Goliath Jagdwagen Typ 31

Goliath Jagdwagen Typ 31
Goliath

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Jagdwagen Typ 31
Hersteller: Goliath
Produktionszeitraum: 1955–1956
Klasse: Geländewagen
Karosserieversionen: offen
Motoren: 2-Takt-Einspritzmotor, 29 kW
Länge: 3530 mm
Breite: 1660 mm
Höhe: 1600 mm
Radstand: 2150 mm
Leergewicht: 890 kg
Vorgängermodell: keines
Nachfolgemodell: Goliath Typ 34

Der Goliath Jagdwagen Typ 31 (LKW 0,25 t gl (4x4), Goliath Typ 31) war ein geplantes Militärfahrzeug der Bundeswehr.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsgeschichte

Ausschreibung, Erprobung und Einführung

Anfang 1953 bat die Dienststelle Koblenz unter Leitung von Staatssekretär Theodor Blank, dem späteren Verteidigungsminister, den Verband der deutschen Kraftfahrzeugindustrie, festzustellen, welche Firmen der Kraftfahrzeugindustrie in der Lage sind, Fahrzeugtypen und Modelle zu entwickeln und ggf. zu einem späteren Zeitpunkt zu fertigen. Aufgrund dieser Anfrage liefen in der Automobilindustrie diverse Projekte zur Entwicklung von Kraftfahrzeugen an. Öffentliche Mittel für diese Aufgaben standen anfänglich nicht zur Verfügung. Unter anderem bestand der Wunsch, in der kleinen Klasse (1/4 t) ein leichtes, geländegängiges Kübelfahrzeug als Ersatz für das im Zweiten Weltkrieg genutzte Motorrad mit Beiwagen für militärische Zwecke zu bauen. Neben anderen deutschen Herstellern bewarb sich die Fa. Borgward um das Projekt in dieser Nutzlastklasse. [1] Auf die Ausführungen zur Ausschreibung, Erprobung und Einführung der Fahrzeuge "DKW Geländewagen und Porsche Geländewagen" wird verwiesen.[1] DKW Munga

Bereits im Juli 1954 wurde ein Prototyp bei einer vergleichenden Erprobung auf Westerland vorgestellt.[2] Dieser offene Kübelwagen mit Holzspriegelverdeck war mit einem 2-Zylinder wassergekühlten Einspritz-Motor ausgestattet, der etwa 42 PS leistete. Der Hubraum betrug 889 ccm. Das Getriebe erinnerte sehr an der des Konkurrenten von der Auto Union GmbH. Der Radstand betrug ca. 2200 mm. Der Prototyp hatte einen abschaltbaren Allradantrieb. Auffällig waren ein viel zu geringer Böschungswinkel und eine Kühlungsanlage hinter dem Motor. [3] Bei einer weiteren Vorstellung im Dezember 1954 wurde von einer Motorleistung von ca. 45 PS ausgegangen. Im Januar 1955 fand die erste vergleichende Erprobung aller Geländewagen in Bonn statt, an der die Fa. Borgward mit einem Wagen in Stahlblechausführung und zwei Fahrzeugen mit einer Aluminium-Karosse vertreten waren. Diese Fahrzeuge waren mit 5-Loch-Felgen der Dimension 7.00 x 16 und Reifen der Größe 200-16 ausgestattet. Bei einer Länge von 3570 mm und einer Breite von 1660 mm ergab sich ein Gesamtgewicht von 1.500 kg. Erstmalig lieferte die Lichtmaschine 300 Watt bei einer Spannung von 24 Volt.[4]

Der Wagen wurde von einem längs eingebauten 2-Takt-Einspritzmotor mit zwei Zylindern aus dem Goliath GP 900 E angetrieben, der eine Leistung von 29 kW (40 PS) hatte und dem Fahrzeug zu einer Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h verhalf. Die Zuladung des Fahrzeugs betrug 500 Kilogramm. Für die Geländegängigkeit sorgte weiterhin ein zuschaltbarer Hinterradantrieb und ein vollsynchronisiertes 5-Gang-Getriebe ohne Reduktion mit einem als Geländegang gedachten, extrem kurz ausgelegten ersten Gang. Ein Verteilerdifferential war nicht vorgesehen. Die Vorderräder waren an unteren Dreieckslenkern und einer oberen Querblattfeder aufgehängt und wurden mit einer Zahnstangenlenkung gelenkt. Hinten war eine Starrachse an Blattfedern eingebaut. Die Steigfähigkeit war mit 60 % angegeben. Der Typ 31 hatte 235 mm Bodenfreiheit und eine Watfähigkeit von 500 mm. Die Karosserie des Wagens war in offener Bauweise mit Verdeck und ohne Türen. Sie saß auf einem Leiterrahmen. Der erste Prototyp von 1954 hatte eine einteilige Frontscheibe, wannenförmige „Kübelsitze“ (vergl.: Kübelwagen), Winker und zwei Sicken an den Flanken. Sowohl bei der vergleichenden Vorführung im Januar 1955 als auch bei weiteren Vorführungen überzeugte der Goliath-Gleändewagen nicht. Er blieb mehrfach im Testgelände stecken, verlor Teile seiner Auspuffanlage im Gelände und war durch die äußerst geringe Bodenfreiheit stark gegenüber seinen Konkurrenten behindert. [5] Für die vergleichende Erprobung bei der Bundesgrenzschutzschule in Lübeck hatte Goliath nachgearbeitet und die Bodenfreiheit wesentlich erhöht und auch die Karosserie verbreitert. Trotz alledem konnte dieser Wagen nicht überzeugen. Scharniergelenkbrüche der Achsen traten im Gelände häufiger auf, Getriebeschäden ergaben sich im Rahmen der Vorführung, die Lenkradschaltung erwies sich als völlig unzweckmäßig. Erhebliche Mängel zeigte der Goliath gegenüber der Konkurrenz aus dem Hause Auto Union. Auch in der zweiten Lübecker Erprobung im Herbst 1955 überzeugte der Konkurrent erheblich mehr.[6] Am 20.Januar 1956 lieferte Goliath mit erheblicher Verspätung 12 optimierte Musterfahrzeuge [7] , die wegen Zeitablauf kaum noch am Vergleichstest teilnehmen konnten. Diese Fahrzeuge hatten eine verstärkte Karosserie, Blinker als Fahrtrichtungsanzeiger und Scheinwerferschutzgitter. Technische Defekte sorgten für zahlreiche Ausfälle; nicht nur Vergaserprobleme im Gelände waren an der Tagesordnung.Ferner sollen sie bei Geländefahrten immer wieder aufgesessen sein [8] Ein Goliath Fahrzeug wurde vom DKW-Geländewagen abgeschleppt! Im Erfahrungsbericht der Lehrtruppe Andernach wurden die Mängel des Goliath aufgelistet. Ohne Zweifel schnitt der Auto Union Geländewagen auch hier wiederum erheblich besser ab. Geringe Versuchs- und Erprobungsphasen, viele Mängel standen den bis dahin geringsten Entwicklungskosten (Frühjahr 1956) entgegen.[9] In der gemeinsamen Sitzung des Verteidigungsausschusses und des Haushaltsausschusses im Mai 1956 wurde festgelegt, weitere Erprobungen der 3 Fabrikate durchzuführen. Es wurden Aufträge an die Fa. Auto Union GmbH von 5.000 Einheiten und je 50 Stück an die Fa. Porsche und Goliath vergeben. [10] Wie auch der Jagdwagen des Mitbewerbers Porsche wurde der Typ 31 nur für Erprobungsversuche beschafft, während die Auto Union in der Entwicklungszeit sein Model bei ausländischen Streitkräften präsentierte und auch in den Nachbarländern Exportfahrzeuge anbot. Die Auto Union GmbH war erheblich agiler. Die Bundeswehr erhielt insgesamt 50 Einheiten von diesem Typ; mithin waren nach dem Andernacher Test noch 38 Fahrzeuge nachzuliefern. [11]

Er galt im Gegensatz zum 1957 nachgereichten Goliath Typ 34 als technisch unausgereift ref>[12] und wegen des fehlenden Zentraldifferenzials war der Antriebsstrang so verwindungssteif, dass bei den Truppenversuchen reihenweise die Zähne von Teller- und Kegelrad der Hinterachse zerbrachen. Statt dem Typ 31 wurde das Munga-Modell der Auto-Union für die Bundeswehr ausgewählt.[13]

Der inzwischen erheblich verbesserte Typ 34 mit Viertaktmotor wurde in der Karosserievariante mit 2000 mm Radstand im April 1958 der Bundeswehr zu Erprobungszwecken zur Verfügung gestellt. Bereits nach 600 km musste der Wagen wegen eines Motorschades stillgelegt werden; eine Ventilfeder war gebrochen. Das Fahrzeug mit der Fahrgestellnummer 34.0100 01 hatte dann erneut am 10. Mai 1958 einen Unfall in der Erprobungsphase und musste beim Herstellerwerk instandgesetzt werden. Danach wurde der Test nicht vorgeführt. [14]

Die insgesamt beschafften 50 Goliath Geländewagen blieben bis zur Aussonderung bei der Truppe.

Literatur

  • Goliath Jeep, Typ 31 (Historie) in OLDTIMER MARKT, Heft 02/87, Seite 134.
  • The story of MUNGA, MIG-Info, Clubzeitschriften der MUNGA Interessengemeinschaft

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Archiv Ullrich Märker"
  2. Archiv Ullrich Märker ...der Westerländerbericht
  3. Archiv Ullrich Märker
  4. Archiv Ullrich Märker
  5. Archiv Ullrich Märker
  6. MUNGA-IG, The story of MUNGA
  7. Archiv Ullrich Märker
  8. name="BSW">Borgward Sammlung Würnschimmel: Goliath 0,25gl Typ 34, Wien (Stand: April 2007).
  9. Archiv Ullrich Märker..aus dem Abschlussbericht der Lehrtruppe Februar 1956
  10. Archiv Ullrich Märker
  11. Archiv Ullrich Märker...aus Schreiben an den Herrn Minister vom 26. Februar 1958
  12. Munga IG: What’s a MUNGA – das Oliv der ersten Generation, Stand: März 2004.
  13. Streitkräftebasis: Vom „MUNGA“ zum „Wolf“, Bonn, 28. Juli 2004.
  14. Archiv Ullrich Märker....aus dem Zwischenbericht"

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