- Landkreis Allenstein
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Der Landkreis Allenstein war ein Landkreis in Ostpreußen und bestand als preußisch-deutscher Landkreis in der Zeit zwischen 1818 und 1945.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Der Landkreis Allenstein umfasste das süd-westliche Ermland und grenzte südlich und westlich an Masuren.
Der Landkreis Allenstein hatte eine mehrheitlich katholische Bevölkerung (92,3 %). Der Anteil der einen polnischen Dialekt sprechenden Bevölkerung lag 1890 noch bei 53 % und ging bis 1900 auf 47 % zurück. Die meisten Bewohner (63,7 %) waren in der Landwirtschaft tätig.
Geschichte
Königreich Preußen
Bei der Neuorganisation der Kreisgliederung im Königreich Preußen nach dem Wiener Kongress wurde aus den vormals ermländischen Kammerämtern Allenstein und Wartenburg mit Wirkung vom 1. Februar 1818 der Kreis Allenstein im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.
Dieser umfasste die Kirchspiele: Allenstein, Alt Wartenburg, Braunswalde, Dietrichswalde, Diwitten, Grieslienen, Groß Bertung, Groß Kleeberg, Groß Purden, Groß Ramsau, Jonkendorf, Klaukendorf, Lemkendorf, Neu Kokendorf, Schönberg, Schönbruck, Süßenthal, Wartenburg, Wutrienen.
Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg (Preußen).
Norddeutscher Bund / Deutsches Reich
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Allenstein am 1. April 1878 ein Bestandteil Ostpreußens. Mit Wirkung ab 1. November 1905 wurde der Kreis Allenstein dem neugebildeten Regierungsbezirk Allenstein zugeteilt.
Am 1. April 1910 wurde der Stadtkreis Allenstein aus der Stadtgemeinde Allenstein, bisher Kreis Allenstein, gebildet. Der Kreis wurde zum Landkreis.
Zum 1. Mai 1919 wurde der Gutsbezirk Allenstein, Schloßfreiheit aus dem Landkreis Allenstein in den Stadtkreis Allenstein eingegliedert.
Im Jahre 1920 fand auch im Kreis Allenstein eine Volksabstimmung über die Gebietszugehörigkeit des südlichen Ostpreußen statt, bei der 97,89 % der Einwohner gegen eine Vereinigung mit Polen und für einen Verbleib beim Deutschen Reich stimmten.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Allenstein entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke bis auf einen aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
Auflösung nach dem Zweiten Weltkrieg
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet von der Roten Armee erobert und anschließend unter polnische Verwaltung gestellt. Die polnische Verwaltung führte auf der Grundlage der sogenannten Bierut-Dekrete einen umfassenden Bevölkerungsaustausch (Vertreibung) durch. Die meisten bisherigen Kreisbewohner gelangten nach Mecklenburg und Schleswig-Holstein. Etwa sieben Prozent der bisherigen Einwohner verblieben im Landkreis.
Mit der Auflösung des Landes Preußen durch den Alliierten Kontrollrat durch das Kontrollratsgesetz Nr. 46 vom 25. Februar 1947 endete auch die Existenz des Landkreises.
Kommunalverfassung
Der Landkreis Allenstein gliederte sich zunächst in Stadtgemeinden, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigem Wegfall – in selbstständige Gutsbezirke.
Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Die bisherige Stadtgemeinde Wartenburg i. Ostpr. führte jetzt die Bezeichnung Stadt.
Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst.
Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Landräte
- 1818: von Pastau
- 1824: von Knoblauch
- 1831: Surkow
- 1832: von Tucholka
- 1841: von Lavergne-Pequehen
- 1841: Martens
- 1861: Otto Gisevius
- 1872: Ernst von den Brincken[1]
- 1878: Kleemann
- 1899: Felix Krahmer[2]
- 1907: Walter Pauly
- 1915: von Stubenrauch
- 1915: von Baumbach
- 1917: Friedrich Otto Dilthey
- 1919: Georg Graf von Brühl
- 1935: Dr. Geßner
- 1938: Franke
- 1939: Heinrich von Bünau
Städte und Gemeinden
Überblick
Der Landkreis Allenstein setzte sich am 1. Januar 1945 aus 131 Gemeinden zusammen, darunter die Stadt Wartenburg i.Ostpr. sowie ein Gutsbezirk (Ramucker Heide, Forsten).[3]
- Abstich
- Alt Kockendorf
- Alt Märtinsdorf
- Alt Schöneberg
- Alt Vierzighuben
- Alt Wartenburg
- Ballingen
- Barwienen
- Bertung
- Bogdainen
- Braunswalde
- Bruchwalde
- Cronau
- Darethen
- Daumen
- Debrong
- Derz
- Deuthen
- Dietrichswalde
- Diwitten
- Dongen
- Fittigsdorf
- Friedrichstädt
- Ganglau
- Gedaithen
- Gillau [4]
- Gottken
- Göttkendorf
- Grabenau (bis 1932 Przykopp)
- Graskau [5]
- Grieslienen
- Gronitten
- Groß Bartelsdorf
- Groß Buchwalde
- Groß Damerau
- Groß Gemmern
- Groß Kleeberg
- Groß Lemkendorf
- Groß Purden
- Groß Trinkhaus
- Herrmannsort (früher Neu Kaletka)
- Hirschberg
- Hochwalde
- Honigswalde
- Jadden
- Jomendorf
- Jonkendorf
- Kainen
- Kalborn (früher Kalborno)
- Kallacken
- Kaplitainen
- Kirschbaum
- Kirschdorf
- Kirschlainen
- Klaukendorf
- Klausen (früher Klutznick)
- Klein Kleeberg
- Klein Lemkendorf
- Klein Purden
- Köslienen
- Krämersdorf
- Kranz
- Lansk
- Leinau
- Leissen
- Lengainen
- Leschnau (früher Groß Leschno)
- Likusen
- Maraunen
- Mauden
- Micken
- Mokainen
- Mondtken
- Nagladden
- Nattern
- Nerwigk[6]
- Neu Bartelsdorf
- Neu Kockendorf
- Neu Mertinsdorf
- Neu Schöneberg
- Neu Vierzighuben
- Nußtal (bis etwa 1909 Orzechowo)
- Odritten
- Ottendorf
- Pathaunen
- Patricken
- Penglitten
- Plautzig
- Plutken
- Polleiken
- Preiwils (früher Preylowen)
- Prohlen
- Quidlitz
- Ramsau
- Redigkainen
- Rentienen
- Reuschhagen
- Reußen
- Rosenau
- Rosgitten
- Salbken
- Schaustern
- Schillings
- Schönau
- Schönbrück
- Schönfelde
- Schönfließ
- Schönwalde
- Skaibotten
- Sombien
- Spiegelberg
- Stabigotten
- Steinberg
- Stenkienen
- Süssenthal
- Teerwalde (früher Alt Kaletka)
- Thomsdorf
- Tollack
- Tolnicken (früher Pupkeim)
- Trautzig-Nickelsdorf
- Wadang
- Warkallen
- Wartenburg
- Wemitten
- Wengaithen
- Wieps
- Windtken
- Wiranden
- Woppen
- Woritten
- Wuttrienen
- Ramucker Heide, Forst
Ortsnamen
1938 fanden im Kreis Allenstein umfangreiche Änderungen von Ortsnamen statt. Das waren, da meist „nicht deutsch genug“, lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen, zum Beispiel:
Alt Kaletka: Teerwalde Klutznick: Klausen Leynau: Leinau Lykusen: Likusen Neu Kaletka: Herrmannsort Preylowen: erst: Preywils, dann: Preiwils, heute: Prejlowo Pupkeim: Tolnicken Wyranden: Wiranden Einige weitere Umbenennungen waren schon vor 1938 erfolgt:
Orzechowo: Nußtal (vor 1909) Przykopp: Grabenau (1932) Kalborno: Kalborn (1934) Personen
- Hugo Haase, Politiker (SPD und USPD)
- Feliks Nowowiejski, Komponist
- Emil Stürtz, Oberpräsident der Provinz Brandenburg von 1936 bis 1945
- Erich Mendelsohn, Architekt
- Hans-Jürgen Wischnewski, Politiker (SPD)
- Ulrich Schrade, Philosoph
- Georg Sterzinsky, Kardinal und Erzbischof von Berlin
Weblinks
- Daten zu Stadt und Landkreis Allenstein
- Kreisgemeinschaft Allenstein-Land e.V.
- Landkreis Allenstein im Genwiki
- Stadt Allenstein
Einzelnachweise
- ↑ Corps Saxo-Borussia Heidelberg
- ↑ Corps Saxonia Göttingen
- ↑ Dr. Michael Rademacher M.A: Stadt und Landkreis Allenstein (poln. Olsztyn). In: Homepage Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871 - 1990 © 2005. Abgerufen am 20. Februar 2010 (NAch Statistik des Deutschen Reichs. Band 559: Ergebnisse der Volks-, Berufs- und landwirtschaftlichen Betriebszählung 1939 in den Gemeinden. Heft 1: Provinz Ostpreußen. Berlin, 1943.).
- ↑ Gillau
- ↑ Graskau
- ↑ http://wiki-de.genealogy.net/Nerwigk
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