- Binger Mäuseturm
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Der Binger Mäuseturm ist ein ehemaliger Wehr- und Wachturm. Er steht auf der Mäuseturminsel im Rhein vor dem Binger Stadtteil Bingerbrück. Die Stadt Bingen gibt die Höhe des Turms mit 24,65 Meter an.
Seit 2002 ist der Binger Mäuseturm Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal, des Weiteren ist er ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Name leitet sich entweder ab vom mittelhochdeutschen mûsen = spähen, lauern oder vom althochdeutschen muta = Wegezoll. Danach wäre der "Mäuseturm" in Wirklichkeit ein alter "Mautturm" - ein Begriff, den man sprachlich im Volk umdeutete zu "Mausturm", weil man nach Abschaffung des Wegezolls (Maut) auf Flüssen diesen Begriff nicht mehr verstand (Volksetymologie).
Der Turm wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Zollwachturm erbaut, um das Zoll-Sperrsystem der Burg Ehrenfels zu verstärken. Er wurde während des Dreißigjährigen Krieges und im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 zerstört. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. ließ ihn von 1856 bis 1858 nach Plänen des Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner und des Architekten Friedrich Albert Cremer unter seiner direkten Mitwirkung als preußische Grenzmarke im neugotischen Stil wiederaufbauen. Von 1850 bis 1974 diente er als Signalturm für die Rheinschifffahrt. Die Wahrschau im Mäuseturm regelte den Schiffsverkehr an der Binger Loch genannten Engstelle am Beginn des Rheinengtals. Mit der Verbreiterung der Fahrrinne wurde diese Funktion 1973/74 aufgegeben.
Sage
Nach einer Sage ließ ihn der Mainzer Erzbischof Hatto II. im 10. Jahrhundert erbauen. Damals soll der hartherzige Bischof, als eine Hungersnot im Land herrschte, den Armen Hilfe aus seinen gefüllten Kornkammern verwehrt haben. Als sie weiterbettelten, soll er sie in eine Scheune gesperrt haben, die daraufhin von seinen Schergen angezündet worden sei. Die Schreie der Sterbenden soll er höhnisch mit den Worten „Hört ihr die Kornmäuslein unten pfeifen?“ kommentiert haben.
In diesem Moment kamen der Sage nach tausende Mäuse aus allen Ecken gekrochen und wimmelten über den Tisch und durch die Gemächer des Bischofs. Die Masse der Nagetiere habe die Bediensteten in die Flucht geschlagen, und Hatto soll mit einem Schiff den Rhein hinab zur Insel gefahren sein, wo er sich sicher wähnte. Doch als er sich dort eingeschlossen hatte, sei er von den Mäusen bei lebendigem Leibe aufgefressen worden.
Diese Sage war weit verbreitet und sollte den Namen erklären (Ätiologiesage). In der Zeit der Rheinromantik inspirierte das oft gemalte Bauwerk durch seine grausige Sage auch Schriftsteller, wie Clemens Brentano, Victor Hugo und Ferdinand Freiligrath. Seit dem 19. Jahrhundert wird die Sage zunehmend auch Hatto I., einem Amtsvorgänger Hattos II. zugeschrieben. Eine ähnliche Sage rankt sich – allerdings bezogen auf die Stadt Kruszwica – auch um den polnischen Herzog Popiel.
Veranstaltungen
- Rhein in Flammen am 1. Samstag im Juli: Großfeuerwerke und Schiffsrundfahrt am Mittelrhein von Trechtingshausen mit Burg Reichenstein, entlang Burg Rheinstein, Assmannshausen, Mäuseturm, Ruine der Burg Ehrenfels (Hessen), Bingen am Rhein mit Burg Klopp nach Rüdesheim am Rhein mit der Brömserburg.
Weblinks
Commons: Mäuseturm – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Friedrich Gottschalck: Der Mäusethurm (Sage) – Quellen und Volltexte- Geschichte + Sage, Wiederbenutzung, Werdegang des Entwurfs und Baubericht von Albert Cremer: pdf-Seiten 4 (unten) - 6 = Seiten 503/504 (unten) - 507/508 Zeitschrift für Bauwesen 1857, Hefte X/XII. Dazu Zeichnung pdf-Seite 69 = Blatt 54: Zeitschrift für Bauwesen 1857, Atlas
- Binger Mäuseturm auf www.welterbe-mittelrheintal.de
- Informationen auf www.bingen.de
- Impressionen auf www.tal-der-loreley.de
Dokumente
- Bild von Mäuseturm aus J.F. Dielmann, A. Fay, J. Becker (Zeichner): F.C. Vogels Panorama des Rheins, Bilder des rechten und linken Rheinufers, Lithographische Anstalt F.C. Vogel, Frankfurt 1833
- Martin Zeiller (Textautor), Matthäus Merian (Herausgeber): Beschreibung des Frankenlandes: Bingen. Aus: Topographia Colonia et al.. Frankfurt am Main, 1656. S. 24–26. Digitale Volltextausgabe (Wikisource)
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