- Umweltbelastung
-
Unter Umweltverschmutzung wird im Rahmen des Umweltschutzes ganz allgemein die Verschmutzung der Umwelt, das heißt des natürlichen Lebensumfelds des Menschen, durch die Belastung der Natur mit Abfall- und Schadstoffen wie Giften, Mikroorganismen und radioaktiven Substanzen, verstanden.
Dabei kann sich die Umweltverschmutzung nicht nur auf ihren Entstehungsort begrenzen, sondern auch durch Wind, Wasser oder andere Mechanismen in weiter entfernten Bereichen auftreten (Ferntransport) und so an Orten nachgewiesen werden, wo diese Substanzen nie eingesetzt worden sind. Der Ferntransport von Schadstoffen ist das Produkt aus zahlreichen umweltbedingten und stoffspezifischen Transport- und Mobilisierungsprozessen. Wichtige Prozesse sind
- der (Ferntransport)
- der Wassertransport über Meeresströme und Flüsse
Ob ein Schadstoff vorwiegend über die Luft oder über den Wasserweg in quellferne Regionen transportiert wird hängt u. a. von seiner Flüchtigkeit und seiner Wasserlöslichkeit ab. Darüber hinaus sind natürlich die Umgebungsbedingungen (z. B. Lufttemparatur, Luftfeuchtigkeit, Niederschlagsmenge, etc.) im Quellgebiet wichtige Randparameter, die über einen möglichen Ferntransport entscheiden.
Die wichtigsten Arten von Umweltverschmutzung sind:
- Gewässerverschmutzung
- Luftverschmutzung
- Bodenverschmutzung
- Lichtverschmutzung
- Akustische Verschmutzung
Inhaltsverzeichnis
Geschichte der Umweltverschmutzung
Die Geschichte der Umweltbelastung ist prinzipiell durch fünf Entwicklungsschritte geprägt. Mit jedem Schritt ist das Ausmaß bzw. die Verbreitung der Umweltbelastung bis hin zur globalen Umweltverschmutzung gewachsen.
Feuer
Mit der Nutzung des Feuers durch den Menschen trat erstmals – allerdings lokal eng begrenzt – eine vom Menschen verursachte Umweltverschmutzung auf. Die durch das Feuer entstehenden Emissionen und Verbrennungsrückstände haben keinesfalls zu einer nachweislichen Belastung der Umwelt geführt.
Landwirtschaft
Mit dem Beginn der Landwirtschaft hat der Mensch durch das Anlegen von Monokulturen erstmals Ökosysteme verändert. Diese Veränderungen waren allerdings reversibel, das heißt sobald eine Anbaufläche nicht mehr genutzt wurde, war die natürliche Vegetation im Stande den beschädigten Boden neu zu besiedeln.
Städtebau
Der Beginn der Zivilisation (Städtebau) führte erstmals auch zu irreversiblen Umweltveränderungen. Das Abholzen großer Waldbestände im Mittelmeerraum für den Flottenbau ist ein markantes Beispiel für eine irreversible Veränderung eines Ökosystems. Die Gewinnung von Metallen durch das Schmelzen von Erzen ist ein Beispiel für die erste massive von Menschen verursachte Umweltverschmutzung.
Handwerk und Industrie
Bereits im 17. und 18. Jahrhundert gab es im Zusammenhang mit bestimmten Gewerben Boden- und Wasserverschmutzung. So gibt es an Stellen in Holland, u. a. im heutigen Zaanstad, wo in dieser Epoche bleihaltige Farbstoffe erzeugt wurden, jetzt noch erhöhte Konzentrationen an Blei im Boden, so sehr, dass dieser vereinzelt nach modernen Vorschriften als zu stark damit belastet einzustufen ist. Auch die Herstellung von Tran war alles andere als umweltfreundlich. Das Gerberhandwerk, bei dem u. a. Urin zur Lederbearbeitung benötigt wurde, führte sogar schon im Mittelalter dazu, dass es in vielen Städten wegen des Gestanks nur in bestimmten Straßen oder Stadtviertel ausgeübt werden durfte. Das galt später auch (u. a. in Marokko bis auf den heutigen Tag) für das Färben von Wolle oder bestimmten Textilien. Oft wurde dazu eine künstliche Abzweigung eines Gewässers quasi als Abwasser angelegt (z. B. die Abzucht in Goslar). Aus demselben Grund wurde es innerhalb der Städte auch verboten, Schweine zu züchten. Die oft bezeugte Verlagerung der Schmieden einer mittelalterlichen Stadt in eine eigene Schmiedestraße oder -gasse hing auch wohl nicht nur mit der großen Brandgefahr dieses Handwerks zusammen, sondern auch mit der dabei entstehenden Luft- und Bodenverschmutzung.
Umweltschäden im direkten Umfeld von Fabriken treten mit dem Beginn der industriellen Revolution verstärkt auf. Die vielfach schwefelhaltigen Abgase (Rauchgase) führten teilweise zu starken Schäden bis hin zum Absterben der angrenzenden Vegetation. Auch wurden flüssige Abfallstoffe oft einfach in die Oberflächengewässer geleitet, oder diese versickerten in den Boden.
Globalbelastung
Das 20. Jahrhundert ist gekennzeichnet durch das Auftreten von globalen Umweltproblemen, wie etwa das Ozonloch oder der möglichen Klimaänderung durch die steigende Emission von sogenannten Treibhausgasen. Langlebige organische Schadstoffe, die so genannten POPs, durch bestimmte Ferntransportmechanismen verbreiten sich weltweit und werden fernab ihrer Einsatzgebiete nachgewiesen. Die Anreicherung (Akkumulation) von Schadstoffen in der Umwelt oder in Lebewesen kann weitergehende Schäden verursachen (siehe auch Diskussion um den Einsatz von DDT).
Die Meere der Welt werden zur Zeit von Plastikmüll überflutet. Dieser Müll besteht aus Plastiktüten, Verpackungen, Einwegrasierern, Cremetuben, Plastikflaschen und anderem. Der Müll gelangt als Abfall durch die Besatzungen der Schiffe ins Meer. In vielen Ländern der Erde spülen Flüsse Plastikmüll ins Meer. Im Pazifik hat sich nördlich von Hawaii ein gigantischer Müllstrudel gebildet. Hier treibt der Müll für Jahre im Kreis und hat die Größe von Texas erreicht. Dieser Müll löst sich im laufe der Jahre nicht auf. Er zerfällt durch die Reibung der Wellen nur in immer kleinere Teile. Je kleiner der Müll wird, um so gefährlicher wird er für die Umwelt. Tiere wie Wale, Fische und Vögel oder Schildkröten fressen den Müll und sterben daran. Wird der Müll an Strände gespült, zerfällt er durch die Reibung des Sandes zu winzigen, toxischen Kügelchen.
Hauptartikel: Müllstrudel
Wichtige umweltverschmutzende Stoffe
Die Umwelt kann durch viele Stoffe verschmutzt werden, zum Beispiel durch
- Chemikalien
- Schwermetalle (aber auch andere Mineralstoffe wie Asbest und Beryllium), siehe Bleikinder und Gressenicher Krankheit
- Öl
- Dünger (Nitrat, Phosphat) bei unsachgemäßer Anwendung
- Pestizide, Herbizide, Fungizide in Landwirtschaft und Hausgärten bei unsachgemäßer Anwendung
- Kohlendioxid bei Freisetzung durch Verbrennung fossiler Brennstoffe
- Stickoxide, Ammoniak
- Schwefeldioxid
- Arzneimittel, Antibiotika
- Kohlenwasserstoffe wie Benzol
- Radioaktive Stoffe: Insbesondere bei der Atomwaffenproduktion in der Sowjetunion gelangte Radioaktivität nicht nur bei Unfällen, sondern im Rahmen normaler Entsorgungsprozesse in die Umwelt (Kerntechnische Anlage Majak, Karatschai-See).
Die Zehn meistverschmutzten Städte bzw. Gebiete
Das amerikanische Blacksmith Institute hat im Oktober 2006 eine Liste der am meisten verschmutzten Städte und Gebiete herausgegeben, in der die jeweils wichtigsten umweltverschmutzenden Stoffe und die Verursacher sowie, falls vorhanden, auch Gegenmaßnahmen beschreiben sind:
Ort, Land Potentiell betroffene Bevölkerung Betroffenes Medium Schadstoffe Verursacher Aktuelle Gegenmaßnahmen Dserschinsk Russland 300.000 Wasser, Boden Rückstände (Chemikalien, giftige Nebenprodukte) aus der Zeit der Chemiewaffenproduktion im Kalten Krieg, u. a. Sarin, VX, Lewisit sowie Blei Staatl. Chemiewaffenproduktionsanlagen, Industriebetrieb in Planung Haina, Dominikanische Republik 85.000 Boden Blei Batterie-Recycling keine Kabwe, Sambia 250.000 Boden Blei, Cadmium Bergbau Sanierungsprozess mit Unterstützung der Weltbank begonnen La Oroya, Peru 35.000 Luft, Boden Blei, Kupfer, Zink, Schwefeldioxid (SO2), Erzgewinnung und Verhüttung unbekannt Linfen, Shanxi Provinz, China 200.000 Luft, Wasser Flugasche, Kohlenmonoxid (CO), Stickoxide (NOx), Schwefeldioxid (SO2), Feinstaub ((PM2,5, (PM10)), Flüchtige organische Verbindungen (VOCs), Arsen, Blei Verschiedene Industriebetriebe unbekannt Mailuusuu, Kirgisistan 23.000 Wasser, Boden Radioaktive Uranabfälle, Schwermetalle, Cyanide ehemalige Uranfabrik geplant (Unterstützung durch Weltbank) Norilsk, Russland 134.000 Luft, Wasser, Boden Staub, u. a. Cäsium-137, Strontium-90, Schwefeldioxid (SO2), Stickoxide (NOx), Nickel, Kupfer, Cobalt, Blei, Selen, Phenole Bergbau und Hüttenwerke unbekannt Ranipet, Indien 3.500.000 Wasser, Boden Gerbereiabfälle, u. a. Chrom-Verbindungen, Azofarbstoffe Gerbereien geplant Rudnaja Pristan (Dalnegorsk), Russland 90.000 Boden Blei, Cadmium, Quecksilber, Antimon Bergbau keine Tschernobyl, Ukraine ursprüngl. 5,5 Mio. Wasser, Boden Uran, Plutonium, radioaktives Iod, Cäsium-137, Strontium-90, und andere Metalle Kernkraftwerk Tschernobyl laufend Natürliche Umweltverschmutzung
Es gibt auch Gebiete mit erhöhter Schadstoffkonzentration, an denen der Mensch unschuldig ist. So enthält das Grundwasser in verschiedenen Ländern überhöhte Konzentrationen an Arsenverbindungen oder auch Schwermetallen, ohne dass menschliche Aktivitäten daran schuld wären. Natürliche Umweltverschmutzungen können auch im Umfeld von Vulkanen auftreten oder in Gebieten, in denen Erzlagerstätten verwittern.
Auch durch überhöhten Wetterwechsel und Niederschlag werden die Umwelt und ihre Lebewesen beschädigt.
Folgen der Umweltverschmutzung
Die Folgen der Umweltverschmutzung sind bereits seit dem Beginn der Industrialisierung bekannt, als in der unmittelbaren Umgebung von Fabrikanlagen Pflanzenschäden oder im Winter schwarzer Schnee beobachtet wurden. In das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit rückten die Folgen der Umweltverschmutzung Anfang der 1970er Jahre mit dem Auftreten von Waldschäden, der Korallenbleiche und der Diskussion um den Sauren Regen.
Siehe auch
Weblinks
Wikimedia Foundation.