- Jagdbombergeschwader 32
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Jagdbombergeschwader 32 (JaboG 32)
Internes Verbandsabzeichen (Wappen)Aufstellung 7. Juli 1956
(Flugbetrieb seit 22. Juli 1958)Land Deutschland Streitkräfte Bundeswehr Teilstreitkraft Luftwaffe Stärke ca. 1800 Soldaten Unterstellung 1. Luftwaffendivision Standorte Schwabstadlkaserne Lagerlechfeld
Fliegerhorst LechfeldFührung Kommodore Oberst Stefan Scheibl Luftfahrzeuge Kampfflugzeug/
-hubschrauberTornado "IDS" und "ECR" Das Jagdbombergeschwader 32 (JaboG 32) ist ein fliegender Kampfverband der Luftwaffe der Bundeswehr, der auf dem Fliegerhorst Lechfeld im Landkreis Augsburg in Bayern stationiert ist. Ausgerüstet ist das Geschwader mit dem Panavia Tornado.
Inhaltsverzeichnis
Auftrag
In Friedenszeiten hat das JaboG 32 den Auftrag, seine Einsatzbereitschaft gemäß nationaler und NATO-Vorgaben durch taktische Verbandsausbildung sowie Teilnahme an diversen Übungen sicherzustellen.
Bei Luftkriegsoperationen im Einsatz wird das JaboG 32 im Schwerpunkt mit der Unterdrückung gegnerischer Luftverteidigung beauftragt. Hierfür ist das Geschwader als einziger Verband der Luftwaffe mit dem Tornado ECR (Electronic Combat & Reconnaissance) ausgestattet.
Geschichte
Das Jagdbombergeschwader 32 nahm am 22. Juli 1958 seinen Dienst- und Flugbetrieb mit Maschinen vom Typ Republic F-84F „Thunderstreak“ auf. Es ist seitdem auf dem Fliegerhorst Lechfeld stationiert.
Auf der F-84F wurden ca. 80.000 Flugstunden geflogen, bevor das Geschwader 1965 neue Flugzeuge vom Typ F-104G „Starfighter“ bekam. Die letzte Thunderstreak verließ den Fliegerhorst am 13. Juli 1966. Der Starfighter flog bis zum April 1984. Mit ihm wurden in 19 Jahren 204.986 Flugstunden erzielt.
Das Nachfolgemuster Panavia Tornado IDS wurde ab 1984 eingeführt. Er wurde zuerst als konventioneller Jagdbomber eingesetzt, bis 1991 die Umrüstung auf den Tornado ECR (Electronic Combat and Reconnaissance) begann. Das JaboG 32 ist heute der einzige deutsche Verband, der den Tornado ECR fliegt. Diese Variante ist speziell für die Bekämpfung feindlicher Radarstellungen ausgerüstet. Die Bewaffnung besteht unter anderem aus AGM-88 HARM (Highspeed-Anti-Radar-Missile) Raketen.
Ab 2008 wurde Ulrike Flender, die erste deutsche Kampfpilotin, beim Geschwader eingesetzt.
Am 26. Oktober 2011 wurde in der Vorstellung des Stationierungskonzepts 2011 durch das BMVg dargestellt, dass das Geschwader im Jahr 2017 aufgelöst werden soll.
Struktur
Lage Fliegerhorst Lechfeld
Koordinaten: N48° 11′ 08″ E10° 51′ 40″Das Jagdbombergeschwader 32 ist Teil der 1. Luftwaffendivision. Seit der Auflösung der mit dem Objektschutz beauftragten Fliegerhorstgruppe im Jahr 2006 ist das Geschwader wie folgt gegliedert:
- Stab JaboG 32
- Fliegende Gruppe (FlgGrp):
- Stab Fliegende Gruppe
- Flugbetriebsstaffel (FlBtrbStff)
- 1. Fliegende Staffel (1. JaboStff; „Lechfeld Tigers“)
- 2. Fliegende Staffel (2. JaboStff; „Flying Monsters“)
- Technische Gruppe (TGrp):
- Stab Technische Gruppe (mit Stabszug)
- Instandsetzungsstaffel (InstStff)
- Elektronik-Staffel (EloStff)
- Wartungs- und Waffenstaffel (WtgWaStff)
- Nachschub- und Transportstaffel (NuTStff)
Einsätze
Kräfte des JaboG 32 wurde im Rahmen des NATO-Einsatzes im ehemaligen Jugoslawien am 17. Juli 1995 zum Einsatzgeschwader 1 der Luftwaffe nach Piacenza/Italien verlegt. Von dort aus wurden ab 7. August 1995 Einsätze im Rahmen der Operation Deliberate Force geflogen. Dies war der erste Kampfeinsatz der deutschen Luftwaffe nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Einsatzgeschwader 1 führte Aufklärungs- und SEAD-Einsätze durch.
Das Geschwader nahm vom 24. März bis 11. Juni 1999 an der NATO-Luftkriegsoperation Allied Force gegen Serbien teil. Dabei wurden 236 HARM-Raketen verschossen.
Vorkommnisse
- 1961
In einer besonders angespannten Phase des Kalten Krieges - einen Monat nach Bau der Berliner Mauer - flogen am 14. September 1961 zwei F-84F "Thunderstreak" des Jagdbombergeschwaders 32 mit den Piloten Feldwebel Pfefferkorn und Stabsunteroffizier Eberl über DDR-Territorium und landeten auf dem West-Berliner Flughafen Tegel. Offenbar hatte nur eine dichte Wolkendecke die Konfrontation mit sowjetischen Abfangjägern verhindert. Der Vorfall hatte die sogenannte "Bier-Order '61" des damaligen Verteidigungsministers Franz Josef Strauß zur Folge. [1]
- 1964
Am 15. September 1964 stürzte eine Schulungsmaschine des Typs Lockheed T-33 des Jagdbombergeschwaders 32 in der Nähe von Straßberg bei Bobingen ab. Pilot der Unglücksmaschine war Oberleutnant Ludger Hölker. Nach einem Leistungsverlust im Triebwerk ging die Lockheed in einen Sinkflug über, genau auf den Ort Straßberg zufliegend. Oberleutnant Hölker verblieb so lange in der Maschine bis keine Gefahr mehr für die Ortschaft bestand. Dieses selbstlose Verhalten hat ihn das Leben gekostet, jedoch Straßberg und seine Bewohner vor einer Katastrophe bewahrt. Der Opfertod Ludger Hölkers brachte ihm posthum zahlreiche Ehrungen ein, unter anderem die Rettungsmedaille am Band (1965), sowie mehrere nach ihm benannte Straßen, davon eine in Bobingen und eine in der Schwabstadlkaserne. Um sein vorbildliches Verhalten zu ehren und zukünftige Offiziere zur Auseinandersetzung mit der Person Hölker zu bringen, wurde der größte Unterrichtssaal der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck 1977 "Ludger-Hölker-Saal" getauft.
- 2004
Am 9. Dezember 2004 stürzte ein Tornado (ECR) in ein Waldgebiet nahe Kaufering. Der 31 Jahre alte Pilot, Hauptmann Eik von Zehmen und sein WSO Waffensystemoffizier, Major Konrad Huf kamen bei dem Absturz ums Leben. Der Tornado zerschellte nur 3,5 km südöstlich von seinem Heimatflugplatz Lagerlechfeld, von dem er zuvor gestartet war. Zum Unglückszeitpunkt spielten eine Reihe unglücklicher und ungünstiger Umstände eine Rolle, unter anderem die schlechte Sicht und der Rückenwind während des Starts.
- 2007
Am 12. April 2007 stürzte ein Tornado (ECR) auf einer Trainingsmission bei Lauterbrunnen (Schweiz) ab. Die Besatzung befand sich gerade auf dem Rückflug von Korsika. Kurz nach dem Tankstop in Emmen im Kanton Luzern prallte der Tornado in ca. 3700 m Höhe gegen eine Felswand. Der 26-jährige Pilot starb, der Waffensystemoffizier konnte sich mit dem Schleudersitz retten und anschließend durch den Einsatz eines Rettungshubschraubers aus der steilen Hochgebirgswand geborgen werden. Er erlitt schwere Verletzungen. Die Ermittlungen durch den General Flugsicherheit sind mittlerweile abgeschlossen: "Fehleinschätzungen der Geländegegebenheiten und der Flugparameter des Luftfahrzeuges durch die Besatzung waren Ursache für den Flugunfall am 12. April 2007, bei dem der Luftfahrzeugführer getötet wurde."[2]
Übungen
2002
- Februar: Exercise "Red Flag" (Nellis Air Force Base, Nevada, USA)
2003
- Mai: ELITE Exercise (Fliegerhorst Lechfeld)
- Oktober: "Saxon Shield" (Fliegerhorst Marham, Großbritannien)
2006
- Mai: ELITE Exercise (Fliegerhorst Lechfeld)
- November: NATO Trial "Spartan Hammer" (Andravida, Griechenland)
2007
- März: CAP-EVAL (Fliegerhorst Neubrandenburg)
- Juni: ELITE Exercise (Fliegerhorst Lechfeld)
- September: NATO Air Meet: Bold Avenger (Orland, Norwegen)
- September: NATO Tiger Meet: Arctic Tiger (Orland, Norwegen) gestrichen
- November: TLP (Florennes, Belgien)
2008
- Juni: Red Flag Alaska 08-3 (Eielson Air Force Base, Alaska, USA)
- April: Spring Flag 08-1 (Decimommanou/Sardinien)
2009
- März: TLP - Last Call (Florennes, Belgien)
- November: TLP (Albacete, Spanien)
2010
- Brilliant Ardent (Deutschland)
- Good Hope (Südafrika)
- ELITE (Deutschland)
- NATO Tigermeet (Niederlande)
Literatur
Werner Bischler, Klaus Hager: 50 Jahre Jagdbombergeschwader 32. 150 Jahre Militärgeschichte Lechfeld. Achensee-Verlag, Augsburg 2008. ISBN 3-938330-05-8.
Weblinks
- Internetpräsenz des JaboG 32
- Lechfeld Tigers
- Flying Monsters
- UHG JaboG32
- Buchpräsentation: "50 Jahre Jagdbombergeschwader 32 150 Jahre Militärgeschichte Lechfeld"
Einzelnachweise
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