- Kurt Demmler
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Kurt Demmler (* 12. September 1943 in Posen als Kurt Abramowitsch[1]; † 3. Februar 2009 in Berlin) war ein deutscher Liedermacher und Texter vieler DDR-Rockbands.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Als Sohn eines Ärzteehepaars[2][3] wuchs er in Cottbus auf und wohnte ab 1956 in Klingenthal.[3] Demmler absolvierte von 1962 bis 1963 ein Praktikum als Hilfskrankenpfleger im Krankenhaus Schöneck und studierte von 1964 bis 1969 Medizin an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Im Jahre 1969 erhielt er seine Approbation als Arzt und arbeitete bis 1976 in einer Leipziger Poliklinik. Danach war er freischaffender Künstler.
Demmler trat 1965 mit ersten eigenen Liedern auf. Zeitweilig durfte er keine öffentlichen Konzerte mehr geben.[4] Teilweise waren seine Auftritte auf das Louis-Fürnberg-Ensemble der Universität Leipzig beschränkt.[5] 1967 wurde Demmler Mitglied im Oktoberklub, danach in einem Leipziger Singeklub.
1971 erschien seine erste LP Kurt Demmler – Lieder, der weitere folgten. 1976 gehörte er zu den Mitunterzeichnern der Protestresolution gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns aus der DDR. Der 1983 entstandene Zyklus Die Lieder des kleinen Prinzen nach Saint-Exupérys Der kleine Prinz erschien 1985 als LP. 1985 erhielt er den Nationalpreis der DDR.[6]
In den 1970er- und 1980er-Jahren war er einer der erfolgreichsten Songtexter der DDR und schrieb für fast alle bekannten Musiker und Bands, aber auch für einige westdeutsche und nichtdeutsche Künstler (Auflistung siehe unten). Insgesamt schrieb Demmler mehr als 10.000 Liedtexte.[7][8]
Demmler gehörte zu den Mitunterzeichnern der Resolution von Rockmusikern und Liedermachern für Demokratisierung und Medienfreiheit in der DDR vom 18. September 1989 und trat bei der Großdemonstration in Ost-Berlin am 4. November 1989 auf, wo er eine Rede hielt und mit seiner Gitarre das Lied Irgendeiner ist immer dabei präsentierte – eine ironische Attacke auf die allgegenwärtige Überwachung durch Stasi-Spitzel.[6]
Im nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik neu geordneten Musikgeschäft hatte Demmler weniger Erfolg. Auch seine Ende der 1990er Jahre aufgebaute Mädchenband Zungenkuss (unter anderem mit Anna Fischer) war nur kurzlebig.[7][8]
Strafverfahren
2002 wurde Kurt Demmler erstmalig wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern strafrechtlich angeklagt und mittels Strafbefehls rechtskräftig verurteilt.
Am 4. August 2008 kam Demmler erneut wegen Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern in Untersuchungshaft.[9] Im November 2008 erhob die Berliner Staatsanwaltschaft Anklage.[10] Dem Musiker wurde vorgeworfen, zwischen August 1995 und November 1999 insgesamt sechs Mädchen sexuell missbraucht zu haben. Insgesamt legte ihm die Staatsanwaltschaft 212 Einzelfälle zur Last. Demmler bestritt die Vorwürfe. Die Hauptverhandlung gegen Demmler begann am 22. Januar 2009 vor dem Berliner Landgericht. Dort äußerte sich der Angeklagte nicht zu den Vorwürfen.[7] Im Rahmen der Ermittlungen meldeten sich auch mutmaßliche Opfer Demmlers aus den 1980er Jahren. Die Ermittlungen zu diesen Fällen wurden jedoch wegen Verjährung eingestellt.[11]
Tod
Am frühen Morgen des 3. Februar 2009 wurde Demmler erhängt in seiner Zelle in der Untersuchungshaftanstalt Moabit aufgefunden. Der vermutliche Suizid erfolgte in der Nacht vor dem zweiten Verhandlungstag.[12][13]
Demmler hinterließ seine Frau und zwei erwachsene Kinder.
Diskografie
- 1971 Kurt Demmler – Lieder (Amiga)
- 1974 Verse auf sex Beinen (Amiga)
- 1979 Komm in mein Gitarrenboot (Amiga)
- 1982 Jeder Mensch kann jeden lieben (Amiga)
- 1985 Die Lieder des kleinen Prinzen (Amiga)
- 1989 Kerzenlieder 1989 (Amiga)
- 1990 Windsandundsternenlieder (DSB)
- 2001 Mein Herz muss barfuß gehn (Unionton)
Auswahl bekannter Titel und Interpreten
- Du hast den Farbfilm vergessen und viele weitere für Nina Hagen
- Wer die Rose ehrt, Nach der Schlacht, Ermutigung und viele weitere für Renft
- König der Welt, Auf den Meeren und einige weitere für Karat
- Kleiner Planet, Neue Helden (beide unter dem Pseudonym „Kowarski“) und viele weitere für die Puhdys
- Der Kampf um den Südpol, Weißes Gold und viele weitere für Stern-Combo Meißen
- Die Sixtinische Madonna, Tritt ein in den Dom und viele weitere für electra
- Wasser und Wein für Lift
- Tanzt keiner Boogie, Bluejeans und weitere für Silly
- No Bomb und viele weitere für Berluc
- Wie ein Fischlein unterm Eis und viele weitere für Karussell
Außerdem schrieb Kurt Demmler Liedtexte für 4 PS, Babylon, Inka Bause, Hans-Jürgen Beyer, Brot und Salz , Uschi Brüning, Budka Suflera, Ralf Bursy, Dialog, Chris Doerk, Drei, Katja Ebstein, Gunther Emmerlich, Express, Veronika Fischer, Reinhard Fißler, Dagmar Frederic, Maja Catrin Fritsche, Karel Gott, Monika Hauff & Klaus-Dieter Henkler, Horst Krüger Band, Kati Kovács, Kreis, Aurora Lacasa, Wolfgang Lippert, Locomotiv GT, Gerti Möller, Thomas Natschinski, Oktoberklub, Omega, Pankow, Prinzip, Dean Reed, Maryla Rodowicz, Rote Gitarren, Gaby Rückert, Frank Schöbel, SET, Wir, Petra Zieger und weitere Interpreten.
Auszeichnungen
- 1969 Erich Weinert-Medaille
- 1971 Preis für künstlerisches Volksschaffen
- 1972 Soldatenliedpreis
- 1973 Kunstpreis der DDR
- 1985 Nationalpreis der DDR
Weblinks
Commons: Kurt Demmler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Werke von und über Kurt Demmler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- demmlersong – Website von Kurt Demmler
- Interview mit Ostmusik.de, 25. Februar 2005
- Zum Freitod Kurt Demmlers: „Ich glaube nicht, dass ein Mensch immer gut ist“, Nachruf von Thomas Winkler in Spiegel Online, 3. Februar 2009
- Kurt Demmler erhängte sich, Nachruf von Tanja Buntrock, Kerstin Gehrke und Lothar Heinke in der Zeit, 4. Februar 2009
- Kurt Demmler in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Fußnoten
- ↑ Biografie auf Demmlers Webseite
- ↑ Lutz Kirchenwitz: Demmler, Kurt. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 1.
- ↑ a b Kurt Böttcher (Red.): Schriftsteller der DDR. Bibliographisches Institut, Leipzig 1975, S. 113, bezeichnet Demmler als Sohn eines Arbeiters.
- ↑ Gabriele Baumgartner: Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945–1990. München 1996, S. 116–177
- ↑ Roswitha Baumert: Kurt Demmler – und die Wende der Liedermacherei. In: Melodie & Rhythmus 1 / 1990
- ↑ a b Berliner Zeitung: Der Liedermacher und die Mädchen. 4. Februar 2009
- ↑ a b c Berliner Zeitung: Liedermacher Demmler vor Gericht. Anklage wirft ihm sexuellen Missbrauch in 212 Fällen vor. 20. Januar 2009
- ↑ a b Der Tagesspiegel: Liedermacher Kurt Demmler begeht Selbstmord – Verfahren eingestellt. 3. Februar 2009
- ↑ Berliner Zeitung: Liedermacher Kurt Demmler sitzt in Haft. 7. August 2008
- ↑ Spiegel Online: Kurt Demmler: Liedermacher wegen Kindesmissbrauchs angeklagt. 4. November 2008
- ↑ Berliner Zeitung: Der Liedermacher und die Mädchen. 4. Februar 2009
- ↑ MDR: Kurt Demmler begeht Selbstmord. 3. Februar 2009
- ↑ Spiegel Online: Berlin: DDR-Liedermacher Kurt Demmler tot in seiner Zelle aufgefunden. 3. Februar 2009.
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