer Poststation an das Netz der Kaiserlichen Reichspost angeschlossen.
Da Montabaur zu Kurtrier gehörte, blieb es von den frühen Kriegswirren des dreißigjährigen Krieges verschont. Erst mit dem Eintritt der Schweden änderte sich die Lage. Im Jahr 1631 besetzte eine schwedische Armee die Stadt. In den folgenden Jahren wurde die Stadt wiederholt von verschiedenen Kriegsparteien besetzt. Beim Abschluss des Westfälischen Friedens lebten von den einst fast 2.000 Einwohnern nur noch 150 Bürger und ein paar Hundert sonstige Einwohner.
Sei 1627 wurden zunehmend Franziskaner aus dem Konvent Limburg als Seelsorger in Montabaur eingesetzt. Auf „Johannes Enthauptung“ am 29. August 1641 beantragte der Stadtrat die Errichtung eines eigenen Konvents. Begründet wurde dieses mit der mangelhaften Seelsorge in Folge des Dreißigjährigen Kriegs. In den folgenden Jahren kam es zur Errichtung einer Residenz in den Räumen des städtischen Hospitals, für anfänglich zwei Mönche. Bereits 1653 wurde die Residenz zu einem eigenständigen Konvent aufgewertet. Am Konvent bestand ein zusätzlicher Tertiarerorden „Vom heiligen Gürtel des Franziskus“
Seit 1661 übernahmen die Franziskaner die Betreuung der Wallfahrt nach Wirzenborn, der Erlös war zum Ausbau des auf acht Mönche angewachsenen Konvents bestimmt. Ebenfalls baute der Konvent in Montabaur ein Gymnasium auf.
Unter Erzbischof Johann-Hugo von Orsbeck wurde zwischen 1687 und 1709 die Burg Montabaur zu dem barocken Schloss umgestaltet, dass bis heute das Erscheinungsbild der Stadt bestimmt.
Im Jahr 1789 eröffnete in Montabaur die erste Apotheke. Um das Jahr 1790 wurde die Chaussee von Trier über Koblenz, Montabaur nach Limburg, die Vorläuferin der heutigen B49, erbaut.
19. Jahrhundert bis heute
Im Verlauf der Auflösung des alten Reiches wurde Montabaur am 2. November 1802 provisorisch und zum 13. September 1806 offiziell von den beiden Nassauer Fürstentümern Usingen und Weilburg in Besitz genommen, die sich 1806 zum Herzogtum Nassau vereinten. Ebenso wie zuvor unter Kurtrier blieb Montabaur unter den Nassauern Sitz eines Amtes, das bis 1816 mehrfach umgegliedert wurde. Die Burg wurde zum Jagdschloss der Herzöge von Nassau umgebaut, die aber nie dort wohnten. Das Schloss verlor damit seine Bedeutung und wurde von 1851 an als Lehrerseminar genutzt.
Der Konvent der Franziskaner wurde, im Gegensatz zu den meisten Klöstern im Herzogtum Nassau, erst 1813 säkularisiert. Ursächlich hierfür war das Engagement des Ordens im Gymnasium, sowie dass sehr geringe Vermögen. Die Kapelle des Klosters wurde 1824 wegen Baufälligkeit abgerissen.
In Folge der Auseinandersetzungen zwischen Preußen und den Habsburgern fiel das Herzogtum Nassau 1866 an Preußen. Diese gründen 1867 das Amtsgericht Montabaur, das die im vormaligen Herzogtum Nassau zu bildenden Gerichte verwalten soll. Es wurde in einem Gebäude des ehemaligen Franziskanerklosters am so genannten Amtmannsgarten untergebracht. Erst 1910 wurde das heutige Dienstgebäude errichtet und bezogen.
In den 1870er wurde die historische Pfarrkirche St. Peter in Ketten umfassend renoviert und neugotisch umgestaltet. Bei der Renovierung wurde der Putz von dem Bauwerk entfernt. Nach der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus durch die Alliierten 1945 gehörten der Unterwesterwaldkreis mit drei weiteren Kreisen der ehemaligen Provinz Hessen-Nassau zur französischen Besatzungszone. Das Amtsgerichtsgebäude wurde als Gouvernement Militaire durch die französische Armee genutzt. Aus diesen vier Kreisen entstand 1946 der Regierungsbezirk Montabaur, der einen der fünf Regierungsbezirke bildete, in die sich das neu gebildete Land Rheinland-Pfalz 1946 gliederte. Dieser Bezirk wurde 1969 aufgelöst und dem Regierungsbezirk Koblenz angegliedert. Das Schloss diente in dieser Zeit als Sitz des Landrats und der Bezirksregierung. Danach wurde es an die Deutsche Genossenschaftskasse verkauft, die es seit 1975 als Weiterbildungsstätte für Mitarbeiter nutzt. Kulturelle Veranstaltungen finden aber auch weiterhin dort statt.
In den 1950er wurde die Pfarrkirche erneut renoviert. Hierbei wurden teilweise die neogotischen Ergänzungen der Renovierung der 1870er Jahre zurückgenommen. Die Renovierung der 1990er und frühen 2000er führte zu einer erneuten Änderung des Erscheinungsbildes. Bei dieser Renovierung wurde das Gebäude auch wieder verputzt.
Der noch in den 1950er Jahren eher arme Westerwald gehört heute, nicht zuletzt dank der günstigen Lage zu den Wirtschaftsräumen Köln und Frankfurt, zu einer der wohlhabenderen Regionen in Deutschland. Trotz der immer noch ländlichen Struktur hat durch Zuzüge und Straßenbau (Umgehungsstraßen) auch im Westerwald noch in den letzten zwei Jahrzehnten der Landschaftsverbrauch weiter zugenommen, allerdings vor allem zu Lasten der landwirtschaftlich genutzten Flächen (Siedlungs- und Verkehrsfläche 1980: 12,9%, 2005: 18,7%).
Am 22. April 1972 wurden die sieben bis dahin selbständigen Gemeinden Bladernheim, Elgendorf, Eschelbach, Ettersdorf, Horressen, Reckenthal und Wirzenborn nach Montabaur eingemeindet.
Bis Anfang 2004 war Montabaur mit der Westerwaldkaserne ein Bundeswehrstandort, an dem das RakArtBtl 350 des III.Korps und Instandsetzungseinheiten stationiert waren.
Bevölkerungsentwicklung
Die älteste Angabe zur Montabaurer Bevölkerungszahl stammt aus dem Jahr 1548 und weist 215 Feuerstellen aus.
Montabaur Jahr Einwohner 1800 2000 1844 2727 1871 3200 1910 4000 1945 4200 1969 7500 2004 14000 Literatur
- Vogel, Christian Daniel: Beschreibung des Herzogthums Nassau. Beyerle, Wiesbaden 1844 ([1]).
- K. A. A. Meister: Geschichte der Stadt und Burg Montabaur. Nach urkundlichen Quellen bearbeitet und herausgegeben. Nachdruck der Ausgabe Montabaur 1876. Hrsg.: F. J. Löwenguth. Montabaur 1977.
- Die Pfarrkirche "St. Peter in Ketten" zu Montabaur. Zur tausendjährigen Wiederkehr der Einweihung der ersten steinernen Kirche in Montabaur im Jahre 959. Hrsg. vom Verein zur Pflege der heimatlichen kath. Kirchen Montabaur. Montabaur 1959.
- 700 Jahre Stadtrecht für sechs kurtrierische Städte. 1291-1991. Bernkastel, Mayen, Montabaur, Saarburg, Welschbillig, Wittlich. Bearb. v. Dietmar Flach u. Jost Hausmann. Katalog zur Jubiläumsausstellung des Landeshauptarchivs Koblenz aus Anlaß des Rheinland-Pfalz-Tages am 24. Mai 1991 in Montabaur. Koblenz 1991
- Geschichte der Stadt Montabaur. 1. Teil: Humbach - Montabaur. Von Bernd Schwenk, Hermann Josef Roth u. Michael Hollmann. Hrsg.: Stadt Montabaur. Montabaur 1991.
- Dieter Fries: Montabaur. Bilder von gestern und heute. Stadt Montabaur (Hrsg.) 1992
- Hans Frischbier: Montabaur im Wandel. Vom Kurfürstentum Trier zum Herzogtum Nassau. 1768-1819. Hrsg.: Stadtarchiv Montabaur. Montabaur 1998 (=Schriftenreihe zur Stadtgeschichte von Montabaur, Heft 5).
- Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes. 3. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1999, ISBN 3-922244-80-7.
Weblinks
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