Pyrochlor

Pyrochlor
Pyrochlor
Pyrochlore-179878.jpg
Pyrochlor
Chemische Formel Ca2Nb2O7 [1]
Mineralklasse Oxide und Hydroxide
4.DH.15 (8. Auflage: IV/C.17-10) (nach Strunz)
08.02.01.01 (nach Dana)
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse kubisch-hexakisoktaedrisch 4/m\ \bar{3}\ 2/m [2]
Farbe braun, rötlichbraun bis schwarz; gelblich, rot (Koppit).
Strichfarbe braun bis gelblichbraun
Mohshärte 5 bis 6
Dichte (g/cm3) gemessen: 4,45 bis 4,90 [3]
Glanz Fettglanz
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Bruch muschelig
Spaltbarkeit undeutlich nach {111} [3]
Habitus
Häufige Kristallflächen {001}, {011}, {112}, {113}
Zwillingsbildung selten nach {111} [3]
Brechungsindex 1,9 bis 2,2 [3]
Weitere Eigenschaften
Ähnliche Minerale Zirkonolith, Calzirtit
Radioaktivität oft radioaktiv

Pyrochlor ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Ca2Nb2O7 [1]. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem und bildet häufig oktaedrische Kristalle mit brauner, roter, grünlicher, oranger, gelblicher oder schwarzer Farbe.

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Durch Substitution lassen sich zahlreiche weitere Elemente in die Kristallstruktur einfügen. Das Mineral kann eine große Menge an Seltenen Erden, Uran und Thorium enthalten. Durch die Radioaktivität der letzteren wird oft das Kristallgitter zerstört, wodurch das Mineral metamikt und optisch isotrop wird.

Etymologie und Geschichte

Der Name Pyrochlor (griechisch πυρ pyr = Feuer, χλωρός chlorós = grün) geht auf die Eigenschaft des Minerals zurück, nach dem Schmelzen mit Phosphorsalz vor dem Lötrohr zu einem grünen Glas zu erstarren.

Erstmals gefunden wurde Pyrochlor 1826 bei Stavern in der norwegischen Provinz Fylke und beschrieben durch Friedrich Wöhler.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehört Pyrochlor noch zur Abteilung der Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3.

Mit der Überarbeitung der Strunz'schen Mineralsystematik in der 9. Auflage wurden die Abteilungen jedoch teilweise neu definiert und präziser unterteilt. Der Pyrochlor findet sich daher jetzt in der Unterabteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 und vergleichbare, mit großen (± mittelgroßen) Kationen und Lagen kantenverknüpfter Oktaeder“.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Pyrochlor ebenfalls in die Klasse der Oxide und Hydroxide, dort allerdings in die Unterabteilung der mehrfachen Oxide mit Nb, Ta und Ti; mit der Formel A2(B2O6)(O,OH,F). Dort ist er namensgebendes Mineral der „Pyrochlorgruppe (Pyrochlor-Untergruppe; Nb>Ta;(Nb+Ta)>2(Ti))“.

Modifikationen und Varietäten

Aufgrund der mannigfaltigen Substitutionsmöglichkeiten sind zahlreiche Modifikationen und Varietäten des Pyrochlors beschrieben worden. Koppit ist kirschrot gefärbt und Ce-haltig, der schwarze Mutarait enthält größere Mengen Zn und Fe, im grünlichbraunen Betafit finden sich neben U bedeutende Anteile an Seltenerdelementen und Pb.

Bildung und Fundorte

Pyrochlor ist häufig mit Apatit, Aegirin, Zirkon sowie Seltenen-Erden-Mineralen vergesellschaftet. Es tritt meist in Alkali-Pegmatiten und in Karbonatiten auf (Koppit z.B. im Kaiserstuhl/Baden-Württemberg).

Weltweit konnte Pyrochlor bisher (Stand: 2010) an rund 340 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in Angola, Argentinien, Äthiopien, Australien, Bolivien, Brasilien, Chile, China, Deutschland, Finnland, Frankreich, Französisch-Guayana, Französisch-Polynesien, Gabun, Grönland, Guinea, Italien, Japan, Kamerun, Kanada, Kasachstan, Kenia, Demokratische Republik Kongo, Madagaskar, Malawi, Mali, Marokko, Mongolei, Mosambik, Namibia, Nigeria, Nordkorea, Norwegen, Österreich, Pakistan, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Sambia, Saudi-Arabien, Schweden, Schweiz, Slowakei, Somalia, Südafrika, Südkorea, Tadschikistan, Tansania, Tschechien, Uganda, Ukraine, Venezuela, im Vereinigten Königreich (Großbritannien), den Vereinigten Staaten (USA) und in Vietnam.

Auch auf dem Mond, genauer in den Gesteinsproben, die die Sonde Luna 24 vom Mare Crisium mitbrachte, konnte Pyrochlor nachgewiesen werden.[4]

Kristallstruktur

Pyrochlor kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Fd \bar{3} m mit dem Gitterparameter a = 10,4 Å sowie acht Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Verwendung

Da das Mineral einen hohen Anteil an Niob enthält, ist es für die Luft- und Raumfahrtindustrie von Interesse. Niob-Legierungen gelten als verschleiß- und korrosionsbeständig. Weiterhin wird das Mineral zur Herstellung von Supraleitern benötigt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b IMA/CNMNC List of Mineral Names - Pyrochlore (englisch, PDF 1,8 MB; S. 235)
  2. Webmineral - Pyrochlore (englisch)
  3. a b c d Handbook of Mineralogy – Pyrochlore (englisch, PDF 69,6 kB)
  4. Mindat - Localities for Pyrochlore
  5. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 222.

Literatur

Weblinks

 Commons: Pyrochlore – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pyrochlor — Pyrochlor, Mineral, krystallisirt in regulären Octaëdern, findet sich auch in Körnern mit unvollkommen octaëdrischer Spaltbarkeit; Bruch muschelig, Härte 5, specifisches Gewicht 4,2 bis 4,25; röthlich bis schwärzlichbraun, Strich hellbraun,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Pyrochlor — Pyrochlor, Mineral, ein Niobat von Kalk, Natron und Cermetallen mit Titan, Zirkon und Fluor. findet sich in rötlichbraunen regulären Kristallen und Körnern zu Miask, Laurvik in Norwegen etc …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Pyrochlor — Pyrochlor,   kubisches, gelblich grünes oder rötlich braunes bis dunkelbraunes, durchscheinendes bis durchsichtiges, pechglänzendes Mineral der chemischen Zusammensetzung (Na, Ca)2(Nb, Ti, Ta)2O6[OH, F, O], dessen Komponenten in stark wechselnden …   Universal-Lexikon

  • Pyrochlor — Py|ro|chlor [...klo:ɐ̯] der; s, e: bräunliches od. grünliches, durchscheinendes Mineral …   Das große Fremdwörterbuch

  • Liste der Mineralien — Dies ist eine unvollständige, alphabetisch geordnete Liste der Minerale, deren Varietäten, Synonyme, Mineralgruppen und Mineralserien, zu denen teilweise bereits eigene Artikel bestehen. Inhaltsverzeichnis 1 A B C D 2 E F G H 3 I J K L 4 M N O P… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Mineralen — Dies ist eine unvollständige, alphabetisch geordnete Liste der Minerale, deren Varietäten, Synonyme, Mineralgruppen und Mineralserien, zu denen teilweise bereits eigene Artikel bestehen. Inhaltsverzeichnis 1 A B C D 2 E F G H 3 I J K L 4 M N O P… …   Deutsch Wikipedia

  • Systematik der Minerale nach Dana/Oxide und Hydroxide — Die Oxide und Hydroxide in der Systematik der Minerale nach Dana umfassen die Klasse III dieser Systematik. Nach der neuen Dana Klassifikation besteht die Klasse aus den Unterklassen 4 (Oxide), 5 (Uran und thoriumhaltige Oxide), 6 (Hydroxide und… …   Deutsch Wikipedia

  • Columbium — Eigenschaften …   Deutsch Wikipedia

  • Niobium — Eigenschaften …   Deutsch Wikipedia

  • Carbonatit — Als Karbonatit wird in der Geologie ein magmatisches Gestein bezeichnet, das mehr als 50 % Karbonatminerale enthält. Inhaltsverzeichnis 1 Zusammensetzung 1.1 Geschichte 2 Karbonatitvarietäten 3 Geologisches Umfeld und Vorkommen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”