Suddenly Last Summer

Suddenly Last Summer
Filmdaten
Deutscher Titel: Plötzlich im letzten Sommer
Originaltitel: Suddenly, Last Summer
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 1959
Länge: 114 Minuten
Originalsprache: englisch
Altersfreigabe: FSK 12
Stab
Regie: Joseph L. Mankiewicz
Drehbuch: Gore Vidal und Tennessee Williams
Produktion: Sam Spiegel
Musik: Malcolm Arnold und Buxton Orr
Kamera: Jack Hildyard
Schnitt: William Hornbeck und Thomas Stanford
Besetzung

Plötzlich im letzten Sommer ist ein Spielfilm des US-amerikanischen Regisseurs Joseph L. Mankiewicz aus dem Jahr 1959. Das Drama basiert auf einem Bühnenstück von Tennessee Williams und wurde unter anderem von den Filmstudios Academy Productions, Columbia Pictures Corporation und Horizon Films produziert.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die USA im Jahr 1937: der Chicagoer Arzt Dr. Cukrowicz führt in der Nervenheilanstalt Lions View in New Orleans erste Lobotomien an Patienten durch, die unter starker Schizophrenie leiden. Bei der neurochirurgischen Operation werden Nervenbahnen im Gehirn des Patienten durchtrennt, was zu einer Persönlichkeitsänderung führt. Die Bedingungen, die sich Cukrowicz bieten, sind nicht die besten. Bei einer Operation vor Publikum fällt eine OP-Lampe aus und der Operationssaal, eine ehemalige Bibliothek, ist stark renovierungsbedürftig. Während sich Dr. Cukrowicz beim Leiter des staatlichen Krankenhauses, Dr. Lawrence Hockstader, beschwert und droht, zurück nach Chicago zu gehen, drückt dieser ihm unvermittelt ein Schreiben in die Hand. Der Brief ist von Violet Venable, Witwe und reichste Frau in der Stadt. Sie bekundet Interesse an Cukrowicz' Arbeit und kündigt an, das Krankenhaus in den Genuss ihrer finanziellen Unterstützung kommen zu lassen. Außerdem möchte Mrs. Venable den Chicagoer Experten in einer dringenden Angelegenheit persönlich sprechen.

Noch am selben Tag sucht Dr. Cukrowicz Mrs. Venable in ihrem eleganten Haus auf. Der Gehirnspezialist ist verblüfft anstatt einer alten Witwe eine mondäne und ganz in weiß gekleidete ältere Dame nebst ihrer Sekretärin, Miss Foxhill, vorzufinden. Mrs. Venable, die vor kurzer Zeit ihren Mann und ihren Sohn verlor, ist selbst von schwacher Konstitution gekennzeichnet, hält aber das Erbe ihres Sohnes Sebastian aufrecht, das unter anderem aus einem urwaldähnlichen Garten mit Venusfliegenfallen besteht. Der junge und unbekannte Dichter soll nach einem Aufenthalt auf den Galápagos-Inseln auf der Suche nach Gott gewesen sein, wie sich seine ihm sehr zugetane Mutter ausdrückt. Er starb letzten Sommer bei einem Aufenthalt in Europa an einem Herzinfarkt. Als Cukrowicz Mrs. Venable auf die mögliche finanzielle Unterstützung für Lions View anspricht, berichtet sie ihm von der Nichte ihres verstorbenen Ehemannes, Catherine Holly, die in der Nervenklinik St. Mary’s weilt und an Dementia praecox leidet. Catherine hatte Sebastian auf seiner Reise nach Europa im vergangenen Sommer begleitet und ist seit seinem Tod von Wahnvorstellungen, Erinnerungen und Halluzinationen besessen. Sie leidet nach Angaben von Mrs. Venable unter Wutanfällen und wettert gegen den Charakter und die moralischen Werte ihres verstorbenen Sohnes. Da Catherine nicht mehr in St. Mary’s geduldet wird, weil sie angeblich versucht haben soll einen 60 Jahre alten Gärtner zu verführen, verspricht Dr. Cukrowicz, sie aufzunehmen. Trotz der Risiken, die ihr der Arzt unmissverständlich klar macht, hofft Mrs. Venable auf eine Lobotomie für Catherine in Lions View und will dafür im Gegenzug mit der Sebastian-Venable-Gedenkstiftung Cukrowicz bei seinen Forschungen unterstützen.

Schon bald macht Dr. Cukrowicz in der Nervenheilanstalt St. Mary’s die Bekanntschaft mit Catherine Holly. In der Bibliothek versucht die schöne junge Frau im Beisein einer Schwester in den Genuss einer Zigarette des Gehirnspezialisten zu gelangen. Als sie aufgefordert wird dies zu unterlassen, verbrennt sie der Schwester mit der Zigarette die Hand und erleidet einen Tobsuchtsanfall. Cukrowicz schickt die Nonne fort, um mit Catherine unter vier Augen sprechen zu können. Die Frau versucht zuerst mit bitterem Sarkasmus die Rolle der Nervenkranken aufrecht zu erhalten, gibt diese aber dann nach einer angebotenen Zigarette auf und wird redselig. Catherine weiß, dass sie auf Anweisung ihrer Tante in der Nervenheilanstalt weilt, deren Liebe zum Sohn über die einer Mutter hinausging, wie sie zu berichten weiß. Um ihren Sohn auf einer Reise nahe sein zu können, ließ Mrs. Venable sogar ihren Ehemann im Stich, der im Sterben nach ihr geschickt hatte. Sebastian habe die Menschen außerdem nur ausgebeutet, Catherine habe ihn zu „retten“ versucht. An den Tod ihres Cousins in einem südspanischen Dorf namens Cabeza de Lobo (dt.: „Haupt des Wolfes“) kann sie sich aber nur schemenhaft erinnern und erleidet einen Nervenzusammenbruch. Ferner berichtet Catherine ihm, dass sie von einem verheirateten Mann auf einem Fastnachtsball im letzten Frühjahr vergewaltigt wurde und sich seitdem an nichts erinnern könne, was vor diesem einschneidenden Erlebnis geschah. Durcheinander küsst sie Dr. Cukrowicz, der Catherine verspricht, bei der Suche nach der Wahrheit behilflich zu sein.

Nach dem Zusammentreffen mit Catherine lässt Dr. Cukrowicz sie nach Lions View überführen, wo sie eine Sonderbehandlung erhält. Sie darf ihre eigene Kleidung tragen und wird in den Zimmern der Schwestern untergebracht. Hier erfährt Catherine bei einem Besuch ihrer Mutter, Grace Holly, und ihres Bruders George, dass Dr. Cukrowicz ein Gehirnchirurg ist und an ihr eine Lobotomie durchführen soll. Violet Venable besteht auf der Operation, da die Familie Holly nur so in den Genuss von Sebastians Erbe in Höhe von 100.000 US-Dollar gelangt. Catherines Mutter hat bereits die Einverständniserklärung unterschrieben. In Panik versucht die junge Frau aus der Heilanstalt zu fliehen, öffnet aber versehentlich die falsche Tür, wird von geisteskranken männlichen Patienten angefallen und kann gerade noch in letzter Minute vor diesen gerettet werden. Das Vertrauen zwischen Dr. Cukrowicz und Catherine wurde auf die Probe gestellt, kann aber von dem Arzt wieder hergestellt werden. Ein von Cukrowicz arrangiertes Zusammentreffen zwischen Catherine und Violet Venable in der Nervenheilanstalt fördert weitere Erkenntnisse zu Tage. Sebastian zog Catherine seiner Mutter als Reisegefährtin vor, da diese mit dem Alter ihre Anziehungskraft verloren hatte. Sowohl Sebastians Cousine als auch seine Mutter hatten ihm als Kupplerinnen gedient, um in den mondänen Urlaubsorten schneller Kontakte mit Menschen schließen zu können. Während Mrs. Venable versucht, Dr. Hockstader zu überreden, die Operation von Catherine vorzuverlegen, begeht Catherine einen Selbstmordversuch, kann aber von einem Pfleger vor dem mehrere Meter tiefen Sturz bewahrt werden.

Dr. Cukrowicz zweifelt inzwischen stark an Catherines Geisteskrankheit und arrangiert am nächsten Tag im Hause von Mrs. Venable erneut ein Zusammentreffen zwischen Tante und Nichte. Cukrowicz verabreicht seiner Patientin eine Spritze, woraufhin sich Catherine im Beisein von Violet Venable, deren Sekretärin Miss Foxhill, Dr. Hockstader sowie ihrer Mutter und ihres Bruders an die Geschehnisse im letzten Sommer erinnern kann. Nach der Vergewaltigung hatte Catherine begonnen, ein Tagebuch in der dritten Person zu führen, wurde jedoch von Sebastian aus ihrer Agonie gerissen und als Reisebegleitung nach Europa ausgewählt. Der ruhelose junge Mann verlor während des Aufenthalts jedoch seine Inspiration für die seiner Mutter so wichtige Poesie und blieb gegenüber weiblichen Avancen unempfindlich. In Cabeza de Lobo, wo Sebastian den Tod fand, ließ er seine Cousine in einem öffentlichen Freibad gegen ihren Willen einen aufreizenden Badeanzug tragen, der im Wasser transparent erschien, damit junge Männer auf Catherine aufmerksam wurden. Durch dieses Manöver gelangte Sebastian in Kontakt mit Männern, denen er mit reichlichen Trinkgeldern imponierte. Bei einem Restaurantbesuch ein paar Tage später wurden Catherine und Sebastian wie schon zuvor von hungrigen Straßenkindern angebettelt. Als beide das Lokal verließen, wurde Mrs. Venables immer kränklicher und verärgerter Sohn vom Mob durch die Straßen bis auf einen Ruinenhügel gejagt und dort unter den Augen Catherines in einem kannibalischen Akt zerrissen. Während Catherine durch das Aussprechen der Wahrheit Befreiung findet, verfällt Violet Venable in geistige Umnachtung.

Entstehungsgeschichte

Theaterstück

Der Film basiert auf dem Bühnenstück Plötzlich letzten Sommer (Originaltitel: Suddenly, Last Summer) des erfolgreichen US-amerikanischen Dramatikers Tennessee Williams (1911–1983). Der Einakter wurde am 7. Januar 1958 gemeinsam mit Williams' Stück Something Unspoken unter dem allgemeinen Titel Garden District Off-Broadway aufgeführt. Suddenly, Last Summer, das seinerzeit sehr offen mit den Tabuthemen Homosexualität, Prostitution, Kannibalismus und Wahnsinn umging, wurde von Kritikern einstimmig begrüßt und Hauptdarstellerin Anne Meacham erhielt für ihr Portrait der Catherine den Off-Broadway-Theaterpreis Obie als Beste Darstellerin. Wie in vielen Stücken von Tennessee Williams vereint Suddenly, Last Summer Elemente aus dem Leben des Autors und auch aus dem Leben von Williams' Idol, des homosexuellen Dichters Hart Crane (1899–1932), der 32-jährig Selbstmord beging. Tennessee Williams, selbst homosexuell, war seiner Schwester Rose sehr zugetan, die einen großen Einfluss auf ihn ausübte. Rose Williams war eine elegante Schönheit, die jedoch an Schizophrenie litt und die meiste Zeit ihres Erwachsenenlebens in Nervenheilanstalten verbrachte. Nach erfolglosen Versuchen sie zu therapieren, wurde an Rose im Jahr 1943 in Washington eine Lobotomie durchgeführt. Diese neurochirurgische Operation sah eine Durchtrennung von Nervenbahnen im Gehirn des Patienten vor und wurde ursprünglich zur Schmerzausschaltung in extrem schweren Fällen angewendet, die eine Persönlichkeitsänderung hervorrief. Der von dem Italiener Fiamberti und Portugiesen Antônio Egas Moniz entwickelte Eingriff (beide erhielten 1949 den Nobelpreis für Medizin) wurde später auch an Patienten mit Psychosen und Depressionen durchgeführt. Die Lobotomie, die wegen der erheblichen Nebenwirkungen bereits Anfang der 1950er Jahre in Verruf geriet, verlief bei Rose Williams verhängnisvoll und verschlechterte ihren Zustand. Tennessee Williams konnte seinen Eltern, die ihre Zustimmung zu der Operation gegeben hatten, nie verzeihen und der Vorfall soll ihn angeblich in den Alkoholismus getrieben haben. Das Thema der geisteskranken Heldin verarbeitete er sowohl mit der Figur der Catherine in Suddenly, Last Summer, als auch mit der der Laura Wingfield und Blanche DuBois in Die Glasmenagerie (1944) bzw. Endstation Sehnsucht (1947). Die Figur des Sebastian in Plötzlich im letzten Sommer gilt wie auch die des Tom Wingfield (Die Glasmenagerie) als autobiographisch.

Verfilmung

Für die Filmversion Plötzlich im letzten Sommer verfasste Tennessee Williams gemeinsam mit dem Schriftsteller Gore Vidal das Drehbuch. Für die Regie wurde der US-Amerikaner Joseph L. Mankiewicz verpflichtet. Der erfolgreiche Regisseur und Drehbuchautor war im Jahr 1950 für die Tragikomödie Ein Brief an drei Frauen und 1951 für Alles über Eva mit dem Oscar als Bester Regisseur und Drehbuchautor ausgezeichnet worden. Für die Rolle der Catherine wurde die 27-jährige Elizabeth Taylor verpflichtet, die ein Jahr zuvor in der erfolgreichen Filmversion von Tennessee Williams' Bühnenstück Die Katze auf dem heißen Blechdach neben Paul Newman mitgewirkt und ihren dritten Ehemann, den Filmproduzenten Michael Todd, bei einem Flugzeugabsturz verloren hatte. Taylor sorgte im Jahr der Dreharbeiten für Schlagzeilen, als sie eine Liaison mit dem Entertainer und Sänger Eddie Fisher begann, woraufhin sich dieser von seiner Ehefrau Debbie Reynolds scheiden ließ und Taylor ehelichte. Die männliche Hauptrolle des Gehirnchirurgen Dr. Cukrowicz wurde mit dem 38-jährigen Montgomery Clift besetzt, der bereits in George Stevens' Melodram Ein Platz an der Sonne (1951) und Edward Dmytryks Romantikdrama Das Land des Regenbaums (1957) Taylors Filmpartner gewesen war. Für die Rolle der berechnenden Violet Venable konnte Katharine Hepburn gewonnen werden, die zu den großen Stars Hollywoods zählte und vor den Dreharbeiten auf einen gewonnenen Oscar als Beste Hauptdarstellerin, sowie sechs Nominierungen zurückblicken konnte. Hepburn hatte sich kurz zuvor von ihrem Lebensgefährten, Spencer Tracy, getrennt. Für weitere Nebenrollen wurden Albert Dekker, Oscar-Preisträgerin Mercedes McCambridge, Gary Raymond und Mavis Villiers verpflichtet.

Gedreht wurde von Mai bis August 1959 in den Shepperton Studios in Surrey, England, sowie im nahe gelegenen London. Die Außendreharbeiten fanden an der spanischen Costa Brava statt. Die Produktion wurde von einem Disput zwischen Katharine Hepburn, Regisseur Joseph L. Mankiewicz und Filmproduzent Sam Spiegel überschattet, wie der US-amerikanische Dramatiker und Schriftsteller Garson Kanin in seinem Buch Tracy and Hepburn (1971) schildert. Aus Kanins Feder stammten die Drehbücher für so erfolgreiche Komödien wie Ehekrieg (1949) und Frank Capras Pat und Mike (1952), die Hepburn und Lebensgefährte Spencer Tracy eine gemeinsame Plattform geboten hatten. Laut Kanin soll Katharine Hepburn sehr darüber aufgebracht gewesen sein wie Spiegel und Mankiewicz mit Hauptdarsteller Montgomery Clift umgingen, der Zeit seines Lebens selbst unter der fehlenden gesellschaftlichen Akzeptanz seiner Homosexualität litt. Clift stand während der Dreharbeiten unter Einfluss von Alkohol und Drogen, was in einem vier Jahre zurückliegenden Autounfall begründet lag, bei dem er starke Verletzungen im Gesicht davongetragen hatte. Montgomery Clift konnte nur sehr schwer seinen Text behalten und sich nicht länger als einen halben Tag konzentrieren. Nachdem klar war, dass Hepburn nicht mehr für nachzudrehende Szenen gebraucht werden würde, tadelte sie Mankiewicz und Spiegel und es kam zu einer Streiterei, wobei nicht klar ist, ob einer oder beide Männer in den Zank involviert waren.

Rezeption

Plötzlich im letzten Sommer wurde am 22. Dezember 1959 in den USA uraufgeführt. Die 3 Mio. US-Dollar teure Produktion, mit dem Werbeslogang „Suddenly, last summer, Cathy knew she was being used for something evil!“ (dt.: „Plötzlich im letzten Sommer, wusste Cathy, dass sie für etwas Böses benutzt wurde!“) versehen, fand Widerhall bei den Kritikern, die vor allem die Schauspielleistungen der beiden Hauptdarstellerinnen Katharine Hepburn und Elizabeth Taylor lobten. Kritisiert wurde allgemein die Inszenierung von Joseph L. Mankiewicz' siebzehnter Regiearbeit. Die geistige und sexuelle Abartigkeit der Charaktere, die sich in Hysterie, Wahnsinn, Mutterkomplexe, Kuppelei, Homosexualität und Kannibalismus andeutet, sei in der Verfilmung teilweise verwischt worden (vgl. film-dienst, 13/1960). Dies ist vor allem auf den damals noch gültigen Hays Codes zurückzuführen, der auf die moralisch akzeptable Darstellung von unter anderem Kriminalität in US-amerikanischen Spielfilmen Wert legte. Die damaligen Zensoren, vor allem die 1933 gegründete Legion of Decency, die unzulässige Inhalte in Filmen vehement bekämpfte, hatte Drehbuchautor Gore Vidal dazu gezwungen, viele von Tennessee Williams' ursprünglichen Dialogen nicht in das Filmskript miteinfließen zu lassen. So wird die Homosexualität Sebastians im Gegensatz zum Bühnenstück nur angedeutet, und sein Gesicht und seine Stimme bleiben für den Zuschauer unerkannt, so Vidal in Vito Russos 1981 veröffentlichten Buch Die schwule Traumfabrik, das sich mit der Darstellung und Wahrnehmung von Schwulen und Lesben im Hollywood-Kino befasst.

In der Bundesrepublik Deutschland feierte Mankiewicz' Film am 10. März 1960 seine Premiere. Am 13. November 2005 wurde Plötzlich im letzten Sommer auf dem Buenos Aires Lesbian and Gay Film Festival in Argentinien wiederveröffentlicht. Als einprägsamste Filmszenen gelten allgemein die Sequenz, in der Elizabeth Taylor im transparent erscheinenden weißen Einteiler das Meer verlässt, sowie die Verfolgung und der Tod Sebastians. Letztere wurde in Rob Epsteins und Jeffrey Friedman 1995 entstandenen Dokumentarfilm The Celluloid Closet, basierend auf Vito Russos Buch, mit der Verfolgung Frankensteins durch die Dorfbewohner in James Whales gleichnamiger Verfilmung Frankenstein aus dem Jahr 1931 verglichen.

Kritiken

  • „Der Film blendet durch hervorragende schauspielerische Leistungen (Katharine Hepburn, Elizabeth Taylor). Er ist das, was man als 'verfilmtes Theater' bezeichnet. Erst gegen Schluß erreicht er in der Anwendung filmeigener Mittel eine intensive Spannung. Auch dann noch fragt man sich allerdings nach dem Sinn des kunstvoll verschlüsselten Dramas und findet als sichere Antwort nur die, daß sowohl der risikofreudige Produzent Sam Spiegel wie der Regisseur Joseph L. Mankiewicz einen zu kleinen geistigen Nutzen aus so großem Aufwand zogen.“ (film-dienst)
  • „Elizabeth Taylor wurde zu Recht als Nichte ausgewählt, aber ihre schweigende Agonie am Höhepunkt ist schier theatralisch angebend. Katharine Hepburn spielt die schurkische und graziöse Matrone mit etwas was wie ein Storchennest auf ihrem Kopf aussieht und so knochendürr und anmaßend posierend, dass sie eine Mary-Petty-Karikatur darstellt. Montgomery Clift scheint als Gehirnchirurg mit dem Schmerz und der Gleichgültigkeit stark beansprucht … Joseph L. Mankiewicz' Regie ist belastend und träge so wie in der Tat der gesamte Dünkel des Dramas. Man hätte es auf der Off-Broadway-Bühne belassen sollen.“ (New York Times)

Anmerkungen

  • In der Eröffnungssequenz sind flüchtig Drehbuchautor Gore Vidal und Tennessee Williams' Lebensgefährte Frank Marlo zu sehen. Als Zuschauer wohnen sie der Lobotomie bei.
  • Im Abspann nicht erwähnt wurde seinerzeit der US-amerikanische Schauspieler Eddie Fisher, der vierte Ehemann von Elizabeth Taylor. Er stellt einen der Straßenjungen dar, die Taylor um einen Bissen Brot anbetteln.
  • Laut Nebendarstellerin Mercedes McCambridge wurde sie im selben Wagen wie Montgomery Clift zum Londoner Filmset gebracht. Clift beharrte immer darauf, dass der Fahrer am Wormwood-Scrubs-Gefängnis halten solle, damit der Schauspieler die dort einsitzenden Strafgefangenen aus seinem Autofenster heraus anschreien könne.

Auszeichnungen

Elizabeth Taylor galt bei der Oscarverleihung im Jahr 1960 (offizielle Zählung 1959) als Favoritin auf die Trophäe für die Beste Hauptdarstellerin. Die US-amerikanische Schauspielerin hatte in den letzten zwei Jahren erfolglos mit Das Land des Regenbaums und Die Katze auf dem heißen Blechdach in dieser Kategorie konkurriert und war im Vorfeld für Plötzlich im letzten Sommer mit dem Golden Globe als beste Hauptdarstellerin in einem Drama und dem Laurel Award des Motion Picture Exhibitor Magazines ausgezeichnet worden. Taylor konnte sich jedoch bei der Zeremonie am 4. April 1960 im RKO Pantages Theatre nicht gegen die BAFTA-Preisträgerin Simone Signoret durchsetzen, die für Jack Claytons Drama Der Weg nach oben geehrt wurde. Taylor sollte ihren ersten Oscar erst ein Jahr später für Daniel Manns Drama Telefon Butterfield 8 erhalten. Ihre Leinwandpartnerin Katharine Hepburn wurde mit ihrer achten Nominierung für den Oscar und der dritten Golden-Globe-Nominierung bedacht.

Oscar 1959

  • nominiert in den Kategorien
    • Beste Hauptdarstellerin (Katharine Hepburn)
    • Beste Hauptdarstellerin (Elizabeth Taylor)
    • Beste Ausstattung – schwarzweiß

Golden Globe 1960

  • Beste Hauptdarstellerin – Drama (Elizabeth Taylor)
  • nominiert in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin – Drama (Katharine Hepburn)

Weitere

Laurel Awards 1960

  • 1. Platz Beste Hauptdarstellerin – Drama (Elizabeth Taylor)
  • 5. Platz Beste Hauptdarstellerin – Drama (Katharine Hepburn)
  • 4. Platz Beste Filmmusik

Remake

Im Jahr 1993 wurde in den USA der Stoff von dem britischen Theater-Regisseur Richard Eyre unter dem Titel Suddenly, Last Summer noch einmal verfilmt. Das 82 Minuten lange Remake, mit Natasha Richardson in der Rolle der Catherine, Maggie Smith als Violet Venable und Rob Lowe als Dr. Cukrowicz, entstand ebenfalls auf Basis von Tennessee Williams' Bühnenstück und wurde im Rahmen der Serie Great Performances ausgestrahlt. Maggie Smith wurde für ihre Schauspielleistung im Jahr 1993 für den renommierten US-amerikanischen Fernsehpreis Emmy als Beste Hauptdarstellerin in einer TV-Mini-Serie oder Special nominiert, konnte sich aber nicht gegen Holly Hunter (The Positively True Adventures of the Alleged Texas Cheerleader-Murdering Mom) durchsetzen.

Literatur

  • Williams, Tennessee: Plötzlich letzten Sommer. Frankfurt a.M. [u. a.]: Fischer Bücherei, 1960.
  • Williams, Tennessee: Suddenly last summer. Dramatist Play service, New York 1986, ISBN 0822210940 (engl. Ausgabe)
  • Vidal, Gore; Williams, Tennessee: Suddenly last summer. Printed by Scripts Ltd., London 1959. (engl. Ausgabe)
  • Kanin, Garson: Tracy and Hepburn: an intimate memoir. New York, Viking Press, 1971, ISBN 0670722936 (engl. Ausgabe)
  • Russo, Vito: Die schwule Traumfabrik: Homosexualität im Film. Gmünder, Berlin 1990, ISBN 3924163472
  • Russo, Vito: The celluloid closet: homosexuality in the movies. Harper & Row, New York 1987, ISBN 0060961325 (engl. Ausgabe)

Weblinks


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