- Iwano-Frankowsk
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Iwano-Frankiwsk (Івано-Франківськ) Basisdaten Oblast: Oblast Iwano-Frankiwsk Rajon: Kreisfreie Stadt Höhe: 249 m Fläche: 83,73 km² Einwohner: 218.400 (2004) Bevölkerungsdichte: 2.608 Einwohner je km² Postleitzahlen: 76000- Vorwahl: +380 342 Geographische Lage: 48° 55′ N, 24° 43′ O48.92277777777824.710555555556249Koordinaten: 48° 55′ 22″ N, 24° 42′ 38″ O Verwaltungsgliederung: 1 Stadt, 5 Dörfer Bürgermeister: Wiktor Anuschkewytschus Adresse: вул. Грушевського 21
76004 м. Івано-ФранківськWebsite: http://www.mvk.if.ua/ Statistische Informationen Iwano-Frankiwsk (ukrainisch Івано-Франківськ, bis 1962 Станиславів/Stanislawiw; polnisch Stanisławów; deutsch Stanislau) ist das Oblast-Zentrum (Gebietshauptstadt) der Oblast Iwano-Frankiwsk in der West-Ukraine. Die Universitätsstadt liegt im Karpatenvorland, das Teil der historischen Landschaft Galizien ist.
Inhaltsverzeichnis
Administrative Einordnung
Die Stadt ist als Hauptstadt der Oblast nicht einem Rajon unterstellt, sondern wird wie auch 4 weitere Städte direkt von der Oblast selbst verwaltet. Zum Stadtgebiet gehören auch noch die 5 Dörfer/Landgemeinden Wowtschynez (Вовчинець), Krychiwzi (Крихівці), Mykytynzi (Микитинці), Uhornyky (Угорники) und Chryplyn (Хриплин).
Geschichte
Iwano-Frankiwsk teilt weitgehend die Geschichte der Ukraine bzw. Galiziens/Polens
Als Stanisławów wurde die Stadt 1662 von der polnischen Adelsfamilie Potocki in der von 1569–1772 bestehenden Woiwodschaft Ruthenia gegründet, einer administrativen Einheit des Polnisch-Litauischen Gemeinwesens (Adelsrepublik). Die Stadt bekam das Magdeburger Stadtrecht verliehen. Die militärische Befestigung an strategisch günstiger Lage auf einem Plateau am Zusammenfluss der Nadwirnaer Bystryza und der Solotwinaer Bystryza kurz vor der Mündung in den Dnister bot natürlichen Schutz.
- 1772 wurde die Stadt österreichisch.
- 1867 bis 1918 gehörte Stanislau zu Österreich-Ungarn.
- 1919 war sie kurze Zeit Hauptstadt der Westukrainischen Volksrepublik.
- Durch den Frieden von Riga wurde Stanisławów 1921 polnisch und Zentrum der gleichnamigen Woiwodschaft.
- 1939 wurde das Gebiet aufgrund des Hitler-Stalin-Paktes von Sowjetrussland besetzt und von
- 1941 bis 1944 wurde die Westukraine durch die deutsche Armee besetzt. Aus dem besetzten Gebiet wurde der Distrikt Galizien gebildet, der dem Generalgouvernement angeschlossen wurde. Stanislau bildete die Hauptstadt einer Kreishauptmannschaft.
Es lebten zu dieser Zeit viele verschiedene Ethnien mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen in der Stadt. Die Bevölkerung bestand zu je einem Drittel aus Ukrainern und Polen und ein Drittel bekannte sich zum jüdischen Glauben. Die von den Deutschen durchgeführte Vernichtung der jüdischen Bevölkerung (Holocaust) war das Ende des für Ostgalizien typischen vielsprachigen Völkergemisches.
- Durch Russland wurde dann nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auch die polnische Bevölkerung zwangsweise umgesiedelt, so dass die Stadt heute, neben wenigen Russen, überwiegend von Ukrainern bewohnt wird.
- 1962 wurde sie zur 300-Jahr-Feier zu Ehren des Schriftstellers Iwan Franko umbenannt.
Historische Stadtnamen
russisch Ивано-Франковск/Iwano-Frankowsk/Ivano-Frankovsk bzw. Станиславoв/Stanislawow/Stanislavov, polnisch Stanisławów, deutsch und jiddisch Stanislau, ungarisch Sztanyiszló.
Historisch
Aus Meyers Konversationslexikon von 1888:
- „Stanislau (Stanisławów), Stadt in Galizien, an der Bistritza, Knotenpunkt der Lemberg–Czernowitzer Bahn und der Staatsbahnlinie Stryi–Husiatyn, ist Sitz eines griechisch-katholischen Bistums, einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts und einer Finanzbezirksdirektion, hat ein Standbild Kaiser Franz I., ein Obergymnasium, Oberrealschule, Lehrerbildungsanstalt, große Eisenbahnwerkstätte, Ziegelfabrikation, Dampfmühle, Bierbrauerei, Gerberei, lebhaften Handel und (1880) 18.626 Einw. (darunter 10.023 Juden).“
Sehenswürdigkeiten
Iwano-Frankiwsk besitzt eine sehenswerte Altstadt, die in den Jahren nach der Unabhängigkeit der Ukraine nahezu vollständig renoviert wurde. Architektonisch erinnert der Stadtkern von Iwano-Frankiwsk in vielem an das alte Österreich-Ungarn. Dazu kommen einerseits die typischen sowjetischen Verwaltungsgebäude und in den Außenbezirken („Microrajons“) Plattenbauten und andererseits neue, private Wohnhäuser, die keinen einheitlichen Bebauungsplänen unterworfen sind.
Im Stadtzentrum befindet sich ein künstlicher See, der in der Sowjetzeit am Ort eines jüdischen Friedhofs angelegt wurde. In unmittelbarer Nachbarschaft des Sees befindet sich noch heute ein gut erhaltener jüdischer Friedhof, innerhalb dessen Mauern während des Zweiten Weltkriegs eine große Anzahl von Juden und Angehörigen anderer Volksgruppen zusammengetrieben, ermordet und verscharrt wurden.
Aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs werden im Zentrum der Stadt in der letzten Zeit zunehmend ältere Gebäude abgerissen, um größeren Einkaufspassagen Platz zu machen.
Wirtschaft
Verkehr
Iwano-Frankiwsk liegt an der wichtigen Eisenbahnstrecke Lwiw–Tscherniwzi (Czernowitz). Außerdem zweigen Strecken nach Stryj und über die Karpaten (Jablunyza- oder Tatarenpass) nach Transkarpatien ab.
Der Nahverkehr wird mit Bussen, Trolleybussen (O-Bussen) und Linientaxis (Marschroutkas) abgewickelt.
Bahnstrecken
- Lwiw–Iwano-Frankiwsk–Tscherniwzi
- Iwano-Frankiwsk–Nadwirna–Jaremtsche–Worochta–Rachiw (–Sighetu Marmaţiei, Rumänien)
- Iwano-Frankiwsk–Stryj–Drohobytsch–Sambir (–Przemyśl, Polen)
- Iwano-Frankiwsk–Tysmenyzja (stillgelegt)
Erdöl und Erdgas
In den Vorkarpaten, etwa 80–100 Kilometer westlich der Stadt, finden sich um Drohobytsch seit dem 19. Jahrhundert Erdöl- und Erdgaslagerstätten.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde von der Sowjetunion der Bau einer Erdgastrasse (Pipeline) vom Gasfeld Urengoi in Sibirien nach Uschhorod zur Versorgung Westeuropas beschlossen und an der Stadt vorbeigeführt.
Kultur
Kunst- und Literaturszene
Es gibt eine quirlige Kunst- und Kulturszene um den Schriftsteller Jurij Andruchowytsch (* 1960), der Iwano-Frankiwsk kurzerhand zum legendären Macondo des Gabriel García Márquez erklärte. Zu ihr gehören auch die Schriftstellerin Halyna Petrosanjak (* 1969) und der Schriftsteller Taras Prochasko.
Universitäten
Die Stadt beherbergt neben der nach Wassyl Stefanyk benannten Vorkarpaten-Universität außerdem die „Staatliche Technische Hochschule für Erdöl und Erdgas“, eine Medizinische Akademie und ein Geistliches Seminar der Griechisch-Katholischen Kirche
Städtepartnerschaften
- Rzeszów (Polen) seit 2000
Vereine
Bekannt sind der Fußballverein Spartak („Spartakus“, früher Prikarpattja („Vorkarpaten“)) sowie der Schachverein Mistez.
Persönlichkeiten
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- Arthur F. Burns (1904–1987), US-amerikanischer Ökonom und Diplomat
- Zbigniew Cybulski (1927–1967), polnischer Schauspieler
- Albin Dunajewski (1817–1894), römisch-katholischer Kardinal
- Feliks Falk (* 1914), polnischer Filmregisseur, Theater- und Drehbuchautor
- Manfred Lachs (1914–1993), Richter am internationalen Gerichtshof
- Michail Prusak, Gouverneur der Oblast Nowgorod
- Adolf Robinson (1838–1920), Opernsänger
- Stanisław Sosabowski (1892–1967), polnischer General im Zweiten Weltkrieg
- Max Schur (1897-1969), Arzt und Psychoanalytiker, seit 1928 Leibarzt von Sigmund Freud
- Alfred Johann Theophil Jansa von Tannenau (1884–1963), Offizier des österreichischen Bundesheeres
- Theodor Zöckler (1867–1949), evangelischer Superintendent
- Jerzy Kuryłowicz (1895-1978), polnischer Sprachwissenschaftler und Indogermanist
Zu den bekannten zeitgenössischen Persönlichkeiten der Stadt gehören u. a.:
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- die Schriftstellerin Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch
- der Schriftsteller Jurij Andruchowytsch
Siehe auch
Weblinks
- Informationen zu Stadt und Region (Englisch)
- Iwano-Frankiwsk Kontaktbüro in Deutschland
- Webcam der UkrTelecom
- Vorkarpaten-Universität „Wassyl Stefanyk“
- Staatliche Technische Universität für Erdöl und Erdgas
- Landkarte, Sowjetunion 1:100.000 (Stand 1990)]
- Homepage mit historischen Karten und Fotos (Polnisch)
- http://www.kresy.co.uk/stanislawow.html
- Woiwodschaft Stanisławów, polnische Kresy
- Stanislau. In: Meyers Konversations-Lexikon. Bd. 15, 4. Aufl. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1885–1892, S. 227.
- [1] 167 Orig.-Dok. über die Judenvernichtung in Stanislau
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