SS-Leibstandarte

SS-Leibstandarte
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1. SS-Panzer-Division Leibstandarte-SS Adolf Hitler

Verbandsabzeichen
Aktiv 17. März 1933–9. Mai 1945
Land Deutsches Reich
Streitkräfte Waffen-SS
Typ Panzerdivision
Garnison Berlin Lichterfelde-West
Marsch Badenweiler-Marsch
Schlachten Polenfeldzug
Invasion der Niederlande
Invasion Griechenlands
Angriff auf die Sowjetunion
Schlacht bei Charkow
Unternehmen Zitadelle

Operation Overlord

Kessel von Falaise
Ardennenoffensive

Plattenseeoffensive
Schlacht um Berlin

Kommandeur
Kommandeure Josef Dietrich
15. August 1938 – 7, April 1943

Theodor Wisch
7. April 1943 – 20, August 1944
Wilhelm Mohnke
20. August 1944 – 6. Februar 1945
Otto Kumm
6. Februar 1945 – 8. Mai 1945

Leibstandarte-SS Adolf Hitler, Berlin-Lichterfelde, 1935
mit Himmler in Frankreich, September 1940

Die Leibstandarte-SS Adolf Hitler, kurz LSSAH oder auch LAH, war ein Adolf Hitler persönlich unterstellter paramilitärischer Truppenverband der SS. Die LSSAH stellte in der Zeit des Nationalsozialismus das Wachpersonal für Regierungsmitglieder und Regierungsgebäude.

Sie hatte ihren Sitz in der nach dem Ersten Weltkrieg als „Kaserne Königlich-preußische Hauptkadettenanstalt Berlin-Lichterfelde“ umgebauten ehemaligen Kadettenanstalt in Berlin Lichterfelde-West, wo auch die Ausbildung der Rekruten stattfand.

Zusammen mit den Politischen Bereitschaften bildete die Leibstandarte die SS-Verfügungstruppe, aus der 1940 die Waffen-SS hervorging.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Die Leibstandarte wurde von Adolf Hitler kurz nach der Machtübernahme am 17. März 1933 gegründet, weil dieser kein Vertrauen zu den Verbänden der Reichswehr hatte. Bis September 1933 hieß sie Stabswache Berlin und zählte 120 Mann. Ab 9. November 1933 wurden ihre Mitglieder auf Adolf Hitler persönlich vereidigt und unterstanden als paramilitärischer Verband damit keiner partei- oder verfassungsrechtlichen Aufsicht.

Ende 1934 wurde die nachmalige Leibstandarte in 1. SS-Standarte „Adolf Hitler“ (auch verkürzt „Adolf-Hitler-Standarte“ genannt) umbenannt. Doch bereits auf dem Reichsparteitag 1936 wurde diese Standarte offiziell aus der Nummerierung herausgenommen, als Hitler ihr das Recht verlieh, den „Ehrennamen“ SS-Leibstandarte Adolf Hitler (LAH) anzunehmen. Anfang 1937 wurde dieser Name in Leibstandarte-SS Adolf Hitler (LSSAH) umgewandelt. 1941 wurde die „Leibstandarte Adolf Hitler“ in „SS-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler“ umbenannt. Ab 1942 hieß sie „SS-Panzer-Grenadier-Division LSSAH“ und am 22. Oktober 1943 erfolgte die letzte Umbenennung in „1. SS-Panzer-Division Leibstandarte-SS Adolf Hitler“.

Der erste wesentliche Einsatz der Leibstandarte erfolgte Ende Juni/Anfang Juli 1934, als sie im Rahmen des sogenannten „Röhm-Putsches“ große Teile der SA-Führung tötete, der sie offiziell als Sondereinheit bzw. Untergruppe unterstand. Für diese Taten wurde Kommandeur Josef Dietrich 1957 wegen Totschlags zu einer Haftstrafe verurteilt.

Am 15. August 1938 wurde die „LSSAH“ als stehender militärischer Verband aufgestellt und im September mit den politischen Bereitschaften zur „SS-Verfügungstruppe“ zusammengefasst. Kommandeur blieb Josef „Sepp“ Dietrich.

Anfangs herrschte bei der Leibstandarte ein Mangel an militärischer Ausbildung, da sie überwiegend zu Sicherungs- und Repräsentationszwecken eingesetzt wurde. Die übrige Verfügungstruppe belächelte die Leibstandarte und nannte sie „SS-Vergnügungstruppe“ oder auch „Asphaltsoldaten“. Auch spätere Offiziere der Waffen-SS, wie der Kommandant der 1. SS-Standarte „Deutschland“, SS-Standartenführer Felix Steiner, spöttelten ganz offen über die LSSAH: „Es ist rührend, wenn der Führer wüsste, wie wenig seine blonden Götter können […] er würde sie allesamt entlassen; aber Stiefelputzen, das können sie!“.

Josef Dietrich war verärgert über die Äußerungen von Steiner und er begann umgehend, die Leibstandarte nach verbindlichen militärischen Richtlinien ausbilden zu lassen. Erst ab Januar 1939 wurde die LSSAH wirklich wehrmachtsadäquat ausgebildet, und so im September – noch unfertig – an die Front versetzt.

Zweiter Weltkrieg

Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges kämpfte die Leibstandarte als motorisiertes Infanterieregiment unter Heereskommando. Der Eingliederung in die Waffen-SS 1939 folgte der Ausbau zur Division (9. September 1942 SS-Panzergrenadier-Division; ab 22. Oktober 1943 SS-Panzerdivision). Hierbei traten bei den Kampfhandlungen in den ersten Feldzügen der Wehrmacht überdurchschnittlich hohe Verluste auf, die mit mangelnder militärischer Ausbildung und Erfahrung zu erklären sind. Im weiteren Verlauf des Krieges musterte sich die Division jedoch zu einer der besten Frontdivisionen, da die Fehler der Einsätze aus den ersten Kriegsjahren ausgewertet wurden und die Division nun besser vorbereitet in den Einsatz ging. Die Division machte sich einen Ruf als Frontfeuerwehr, die feindliche Durchbrüche immer wieder abriegeln konnte, was allerdings oft unter hohen Verlusten erkauft wurde. Waffen-SS-Divisionen wie die Leibstandarte Adolf Hitler befolgten mehr als andere Kampfeinheiten den letztendlich sinnlosen Haltebefehl von Hitler, um „jeden Fußbreit Boden bis zur letzten Patrone“ zu kämpfen, was im Zeitalter einer modernen beweglichen Kampfführung zwar hohe Verluste für den Feind bedeutete, allerdings nicht im Sinne der militärischen Lage war, da die eigenen Verluste nicht mehr ausgeglichen werden konnten. So konnte der bedingungslose Gehorsam solcher Einheiten zwar den Krieg verlängern, führte aber gleichzeitig dazu, dass sie mehrfach beinahe vollständig aufgerieben wurden.

Im Kriegseinsatz war sie der jeweiligen militärischen Führung der Wehrmacht unterstellt:

  • März/April 1941, Krieg auf dem Balkan (XXXX. AK, unter Generalfeldmarschall Wilhelm List, 12. Armee).
  • Juli 1941–Juli 1942, Teilnahme am Krieg gegen Russland (dem XIV. Panzerkorps unterstellt, danach dem III. AK, motorisiert, unter Generalfeldmarschall Walter von Reichenau)
  • August 1942, in Frankreich stationiert, unter Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt
  • Januar–März 1943, Russland (Charkow), unter Generaloberst Heinz Guderian und Generaloberst Hermann Hoth
  • Juni–Juli 1943, Russland (Kursk), unter Generalfeldmarschall Erich von Manstein
  • Aug.–Nov. 1943, Italien (10. Armee, Gen. d. Pz.-Tr. von Vietinghoff-Scheel)
  • Nov. 1943–April 1944, Russland (Dnjepr), unter Generalfeldmarschall von Manstein
  • Juni–Sep. 1944, Frankreich (Normandie), unter Generalfeldmarschall Erwin Rommel
  • Dez. 1944–Jan. 1945, Frankreich/Belgien (Ardennen), unter Generalfeldmarschall Walter Model
  • Januar–Mai 1945, Ungarn/Österreich (6, Armee, Gen. d. Pz.-Tr. Hermann Balck)
  • März–Mai 1945, Berlin (General der Art. Helmuth Weidling)

Noch im Februar 1945 nahmen die verbliebenen Reste der Leibstandarte an einer Offensive am ungarischen Plattensee teil. Deren Scheitern wurde von Hitler scharf kritisiert, worauf den Mitgliedern befohlen wurde ihre Ärmelstreifen abzulegen. Ihre letzten Einheiten kapitulierten am 9. Mai 1945 in Österreich.

In den Nürnberger Prozessen, in denen die deutschen Kriegsverbrecher angeklagt und verurteilt wurden, stuften die alliierten Richter die gesamte Waffen-SS und somit auch die Leibstandarte Adolf Hitler als verbrecherische Organisation ein.

Kriegsverbrechen

Die LSSAH trägt die Verantwortung für zahlreiche Kriegsverbrechen an der Ost- und Westfront. Zu den bekanntesten zählen die Erschießung von ca. 80–100 britischen Kriegsgefangenen 1940 in Wormhout sowie das Malmedy-Massaker (17. Dezember 1944), bei dem 72 US-amerikanische Soldaten erschossen wurden, obwohl sie sich bereits ergeben hatten.

Angehörige der Leibstandarte verübten u. a. die ersten Massenmorde an Juden in Italien, die Massaker vom Lago Maggiore, zu dem auch das Massaker von Meina zählt: zwischen dem 15. und 23. September 1943 ermordeten sie 54 Juden auf der piemontesischen Seite des Langensees (Lago Maggiore oder Lago di Verbania). Die Division war nach Chivasso verlegt worden, wobei ein Bataillon am Westufer des Langensee lag. Ein weiteres Bataillon, in Borgo San Dalmazzo stationiert, führte das Durchgangslager der Sozialrepublik Italiens.

Angehörige


Das Denkmal für die Waffen-SS in Marienfels

Ein Denkmal für die „1. SS-Panzer-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler“ und die 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ wurde 1971 in Marienfels errichtet und 2004 von Unbekannten zerstört. Seit 2003 ist es Zielort mehrerer rechtsextremer Kundgebungen und Aufmärsche. Anfang 2006 geriet das eingelagerte Denkmal erneut in die Schlagzeilen, als ein geplanter Wiederaufbau auf dem Privatgrundstück des Neonazis Thorsten Heise in Fretterode bekannt wurde.

Gliederung

LSSAH (mot.) (1940)

  • I. Sturmbann
    II. Sturmbann
    III. Sturmbann
    IV. Wachtbataillon
  • Artillerie-Regiment
    Panzerspäh-Zug
    Nachrichtenzug
    Nachrichtensturmbann
    Kradmeldezug
    Kraderkundungszug
    Pionierzug
    Pioniersturm
    Panzer-Sturm-Batterie
    Musik-Zug
    Leichte Infanterie-Kolonne

SS-Panzergrenadier-Division Leibstandarte Adolf Hitler (1942)

  • Infanterie-Regiment 1 LSSAH
  • Infanterie-Regiment 2 LSSAH
  • Panzer-Abteilung LSSAH
  • Artillerie-Regiment LSSAH
    Aufklärungs-Abteilung LSSAH
    Panzerjäger-Abteilung LSSAH
    Sturmgeschütz-Abteilung LSSAH
    Flak-Abteilung LSSAH
    Pionier-Bataillon LSSAH
    Panzer-Nachrichten-Abteilung LSSAH
    Versorgungs-Einheiten LSSAH

1. SS-Panzer-Division Leibstandarte Adolf Hitler (1943)

1. SS Panzer-Division „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“ 1944 Westfront

  • SS Panzer-Regiment 1
  • SS Panzer-Grenadier-Regiment 1 „L. A. H.“
  • SS Panzer-Grenadier-Regiment 2 „L. A. H.“
  • SS Panzer-Artillerie-Regiment 1
    SS Flak Artillerie-Abteilung 1
    SS Nebelwerfer-Abteilung 1 (ab September 1944)
    SS Sturmgeschütz-Abteilung 1
    SS Panzer-Aufklärungs-Abteilung 1
    SS Panzerjäger-Abteilung 1
    SS Panzer-Pionier-Bataillon 1
    SS Panzer-Nachrichten-Abteilung 1
    SS Versorgungs-Einheiten 1
    SS Feldersatz-Bataillon 1 (ab Oktober 1944)

Kommandeure

  • 15. August 1938 – 7. April 1943 SS-Oberstgruppenführer Josef Dietrich
  • 7. April 1943 – 20. August 1944 SS-Brigadeführer Theodor Wisch (siehe zu diesem unter Literatur: Wisch als Verf.)
  • 20. August 1944 – 6. Februar 1945 SS-Brigadeführer Wilhelm Mohnke
  • 6. Februar 1945 – 8. Mai 1945 SS-Brigadeführer Otto Kumm

Archive

Siehe auch

Literatur

  • Thomas Fischer: Von Berlin bis Caen, Entwicklung und Einsätze der Divisions- und Korps-Artillerie der LAH 1939–1945. Eine Text- und Bilddokumentation. Aachen: Helios-Verlag 2004, ISBN 3-933608-99-6. (Sachbuch, primär Schilderung der organisatorischen Entwicklung der Artillerie innerhalb der LAH)
  • Andreas Hillgruber, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Zweiten Weltkrieges. Kalendarium militärischer und politischer Ereignisse 1939–45. Gondrom-Verlag, Bindlach 1989, ISBN 3-8112-0642-7.
  • Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS. Orbis-Verlag, München 2002, ISBN 3-572-01342-9.
  • La strage dimenticata: Meina settembre 1943, il primo eccidio di ebrei in Italia. Novara: Interlinea; 2003. ISBN 88-8212-417-7.
  • Michael Schadewitz: Zwischen Ritterkreuz und Galgen. Skorzenys Geheimunternehmen Greif in Hitlers Ardennenoffensive 1944/45. Helios-Verlag, Aachen 2007, ISBN 978-3-938208-48-9.
  • Bernd Wegner: Hitlers Politische Soldaten. Die Waffen-SS 1933–1945. Schöningh Verlag, Paderborn 1999, ISBN 3-506-77502-2.
  • Gordon Williamson: Die Waffen-SS 1933–1945. Ein Handbuch. Tosa-Verlag, Wien 2005, ISBN 3-85492-706-1.

Weblinks


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