Kurt Rebmann

Kurt Rebmann

Kurt Rebmann (* 30. Mai 1924 in Heilbronn; † 21. April 2005 in Stuttgart) war ein deutscher Jurist. Er war vom 1. Juli 1977 bis 31. Mai 1990 Generalbundesanwalt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach Kriegsteilnahme und schwerer Verwundung studierte Rebmann in Tübingen Rechtswissenschaften und schloss im Jahre 1950 seine juristische Ausbildung ab. Zunächst war er in verschiedenen herausgehobenen Positionen in der Justizverwaltung tätig. Unter anderem war er Verwaltungsdirektor des Zweiten Deutschen Fernsehens und Amtschef des baden-württembergischen Justizministeriums unter wechselnden Ministern. Rebmann war auch für die Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim zuständig, wo später auch RAF-Mitglieder inhaftiert waren. Im Frühjahr 1977 wurde er nach der Ermordung Siegfried Bubacks durch die RAF Generalbundesanwalt. Der Mordanschlag auf Buback gilt als Beginn des Deutschen Herbstes.

Kurz nach Rebmanns Amtsantritt wurden der Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto in seinem Haus in Oberursel bei einem Entführungsversuch und der Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer nach einer Entführung von RAF-Mitgliedern ermordet. Am 26. August 1977 entkam Rebmann selbst einem Anschlag auf das Gebäude der Bundesanwaltschaft: Die Täter hatten den Wecker, der für die Zündung eines von Peter-Jürgen Boock gebauten Raketenwerfers vorgesehen war, nicht aufgezogen. Später sagte Boock aus, er habe den Wecker nicht aufgezogen, weil ihm Zweifel am Ziel des Anschlags gekommen seien.

Das ehemalige NSDAP-Mitglied[1] bezeichnete sich selbst als „Hardliner“, der sich für eine Verschärfung des Strafrechts und für Härte im Umgang mit Terroristen aussprach. In den 1980er Jahren forderte er, härter gegen Demonstranten - etwa in Wackersdorf oder an der Startbahn West - vorzugehen. Während der Schleyer-Entführung forderte Rebmann die Wiedereinführung der Todesstrafe und die Erschießung von Terroristen, die durch „menschenerpresserische Geiselnahme“ befreit werden sollen[2].

Als Generalbundesanwalt setzte sich Rebmann beim Bundespräsidenten dafür ein, dass Verena Becker begnadigt wurde.[3] Das wird darauf zurückgeführt, dass Becker Informantin für das Bundesamt für Verfassungsschutz gewesen war und Rebmann ein ganz besonders enger Vertrauter deutscher Geheimdienste gewesen sei.[3]

Rebmanns Nachfolger als Generalbundesanwalt war Alexander von Stahl.

Kurt Rebmann war außerdem langjähriger Vorsitzender des Vereins der Württembergischen Straffälligenhilfe.

Neben seiner beruflichen Laufbahn blieb Rebmann auch der Rechtswissenschaft stets verbunden: in einer von Gustav Heinemann eingesetzten Kommission arbeitete er an der Reform des Eherechts, insbesondere des Scheidungsrechts, mit und kommentierte im Münchner Kommentar zum BGB etliche familienrechtliche Vorschriften.

Ebenso übte Rebmann eine Lehrtätigkeit an der juristischen Fakultät der Universität Konstanz in den frühen 1980er Jahren aus.

In Tübingen war Rebmann Mitglied der Verbindung Normannia, in der auch Helmut Ensslin, der Vater von Gudrun Ensslin, aktiv war.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. NSDAP-Mitglieder: Die verführten Demokraten“, in: stern vom 8. Juni 2011.
  2. Die Deutschen sind irrsinnig geworden. In: Der Spiegel. Nr. 36, 1987, S. 106ff (31. August 1987, online).
  3. a b Ulf G. Stuberger: Dem Rechtsstaat einen Gefallen. In: der Freitag vom 29.September 2010 S. 12–13.

Weblinks


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