- Rohnstadt
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Rohnstadt Marktflecken WeilmünsterKoordinaten: 50° 24′ N, 8° 22′ O50.4061111111118.3602777777778323Koordinaten: 50° 24′ 22″ N, 8° 21′ 37″ O Höhe: 323 m ü. NN Fläche: 4,56 km² Einwohner: 303 (2001) Eingemeindung: 1. Juli 1971 Postleitzahl: 35789 Vorwahl: 06472 Rohnstadt ist ein Ortsteil der Gemeinde Weilmünster im Landkreis Limburg-Weilburg in Hessen (Deutschland).
Inhaltsverzeichnis
- 1 Ortsbeschreibung
- 2 Ortsgeschichte
- 3 Flora und Fauna
- 4 Literatur und Quellen
- 5 Weblinks
Ortsbeschreibung
Geographische Lage
Rohnstadt liegt im östlichen Hintertaunus, ca. 3 km südwestlich von der Kerngemeinde entfernt, eingebettet in einer Hochmulde zwischen den Erhebungen Hofwald, Hühnerküppel, Riesenkopf und Steinchen im Landschaftsschutzgebiet des Naturpark Hochtaunus. Die höchste Erhebung in der Gemarkung ist der Hühnerküppel mit 369 m über NN.
Bevölkerungsstruktur
Die Landwirtschaft und der Bergbau (Schiefer, Erze) waren über Jahrhunderte die einzige Erwerbsmöglichkeit im Ort. In der heutigen Zeit hat sich Rohnstadt, wie viele Orte in der Nachbarschaft, zu einem Pendlerdorf entwickelt. Die Nähe zum Rhein-Main-Gebiet, mit denen sich dort bietenden Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten und den Vergleichsweise niedrigen Baugrundkosten führte aber nicht, wie in näher am Ballungsraum gelegenen Gemeinden, zur so genannten Zersiedelung (Suburbanisierung).
Der Ort Rohnstadt liegt etwas außerhalb des so genannten Speckgürtels des Rhein-Main-Gebietes, profitiert aber noch wirtschaftlich davon und konnte, ohne den negativen Auswirkungen eines suburbanen Raumes ausgesetzt zu sein, seinen natürlich und kulturell gewachsenen Charakter weitestgehend bewahren. Seit dem Jahr 1934 sorgt die Freiwillige Feuerwehr Rohnstadt (ab 9. Januar 1999 mit Jugendfeuerwehr) für den Brandschutz und die allgemeine Hilfe in diesem Ort.
Ortsgeschichte
Frühgeschichte
Keltische Befestigungsanlagen (Ringwälle) auf dem Riesenkopf, die Riesenburg, und auf dem Hühnerküppel deuten auf eine ältere Besiedlung dieser Gegend hin. Archäologische Funde lassen eine Einordnung in die späte Hallstattzeit bzw. in die frühe und späte Latènezeit zu. Ein vorgeschichtlicher Fernweg, die so genannte Hessenstraße (auch Hünerstraße genannt), welche das Rheinland mit Kurhessen verband, nahm hier vormals ihren Verlauf.
Urkundliche Erwähnungen
Die erste urkundliche Erwähnung von Rohnstadt stammt aus dem Jahr 1335. Richwin von Elkerhausen verkaufte seinem Neffen Hiltwin von Elkerhausen und seiner Frau Christine seinen Hof zu Ramßhart (Rohnstadt).
Frühere Ortsnamen
- 1335: Ramßhart
- 1408: Ramshart
- 1495: Ransert
- 1531: Ranschart/Ronschart
- 1538: Ransshart
- 1653: Ranshart
- 1662: Ronstatt
- 1740: Rohnstatt
- seit 1824: Rohnstadt
Einwohnerentwicklung
- 1825: 169
- 1845: 207
- 1865: 224
- 1886: 66
- 1905: 258
- 1925: 246
- 1939: 200
- 1946: 312
- 1959: 244
- 1969: 256
- 1987: 276
- 1993: 292
- 2001: 303
Bürgermeister
- Peter Lommel: 1864-1876
- Friedrich Zwingel: 1876-1919
- Herrmann Schäfer: 1919-1932
- Friedrich Bautz: 1932-1945
- Otto Eichhorn: 1945-1948
- Albert Möller: 1948-1970
Ortsvorsteher
- Richard Lommel: 1970-1987
- Otto Krämer: 1987-2006
- Wolfgang Lommel: seit 2006
Ortsvereine
- Freiwillige Feuerwehr Rohnstadt e.V., gegr. 1934 (seit dem 9. Januar 1999 mit Jugendfeuerwehr und seit 1984 mit der Sängergruppe Roter Hahn)
- Geschichts- und Heimatverein Rohnstadt e.V., gegr. 1985
- Sportelf Rohnstadt 1980 e.V.
- CDU-Ortsverband
- evangelischer Frauenkreis
- Gesangverein Liederkranz 1878 e.V.
Strukturelle Entwicklung
Mit der Gebietsreform, welche mit negativem Unterton von den Bewohnern als Eingemeindung bezeichnet wurde, ging die ehemals selbstständige Gemeinde Rohnstadt im damaligen Oberlahnkreis zum Stichtag am 1. Juli 1971 in die Großgemeinde Weilmünster über.
Nach der Entwicklung des Ortes aus seinem engen (Orts-)Kerngebiet heraus in die Neubaugebiete Bürgerhausstraße (Gartenstraße), Heidestraße und aktuell Fichtenweg werden, wie in vielen dörflichen Strukturen, aufgrund des demografischen Wandel und den gewachsenen Ansprüchen an Wohnraum, immer mehr Häuser im alten Ortskern leerstehen und bedingt durch die bauliche Substanz (kleine Grundstücke, engangrenzende Bebauung, kleine Wohnraumflächen etc.) kaum an neue Eigentümer zu vermitteln sein. Auch die Anzahl der früher zahlreich bewirtschafteten Kleingärten am Ortsrand nimmt stetig ab. Diese Gärten dienten früher vielen Haushalten zur zusätzlichen Lebensmittelversorgung.
Um dem Trend des Ortskernsterbens entgegenzuwirken, wurden von der EU, Bund, Land und Kommunen zahlreiche Förderprogramme, wie das Dorferneuerungsprogramm als Steuerungsmittel aufgelegt.
Straßenbezeichnungen in Rohnstadt
- Schultheißenstraße (vor 1972 Hauptstraße)
- Langenbacher Straße
- Bodenweg
- Heidestraße
- Rauscheweg (vor 1972 Bergstraße)
- Bürgerhausstraße (vor 1972 Gartenstraße)
- Fichtenweg (aktuelles Neubaugebiet)
Ehemalige Bahnstrecke
1892 wurde die Bahnstrecke Weilmünster–Rohnstadt (Haltestelle Spitzmühle)–Laubuseschbach eröffnet. Die Strecke diente hauptsächlich der Güterbeförderung, insbesondere des abgebauten Eisenerzes. Der Personenverkehr, zuletzt mit Schienenbussen der Baureihe 795 wurde 1955 beendet. 1968 wurde die Strecke komplett stillgelegt und abgebaut. Heute verläuft hier ein Fuß- und Radweg.
Elektrifizierung
Die Planungsvorbereitung zur elektrischen Versorgung wurden 1914 mit Ausbruch des 1. Weltkrieges unterbrochen. Erst 1921 konnte das elektrische Netz in Betrieb genommen werden. Die Kosten für die Gemeinde betrugen 109.083 Reichsmark. Betreiber war anfänglich die Buderus-Werke Wetzlar.
Wasserversorgung
Auch um 1921 wurde die zentrale Wasserversorgung durch den Bau von Sammelschacht, Pumpstation und Hochbehälter sichergestellt. Der Pumpentyp war ein sog. Widder liegend hergestellt 1921 von der Firma Wilhelm Lambach aus Marienheide im Rheinland. Rein mechanisch pumpten 2/3 der Wassermenge 1/3 Wasser in den Hochbehälter. Die Tagesleistung betrug ca. 30 m3. Die Mechanik musste regelmäßig gewartet/geschmiert werden. Ab 1948 kam zusätzlich eine Elektropumpe zum Einsatz. 1964 wurde ein neuer Tiefbrunnen in Betrieb genommen, der die alte Pumpenanlage ablöste. Die Pumpe ist mittlerweile auf dem Dorfplatz ausgestellt.
Dorfgemeinschaftliche Gebäude und ihre Geschichte
Die Kirche
1821 wurde eine Kapelle auf dem Rohnstädter Friedhof errichtet. Sie kostete damals 158 Gulden und 20 Kronen. Das Geld kam vom Weilburger Walpurgisstift. Die evangelische Luther-Kirche wurde 1953 eingeweiht. 1988 bekam die Kirche durch eine Spendenaktion des ev. Frauenkreises ein Geläute mit 2 Glocken.
Das Backhaus
Das Rohnstädter Backhaus, im Dorf Backes genannt, ist das Wahrzeichen Rohnstadts. Es wurde 1927 erbaut. Bis 1970 war im Obergeschoss die Rohnstädter Gemeindeverwaltung (Rathaus) untergebracht. Im Erdgeschoss ist die eigentliche Backstube mit seinem Natursteinofen untergebracht. Dort wird heute noch Brot (das sog. Backesbrot) und Blechkuchen etc. gebacken. Im Backes befindet sich die Rohnstädter Heimatstube. Dieses Dorfmuseum wurde vom Geschichts- und Heimatverein 1986 eingerichtet und war damit in der Gemeinde die erste ständige Museumseinrichtung. Dort werden in einer Dauerausstellung zahlreiche Ausstellungsstücke aus dem früheren Dorfleben gezeigt.
Dorfgemeinschaftshaus
1972 wurde das Dorfgemeinschaftshaus eingeweiht. Es wurde noch in der Zeit der kommunalen Selbstverwaltung geplant und vorbereitet.
Jugend-Haus
In der Langenbacher Straße 10 wurde ein leerstehendes Fachwerkhaus der Dorfjugend zur Verfügung gestellt. Das Haus wird von den Jugendlichen selbst verwaltet.
Ehemalige Dorfschule
Um ca. 1720 wurde die erste Schule in Rohnstadt eingerichtet. Die (Zivil-)Gemeinde Rohnstadt musste allerdings bis 1817 zur Unterhaltung der Weilmünsterer Schule weiter Beitrag leisten. 1836 wurde eine neue Schule erbaut. Der Bau kostete 2968 Gulden. 1900 wurde ein Schulbrunnen gegraben und mit einer Pumpe versehen. 1908 wurde ein Schul-Sportplatz an der Rausche angelegt. In der ehemaligen Dorfschule wurde bis 1970 unterrichtet. Das Gebäude dient heute als Wohnhaus.
Feuerwehrhaus
Ein erstes Spritzenhaus wurde 1842 gebaut. Es kostete 284 Gulden und 86 Kronen. 1952 wurde der alte Brandweiher in eine moderne Löschwasserzisterne umgebaut und darüber ein neues Feuerwehrhaus errichtet.
Bergbaugeschichte
Grube Mehlbach
Die älteste Grube des Oberlahngebietes, das Silber-, Kupfer- und Bleibergwerk Mehlbach, wird schon in einer Urkunde aus dem Jahre 1495 erwähnt. Das ursprüngliche Bergwerk hieß Smytgin (Schmidtchen/Schmiedchen). Die Urkunde von Graf Ludwig von Nassau-Saarbrücken spricht unter anderem Hans von Dörnberg (Hofmeister des Landgrafen Wilhelm III), Sittich von Berlepsch ( 5. Erbkämmer von Hessen) und dem Buchdrucker zu Mainz, Peter von Gernsheim, sowie Werner Lesch (Hühnervogt zu Gleiberg und Schreiber), Eberhart (Ebert) Stommel (Vogt zu Gleiberg) das Recht zu, Stufenerze zu gewinnen. Eberhart Stommel war bis 1490 gemeinsam mit Eberhard Rübsamen von Merenberg als Vormund des damals noch jungen Grafen eingesetzt. Der Großteil der aufgeführten Personen ist 5 Tage vor Ausstellung der Urkunde auf der Teilnehmerliste des bedeutenden Wormser Reichstages als Hofgesinde des Landgrafen Wilhelm III. aufgeführt.
Dieses in der Gemarkung Rohnstadt gelegene Bergwerk hatte vermutlich seine größte Ausbeute erst in den Jahren nach 1750. Der Erfolg war so groß, dass man ihn durch das Prägen von drei so genannten Ausbeutemünzen bekundete. Die Mehlbacher Gulden, Halbtaler und Taler zählen heute zu den numismatischen Seltenheiten. Mehrere hundert Bergleute verdienten sich hier ihr tägliches Brot. Sogar eine Schule für die Kinder wurde extra eingerichtet. Der Rohnstädter Lehrer musste zusätzlich zur Rohnstädter Schule auch die Kinder dieser Zweigstelle unterrichten. Im Jahre 1902 wurde das Bergwerk endgültig stillgelegt und die Zugänge verfüllt.
Klassifizierte Mineralien der Grube Mehlbach
Grube Riesenburg
Die Roteisensteingrube Riesenburg wurde teilweise im Tagebau abgebaut. Von ihr führte eine Seilbahn bis zur 12 km entfernten Verladestelle Guntersau bei Weilburg. Nach 1925 wurde auch hier der Betrieb eingestellt.
Schieferbergbau
Der Schieferbergbau wurde in der Ortsgemarkung in zahlreichen Stollen und Gruben betrieben. Die Schieferförderung wurde 1910 eingestellt. Billiger Schiefer aus anderen Gruben machte den weiteren Abbau unrentabel. Die Zugänge zu den aufgelassenen Stollen wurden zum Schutz von seltenen Fledermausarten in den späten 80er Jahren mit Fledermaus-Schutzgitter verschlossen.
Folgende Arten wurden gesichtet: Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii), Wasserfledermaus (Myotis daubentonii), Großes Mausohr (Myotis myotis), Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus).
Flora und Fauna
In der näheren Umgebung findet man die Landschaftstypischen Streuobstwiesen und Feldgehölzhecken, welche einen Lebensraum für zahlreiche heimischen Arten bieten, sowie ein in der Region seltenes Areal mit heidetypischem Bewuchs (wilder Erika, Farne, Gräser, Laub- und Nadelbäume, Ginster). Auch die auf nährstoffarmen Erhebungen angesiedelten kleinwüchsigen Eichen- und Hainbuchenwälder, typisch für den Taunus, sind hier anzutreffen. (etwa das Steinchen)
Literatur und Quellen
- Landgrafen-Regeste / Grube Mehlbach (Nr. 8659 Bearbeitungsstand vom 25. Januar 2005)
- Rohnstädter Chronik, begonnen 1911 von Bürgermeister Friedrich Zwingel
- Altstraßen im Taunus
- Becker, Geschichte des Bergbaus im Amt Weilmünster
- F.A. Schmidt, Rohnstadt-Ramshart, in Nassauische Annalen, Wiesbaden 1937
- Statistische Angaben der Gemeinde Weilmünster
Weblinks
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