Angelroda

Angelroda
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Angelroda
Angelroda
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Angelroda hervorgehoben
50.74472222222210.8675385
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Ilm-Kreis
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Geratal
Höhe: 385 m ü. NN
Fläche: 4,94 km²
Einwohner:

401 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 81 Einwohner je km²
Postleitzahl: 99338
Vorwahl: 036207
Kfz-Kennzeichen: IK
Gemeindeschlüssel: 16 0 70 003
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 41
99338 Angelroda
Webpräsenz: www.angelroda.de
Bürgermeister: Udo Lämmer (CDU)
Lage der Gemeinde Angelroda im Ilm-Kreis
Alkersleben Altenfeld Angelroda Arnstadt Böhlen Bösleben-Wüllersleben Dornheim Elgersburg Elleben Elxleben Frankenhain Frauenwald Friedersdorf Gehlberg Gehren Geraberg Geschwenda Gillersdorf Gossel Gräfenroda Großbreitenbach Herschdorf Ichtershausen Ilmenau Ilmtal Kirchheim Langewiesen Liebenstein Martinroda Möhrenbach Neusiß Neustadt am Rennsteig Osthausen-Wülfershausen Pennewitz Plaue Rockhausen Schmiedefeld am Rennsteig Stadtilm Stützerbach Wachsenburggemeinde Wildenspring Wipfratal Witzleben Wolfsberg Thüringen Landkreis Schmalkalden-Meiningen Suhl Landkreis Hildburghausen Landkreis Sonneberg Landkreis Saalfeld-Rudolstadt Landkreis Weimarer Land Erfurt Landkreis GothaKarte
Über dieses Bild

Angelroda ist eine Gemeinde im Ilm-Kreis in Thüringen in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Angelroda liegt im Vorland des Thüringer Waldes im Tal der Zahmen Gera. Über dem Tal erheben sich Berge aus Muschelkalk. Durch Witterung entstanden die sagenumwobenen Kammerlöcher. Die bis zu fünf Meter tiefen Löcher und Furchen sowie einzeln stehende Felsen aus Kalk liegen zwei Kilometer südlich des Ortes.

Ausdehnung des Ortsgebiets

Angelroda teilt sich in zwei Teile, die durch das Eisenbahnviadukt getrennt werden. Östlich vom Viadukt befindet sich der Dorfkern und westlich befindet sich eine nach 1995 angelegte Einfamilienhaussiedlung.

Nachbargemeinden

Im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden: Plaue - Neusiß - Martinroda - Geraberg - Geschwenda - Rippersroda

Geschichte

Der Ort wurde am 27. März 948 erstmals in einer Urkunde von Kaiser Otto I. an die Abtei Hersfeld als Angelnrod erwähnt. Darin erhält die Abtei das Dorf im Tausch gegen Wormsleben im Mansfeld. Diese Urkunde wird heute im Hessischen Staatsarchiv Marburg aufbewahrt. Eine Landadelsfamilie bestand im 13. und 14. Jahrhundert in Angelroda. Sie nannte sich nach dem Ort „von Angelrode“ und besaß Ländereien in der Umgebung.

1651 kaufte die Adelsfamilie von Witzleben das Dorf von den Grafen von Schwarzburg. Ihre Nachfahren lebten noch bis 1946 im Angelrodaer Schloss. Die aus der Gründungszeit des Ortes stammende Kirche wurde 1696 grundlegend umgebaut, wobei ihre Grundmauern bis heute erhalten blieben. Die Orgel konnte generalsaniert 2002 wieder eingeweiht werden. Die Feuerwehr Angelrodas wurde 1717 gegründet, dennoch kam es 1781 zu einem Brand, bei dem 31 Häuser zerstört wurden. Noch im 18. Jahrhundert gab es in Angelroda zehn Zitronenhändler und Fuhrleute, die Thüringer Waren nach Norddeutschland schafften und von dort u. a. Zitronen, Flachs und Heringe mitbrachten. Der Friedhof wurde 1847 neu angelegt. Bis 1920 war Angelroda eine zum Amt Stadtilm im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt gehörende Exklave. Von 1920 bis 1952 gehörte der Ort zum Landkreis Arnstadt. Der Landkreis wurde 1952 geteilt und Angelroda gehörte fortan zum verkleinerten Kreis Arnstadt im Bezirk Erfurt. Von 1951 bis 1953 war der spätere Thüringer evangelische Landesbischof Werner Leich Vikar in Angelroda. 1994 wurden die Kreise Ilmenau und Arnstadt unter dem Namen Ilm-Kreis wieder vereint.

Der Ortsname leitet sich wahrscheinlich davon ab, dass Angelroda einst von den germanischen Angeln gegründet wurde. Die Endung -roda ist in Thüringen sehr häufig und bezeichnet ein gerodetes Gebiet.

Das Angelrodaer Schloss

In den Jahren 1614 bis 1618 wurde das repräsentative Angelrodaer Schloss errichtet. Auftraggeber hierfür war der Oberst Burkhart Hieronymus Russwurm. Über einem massiven Erdgeschoss lagen zwei Fachwerk-Obergeschosse. Das hohe Dach wies zwei Quergiebel auf. Die Vorderfront war von einem achteckigen Turm mit Schweifkuppel durchbrochen, die einzelnen Hausetagen waren nur über zu betreten. Durch die große Empfangshalle im Erdgeschoss erreichte man Bibliothek und Familienarchiv. Schmuckstück war der Kaisersaal im ersten Obergeschoss mit zahlreichen Ahnenbildern der Familie von Witzleben. Diese besaß Schloss und Gut seit 1651. Letzter Schlossherr war der General Friedrich-Karl von Witzleben, der hochbetagt im Februar 1946 von seinem Besitz vertrieben wurde. 1947 wurde das intakte Schloss, das 330 Jahre das Ortsbild bestimmt hatte, geplündert und abgerissen. Grundlage war der Befehl 209 der sowjetischen Besatzungsmacht. Lediglich das Parkgelände, das Gutsverwalterhaus (heutiger Gemeindesitz), das Wirtschaftsgebäude (Heimatmuseum seit 1998) und ein Pferdestall (zu einem Gemeindezentrum ausgebaut) blieben erhalten und wurden in den 1990er Jahren saniert. Nach Verwahrlosung wurde auch die Familiengruft der Familie von Witzleben neben der Kirche Ende der 1960er Jahre zugeschüttet.

Politik

Gemeinderat

Der Rat der Gemeinde Angelroda besteht aus 6 Ratsfrauen und Ratsherren.

  • CDU: 2 Sitze
  • Sportgemeinschaft Angelroda 1990 e. V.: 2 Sitze
  • Heimatverein Angelroda e. V.: 1 Sitz
  • Traditionsverein Angelroda e. V.: 1 Sitz

(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)

Bürgermeister

Der ehrenamtliche Bürgermeister Udo Lämmer wurde am 27. Juni 2004 gewählt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Im ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Gutes der Familie von Witzleben wurde zur 1050-Jahrfeier im Jahr 1998 eine Heimatstube eingerichtet. Dort sind historische Bilder, Pläne und Haushaltsgegenstände aus den letzten Jahrhunderten ausgestellt. Zu sehen sind auch Gebrauchsgegenstände von ehemals im Ort ansässigen Handwerkern, z.B. Utensilien eines Glasbläsers und eines Böttchers.

Die Ursprünge der Angelrodaer Dorfkirche gehen vermutlich auf das 12. Jahrhundert zurück, aus dem der Unterbau des Glockenturmes stammt. Diese „Turmkammer“ kann als kleine Kapelle angesehen werden. Von dieser aus wurde dann die Kirche weiter ausgebaut bzw. erweitert. Die beiden Emporen und der Kanzelaltar der Kirche wurden 1796 ergänzt. Der Turmeingang hat noch gotische Züge. Er stammt aus einem Vorgängerbau und wurde, als die neue Kirche gebaut wurde, wieder eingesetzt.

Außerdem ist das 26,5 Meter hohe, 100,4 Meter lange Angelrodaer Eisenbahnviadukt besonders sehenswert. Es gehört zur eingleisigen Bahnlinie Erfurt-Ilmenau und überspannt das Tal der Zahmen Gera. Eingeweiht wurde es am 6. August 1879. Zu dieser Zeit durchlief die Strecke vier Länder (Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Sachsen-Coburg und Gotha und Sachsen-Weimar), so dass am 19. Dezember 1876 ein Staatsvertrag hierzu geschlossen wurde (ein fünfter Vertragspartner war Preußen, das seit 1806 Hoheitsrechte u.a. über Erfurt hatte. Ein Großteil der in Thüringen fahrenden Bahnen des 19. Jahrhunderts wurden ab circa 1885 von Preußen betrieben). Bei dem Viadukt handelt es sich um eine auf zwei Pfeilern ruhende Stahlfachwerkbrücke, deren Dämme mit Quadersteinen terrassenförmig verkleidet sind. Die Stahlpfeiler der Brücke wurden 1904 einbetoniert, um eine größere Belastbarkeit zu erreichen. Südöstlich der Brücke schließt sich ein bis zu 20 Meter tiefer Felsdurchbruch an.

Wirtschaft und Verkehr

Angelroda ist von Landwirtschaft geprägt. Einige Einwohner arbeiten heute noch in der Landwirtschaft. Viele Angelrodaer pendeln in die umliegenden Orte zur Arbeit.

Es gibt Straßen nach Neusiß, Geraberg und Geschwenda. Einen Bahnhof besitzt der Ort nicht, obwohl er an der Bahnlinie Erfurt-Ilmenau liegt.

Angelroda liegt am Gera-Radweg.

Persönlichkeiten

  • Burkhart Hieronymus Russwurm, Oberst in Diensten der Grafen von Schwarzburg, erbaute 1614 bis 1618 das Schloss in Angelroda
  • Johannes Georg von Witzleben (1677 - 1743): Kammerjunker und Reisemarschall des Fürsten von Schwarzburg, erhielt 1711 das Rittergut Angelroda als alleiniger Besitzer und begründete so die Angelrodaer Linie der Familie
  • Heinrich Günther von Witzleben (1755–1824), preußischer Generalmajor
  • Friedrich Karl von Witzleben (1864 - 1947): geboren in Angelroda, militärische Laufbahn, Teilnahme am 1. Weltkrieg, 1918 Generalmajor, Träger des "Pour le merite", 1946 aus Schloss Angelroda vertrieben und 1947 in Elgersburg verstorben
  • Werner Leich (* 1927), evangelischer Theologe, 1951 bis 1953 Vikar in Angelroda, späterer Landesbischof Thüringens

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)

Literatur

  • Martina Guß: Geratal 2000. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 2001, ISBN 3-89570-728-7
  • Thomas Bienert: "Gäste einst begeistert vom Herrensitz" in "Das Schicksal geschundener und ausgelöschter Adelssitze in Thüringen", Thüringer Allgemeine 2006

Weblinks

 Commons: Angelroda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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