Großglocknerhochalpenstraße

Großglocknerhochalpenstraße

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Hochtor
Blick vom Fuscher Törl nach Südwesten auf den Großen Woazkopf und die Fuscher Lacken

Blick vom Fuscher Törl nach Südwesten auf den Großen Woazkopf und die Fuscher Lacken

Nord Süd
Passhöhe 2.506 m ü. A.
Bundesland Salzburg Kärnten
Wasserscheide Fuscher Ache (Salzach) (Möll)
Talorte Bruck Heiligenblut
Ausbau Straße[1]
Erbaut 1930–1935
Gebirge Glocknergruppe
Profil
Ø-Steigung 5.7 % (1894 m / 33 km) 7.9 % (1218 m / 15.5 km)
Max. Steigung 12 % 12 %
Karte
Hochtor (Österreich)
DEC
Hochtor
Hochtor
Koordinaten 47° 4′ 57″ N, 12° 50′ 32″ O47.082512.8422222222222506Koordinaten: 47° 4′ 57″ N, 12° 50′ 32″ O

Die Großglockner Hochalpenstraße verbindet als hochalpine Gebirgsstraße die beiden österreichischen Bundesländer Salzburg und Kärnten. Sie führt von Bruck an der Großglocknerstraße über das Fuscher Törl und das Hochtor (Tunnelportal 2.506 m ü. A., historische Passhöhe 2.576 m ü. A.) nach Heiligenblut, mit Abzweigungen auf die Edelweißspitze und die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe.

Das Befahren dieser Erlebnisstraße ist für Kraftfahrzeuge gebührenpflichtig (Maut).

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Die von Bruck im Salzachtal (47.27983312.8250587) nach Heiligenblut im Mölltal führende Straße ist 47,8 km lang und überquert den Alpenhauptkamm.[2]

Im Fuscher Tal verläuft sie über die Ortschaft Fusch an der Glocknerstraße zur Mautstation Ferleiten (1.151 m, 47.16820712.8138787). Dort steigt sie in vielen Serpentinen, über die Station Piffkar (1.633 m, 47.1488612.8149297), vorbei an der Blockhalde Hexenküche auf das Obere Naßfeld (Wilfried-Haslauer-Haus, 2.268 m, 47.1219512.8210777) und das Fuscher Törl (2.428 m, 47.11751112.8276117) zwischen dem Fuschertal und dem Raurisertals. Dort zweigt die etwa 2 km lange Panoramastraße Edelweißspitze (2.580 m, Straße bis 2.572 m, 47.12381912.8312167) ab.

Dann fällt die Straße zur Fuscherlacke (2.261 m ü. A., 47.11216712.8321177), und durchtunnelt das Mittertörl (2.375 m; Tunnelhöhe 2.335 m, 47.09975312.833197), wo dann bei Wegscheid das Seidlwinkeltal in die Rauris abfällt. Ein weiterer Tunnel überquert am Hochtor (2.576 m; Tunnelhöhe 2.506 m, 47.08254312.8427177) die Salzburgisch-Kärntnerische Grenze und die Wasserscheide Salzach (Inn)/Drau.

Von der Hauptstraße führt schon weit im Mölltal die Gletscherstraße auf die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe (2.369 m ü. A., 47.07348312.7548277) am Pasterzengletscher mit Blick auf Großglockner, während die Glocknerstraße auf 1.291 m die Ortschaft Heiligenblut erreicht (Mauthaus Heiligenblut= 1.691 m, 47.04395512.854097).Auf Kärntner Seite liegen auch das Wallackhaus und das Glocknerhaus an der Straße.

Geschichte

Der Weg über das Hochtor ist eine alte „Römerstraße“, ein Säumerweg, der schon in der Hallstattzeit laut vorkeltischen Funden benutzt wurde, und noch im 17. Jahrhundert der drittwichtigste Alpenübergang nach Brenner und Radstädter Tauern war. Die Hauptroute verlief aber nie vorrangig in die abgelegene Fusch, sondern über das Seidlwinkeltal und – seit dem Hochmittelalter – das Rauriser Tauernhaus in die Rauris mit ihren reichen Goldfunden, und von dort ins Pongauer Salzachtal.[3]

In Zeiten der Monarchie noch war das Glocknergebiet Jagdrevier des Kaisers, und als Ausgangsbasis bestand auf der Südseite seit 1834 eine Unterkunftshütte in der Gamsgrube und seit 1875 das Glocknerhaus, das seit 1908 mit der Kutsche erreichbar war.

Die Großglocknerstraße vom Wilfried-Haslauer-Haus aus
Serpentinen oberhalb des Wilfried-Haslauer-Hauses
Blick von Schöneck an der Gletscherstraße auf 1.953 m Richtung Glockner
Glocknerhaus, Blick nach Nordwesten zum Großglockner, im Hintergrund die Franz-Josefs-Straße zur Pasterze

In den 1920er Jahren wurden in der Tages- und Fachpresse viele mehr oder weniger aussichtsreiche Vorhaben erörtert, die Alpen für den touristischen Verkehr zu erschließen. Dazu gehörten etwa die Wiener Höhenstraße oder die geplante aber nie gebaute Wienerwaldbahn ins Tullnerfeld. Ursprünglichen Planungen in Kärnten und Salzburg im Juni 1924 zufolge sollte eine „Großglockner-Hochalpenstraße“ zwischen Heiligenblut und Ferleiten als private Mautstraße errichtet werden. Der in Kärntner Landesdiensten stehende Ingenieur Franz Wallack (1887–1966) wurde mit der Erstellung eines generellen Projekts für die Strecke und für mehrere Berghotels beauftragt. Nach diesem wurde auch das Wallackhaus, ein direkt an der Hochalpenstraße gelegenes Hotel, benannt.

Dieses Projekt hatte insofern eine besondere Bedeutung, als dass Südtirol mit dem Friedensvertrag von St. Germain von Österreich abgetrennt war und die ehemalige innerösterreichische Verbindung von Kärnten nach Nordtirol über den Brennerpass verloren war. Da es auf den 156 Kilometern zwischen dem Radstädter Tauernpass und dem Brennerpass keine Straße über die Hauptalpenkette gab, waren Oberkärnten und Osttirol vom direkten Straßenverkehr mit den Bundesländern am Nordrand der Alpen abgeschnitten, sodass bereits im Sommer 1922 das damalige Büro für Fremdenverkehr im Bundesministerium für Handel, Industrie und Bauten den Bau einer Straße vorschlug. Allerdings verebbten aus Geldmangel und wegen geschwundener Erfolgserwartungen die Aktivitäten bis zum Ende der 1920er Jahre.

Sie verschoben sich schließlich nach Salzburg, wo Landeshauptmann Franz Rehrl sich dafür einsetzte. Rehrl war als kühner und leidenschaftlicher Automobilist bekannt und machte die Realisierung der Straße zu seinem persönlichen Ziel. 1928/29 verknüpfte er die Glocknerstraße mit einem überdimensionierten Tauernkraftwerksprojekt der AEG Berlin, die dadurch als Aktionärin der Großglockner-Hochalpenstraßen Aktiengesellschaft (GROHAG) einsprang, nach Scheitern der Kraftwerkspläne jedoch 1931 wieder ausstieg. Nur ein Sondergesetz zur Finanzierung der Fertigstellung der 1930 begonnenen Bauabschnitte konnte eine internationale Blamage abwenden. Ende 1932 konnte die Nordrampe und die Gletscherstraße zur Pasterze dann feierlich der Öffentlichkeit übergeben werden. Allerdings belasteten die Kosten von 6 Millionen Schilling die Republik in einer Zeit schwerster Depression – die GROHAG musste liquidiert werden.

Mit der diktatorischen Machtübernahme der Regierung Dollfuß im März 1933 folgte eine autofreundliche Wende der österreichischen Wirtschaftspolitik mit Blick auf die Erfolge der NS-Motorisierungspolitik im Nachbarland. Im Zentrum standen

  • ein groß angelegtes Straßenbauprogramm
  • Arbeitsbeschaffung, das heißt Verringerung der Arbeitslosigkeit durch
  • Wiederbelebung des Großglocknerstraßen-Projektes nur wenige Monate nach Liquidation der GROHAG – in den Jahren 1930–1935 wurden 14 % der gesamten Straßenbauausgaben auf die Glocknerstraße konzentriert
  • Förderung automobilsportlicher Veranstaltungen
  • Steuerliche Vergünstigungen wie etwa der Abschaffung der Kraftwagenabgabe 1935, was zu einem Autoboom führte.

Am 3. August 1935 wurde die Großglockner Hochalpenstraße nach fünfjähriger Bauzeit eröffnet. Insgesamt waren 3200 Arbeiter in den Bau involviert. Nur einen Tag später fand der Große Bergpreis von Österreich für Automobile und Motorräder statt.

Im Zuge von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wurde ab 1937 auch die südliche Zufahrtsstraße zwischen Heiligenblut und Dölsach zu einer modernen Autostraße ausgebaut.[4]

Heutige Bedeutung

Die Großglockner-Hochalpenstraße hat als Transitroute nur eine untergeordnete Bedeutung, sondern ist immer eine primär touristische Attraktion geblieben, und eine der großen Erlebnisstraßen Österreichs. Neben der Überquerung des Alpenhauptkammes als reizvolle Reiseroute bietet sie insbesondere mit der Gletscherstraße auf die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe die Zufahrt zum höchsten Berg und Wahrzeichen Österreichs, dem Großglockner. Sie stellt aufgrund der historischen Entwicklung einen Sonderfall der verkehrstechnischen Erschließung eines der wichtigsten – und abseits des Verkehrsweges strengen – Naturschutzgebietes der Zentralalpen, dem Nationalpark Hohe Tauern dar. Sie gilt als Modellfall, wie die divergenten Bedürfnisse der Touristen und des österreichischen Gemeininteresses, der Anliegergemeinden, des Betreibers, der Alpenvereine und des Naturschutzes auf ökonomischer wie ökologischer Basis in einem modernen Konzept nachhaltigen Fremdenverkehrs vereint werden könnten. Im Wilfried-Haslauer-Haus (Oberes Naßfeld) ist die Hochalpine Forschungsstation des Haus der Natur Salzburg eingerichtet[5], und eine geologisch-ökologische „Alpine Naturschau“.

Das Jahresaufkommen an Fahrzeugen beträgt etwa 270.000 (PKW, Bus, Motorrad – 2007[6]), das sind etwa eine knappe Million Besucher. Insgesamt haben in ihrer Geschichte 50 Millionen Menschen die Straße überquert. Auch für den Radsport ist sie von Interesse (Österreich-Rundfahrt, Glocknerkönig – ein freies und sowie saisonlanges Zeitfahren unter allgemeiner Teilnahme[7]). Darüber hinaus nutzen europäische Automobilhersteller die Straße gerne, um vor allem Steigfähigkeit und Bremsleistung von Fahrzeugen unter realistischen und extremen Bedingungen zu erproben.

Die Glocknerstraße ist eine Privatstraße mit Öffentlichkeitsrecht. Sie ist zwischen Ferleiten und Heiligenblut im Winter unbefahrbar, Schneehöhen von einem Dutzend Meter sind keine Seltenheit, der Rekord liegt 1953 bei 21 Meter.[8] Die Wintersperre läuft je nach den Wetterverhältnissen von etwa Ende Oktober bis Anfang Mai. Daneben besteht eine Nachtsperre, die beiden Mautstellen sind in der Hochsaison zwischen 5.00 und 21.30 Uhr besetzt, in den Nebensaisonen 6.00 bis 20.00 Uhr.[9]

Literatur

Zeitgenössisches zum Bau:

  • Franz Wallack: Die Großglockner-Hochalpenstraße. Die Geschichte ihres Baues. 1949&–nbsp; Wallacks Autobiographie und Bericht über sein Projekt
Der Überwindung der Naturgewalten beim Bau der Großglocknerstraße widmeten sich seit 1935 drei Romane, die die jeweilige historische Auffassung spiegeln:
  • R. R. Wagner: Goldtauern. 1935
  • M. Limmer: Der neue Weg. 1940
  • Th. Kröger: Vom Willen gemeißelt. 1951

Heutige Literatur:

  • Clemens M. Hutter, Lothar Beckel: Großglockner. Saumpfad, Römerweg, Hochalpenstraße. 2. Auflage, Residenz Verlag, Salzburg 1988, ISBN 978-3701703951
  • Georg Rigele: Die Automobilisierung im neuen Österreich; Gezeigt am Beispiel der Großglockner-Hochalpenstraße 1928–1938. In: Technik – Politik – Identität, hrsg. von Klaus Plitzner, GNT-Verlag, Stuttgart 1995, S. 137–147, ISBN 978-3-928186-27-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Straßenprofil, Grohag
  2. Alpenvereinskarte 40 Glocknergruppe, 1:25000
  3. Lit.: Hutter, Beckel, 1988
  4. Die Reichspost vom 16. Mai 1937, S. 7.
  5. Das Nationalparkinstitut, www.hausdernatur.at
  6. Die Großglockner Hochalpenstraße heute, Grohag
  7. www.glocknerkoenig.com, Tourismusverband Grossglockner - Zellersee
  8. Schneeräumung, Grohag − mit Abbildungen der legendären „Wallack-Fräse“ in Einsatz
  9. Aktuelles, Grohag

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