Liste lateinischer Phrasen/D

Liste lateinischer Phrasen/D


Initiale D aus einer französischen Handschrift, die eine Frau beim Geometrieunterricht zeigt

Inhaltsverzeichnis

Da

Da mihi castitatem et continentiam, sed noli modo.
„Gib mir Keuschheit und Enthaltsamkeit - aber jetzt noch nicht.“ - Zitat aus den Schriften des Kirchenlehrers Augustinus von Hippo
Da mihi factum, dabo tibi ius.
„Gib mir das Geschehene, ich werde dir das Recht geben.“ - Römische Rechtsregel, nach der die Parteien vor Gericht nur den Sachverhalt, nicht jedoch die Rechtslage vorzutragen haben.

Dat

Dat census honores.
Ovid, Amores 3,8,55.
„Reichtum bringt Ansehen.“ Eigentlich: „Die Einschätzung für die Steuer verleiht die Ämter.“
Dat, dicat, dedicat.
„Er gibt, weiht und widmet.“ - Weiheformel für Gegenstände, die man den Göttern widmete, abgekürzt mit D. D. D. Eine andere Version ist „Dat, donat, dedicat“.

Damnatio

Porträt von Septimius Severus, Julia Domna, Caracalla und Geta, bei dem Geta auf Befehl Caracallas bis auf einen kleinen grauen Kreis (links unten) entfernt ist
Damnatio memoriae
„Verdammung der Erinnerung“: Jemand soll aus dem Gedächtnis gelöscht werden. Dabei wurden die Namen besonders verhasster Personen aus den Annalen getilgt und sämtliche Bildnisse und Inschriften zerstört.

De

De duobus malis minus est eligendum.
„Von zwei Übeln muss man das kleinere wählen.“ - Cicero, De officiis 3.3
De facto
„In der Tat, in Wirklichkeit“, - So heißt es von einem realen Tatbestand, der unter Umständen nicht dem rechtmäßigen Zustand de jure entspricht.
De gustibus non est disputandum.
„Über Geschmack kann man nicht streiten.“ - Dieser Satz stammt nicht aus der Antike. Der Franzose Jean Anthelme Brillat-Savarin leitete ihn vom spanischen „Sobre los gustos no hay disputo“ her. In der scholastischen Philosophie heißt es:
„De gustibus et coloribus non est disputandum.“ („Über Geschmäcke und Farben kann man nicht streiten.“)
Meist wird diese Aussage so verstanden, dass niemand rational beweisen kann, dass ein bestimmtes Geschmacksempfinden das richtige sei.[1]
De jure
„Nach (geltendem) Recht“: Der Begriff wird meist im Zusammenhang mit dem Begriff de facto verwendet. Eine Regierung, die de jure im Amt ist, wurde nach geltendem Recht eingesetzt. Eine De-facto-Regierung hingegen hat nicht unbedingt eine rechtliche Anerkennung.
De minimis non curat praetor/lex (Minima non curat praetor)
„Um Geringfügigkeiten kümmert sich der Praetor/das Gesetz nicht.“: Siehe auch De-minimis-Beihilfe.
De mortuis nil nisi bene [dicendum]
„Über Verstorbene nur wohlwollend [sprechen]“ bzw. wörtl. "Über Verstorbene nichts [sagen], es sei denn gut [gemeint]" - Auch wenn man über einen Toten etwas Abträgliches berichten muss, es geschehe nie anders als mit Wohlwollen. Andere, den Wortlaut des Lateinischen wörtlicher wiedergebende Übersetzung: „Über die Toten nur auf gute = angemessene Weise [sprechen]“, also sinngemäß: Wenn man über einen Toten nichts Gutes zu berichten weiß, dann soll man über ihn sprechen in einer Weise, die berücksichtigt, dass der Tote sich nicht mehr wehren kann - oder eben schweigen. Die verbreitete Übersetzung „Über die Toten sage man nur Gutes“ ist sprachlich falsch. Ursprünglich eine Solon zugeschriebene Wendung: „Τὸν τεθνηκότα μὴ κακολογεῖν, γῆρας τιμᾶν“ („nicht Schlechtes über den Verstorbenen reden“).[2] Büchmann referiert den Ursprung in einer Übersetzung des durch Diogenes Laertios zitierten Chilon von Sparta: „τὸν τεθνηκότα μὴ κακολογεῖν“, ton tethnekota mē kakologein, „über einen Toten nicht schlecht reden“[3]. Im lateinischen Sprichwort ist "gut" (bene) adverbial, also "auf gute Weise, auf angemessene Weise". Im griechischen Vorbild (μὴ κακολογεῖν = nicht Schlechtes sprechen) ist schlecht (κακο-) attributiv. Bei der Übernahme des griechischen Sprichworts ins Römische hat also eine beträchtliche semantische Perspektivänderung stattgefunden.
De nihilo nihil fit.
„Von nichts kommt nichts.“ - Nach Lukrez, de rerum natura 2,287, wo es heißt: „de nihilo quoniam fieri nil posse videmus - weil wir sehen, dass aus nichts nichts wird.“
De novo
„Von Neuem“
De profundis
„Aus der Tiefe“ - Anfang des 130. Bibelpsalms: „De profundis clamavi ad te Domine.“ („Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir.“)
De re und de dicto
„Über die Sache – über das Gesagte“ - Unterscheidung in der Logik, ob sich eine Notwendigkeit auf die Sache selbst oder die Art und Weise, wie sie beschrieben ist, bezieht.
De te fabula narratur
„Diese Geschichte wird über dich erzählt.“ - Du bist gemeint!
Horaz, Sermones 1,1,69 f., wo der Satz vollständig lautet: „mutato nomine / de te fabula narratur.“ („Der Name ist geändert, aber die Geschichte handelt von dir.“)

Decernat

Decernat.
„Er möge entscheiden!“: Davon abgeleitet das Wort Dezernat, eine organisatorische Grundeinheit der Verwaltung.

Decori

Decori decus addit avito.
„Ruhm fügt er dem angestammten Ruhm hinzu.“

Decus

Decus et tutamen
„Zier und Schutz“ - Die Inschrift auf dem Rand der britischen Ein-Pfund-Münze stammt aus Vergils Epos Aeneis und geht zurück auf Münzen des 17. Jahrhunderts, deren Kante zum Schutz vor Beschneidung beschriftet waren. Damals kam es oft vor, dass der Rand von Silbermünzen abgeschnitten wurde.

Defensor

Defensor fidei
„Verteidiger des Glaubens“ - Der englische König Heinrich VIII. erhielt 1521 für seine Streitschrift „The Defence of the Seven Sacraments“ zur Verteidigung des rechten katholischen Glaubens vom Papst den Titel „Verteidiger des Glaubens“, ein Titel, den die britischen Könige immer noch führen.
Defensor matrimonii
„Verteidiger der Ehe“ - Staatsanwalt in Scheidungsprozessen.

Dei

englische Münze für Heinrich VIII.:
hEnRIC VIII DI GR REX AnGLIE
Henricus VIII. Dei Gratia Rex Angliae
Heinrich VIII. von Gottes Gnaden König von England
Dei Gratia
„Von Gottes Gnaden“ - Der Begriff Gottesgnadentum entwickelte sich aus dem Titelzusatz Dei Gratia. Das Gottesgnadentum beinhaltet die Legitimation des Herrschers durch den Willen Gottes (Stellvertreter Christi auf Erden). Auch heute noch prangt auf den Britischen Münzen der Zusatz D.G. (für Dei Gratia) hinter dem Namen von Königin Elisabeth II.

Deleatur

Korrekturzeichen Deleatur
Deleatur.
„Es möge getilgt werden.“: Korrekturzeichen, welches diejenigen Teile eines Manuskripts (einzelne Buchstaben, Wörter, Sätze oder ganze Absätze) kennzeichnet, die gestrichen werden sollen. Seine Form geht dabei auf den kleinen Buchstaben „d“ in der deutschen Kurrentschrift zurück.

Delicta

Delicta carnis
„Fleischliche Vergehen“

Delictum

Delictum omissivum
Unterlassungsdelikt“ - Straftat, bei der – anders als beim Begehungsdelikt – ein Unterlassen unter Strafe gestellt wird.
Delictum tentatum
„Versuchtes Verbrechen“

Delirant

Delirant isti Romani.
„Die spinnen, die Römer.“ - Aus der lateinischen Version der Asterix-Serie; Standardspruch von Obelix, der auf ungewohnte Verhaltensweisen mit Befremden reagiert („Die spinnen, die …“)

Delirium

Delirium tremens
„Zitterndes Irresein“ - Entzugsdelirium, eine ernste Komplikation bei einer länger bestehenden Alkoholkrankheit.

Demon

Demon est deus inversus.
„Der Teufel ist die Kehrseite Gottes.“

Dentata

Dentata charta
„Gezähntes Papier“: Schmähschrift.

Deo

Deo dignus vindice nodus
„Ein Knoten bedürftig eines Gottes zum Lösen“
Deo gratias.
„Gott sei Dank!“
Deo iuvante
„Mit Gottes Hilfe“ - Ordensdevise.
Deo Optimo Maximo (D. O. M.)
„Dem besten und höchsten Gott“ - Seit der Renaissance oft bei Grabmälern in Kirchen und Friedhöfen zu sehen. Devise des Benediktinerordens.
Deo parere libertas.
„Gott gehorchen ist Freiheit.“
Deo volente, nobis viventibus.
„So Gott will und wir am Leben sind.“ - Siehe auch Condicio Iacobaea

Depositio

Depositio cornuum
„Ablegung der Hörner“: eine Zeremonie vor der Immatrikulation.

Desine

Desine fata deum flecti sperare precando!
„Lass ab von der Hoffnung, das von den Göttern verhängte Schicksal werde durch Beten abgewendet.“
Vergil (Äneis 6,376)

Desinit

Desinit morbus, incendium extinguitur.
„Eine Krankheit hört auf, (wie) ein Brand verlischt.“

Deum

Deum cole, regem serva.
„Gott verehre, dem König diene!“

Deus

Deus mare, Friso litora fecit.
„Gott schuf das Meer, der Friese die Küste.“
Deus ex machina (griech. ἀπὸ μηχανῆς Θεός)
„Ein Gott aus der (Bühnen-)Maschine“ - Heute bezeichnet man mit Deus ex machina meist eine unerwartet auftretende Person oder Begebenheit, die in einer Notsituation hilft oder die Lösung bringt.
Deus in minimis maximus
„Gott ist in den kleinsten Dingen am größten.“ - Augustinus zugeschrieben.
Deus lo vult
„Gott will es!“ - Spätlateinischer Kampfruf der Kreuzzüge. So antwortete die Menschenmenge als Papst Urban II. am 27. November 1095 in einer Predigt auf der Synode von Clermont zur Befreiung Jerusalems aufrief.

Di/Dis

Di meliora dent.
„Die Götter mögen Besseres geben!“
Di minores
„Niedere Götter“
Dis aliter visum.
„Die Götter entschieden anders.“

Dic

Dic cur hic.
„Sag warum du hier und jetzt.“ - „Sag, warum du hier bist.“ Von J. M. Moscherosch geprägte humanistische Leitfrage
Dic, hospes, Spartae nos te hic vidisse iacentes, dum sanctis patriae legibus obsequimur.
„Sag, Fremder in Sparta, dass du uns hier habest liegen sehen, den heiligen Gesetzen der Heimat gehorchend.“ - Epigramm des Simonides von Keos bei den Thermopylen. Dies soll auf dem Gedenkstein für die Spartaner, die sich gegen die Perser bis auf den letzten Mann aufopferten, auf Griechisch gestanden haben:
Ὦ ξεῖν᾿, ἀγγέλλειν Λακεδαιμονίοις ὅτι τῇδε κείμεθα τοῖς κείνων ῥήμασι πειθόμενοι.

Dictum

Dictum
„Gesagtes“ - Diktum, Ausspruch, Äußerung, Sentenz, Bonmot
Dictum, factum.
„Gesagt, getan.“
Dictum sapienti sat.
„Ein Wort genügt dem Weisen“ - Vgl. Sapienti sat.

Diem

Diem perdidi.
„Ich habe einen Tag verloren!“ - Diese Worte rief Kaiser Titus aus, als ihm bei Tische einfiel, er habe an jenem Tage noch niemandem etwas Gutes getan.

Dies

Dies ater
„Ein schwarzer Tag“ - So nannte der römische Geschichtsschreiber Livius die Schlacht an der Allia, bei der die römischen Truppen gegen Gallier eine Niederlage erlitten, durch die die Eroberung Roms ermöglicht wurde.
Erste Strophe des Dies irae
Dies irae
„Tag des Zorns“ - Der jüngste Tag; verkürzt aus „dies irae dies illa solvet saeclum in favilla“ („der Tag des Zorns, jener Tag löst die Welt in Asche auf“) nach Thomas von Celano. Der Zitatensammler Georg Büchmann schreibt in seinen Geflügelten Worten:
Dies irae, der Tag des Zorns, d. h. des Gerichts Gottes, steht, wie "Sprüche" 11, 4 "dies ultionis" und Hesekiel 7, 19 "dies furoris", in der Vulgata Römer 2, 5 (vrgl. Offenb. 6, 16. 17; 11, 18) und bildet den Anfang des Liedes von Thomas von Celano (13. Jahrh.), das beim katholischen Traueramte ertönt und in Goethes "Faust" dem reuigen Gretchen im Dome entgegenbraust.[4]
Dies levat luctum.
„Die Zeit lindert den Schmerz.“ - Entspricht in etwa dem deutschen Sprichwort „Die Zeit heilt alle Wunden.
Dies interpellat pro homine.
„Der Termin mahnt statt des Menschen.“

Difficile

Difficile dictu
„Schwer zu sagen“
Difficile est satiram (auch:' saturam) non scribere.
„Schwer ist es, keine Satire zu schreiben.“: Erich Kästner schreibt in seinem Essay Sinn und Wesen der Satire über diesen Satz von Iuvenal: „Über dem geläufigen Satze, dass es schwer sei, keine Satire zu schreiben, sollte nicht vergessen werden, dass das Gegenteil, nämlich das Schreiben von Satiren, auch nicht ganz einfach ist.“[5]

Dignus

Dignus est intrare.
„Er ist würdig, einzutreten.“

Dimidium

Dimidium facti, qui coepit, habet.
„Wer (erst mal) begonnen hat, hat (damit) schon zur Hälfte gehandelt!“
„Frisch gewagt ist halb gewonnen!“
Das Zitat stammt aus den Episteln (Briefen) des lateinischen Dichters Horaz (Epist. I,2,40) und lautet dort: Dimidium facti, qui coepit, habet: sapere aude, incipe.

Dirigo

Siegel des US-Bundesstaates Maine
Dirigo.
„Ich leite.“ Motto auf dem Staatssiegel des US-Bundesstaates Maine, das bereits im Jahr 1820 angenommen wurde. Der über dem Motto dargestellte Polarstern verweist darauf, dass damit der Leitstern der Seefahrer gemeint ist.

Discite

Discite Donatum!
Lernt euren Donatus!
Anfangsworte eines Distichons von J. Glandorp(ius) (Disticha, 1553), in dem er die Schüler auffordert beizeiten zu lernen, damit sie sich später nicht blamieren:
„Discite Donatum, pueri, puerilibus annis,
ne spretus iuvenes vos notet atque senes.“
„Lernt den Donat, ihr Kinder, in den Kinderjahren,
damit nicht in eurer Jugend und im Alter aufkommt, dass ihr ihn missachtet habt!“
Aelius Donatus (Mitte des 3. Jh., Lehrer des hl. Hieronymus) verfasste eine Grammatik des Lateinischen, die im Mittelalter zum maßgeblichen Lehrbuch wurde und deshalb einfach als "der Donatus" bezeichnet wurde (so wie wir heute vergleichbar "der Duden" sagen).
Discite iustitiam moniti et non temnere divos!
„Lasst euch das eine Ermahnung sein, Gerechtigkeit zu lernen und die Götter nicht zu missachten.“: Aus Vergils Aeneis (6,620).
Discite moniti!
„Lernt, ihr Ermahnten!“

Disiecta

Disjecta membra
„Versprengte Glieder“: Aus ihrer ursprünglichen organischen Ordnung gerissenen Teile eines Ganzen. Besonders in der Handschriftenkunde und im Buchwesen verwendet, um die verstreute Überlieferung einzelner Bestandteile eines Codex oder Buches zu bezeichnen.

Disiecti

Disiecti membra poetae
„Glieder des zerstückelten Dichters“ - „Verstreute Fragmente des Werks des Dichters“ (Horaz, Satire, I, 4, 62).

Ditat

Staatssiegel des US-Bundesstaates Arizona
Ditat Deus
„Gott bereichert“: Motto auf dem Staatssiegel des US-Bundesstaates Arizona. Es handelt sich dabei um eine Abkürzung aus dem alttestamentlichen Buch Genesis (Gen 14,23 EU) in der lateinischen Vulgata-Übersetzung:
quod a filo subteminis usque ad corrigiam caligae non accipiam ex omnibus quae tua sunt ne dicas ego ditavi Abram;
daß ich von allem, was dein ist, nicht einen Faden noch einen Schuhriemen nehmen will, daß du nicht sagst, ich habe Abram reich gemacht;

Dixi

Dixi et salvavi (servavi) animam meam
„Ich habe gesprochen und meine Seele gerettet“: Ich habe mein eigenes Gewissen beruhigt, indem ich eine Wahrheit ausgesprochen habe, gleich ob daraus Konsequenzen gezogen werden oder nicht. (Nach Ezechiel, 3, 19.)

Divide

Divide et impera
„Teile und herrsche“: Prinzip, unter Gegnern Zwietracht zu säen, um in der Machtausübung ungestört zu bleiben. Es ist angeblich ein Ausspruch des französischen Königs Ludwigs XI.: „Diviser pour régner.“

Do

Do ut des
„Ich gebe, damit du gibst.“: Prinzip, das Tauschgeschäfte und den römischen Götterkult beschreibt.

Docendo

Docendo discimus.
„Durch Lehren lernen wir.“ - Seneca, Briefe an Lucilius I, 7, 8.

Docta

Docta ignorantia
„Gelehrte Unwissenheit“ - Bei Nikolaus von Kues Bezeichnung für das Wissen um die Unbegreiflichkeit Gottes.

Docti

Docti male pingunt
„Gelehrte schreiben schlecht“ - Eigentlich: Gelehrte malen schlecht. Damit ist das „Malen“ von Buchstaben gemeint.

Doctor

Doctor
„Lehrer“ - Für die meist lateinischen Abkürzungen von wissenschaftlichen Disziplinen, in denen ein Doktortitel erworben werden kann, siehe Doktor.

Dolo

Dolo agit
„Arglistig handelt …“ - Kurzform von „Dolo agit qui petit quod statim redditurus est.“ Rechtsgrundsatz, demzufolge der arglistig handelt, der etwas fordert, was auf der Stelle zurückzugeben ist. Der Satz besagt, dass niemand eine Leistung einklagen kann, die er sogleich nach Erhalt zurückgeben müsste.

Dolus

Dolus eventualis
„bedingter Vorsatz"
Dolus malus
„bösartiger Vorsatz"
Dolus non praesumitur.
„Vorsatz wird nicht vermutet.“
Dolus semper praestatur.
„Für Vorsatz muss man immer einstehen.“

Domi

Domi leones, foras vulpes.
„Zu Hause sind sie Löwen, draußen Füchse.“
Petronius, Satyrikon 44,14, wo es (in den Gesprächen der Freigelassenen) heißt: „nunc populus est domi leones, foras vulpes“ („Jetzt sind die Leute zu Hause Löwen und außer Haus Füchse“).

Domus

Domus divina
„Göttliches Haus“: Kaiserhaus.

Domine

Domine, conserva nos in pace.
„Herr, bewahre uns in Frieden.“
Domine, dirige nos!
„Herr, lenke uns!“ – Wappeninschrift der City of London

Dominium

Dominium generosa recusat.
„Die Stolze will keinen Herrn.“ - Wappenspruch der Stadt Pisa

Dominus

Dominus Illuminatio Mea
„Der Herr ist/sei meine Erleuchtung!“ - Wappenspruch der Universität Oxford
Dominus providebit.
„Der Herr wird vorsorgen.“
Dominus Vobiscum.
„Der Herr sei mit euch!“ - Grußformel des Priesters in der katholischen Liturgie. Die Antwort lautet „Et cum spiritu tuo(„Und mit deinem Geiste“).

Dona

Dona dantur insuper.
„Geschenke kommen von oben.“: Alles Gute kommt von oben.
Dona nobis pacem.
„Gib uns Frieden!“ - Aus dem Agnus Dei der katholischen Liturgie:
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, dona nobis pacem.
Christe, Du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, gib uns deinen Frieden.

Donandi

Donandi animo
„In Schenkungsabsicht“

Donum

Donum exitiale Minervae
„Das vernichtungbringende Geschenk der Minerva“ Vergil (Äneis 2,31).

Donec

Donec eris felix, multos numerabis amicos [Tempora si fuerint nubila, solus eris].
„Solange du glücklich bist, wirst du genug Freunde zählen. (Wenn die Zeiten umwölkt sein werden, wirst du allein sein.)“: Ovid: Tristia I,9,5

Dosis

Dosis (sola) facit venenum
„Die Dosis (allein) macht das Gift.“: Nach Paracelsus: „All Ding’ sind Gift und nichts ohn’ Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“

Draco

Draco dormiens nunquam titillandus.
„Einen schlafenden Drachen soll man niemals kitzeln.“: Motto der Hogwarts Schule für Zauberei und Hexerei bei Harry Potter.

Dramatis

Dramatis personae
„Des Schauspiels Personen“: Rollenverzeichnis im Theater.

Dubia

Dubia
„(Prognose) zweifelhaft“: Medizinischer Fachausdruck; siehe Prognosis.

Duces

Duces tecum
„Bringe mit“: Im englischen Recht eine Vorladung, bei der das Mitbringen bestimmter Dokumente gefordert wird.

Ducunt

Ducunt volentem fata, nolentem trahunt.
„Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen zerrt es mit sich.“ Seneca, Epistulae morales 107,11.
Dieser Vers (jambischer Trimeter) stammt entweder von Seneca selbst, der ja auch Tragödien verfasst hat, oder ist die lateinische Übersetzung aus einem Werk des Kleanthes (frg. phys. 527 Arnim).

Dulce

Dulce bellum inexpertis.
„Den Unerfahrenen (erscheint) der Krieg süß.“: Dieses Zitat wird Erasmus von Rotterdam zugeschrieben.
Dulce et decorum est pro patria mori.
„Süß und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben.“: Dieses berühmte Zitat von Horaz stammt aus dessen Liedern (Carmina 3,2,13). Ioannes Audoenus (John Owen) verfasste in seinen Epigrammen 1,48 eine Replik in Form eines elegischen Distichons: „Pro patria sit dulce mori licet atque decorum vivere pro patria dulcius esse puto.“ („Mag es auch süß und ehrenvoll sein, für das Vaterland zu sterben, ich meine, es ist süßer, für das Vaterland zu leben!“) Bertolt Brecht, der anfänglich noch von der Kriegseuphorie angesteckt war, kritisierte als Schüler in einem Aufsatz diesen Spruch als eine „Zweckpropaganda“, auf die nur „Hohlköpfe“ hereinfallen. Er wurde dafür mit einem Schulverweis bestraft. Nur die angesehene Stellung seines Vaters und die Intervention eines Religionslehrers bewahrten ihn vor der Vollstreckung dieser Strafe.
Dulce et utile
„Das Angenehme und das Nützliche“
Diese Zusammenstellung* geht auf Horaz, Ars poetica 343 f. zurück, wo es heißt: „Omne tulit punctum, qui miscuit utile dulci / lectorem delectando pariterque monendo“ („Aller Beifall gewinnt, wer das Nützliche unter das Angenehme mischt / dadurch, dass er den Leser ebenso erfreut wie ermahnt“.
*Der Büchner-Preisträger Durs Grünbein stellte in einer Lesung zu den Erwartungen der Leser an einen Autor fest: „Den größten Erfolg werde ein Autor haben, der dulce et utile zu verbinden wisse.“[6]

Dum

Dum colosseum stabit, Roma stabit; dum Roma stabit, mundus stabit.
„Solange das Kolosseum stehen wird, wird Rom stehen, solange Rom stehen wird, wird die Welt stehen.“: Zitat von Beda. Das Originalzitat lautet: „Quamdiu stabit Colysaeus stabit et Roma, quando caedet Colysaeus cadet et roma, quando cadet Roma cadet et mundus.“ („Solange das Kolosseum stehen wird, wird auch Rom stehen, wenn das Kolosseum fällt, fällt auch Rom, wenn Rom fällt wird auch die Welt untergehen.“)
Dum Roma deliberat Saguntum perit.
„Während Rom beratschlagt, geht Sagunt unter.“: Sagunt war eine prosperierende Stadt, die sich mit Rom gegen Karthago verbündete und Hannibals ersten Angriff, den Beginn des Zweiten Punischen Kriegs, auf sich zog, weil sie südlich des Ebroflusses liegt, der vertraglich zwischen Rom und Carthago vereinbarten Grenze der beiderseitigen Einflussspären.
Dum spiro spero.
„Solange ich atme, hoffe ich.“: Cicero, „Epistulae ad Atticum“ („Briefe an Atticus“).
Dum vita est, spes est
„Solange es Leben gibt, gibt es auch Hoffnung.“
Dum differtur, vita transcurrit.
„Mit dem Aufschieben lassen wir das Leben nur enteilen.“ oder „Während man es aufschiebt, geht das Leben vorüber.“: Lucius Annaeus Seneca, „Epistulae morales(„Briefe über die Moral an Lucilius“).

Duo

Duo cum faciunt idem, non est idem.
„Wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht dasselbe.“ - Vergleiche auch: Quod licet Iovi, non licet bovi.

Duobus

Duobus litigantibus tertius gaudet.
„Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.“ - Siehe auch Tertius gaudens, der lachende Dritte
Duobus sellis sedere
„Auf zwei Stühlen sitzen“ - Heute heißt es „zwischen zwei Stühlen sitzen“.

Duodecim

Duodecim tabulas loquuntur.
„Sie sprechen wie die Zwölftafelgesetze.“ - Die Zwölftafelgesetze, eine um 450 v. Chr entstandene Gesetzessammlung, die in zwölf hölzernen Tafeln auf dem Forum Romanum ausgestellt war, stehen hier für eine antiquierte Sprache.

Dura/Durum

Dura lex sed lex
„Das Gesetz (ist) hart, aber (es ist) das Gesetz.“
Durum patientia vincit.
„Geduld besiegt Härte.“

Einzelnachweise

  1. Festvortrag von Wilfried Stroh: „Der gute Geschmack in Küche und Gastmahl der Römer“
  2. Klaus Bartels: Veni, vidi, vici. Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1992, S. 60.
  3. Georg Büchmann: Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des deutschen Volkes 33. Auflage, Frankfurt/Main 1981, ISBN 3-550-07686-X
  4. Georg Büchmann: Geflügelte Worte, 19. Auflage (1898). Zitiert nach
  5. Erich Kästner: Sinn und Wesen der Satire
  6. Literatur als Mitschrift der Zeit - 25 Jahre Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg



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