Skandinavische Literatur

Skandinavische Literatur

Skandinavische Literatur ist die Literatur in den Sprachen der skandinavischen Länder. Dazu zählen Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden sowie deren autonome Gebiete einschließlich Åland, Färöer und Grönland. Die Mehrheit dieser Nationen und des Gebiete sprechen nordgermanische Sprachen. Obgleich man in Finnland keine nordgermanische Sprache, sondern Finnisch spricht, hat die finnische Geschichte und Literatur einen klaren Zusammenhang mit Schweden. Sprachlich mit den Finnen verwandt sind die Sami in Schweden, Norwegen und Finnland.

Die skandinavischen Völker haben eine bedeutende und einflussreiche Literatur produziert. Der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen popularisierte das moderne realistische Drama in Europa, mit Stücken wie Die Wildente und Nora oder ein Puppenheim. Der Literaturnobelpreis wurde Bjørnstjerne Bjørnson, Selma Lagerlöf, Verner von Heidenstam, Karl Adolph Gjellerup, Henrik Pontoppidan, Knut Hamsun, Sigrid Undset, Erik Axel Karlfeldt, Frans Eemil Sillanpää, Johannes Vilhelm Jensen, Pär Lagerkvist, Halldór Laxness, Nelly Sachs, Eyvind Johnson, und Harry Martinson verliehen.

Inhaltsverzeichnis

Die skandinavische Literatur des Mittelalters

Im Mittelalter wurde in Skandinavien erst Urnordisch und später Altnordisch gesprochen. Die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen Skandinaviens sind Runenschriften auf Gedenksteinen und anderen Gegenständen. Einige von denen enthalten Anspielungen an die Nordische Mythologie und kurze Verse in Alliterationsform. Das bekannteste Beispiel ist der kunstvolle Rök Runenstein (ca. 800) mit Anspielungen an die Legenden aus der Völkerwanderungszeit. Die ältesten Gedichte der Edda siedelt man im 9. Jahrhundert an, obwohl sie erst in Manuskripten des 13. Jahrhunderts erhalten sind. Sie erzählen die Mythen und Heldenepen Skandinaviens. Die Skaldendichtung ist ähnlich erhalten, die Manuskripte haben die mündlichen Fassungen des 9. Jahrhundert aufgezeichnet.

Die Christianisierung des 10. Jahrhunderts brachte Skandinavien in Kontakt mit dem europäischen Wissen, einschließlich des lateinischen Alphabets und der lateinischen Sprache. Im 12. Jahrhundert trug dies literarische Früchte in Werken wie den dänischen Gesta Danorum, einem engagierten historischen Werk des Saxo Grammaticus. Das 13. Jahrhundert galt als Goldenes Zeitalter der isländischen Literatur mit Snorri Sturlusons Edda und Heimskringla .

Dänische Literatur

Das 16. Jahrhundert brachte die Reformation nach Dänemark und eine neue Periode der dänischen Literatur. Zu den Hauptautoren der Zeit gehörten Humanisten wie Christiern Pedersen, der das Neue Testament ins Dänische übersetzte, und Poul Helgesen, dem namhaften Vertreter der Gegenreformation. Im 16. Jahrhundert entstanden die ersten Dramen Dänemarks, einschließlich der Werke Hieronymus Justesen Ranchs. Das 17. Jahrhundert war eine Ära des erneuerten Interesses an den skandinavischen Wurzeln und Altertümern mit Gelehrten wie Ole Worm an der Spitze. Obwohl sich die lutherische Orthodoxie ausbreitete, erreichte die Dichtung in dem persönlichem Ausdruck der Passionshymnen Thomas Kingos einen Höhepunkt. Wichtige dänische Autoren des 19. Jahrhunderts waren Søren Kierkegaard und Hans Christian Andersen. Unter den dänischen Autoren des 20. Jahrhunderts erlangte insbesondere Martin Andersen Nexø in Deutschland größere Bekanntheit. Karen Blixen wuchs in Dänemark auf, schrieb aber ihre Bücher auf englisch.

Siehe auch: Dänische Literatur

Färöische Literatur

Färöische Literatur im traditionellen Wortsinn hat sich eigentlich erst in den letzten 100-200 Jahren entwickelt. Dies liegt hauptsächlich an der Insellage als auch daran, dass die Färöische Sprache bis 1890 kein standardisiertes Schriftformat hatte. Im Mittelalter wurden zahlreiche färöische Gedichten und Erzählungen mündlich überliefert. Diese Werke wurden aufgeteilt in die Bereiche: sagnir (historisch), ævintyr (Geschichten) und kvæði (Balladen, oft mit Musik und Tanz). Diese wurden schließlich im 19. Jahrhundert fixiert und boten die Grundlage für die "verspätete", aber beeindruckende Literatur.

Siehe auch: Färöische Literatur

Finnische Literatur

Die bewegte Geschichte Finnlands zeigt, dass während langer Perioden hindurch die Regierungssprache eine andere war als die Volkssprache. Dies übte einen starken Einfluss auf „finnische Literatur“ aus, die in ihren größten Werken die Schaffung bzw. Erhaltung einer starken finnischen Identität beabsichtigte.

Die berühmteste Sammlung der Volkspoesie ist bei weitem das Kalevala. Das als finnisches Nationalepos geltende Werk wird hauptsächlich Elias Lönnrot zugeschrieben, obgleich dieser mehr als Herausgeber und Kompilator beteiligt war. Zuerst 1835 veröffentlicht wurde es schnell zum Symbol des finnischen Nationalismus. Das erste in finnischer Sprache veröffentlichte Roman war Die sieben Brüder (1870) von Aleksis Kivi (1834-1872): er gilt allgemein als das größte Werk der finnischen Literatur.

Isländische Literatur

Die Isländersagas (Isländisch: Íslendingasögur ) sind Prosaerzählungen über Angelegenheiten im Island des 10. und frühen 11. Jahrhunderts. Sie stellen die bekannteste und typischste isländische Literatur der Frühzeit dar. Im Spätmittelalter wurden rímur zur populärsten Form des poetischen Ausdrucks. Einflussreiche isländische Autoren, seit der Reformation waren Hallgrímur Pétursson, Jónas Hallgrímsson, Gunnar Gunnarsson oder Halldór Laxness.

Norwegische Literatur

Die Periode vom 14. bis 19. Jahrhundert gilt als finsteres Zeitalter der norwegischen Literatur, obwohl norwegischbürtige Autoren wie Peder Claussøn Friis und Ludvig Holberg ihren Anteil zur allgemeinen dänisch-norwegischen Literatur beigetragen haben. Mit dem Aufkommen des Nationalismus und dem Kampf für die Unabhängigkeit Anfang des 19. Jahrhunderts kam eine neue Periode der Nationalliteratur auf. Der Dramatiker Henrik Wergeland war der einflussreichste Autor dieser Periode. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschafften Henrik Ibsen und Bjørnstjerne Bjørnson Norwegen einen einflussreichen Platz in der westeuropäischen Literatur. Zu den bekanntesten norwegischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts gehören die Nobelpreisträger Knut Hamsun und Sigrid Undset.

Schwedische Literatur

Die Schwedische Literatur erlebte im Mittelalter einen ersten Höhepunkt mit der heiligen Birgitta. Wie in anderen skandinavischen Ländern war auch hier die Bibelübersetzung zur Zeit der Reformation (die Wasa-Bibel) von großer Bedeutung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wirkten August Strindberg und Selma Lagerlöf. Als Kinderbuchautorin ist Astrid Lindgren bekannt geworden. Schwedische Autoren von Kriminalromamen sind Liza Marklund, Henning Mankell sowie das Ehepaar Maj Sjöwall und Per Wahlöö, welche die Figur von Kommissar Beck geschaffen haben. Schweden steht an fünfter Stelle in der Liste der Länder mit den meisten Literaturnobelpreisträgern.

Siehe auch: Schwedische Literatur

Preise und Auszeichnungen

Internationale Preise

Literaturnobelpreis

Der Nobelpreis für Literatur ist zahlreichen Skandinaviern verliehen worden.

Regionale Preise

Literaturpreis des nordischen Rates

Der Literaturpreis des Nordischen Rates wird von einer skandinavischen Jury für Literatur (Roman, Drama, Poesie, Kurzgeschichten oder Essay) geschrieben in einer skandinavischen Sprache verliehen. Die Jury wird durch den Rat berufen und besteht aus 10 Mitgliedern[1]:

  • Zwei Dänen,
  • Zwei Finnen (1 finnischsprachiger , 1 schwedischsprachiger)
  • Zwei Isländer,
  • Zwei Norweger und
  • Zwei Schweden.

Nationale Preise

Finnland

  • Finnlandia Literatur-Preis

Norwegen

  • norwegischer Kritikerpreis für Literatur
  • Halldis Moren Vesaas Preis
  • NBU-prisen
  • norwegischer Thorleif Dahl Gedächtnis –Preis der Akademie
  • norwegische Akademie für Literatur und Freiheit des Ausdrucks

Schweden

Weblinks

Anmerkungen

  1. About the Nordic Council's Literature Prize

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