Landkreis Preußisch Eylau

Landkreis Preußisch Eylau

Der Landkreis Preußisch Eylau und sein Vorgängerkreis Kreuzburg im früheren Ostpreußen bestand als preußisch-deutscher Landkreis in der Zeit zwischen 1818 und 1945.

Der Landkreis Preußisch Eylau umfasste am 1. Januar 1945:

1945 wurde der Landkreis zwischen Polen und der Sowjetunion geteilt. Die nördliche Hälfte liegt heute in der zu Russland gehörenden Oblast Kaliningrad, die südliche Hälfte liegt in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Der niedersächsische Landkreis Verden begründete 1955 eine Patenschaft für den Landkreis Preußisch Eylau. Hieraus entwickelte sich 1993 eine Partnerschaft zu den Nachfolgekommunen des Landkreises auf heute russischem (Rajon Bagrationowsk) und polnischem Gebiet (Powiat Bartoszycki).

Inhaltsverzeichnis

Einwohnerentwicklung

  • 1871: 50.269
  • 1885: 55.828
  • 1933: 49.316
  • 1939: 56.388

Religionen

Konfessionsstruktur des Kreises Preußisch-Eylau im Jahre 1939:

Evangelisch: 92,7 %
Katholisch: 4,9 %
Gottgläubig: 0,6 %
Glaubenslos:  0,0 %
Sonstige: 1,8 %

Etwa 20 Personen waren jüdischen Glaubens.

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. Februar 1818 der Kreis Kreuzburg im Regierungsbezirk Königsberg in der preußischen Provinz Preußen (nicht: Ostpreußen).

Dieser umfasste die Kirchspiele:

Das Landratsamt war in Kreuzburg.

Bereits am 1. April 1819 erfolgten folgende Änderungen von Kreisgrenzen:

  • Eingliederung der Kirchspiele Albrechtsdorf, Borken, Buchholz, Canditten, Eichhorn, Gutenfeld, Landsberg, Peisten, Petershagen und Reddenau aus dem Kreis Zinten in den Kreis Kreuzburg,
  • Eingliederung des Kirchspiel Almenhausen / Abschwangen aus dem Kreis Friedland in den Kreis Kreuzburg,
  • Eingliederung der Kirchspiele Brandenburg und Pörschken aus dem Kreis Kreuzburg in den Kreis Zinten,
  • Eingliederung der Kirchspiele Lichtenhagen und Mahnsfeld aus dem Kreis Kreuzburg in den Landkreis Königsberg i. Pr..

Gleichzeitig änderte sich der Kreisname in Preußisch Eylau. Auch das Landratsamt wechselte nach Preußisch Eylau.

Ab dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen (nicht: Ostpreußen) und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg i. Pr.

Norddeutscher Bund/Deutsches Reich

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Preußisch Eylau am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens.

Zum 16. Februar 1878 wurde das bisher kommunalfreie Vorwerk Banditten aus dem Kreis Preußisch Eylau in den Kreis Heiligenbeil eingegliedert.

Am 23. Oktober 1886 trat die Besitzung Dichtenwalde vom Landkreis Königsberg i. Pr. zum Kreis Preußisch Eylau.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Preußisch Eylau entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Anlässlich dieser gebietlichen Generalbereinigung wurde am 1. November 1928 auch die Kreisgrenze leicht verändert: An diesem Tag wechselten die Gutsbezirke Bonschen, Glommen, Karolinenhof und Keegels aus dem Kreis Bartenstein in den Kreis Preußisch Eylau. Um 1933 hatte der Kreis Preußisch-Eylau bei einer Gesamtfläche von 1.233 Quadratkilometern rund 48.400 Einwohner.[1]

Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Preußisch Eylau entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.

Das im Frühjahr 1945 durch die Rote Armee besetzte Kreisgebiet wurde danach größtenteils Teil der Sowjetunion. Die ansässige deutsche Bevölkerung wurde, sofern sie nicht bereits geflüchtet war, in der Folge vertrieben.

Landräte

  • 1819 Kreisrat Schoenemann
  • 1820 Goswin Freiherr von Brederlow
  • 1840 Karl von Heyden
  • 1857 Friedrich-Wilhelm von Deutsch
  • 1858 Willibald von Kalckstein
  • 1876 Albrecht Oberg
  • 1877 Dr. Bruno Fornet
  • 1886 Oskar von Saucken
  • 1896 Carl von Elern
  • 1901 Dr. Gustav von Keudell
  • 1915 Fritz Dunkelbeck (komm.)
  • 1817 Werner von Rappard
  • 1922 Herbert Neumann
  • 1938 Heinrich von Bünau (komm.)
  • 1939 Helmut Berendt
  • 1941 Bürgermeister und Kreisdeputierter Görlitz (vertretungsweise)
  • 1942 Kreisleiter der NSDAP und Kreisdeputierter Martin Neumann (vertretungsweise)[2]

Kommunalverfassung

Der Landkreis Preußisch Eylau gliederte sich in Stadtgemeinden, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigem Wegfall – in selbstständige Gutsbezirke.

Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden Kreuzburg (Ostpr.) (russisch: Slawskoje (Славское)), Landsberg (Ostpr.) (polnisch: Górowo Iławiecki) und Preußisch Eylau (russisch: Bagrationowsk (Багратионовск)) führten jetzt die Bezeichnung Stadt.

Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst.

Zum 1. April 1938 wurde der neue Gutsbezirk Stablack geschaffen. Dieser umfasste den gleichnamigen Truppenübungsplatz der Wehrmacht. Seit dem 1. Januar 1939 bildete er gleichzeitig einen Amtsbezirk.

Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Amtsbezirke

Die 112 Landgemeinden und zwei Gutsbezirke im Landkreis Preußisch Eylau waren bis 1945 auf 35 Amtsbezirke verteilt (im Folgenden mit der heutigen Bezeichnung in Zuordnung zum Rajon Bagrationowsk (Kreis Preußisch Eylau) in der russischen Oblast Kaliningrad bzw. zum Powiat Bartoszycki (Kreis Bartenstein) in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren:

  • Rajon Bagrationowsk:
  1. Abschwangen = Tischino (Тишино)
  2. Althof = Orechowo (Орехово)
  3. Arnsberg = Pobeda (Победа)
  4. Blankenau = -/-
  5. Dexen = Nagornoje (Нагорное)
  6. Kilgis = Krasnoarmejskoje (Красноармейское)
  7. Loschen = -/-
  8. Moritten = -/-
  9. Mühlhausen = Gwardejskoje (Гвардейское)
  10. Naunienen = Beresowka (Березовка)
  11. Rositten = Bogatowo (Богатово)
  12. Schrombehnen = Moskowskoje (Московское)
  13. Seeben = Gruschewka (Грушевка)
  14. Sollnicken = Medowoje (Медовое)
  15. Tharau = Wladimirowo (Владимирово)
  16. Uderwangen = Tschechowo (Чехово)
  17. Wackern = -/-
  18. Wittenberg = Niwenskoje (Нивенское)
  19. Wogau = Lermontowo (Лермонтово)
  • Powiat Bartoszycki:
  1. Albrechtshof = Wojciechy
  2. Alt Steegen = Stary Stegny
  3. Beisleiden = Bezledy
  4. Buchholz = Bukowiec
  5. Eichen = Dęby
  6. Eichhorn = Wiewiórki
  7. Glandau = Glądy
  8. Groß Peisten = Piasty Wielkie
  9. Nerfken = Nerwiki
  10. Perscheln = Piersele
  11. Reddenau = Rodnowo
  12. Stablack = Stabławki
  13. Tolks = Tolko
  14. Topprienen = Toprzyny
  15. Wildenhoff = Dzikowo Iławieckie
  16. Worienen = Woryny

Ortsnamen

Die durchweg deutschen Ortsnamen wurden im Wesentlichen bis 1945 beibehalten. Eine kleinere Namenskorrektur fand zuletzt 1934 statt:

  • Lawdt wurde in Groß Lauth umbenannt.

Persönlichkeiten

Literatur, Quellen

  • Leopold Krug: Die preußische Monarchie - topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt. Teil 1: Provinz Ostpreußen, Berlin 1833, S. 544-610.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Große Brockhaus. 15. Auflage, 15. Band, Leipzig 1933, s. 114.
  2. http://www.territorial.de/

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