- Montafons
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Lage Staat: Österreich Bundesland: Vorarlberg Politischer Bezirk: Bludenz Details Einwohner: 17.121 (Stand: 31. Dezember 2005) Postleitzahl: 6700, 6771-6793 Telefonvorwahl: 05552, 05556-05558 Kfz-Kennzeichen: BZ Adressen Website: www.montafon.at Das Montafon ist ein 39 km langes Tal in Vorarlberg (Österreich), das bei Bludenz abzweigt und von der Ill durchflossen wird. Das Tal wird im Norden von der Verwallgruppe und im Süden vom Rätikon und der Silvretta begrenzt. Die höchste Erhebung in der Umgebung ist der 3312 m hohe Piz Buin in der Silvretta-Gruppe.
Inhaltsverzeichnis
Gemeinden
Die Gemeinden im Montafon sind (illflussabwärts):
- Gaschurn (1.000 m) besteht aus den Orten Gaschurn und Partenen (1.050 m)
- St. Gallenkirch (900 m); mit den Ortsteilen Gargellen (1.430 m) und Gortipohl (950 m)
- Schruns (700 m)
- Tschagguns (700 m)
- Silbertal (890 m)
- Bartholomäberg (1.100 m)
- Vandans (660 m)
- St. Anton im Montafon (650 m)
- Lorüns (583 m)
- Stallehr (600 m)
Geschichte
Wie archäologische und botanische Untersuchungen belegen, siedelte der Mensch bereits vor 5.000 Jahren im Montafon. So finden sich Reste einer etwa 3.500 Jahre alten Siedlungsstätte im Friagawald, die Teil einer mächtigen bronzezeitlichen Burganlage war.
Besiedelt wurde das Montafon ursprünglich von aus dem Walgau und aus Graubünden zugewanderten Rätoromanen. Davon geben noch heute eine Vielzahl rätoromanischer Berg-, Fluß-, Orts-, Flur- und Familiennamen Zeugnis (wie z. B. Albona, Gafluna, Montjola, Silvretta, Tilisuna).[1]
Wie vermutlich in der Bronze- und Eisenzeit war das Montafon auch durch das ganze Mittelalter hindurch ein Zentrum des Bergbaues: Eisen, Kupfer und Silber wurden hier gewonnen. Im Spätmittelalter – ab etwa 1300 – zogen die im Bergbau beschäftigten Silberer im Silbertal sowie an der Rodung hoher Berghalden beteiligte Walser ins Montafon. Die romanische und später deutsche Besiedlung wurde vorwiegend vom gräflichen Meierhof in St. Peter bei Bludenz organisiert.[2]
Politisch gehörte das in Churwalchen gelegene Montafon von etwa 1258 bis 1418/20 zum Herrschaftsbereich der Grafen von Werdenberg, die zwischen 1259 und 1296 die Stadt Bludenz gründeten.
Der den Bund ob dem See auflösende Friede von Konstanz wurde 1408 u. a. auch von den Landleuten im Montafon mit ihrem zwei gekreuzte Schlüssel aufweisenden Siegel bekräftigt.
Die Habsburger regierten ab dem 15. Jahrhundert Vorarlberg und damit auch die Orte im Montafon wechselnd von Tirol und Vorderösterreich (Freiburg im Breisgau) aus.
Von 1805 bis 1814 gehörte das Montafon zu Bayern. Der Landamann Johann Ignaz Vonier und der Landschreiber Johann Theodor Fritz verdeutschten am 2. Juni 1806 in der Beantwortung einer Anfrage der neuen bayrischen Regierung ihr Heimattal Muntafon als „Brunnenthal“ und gaben ihm damit die beste Gesamtcharakteristik, die man sich denken kann.
Ab 1814 gehörte das Montafon dann wieder zu Österreich.
Das Montafon war 1945 bis 1955 Teil der französischen Besatzungszone in Österreich.
Wappen, Siegel, Schreibung
Das Wappen und Siegel der Montafoner zeigt zwei schwarze, gekreuzte Schlüssel.
- Der Schlüssel im Wappenschild ist ein Zeichen der Aufgeschlossenheit.
- Er ist auch Symbol für Petrus. Die Heiligenverehrung hat ihn dadurch in die Wappen gebracht.
Das Symbol der gekreuzten Schlüssel ist dem päpstlichen Wappen entnommen, wird seit dem frühen 15. Jahrhundert eingesetzt und beruht auf einer kuriosen Geschichte:
- Während des Appenzellerkriegs (1405–1408) organisierten sich die Montafoner zu einem „Land“ und verwendeten als Zeichen im Wappen zwei vom Hof St. Peter (bei Bludenz) abgeleitete gekreuzte Schlüssel.
- Dieses Wappen wurde später eigenmächtig zum päpstlichen Wappen umgestaltet, indem dem Wappenschild noch eine dreifache Papstkrone hinzugefügt wurde.
Begründet wurde dies damit, dass Papst Johannes XXIII auf dem Weg zum Konzil von Konstanz in einer Sänfte vom Klostertal über den Kristberg ins Montafon getragen wurde, um der Pest zu entgehen und ihnen dann das Recht verliehen habe. - 1700 gestattete Papst Innozenz XII den Montafonern offiziell die Führung dieses Wappens [3] [4].
Von 1956 bis 1957 wurde ein heftiger Streit um die Schreibung des Namens Montafon (f oder v) geführt. [5]
Verkehr
Die Silvretta-Hochalpenstraße L188 verbindet das Montafon mit dem Paznaun im Bundesland Tirol. Die Montafonerbahn führt von Bludenz nach Schruns.
Montafoner Nutztierrassen
Das Montafoner Braunvieh
Dieses Braunvieh ist ein Nachkomme des Torfrindes. Es entstand aus verschiedenen graubraunen Schlägen in der Schweiz, Vorarlberg und im Allgäu. Das bekannte Montafoner Braunvieh führt auch Blut von Eringern. Zur Verbesserung der Milchleistung wurde das einheimische Braunvieh etwa ab 1960 über Einkreuzung mit Brown-Swiss verdrängt. Dies führte immer mehr zu einer Verdrängung des ursprünglichen Typs mit all seinen Vorzügen – heute hat die österr. Population durchschnittlich einen Brown-Swiss-Anteil von über 75 %.
Das Original Braunvieh ist einheitlich braun, mittelschwer, gut bemuskelt mit hellem Aalstrich und dunkler Zunge. Im Vergleich zum Brown-Swiss ist es kleiner und leichter– daher gerade für die Dreistufenwirtschaft in Bergbauernregionen bestens geeignet.
Montafoner Steinschaf
Vom Montafoner Steinschaf gibt es noch kleine Bestände.
Kultur
Der Montafoner Tisch
Der Montafoner Tisch hat eine mit Einlegearbeiten verzierte, quadratische oder üblich achteckige Tischplatte, mit einer mittig eingelegten Schiefertafel, auf schrägen Füßen mit einer Schublade. Die Schiefertafel verhinderte das Einbrennen von heißen Pfannen oder Töpfen und diente als Schreibtafel. Bodenbrettchen, welche die Füße knapp oberhalb des Bodens verbinden, dienen zur bequemeren Positionierung der Füße und werden „Faulenzer“ oder „Vergeltsgott“ genannt.
Dazu gehört üblicherweise eine Eckbank, zwei und mehr Stühle, und der so genannte Herrgottswinkel, mit Kreuz und zwei Votivbildern.
Die Montafoner Tracht
Typische Elemente der Montafoner Tracht sind:
- das Kleid, die „Juppe“
- zweierlei Jacken („Glögglitschopa“ und „Schlutta“),
- ein reich besticktes Brusttuch
- spezielle Kopfbedeckungen
- das „Mäßli“, wohl die älteste Kopfbedeckung der Frau aus Wollfilz, schwarz gefärbt (benannt nach dem topfartigen Aussehen eines Kornmaßes)
- die „Pelzkappe“, ovalrund, oben mit einer Öffnung, aus schwarzem Fischotterpelz angefertigt
- die aus dem Französischen importierte „Schnelle“ für kalte Wintermonate
- der später aufgekommene „Sanderhut“. Er ist nach dem Erzeuger, Hutmacher Sander in Schruns, benannt worden
- das „Schäppele“ – weiblicher Kopfschmuck, besonders der Jungfrau, ist aus feinen silbernen und goldenen, gekräuselten Metallfäden und kleinen Metallblumen und Glaskügelchen kunstvoll zu einer ca. 8 cm im Durchmesser halbrunden Krone zusammengesetzt.
Die Kombination der hier angeführten Trachtenteile unterliegt strenger Traditionen, die durchaus unterschiedlich aufgefasst werden. Auffallend ist der Formen- und Materialreichtum, dem die sparsame Wiederverwendung gebrauchter Materialien gegenüber steht.
Eine Besonderheit der Montafoner Tracht stellt die Mädchentracht dar – nur unverheiratete Mädchen dürfen die Tracht mit langen, weißen Ärmeln tragen. Ebenso durfte das Krönlein (auch „Krönele“ oder „Schäppele“) nur zu kirchlichen Festen getragen werden und war ein Zeichen des unverheirateten Standes.
Das Montafoner Haus
Aus dem Rätoromanischen- und dem Walserhaus entwickelte sich eine, dem Tal eigene architektonische Form der Häuser. Es entstand eine neue Form in Stein-Holz Mischbauweise. Als eigenständige Bauform ist es unter dem Namen "Montafonerhaus" weit bekannt. In ganz Österreich und dem gesamten Alpenraum gibt es kein so kleines Tal, welches einen eigenen Haustyp besitzt.
Das Montafonerhaus bildet den Hauptbestandteil der Montafoner Kulturlandschaft und ist die ganz besondere Eigenheit des Tales.
Der Montafoner Sauerkäse
→ Hauptartikel: Montafoner Sauerkäse
Der Montafoner Sauerkäse oder Muntafunr Sura Kees (Dialekt: Sura Kees oder Sura Käs steht für Saurer Käse) ist ein Sauermilchkäse.
Wirtschaft
Holzwirtschaft
Das Montafon hat 14.000 ha Wald, knapp die Hälfte davon ist im Eigentum des Standes Montafon. Im Jahresdurchschnitt (Stand 2008) werden im Montafon ca. 30.000 Festmeter Holz eingeschlagen. Der Wald ist das Rückgrat der Talschaft und sichert den Lebens- und Wirtschaftsraum. Der Wert eines Hektar Waldes im Gebirge ist nicht nur am erzielbaren Holzerlös zu messen, sondern auch an der Schutzfunktion für die Sicherung des Lebensraums. Dieser ist im Gebirge besonders bedroht von extremen Niederschlägen, die zu Hangrutschungen führen können, sowie zunehmend durch vom Treibhauseffekt verursachten orkanartigen Stürmen.
Tourismus
Ein wichtiger Erwerbszweig ist der Tourismus (siehe auch Skigebiete in Österreich). Das Montafon ist durch insgesamt 62 Bergbahnen und die Silvretta Hochalpenstraße gut erschlossen und ist Urlaubsziel von Touristen im Sommer wie im Winter.
Einen wichtigen Beitrag zur Erschließung trug auch der Bau der Montafonerbahn im Jahr 1905 bei.Energieerzeugung
(→ Hauptartikel Vorarlberger Illwerke)
Die Vorarlberger Illwerke AG betreibt im Montafon 10 Wasserkraftwerke, die Spitzenlast-Energie für den nationalen und internationalen Strommarkt erzeugen.
Weblinks
- Gemeindepartnerschaft Stand Montafon
- Portal Montafon Tourismus
- Freies digitales Bildarchiv mit Bildern aus dem Montafon
- Geologische Verhältnisse des Montafons
Einzelnachweise
- ↑ „Die Zeit der Rätoromanen im Montavon“ (B. Bilgeri)
- ↑ Montafoner Heimatbuch (Herausgeber Stand Montafon)
- ↑ Stand Montafon
- ↑ Die Sage von den Petrusschlüsseln
- ↑ Gemeinde Schruns Schrunser Zeittafel - 1928 bis 2008 - im Überblick, Seite 1, PDF, 33KB
47.0420549.951553Koordinaten: 47° 2′ 31″ N, 9° 57′ 6″ O
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