Wirtschaft Rumäniens

Wirtschaft Rumäniens
Rumänien
Flag of Romania.svg
Weltwirtschaftsrang 48. (nominal) (2009)[1]
Währung Rumänischer Leu (RON)
Umrechnungskurs 1 RON = 0,24409 EUR[2]
Kennzahlen
Bruttoinlandsprodukt (BIP) $ 161,63 Mrd. (nominal) (2010)
$ 254,16 Mrd. (PPP) (2010)[1]
BIP pro Kopf $ 7.542 (nominal) (2010)
$ 11.860 (PPP) (2010)[1]
BIP nach Wirtschaftssektor Landwirtschaft: 6,7 % (2010)[3]
Industrie: 39,7 % (2010)[4]
Dienstleistung: 53,6 % (2010)[5]
Wirtschaftswachstum -1,27 % (2010)[1]
Inflationsrate 6,11 % (2010)[1]
Erwerbstätige 9,924 Mio. (2009)[6]
Erwerbstätige nach Wirtschaftssektor Landwirtschaft: 2,1 % (2008)
Industrie: 40,9 % (2008)
Dienstleistung: 57,0 % (2008)[6]
Erwerbsquote 46,2 % (real)[6]
Arbeitslose 0,709 Mio. (2009)[6]
Arbeitslosenquote 7,4 % (Dezember 2011)[7]
Außenhandel
Export € 29,12 Mrd. (2009)[6]
Exportgüter Maschinen, Kraftwagen, Textilwaren[6]
Exportpartner Deutschland: 18,8 % (2009)
Italien: 15,3 % (2009)
Frankreich: 8,3 % (2009)[6]
Import € 38,9 Mrd. (2009)[6]
Importgüter Maschinen, Chemische Erzeugnisse, Mineralische Produkte [6]
Importpartner Deutschland: 17,3 % (2009)
Italien: 11,7 % (2009)
Ungarn: 8,4 % (2009)[6]
Außenhandelsbilanz € -9,78 Mrd. (2009)[6]
Öffentliche Finanzen
Öffentliche Schulden 23,9 % des BIP (2009)[8]
Staatseinnahmen 32,0 % des BIP (2009)[9]
Staatsausgaben 40,5 % des BIP (2009)[10]
Haushaltssaldo 8,5 % des BIP (2009)[11]

Die Wirtschaft Rumäniens erzielte 2009 nach Schätzungen des CIA World Factbook ein nominales Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 162,6 Mrd. US-Dollar, was rund 7.300 US-Dollar bzw. 5.600 Euro pro Kopf entspricht. Rumänien ist ein hochindustrialisiertes Land, mehr als drei Viertel seiner Exporte sind Industriegüter oder Maschinen.

Inhaltsverzeichnis

Wirtschaftsstruktur

In den traditionell dominierenden Industriezweigen Maschinenbau, Metallurgie, Chemie, Ölindustrie und Petrochemie vollzieht sich seit einigen Jahren ein Strukturwandel. Rumäniens Industrie befindet sich inzwischen eindeutig auf dem Weg zu technisch anspruchsvolleren Produkten. Der hinsichtlich der Zahl der Beschäftigten (350.000) bedeutendste Sektor der Textil- und Bekleidungsindustrie, der rund ein Viertel der rumänischen Exporte generiert, ist angesichts zunehmender Konkurrenz auf den internationalen Märkten (China, Indien, Vietnam) dabei, sich aus dem Billiglohnsegment zu lösen und in anspruchsvollere Textilsektoren vorzudringen. Im Bereich des Maschinenbaus sind die Bereiche Ausrüstungen und Anlagen, Schiffbau und Kraftfahrzeuge wettbewerbsfähig und zukunftsträchtig. Vor allem die Kfz- und Kfz-Zulieferindustrie gilt inzwischen als Schwerpunkt für die Entwicklung der modernen Industrielandschaft. Besonders erfolgreich entwickelt sich aufgrund der Verfügbarkeit hochqualifizierter rumänischer Fachkräfte der Bereich IT-Technologien und Software. Einen regelrechten Boom verzeichnen Bau- und Baustoffindustrie, deren Wachstumsraten weit über dem allgemeinen Wirtschaftswachstum liegen. Für die Jahre 2006 bis 2010 wird in der Baubranche ein Wachstum von jährlich 15-24 % erwartet – eine Entwicklung, die sich durch den zunehmenden Wohlstand der breiten Bevölkerung trotz insgesamt sinkender Bevölkerung erklärt. Zunehmend wächst die Bedeutung Rumäniens als Standort für Kfz-Zulieferer. Besonders dynamisch dürften sich insbesondere die Bereiche Umweltsektor (Beseitigung von Altlasten), Technologiesektor, vor allem die IT-Branche, Telekommunikation und der Energiebereich entwickeln.

Rumänische Nationalbank in Bukarest (Banca Națională a României)

Die größten Anteile am Export halten Industriegüter wie Textilien, Leder, Holz, landwirtschaftliche Produkte, Düngemittel, mechanische und elektrotechnische Geräte sowie Maschinen. In der Landwirtschaft werden unter anderem Sonnenblumen, Weizen, Flachs, Sojabohnen, Reis, Wein (siehe: Weinbau in Rumänien) sowie Obst angebaut.

Der Störfang an der Schwarzmeerküste dient der Produktion von Kaviar.

Rumänien ist reich an Bodenschätzen. Neben Erdöl – dessen Verarbeitung einer der wichtigsten Industriezweige ist – besitzt es Erdgas, Steinkohle, Eisenerze, Bauxit, Gold, Silber und Uran. Die wichtigste Wasserstraße Rumäniens ist die Donau, mit den Häfen Brăila, Galați und Giurgiu. Constanța ist der bedeutendste Seehafen Rumäniens.

Tourismus

Der Tourismus spielt in Rumänien eine große Rolle. Vor allem Deutsche, Briten, Franzosen und Ungarn besuchen Rumänien. 2006 erwirtschaftete der Tourismus 4,5 Milliarden Dollar, 34 % mehr als 2005. Die Zahl der Gäste betrug 17,6 Millionen (davon 7,1 Mio. aus dem Ausland), was einem Zuwachs von 15,5 % entsprach. Für 2006 rechnet das Tourismusministerium mit mindestens 34 % mehr ausländischen Touristen.

Für Herbst 2004 war der Baustart für das erste von zwei touristischen Großprojekten geplant. Nach einem Fossilienfund entsteht im Kreis Hunedoara ein Dinosaurierpark. Der Baubeginn des zweiten Großprojekts –des Themenparkes Dracula-Park bei Sighișoara (Schäßburg) –wurde bisher von einer Bürgerinitiative verhindert und soll jetzt in der Nähe von Bukarest entstehen.

Verkehr

Rumänien ist ein wichtiges Transitland zwischen Mitteleuropa und Osteuropa. Aufgrund des hohen ausländischen Verkehrsaufkommen ist für 2008 eine Autobahnmaut in Höhe von 5 € geplant, die bereits für heftige Diskussionen sorgte. In Rumänien besteht seit Januar 2005 eine Vignettenpflicht für PKW und LKW auf allen Straßen. Die Vignetten (Rovinieta) sind an den Grenzübergängen und den meisten Tankstellen von OMV, Rompetrol und Petrom erhältlich. Bei der Ausreise wird an der Grenze kontrolliert, ob die Rovinieta und der passende Kaufbeleg vorhanden und gültig sind. Der Preis der Vignette richtet sich nicht mehr nach der Abgaseinstufung des Fahrzeuges.

Industrie

Logo von Dacia

Die Industrie und auch die meisten Dienstleistungsfirmen konzentrieren sich vor allem im Großraum Bukarest. Die Industrie des Landes trägt 2010 mit etwa 39,7 %[6] zum BIP bei und beschäftigt 2008 ungefähr 40,9 %[12] aller Arbeitnehmer, während der Dienstleistungssektor 2010 mit 53,6 %[6] den größten Anteil zum BIP beiträgt und mit 57 %[12] die meisten Arbeitnehmer 2008 beschäftigte.

Die gemessen an ihrem Umsatz wichtigsten Zweige des produzierenden Gewerbes in Rumänien sind die Lebensmittel- und die Metall-verarbeitende Industrie sowie das Druck- und Verlagswesen, der Maschinenbau und die Produktion von Elektronikartikeln und Maschinen (vor allem Dieselmotoren für Schiffe und Lokomotiven). Von Bedeutung sind weiterhin die Eisenindustrie, der Schiffbau, das Brauwesen, die Textil- und Bekleidungsindustrie, die Produktion von Zement sowie die Herstellung von chemischen Erzeugnissen und Arzneimitteln. Darüber hinaus werden Keramikgegenstände, Porzellan, Öfen, Fahrräder und Papier hergestellt. Die Wirtschaftsentwicklung ist stark vom Export und damit von der Weltkonjunktur abhängig. Dominierender Sektor war die Leichtindustrie, man exportierte Haushaltsgeräte, Spielzeug, Elektronikartikel und Textilien.

Börse

Unternehmen wenden sich an Kapitalmärkte, um Gelder zu beschaffen, die der Finanzierung von Fabrik- und Bürogebäuden usw., der Durchführung von Forschung und Entwicklung sowie einer Vielzahl anderer wichtiger Aktivitäten dienen sollen. Ein großer Teil des Geldes kommt von wichtigen Institutionen wie den Rentenversicherungen, Versicherungsgesellschaften, Banken, Stiftungen, Hochschulen und Universitäten. Zunehmend kommt es auch von Einzelpersonen. Heute sind zirka 52 Prozent der Haushalte in Besitz von Aktien, während es 1989 nur 32 Prozent waren.

Die Rumänen sind stolz auf die Effizienz ihrer Börse und anderer Kapitalmärkte. Diese Märkte verdanken ihren Erfolg einerseits v. a. der IT-Industrie (Neuer Markt), sind aber auch von Tradition und Vertrauen abhängig. Es gibt Tausende von Aktien, aber die Wertpapiere der größten, bekanntesten und am meisten gehandelten Unternehmen werden generell an der Bukarester Börse (BVB) notiert. Die meisten der gehandelten Aktien und Wertpapiere werden am Romanian Association of Securities Dealers Automated Quotation System (Rasdaq) gehandelt. Dieses so genannte Tafelgeschäft, bei dem der Handel mit rund 5 240 Aktien abgewickelt wird, findet nicht an einem bestimmten Ort statt. Es handelt sich vielmehr um ein elektronisches Kommunikationsnetz der Aktien- und Wertpapierhändler. Ein unvorgesehener Aufschwung am Aktienmarkt verbunden mit einfacherer Anlage in Aktien führte in den neunziger Jahre zu einer drastischen Zunahme der öffentlichen Beteiligung an den Wertpapiermärkten. Das jährliche Handelsvolumen an der Bukarester Börse schnellte von 40 Millionen Aktien 1990 auf 900 Millionen Aktien 1998 empor.

Wirtschaftsdaten

Mitgliedschaft in Wirtschaftsgruppierungen

  • Freihandelsabkommen mit der EFTA (Unterzeichnung 10. Dezember 1992)*
  • Assoziierungsabkommen mit der EU (In Kraft getreten am 1. Februar 1995; EU-Mitgliedschaft seit 1. Januar 2007)
  • Bosporuskommuniqué zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit von elf Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres (Unterzeichnung 25. Juni 1992)
  • Black Sea Bank for Trade and Development (seit Dezember 1994)
  • Mitglied von WTO (Welthandelsorganisation), Weltbank, IWF (Internationaler Währungsfonds)
  • Protokoll der 16 (internationales System von Zollpräferenzen zwischen derzeit 13 Staaten)
  • Beobachterstatus im Landwirtschaftsausschuss der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD (seit 28. Juni 2001)
  • Handelsabkommen ist außer Kraft gesetzt worden durch Assoziierungsabkommen mit der EU, dieses gilt trotz Beitrittsvertrag fort

Kennzahlen

  • Bruttoinlandsprodukt (BIP) (2006): 256,9 Mrd. € (1)
  • Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (2006): 12.700 € (1)
  • Wirtschaftswachstum (2006): 8,2 % (2)
  • Monatliches Bruttoeinkommen (2006): 750 € (2)
  • Import (2006): 54 407 Mio. € (1)
  • Export (2006): 45.320 Mio. € (1)
  • Inflationsrate (2006): 4 % (2)
  • Arbeitslosenquote (2007): 4,1 % (1)
  • Beschäftigungsverteilung (2006) (2)

Die wichtigen Wirtschaftskennzahlen Bruttoinlandsprodukt, Inflation, Haushaltssaldo und Außenhandel entwickelten sich in den letzten Jahren folgendermaßen:

Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP)
in % gegenüber dem Vorjahr (real)
Jahr 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Veränderung in % gegenüber dem Vorjahr 8,5 4,2 7,9 6,3 7,3 -7,1 0,8 3,5
Quelle: [13]       Hinweis: 2010 und 2011 geschätzt
Entwicklung des BIP (PPP)
absolut (in Mrd. US$)
Entwicklung des BIP (PPP)
je Einwohner (in Tsd. US$)
Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010
BIP in Mrd. US$ 217,5 248,9 257 275,3 ~256.3 BIP je Einw. (in Tsd. US$) 13.900 16.800 11,500 12,400 ~11,500
Quelle: bfai[14]       Hinweis: ~ = geschätzt

Wirtschaftsgeschichte

Transformation

Zur Zeit der Rumänischen Revolution 1989 lag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei etwas unter 5000 US-Dollar (PPP) pro Kopf[15]. Die Privatisierung der Industrie begann 1992. Von mehr als 6300 Unternehmen in staatlichem Besitz wurden je 30 % der Aktien in fünf Investmentfonds übertragen, die den Bürgern zugeteilt wurden. Jeder Bürger erhielt 1992 für die fünf Fonds je einen Gutschein. Die restlichen 70 % der Aktien kamen in einen staatlichen Investmentfonds (FPS, Fondul Proprietății de Stat), der pro Jahr 10 % bis 15 % verkaufen sollte. Weitere Unternehmen und andere Besitztümer wurden direkt verkauft. Der Anteil der im industriellen Sektor beschäftigten Arbeitnehmer fiel von etwa 40 % 1990 bis 1999 auf etwa 25 %.[16] 1995-96 gab es eine weitere Privatisierungsrunde, bei der auch wieder die Bürger beteiligt wurden. Ende 2000 wandelte die Regierung von Adrian Năstase den staatlichen Fonds in die Behörde für Privatisierung und Verwaltung der Staatsanteile (APAPS) um.[17] Nach diversen Umgestaltungen ist seit 2004 die Behörde für die Verwertung von Staatsvermögen (AVAS, Autoritatea pentru Valorificarea Activelor Statului) für weitere Privatisierungen zuständig.

2001 gelang der Verkauf des größten Stahlwerks Sidex Galati an die Mittal Steel Company. Im Juli 2004 kaufte der österreichische Energieversorger OMV die Aktienmehrheit an dem rumänischen Öl- und Erdgaskonzern PETROM und übernahm 60.000 Mitarbeiter. Ende 2005 erhielt die österreichische Erste Bank den Zuschlag für 61,88 % an der größten rumänischen Bank, der Banca Comercială Română (BCR). Der Kaufpreis lag bei 3,75 Mrd. Euro.

Inflation und Währungsumstellung

In den 1990er Jahren litt Rumänien unter hoher Inflation, die 1993 ihren höchsten Wert mit 256,1%[18] pro Jahr erreichte. Im September 2003 lag der Wert des Euro bei über 40.000 Lei (ROL), so dass am 1. Juli 2005 eine Währungsumstellung erfolgte. Es wurden 10.000 Lei (ROL) in einen Leu (RON) umgewandelt. Der Kurs des Rumänischen Leu (Singular: Leu, Plural: Lei) betrug im Mai 2007 3,28 Lei für einen Euro (vor der Währungsumstellung 32.800 Lei/Euro). Es wurden neue Geldscheine und auch Münzen in Umlauf gebracht. Seit dem 1. Januar 2007 haben nur noch die neuen Scheine und Münzen Gültigkeit.

EU-Beitritt

Am 1. Februar 1993 schloss Rumänien mit der Europäischen Union und den Mitgliedstaaten einen Vertrag[19] ab, um beispielsweise den Handel zu erleichtern und um den politischen Dialog aufzunehmen. Am 22. Juni 1995 beantragte Rumänien die EU-Mitgliedschaft und 14 politische Parteien unterzeichneten am 21. Juni 1995 in Rumänien die sogenannte Snagov Erklärung[20], mit der sie ihre Unterstützung für eine EU-Mitgliedschaft Rumäniens erklärten.

Unter der Führung von Vasile Pușcaș verhandelten die Rumänen von 2000 bis 2004 über die Bedingungen ihres EU-Beitritts und am 25. April 2005 wurde der Beitrittsvertrag unterzeichnet. Am 1. Januar 2007 erfolgte dann der Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union.

Wirtschaftsreformen und starkes Wirtschaftswachstum

Die rumänische Regierung unter Premierminister Călin Popescu-Tăriceanu führte am 29. Dezember 2004 einen einheitlichen Steuersatz von 16 % auf Einkommen und Unternehmensgewinne ein. Deswegen gilt Rumänien als eine der liberalsten Marktwirtschaften der Welt. Das BIP Rumäniens verdoppelte sich in den folgenden vier Jahren (2004–2007).[21]

Die rumänische Agentur für Auslandsbeziehungen (ARIS) rechnete für 2006 mit 11,1 Mrd. Euro Investitionen in Rumänien. Auf Grund des einheitlichen Steuersatzes von 16 Prozent werde Rumänien ein noch attraktiveres Investitionsziel sein. Allein die bisher angekündigten Projekte werden in den kommenden zwei Jahren 9875 Mio. Euro bringen. Der höchste Anteil entfällt auf die Autoindustrie: Der französische Konzern Montupet will 2120 Mio. € investieren, das italienische Unternehmen Pirelli 510 Mio. €. Die deutsche Ruwel AG investiert 800 Mio. € in ein Werk für Leiterplatten für die Automobilindustrie in Cluj /Klausenburg. Das deutsche Unternehmen Weidmüller baut im Kreis Maramureș eine Fabrik für elektrische Komponenten. Die österreichischen Handelskette Billa hat Ende 2006 beschlossen, für je 5 Mio. € 25 weitere Filialen in Rumänien zu eröffnen. Das Rüstungsunternehmen Rheinmetall ist an einem Einstieg in zwei rumänischen Unternehmen interessiert.

Trotz der nun positiven volkswirtschaftlichen Gesamtentwicklung (BIP-Wachstum seit 2001 durchschnittlich 6 %) bedarf die rumänische Wirtschaft weiterer Reformen. Das Wirtschaftswachstum erreichte im Jahr 2004 8,3 % und im Jahr 2005 8,1 %. Die Zuwächse stammen aus der Landwirtschaft, Industrie und Bauwesen. Eine weiterhin positive Entwicklung wird in den nächsten Jahren in der Bauwirtschaft erwartet. Ebenfalls sind die Bereiche des Verkehrs in Bahn-, Hafen- oder generelle Energieprojekte durch internationale Finanzinstitute und EU-Programme im Aufschwung. Auch sind Einzelbranchen wie Kommunikations- und Informationsindustrie im Wachstum. Versicherungswesen, Tourismus, Pharmazie, Lebensmittel und Großhandel, Maschinen und Kfz-Industrie desgleichen erleben einen wirtschaftlichen Anstieg.

Die Indikatoren lassen eine Fortsetzung des starken Wachstums über 2004 hinaus erwarten, doch manche Experten fürchten eine Überhitzung der Konjunktur. Der Dienstleistungssektor lag 2006 bei 55,8 Prozent des BIP, während der Industriesektor auf 44,9 Prozent im Jahr 2006 anwuchs. Der Landwirtschaftssektor machte 2002 11,7 Prozent des BIP aus. Dagegen waren 2004 mit 22,6 Prozent Rekordzuwächse im Landwirtschaftssektor zu verzeichnen.

Obwohl die Wirtschaft sich gut entwickelt und steigert, ist das Außenhandelsdefizit 2006 auf 9,07 Mrd. Euro angestiegen. Die Importe betrugen 53,09 Mrd. Euro – die Exporte betrugen 45,6 Mrd. Euro.

Ministerpräsident Popescu-Tăriceanu nannte in seiner Antrittsrede 2006 im Parlament als sein wirtschaftspolitisches Ziel die Übernahme des Euros bis zum Jahr 2012. Dafür wird angesichts des hohen Budgetdefizits eine konsequente Sparpolitik verfolgt werden müssen. Wirtschaftspolitische Themen spielten auch bei den Parlamentsdiskussionen eine große Rolle, wobei keine Partei damit warb, die Staatsfinanzen mit Steuererhöhungen sanieren zu wollen.

Betrug die Erwerbslosenquote im Jahr 2000 noch 10,5 %, waren es im Dezember 2005 nur noch 5,9 %. Damit ist die Arbeitslosigkeit im europäischen Vergleich ziemlich niedrig, das Lohnniveau ist aber ebenfalls am unteren Ende der Bandbreite. Der Staat schreibt einen gesetzlichen Mindestlohn von 310 Euro vor. Der durchschnittliche Nettolohn betrug im April 2008 1846 RON, das entsprach etwa 780 EUR.

Im Immobiliensektor sind die Enteignungen, die sich zwischen 1945 und 1989 ereignet haben, lediglich teilweise wiedergutgemacht worden. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang das Häuserrestitutionsgesetz Nr. 10 vom 8. Februar 2001.

Wirtschaftskrise

Die in der USA 2007 beginnende Finanzkrise zeigte sich in Rumänien erstmals im letzten Quartal 2008. Rumänien vereinbarte 2009 mit der Europäischen Union (siehe EG-Verordnung 332/2002), dem Internationalen Währungsfonds und in kleinerem Umfang der Weltbank und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung einen mehrjährig laufenden Kredit über 20 Milliarden Euro;[22] im Gegenzug sollte eine Reihe von wirtschaftspolitischen Maßnahmen in der Abgeordnetenkammer und im Senat verabschiedet werden.[23][24] So wurde beispielsweise die Umsatzsteuer von 19 % auf 24 % angehoben und die Einkommen der vom Staat bezahlten Arbeitnehmer um 25 % gekürzt. Auch die Überweisungen der meist in Spanien und in Italien lebenden insgesamt etwa 2 Millionen Auslands-Rumänen ging wegen der Wirtschaftskrise in Europa stark zurück, im Jahr zuvor betrugen sie fast sechs Milliarden Euro oder etwa 3,5 Prozent des BIP Rumäniens.[25][26] Das Krisenjahr 2009 endete mit einem gegenüber dem Vorjahr um -7,1 %[13] niedrigerem Bruttoinlandsprodukt.

Quellen

  1. a b c d e IWF - World Economic Outlook Database, April 2011 Abgerufen am 16. April 2011
  2. Wechselkurse des Rumänischen Leu Abgerufen am 16. April 2011
  3. Eurostat - Bruttowertschöpfung Landwirtschaft Abgerufen am 16. April 2011
  4. Eurostat - Bruttowertschöpfung Industrie Abgerufen am 16. April 2011
  5. Eurostat - Bruttowertschöpfung Dienstleistung Abgerufen am 16. April 2011
  6. a b c d e f g h i j k l m INSSE - Romania in figures 2010 Abgerufen am 16. April 2011
  7. Eurostat - Arbeitslosenquote Abgerufen am 16. April 2011
  8. Eurostat - Öffentlicher Schuldenstand Abgerufen am 16. April 2011
  9. Eurostat - Staatseinnahmen Abgerufen am 16. April 2011
  10. Eurostat - Gesamtausgaben Abgerufen am 16. April 2011
  11. Eurostat - Staatsdefizit Abgerufen am 16. April 2011
  12. a b CIA World Factbook: Rumänien
  13. a b Eurostat: Wachstumsrate des BIP-Volumens - prozentuale Veränderung relativ zum Vorjahr
  14. Entwicklung des BIP von Rumänien (absolut): [bfai 2006, siehe: Wirtschaftsdaten kompakt]
  15. romania-central.com: Romania’s Real Sector
  16. romania-central.com: Bild 3.3: Sectors Relative to GDP 1990 – 2005
  17. Rumänische Botschaft in Wien: Privatisierung
  18. European Commission Directorate General for Agriculture (DG VI) Working document, Tabelle 1: Main macro-economic indicators, Seite 14
  19. european navigator: Europe Agreement
  20. culturaldiplomacy.org: Frühere Rumänische Minister für Europaangelegenheiten Dr. Vasile Puşcaş
  21. http://www.standard.ro/articol_9763/pib_ul_romaniei_s_a_dublat_in_patru_ani.html Das Bruttoinlandsprodukt Rumäniens hat sich in vier Jahren verdoppelt
  22. Tagesschau – Finanzkrise in Osteuropa: EU und IWF stützen Rumänien mit 20 Milliarden Euro (nicht mehr online verfügbar) vom 25. März 2009
  23. euractiv.de: EU lockert Kreditauflagen für Rumänien
  24. ec.europa.eu: Memorandum of understanding between the European Community and Romania
  25. wirtschaftsblatt.at: Auslands-Rumänen knausern 90 Prozent
  26. tagesanzeiger.ch: Regierung in Rumänien: Wer weg wollte, ist schon gegangen

Weitere Informationen und Weblinks


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