Günther Rall

Günther Rall
GenLt. a.D. Günther Rall zu Besuch im „Deutsch-Kanadischen Luftwaffenmuseum e.V.“ am 26. November 2004 im Baden-Airpark von Rheinmünster-Söllingen

Günther Rall (* 10. März 1918 in Gaggenau; † 4. Oktober 2009[1] in Bad Reichenhall[2]) diente als Generalleutnant der Bundeswehr und war während des Zweiten Weltkrieges Offizier und Jagdflieger in der Luftwaffe. Mit 275 bestätigten Abschüssen war er einer der Piloten mit den meisten Abschüssen in der Geschichte der Militärluftfahrt. Bei insgesamt 621 Feindflügen wurde Rall selbst fünf Mal abgeschossen.

Zum 1. Januar 1956 trat Rall in die Bundeswehr ein, die er nach Verwendungen als Inspekteur der Luftwaffe und als ständiger Vertreter im Militärausschuss der NATO 1975 mit seiner Versetzung in den Ruhestand verließ.

Er lebte zuletzt in Bad Reichenhall.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugendjahre

Rall wuchs in Gaggenau gemeinsam mit seiner älteren Schwester Lotte in einem konservativ-protestantisch geprägten Elternhaus auf. Sein Vater war zu jenem Zeitpunkt Prokurist bei der Eisenwerke Gaggenau A.G. Nach dem Umzug nach Stuttgart war Rudolf Rall selbstständiger Kaufmann. Er war außerdem Mitglied im „Stahlhelm“ und stand – „im Herzen Monarchist[3] – der DNVP nahe. Günther Ralls Mutter Minka war sehr im kirchlichen Gemeindeleben engagiert und erzog ihre Kinder dementsprechend. Günther Rall besuchte das humanistisch geprägte Karls-Gymnasium in Stuttgart, bevor er 1935 auf die NAPOLA Backnang wechselte, wo er im darauf folgenden Jahr sein Abitur ablegte.

Militärische Laufbahn

Wehrmacht

Rall beim Aussteigen aus seiner Messerschmitt Bf 109 nach seinem 250. Luftsieg (Nov. 1943)

Nach dem Reichsarbeitsdienst trat er am 4. Dezember 1936 als Offizieranwärter in das Heer beim Infanterieregiment 13 ein. Am 1. Juli 1938 wechselte er als Oberfähnrich zur Luftwaffe, in der er nach Absolvierung seiner Ausbildung zum Jagdflieger als Leutnant dem Jagdgeschwader 52 zugeteilt wurde. In diesem Geschwader sollte er die meiste Zeit des Zweiten Weltkrieges verbringen. Seinen ersten Luftsieg errang er am 18. Mai 1940 bei Metz. Diesem sollten im Verlauf des Krieges noch 274 weitere bestätigte Luftsiege folgen. 1941 kam das Geschwader bei den Kämpfen von Kreta sowie beim Unternehmen Barbarossa zum Einsatz. In der Zeit von November 1941 bis Juli 1942 musste er wegen einer schweren Rückenverletzung im Wiener Universitätsklinikum behandelt werden. Dabei lernte er seine spätere Ehefrau kennen. Rall wurde wegen seiner Erfolge von der Propaganda zum Idol stilisiert und erhielt hohe Auszeichnungen. Diese Tatsachen halfen ihm im Jahre 1943, ein gegen ihn gerichtetes Verfahren ohne Konsequenzen zu überstehen (seine spätere Frau hatte im Jahre 1938 in Wien mehreren jüdischen Bürgern nach dem Anschluss Österreichs bei der Ausreise geholfen).[4]

Im Jahre 1944 wurde er zur Reichsverteidigung in den Westen beordert, wo er Gruppenkommandeur im JG 11 wurde. Nach seiner Beförderung zum Major war er in den letzten zwei Kriegsmonaten Kommodore des JG 300, bevor er bei der Kapitulation in Kriegsgefangenschaft geriet, aus der er jedoch bereits im August 1945 entlassen wurde. Danach kam Rall zunächst bei der Abholzung von Wäldern im Südwesten Deutschlands (notwendig aufgrund einer Borkenkäferplage) zum Einsatz. Später arbeitete er bei der Firma Siemens & Halske. Seine Frau war zunächst als Ärztin in einem Kinderkrankenhaus, später im Internat Schloss Salem (Baden) tätig; dort war auch Rall selbst zeitweise beschäftigt.

Bundeswehr

Mit Wirkung vom 1. Januar 1956 wurde Rall als Major in die Bundeswehr übernommen. Von September 1956 bis März 1957 erhielt er seine Ausbildung auf amerikanischen Flugzeugen, der T-6 sowie den strahlgetriebenen T-33 und F-104 Starfighter. Im Anschluss konnte er seine Erfahrungen in einer Verwendung als Inspizient der Jagdflieger im Allgemeinen Luftwaffenamt und als Leiter des Arbeitsstabs F-104 einsetzen. Nach Teilnahme an einem Lehrgang am NATO Defense College in Paris 1964 und einer letzten aktiven fliegerischen Verwendung als 2. Kommodore des JaboG 34 in Memmingen von 1964 bis 1966 wurde er auf Dienstposten in verschiedenen Kommandobehörden verwendet:

Rall als Inspekteur der Luftwaffe

Nachdem Günther Rall bereits wegen der Unfälle mit dem „Starfighter“, die in seine Amtszeit fielen, in die öffentliche Kritik geraten war, führte eine weitere Affäre anlässlich einer Reise im Jahre 1974 schließlich zu seinem Ausscheiden aus dem Amt. Rall war der Einladung eines im heutigen Namibia lebenden ehemaligen Kameraden gefolgt, dieses Land und auch dessen damalige Mandatsmacht, die Republik Südafrika, zu besuchen. Diese stand damals wegen der dort herrschenden Apartheid international in der Kritik. Obwohl die Reise privaten Charakter hatte, führte der Druck seitens der Medien auf Rall (dieser nennt in seinen Memoiren hierzu konkret das Magazin „Stern“) sowie den damaligen Verteidigungsminister Georg Leber dazu, dass Rall am 13. Oktober 1975 sein Amt niederlegen musste.

Rall blieb auch nach seiner aktiven Dienstzeit der Luftwaffe verbunden. In den Jahren 2004/05 setzte er sich mit anderen ehemaligen Luftwaffen-Generalen gegen die Entziehung des Traditionsnamens „Mölders“ beim Jagdgeschwader 74 ein, den er während seiner Zeit als Inspekteur der Luftwaffe dem Geschwader verliehen hatte. Er konnte sich jedoch nicht gegen die rot-grüne Politik durchsetzen.

Auszeichnungen

Werk

Günther Rall signiert eines seiner Bücher anlässlich eines Vortrags im Finnischen Luftfahrtmuseum in Vantaa am 20. Mai 2006
  • Günther Rall: Mein Flugbuch. Erinnerungen 1938–2004. NeunundzwanzigSechs, Moosburg 2004, ISBN 978-3-9807935-3-7

Privates

Während der Kämpfe wurde Rall vier Mal schwer verwundet und verbrachte insgesamt 15 Monate im Lazarett. Bei einem im Jahre 1941/42 in Wien verbrachten Genesungsurlaubes lernte er die Ärztin Hertha Schön kennen, die er 1943 heiratete. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor, von denen zwei als Kleinkinder starben. Seit dem 4. Juli 1985 war Günther Rall verwitwet.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Günther Rall – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Famed German Ace Gunther Rall Passes Away
  2. Günther Rall gestorben
  3. So charakterisiert G. Rall seinen Vater in „Mein Flugbuch“ S. 17.
  4. Jochim Käppner, Kurt Kister: Über Helden. In: Interview mit Günther Rall. Süddeutsche Zeitung, 5. April 2009, abgerufen am 7. Oktober 2009.
  5. Homepage des Bundesarchivs

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