Brandenburgertor

Brandenburgertor
Brandenburger Tor mit der Quadriga
Brandenburger Tor abends

Das Brandenburger Tor am Pariser Platz in der Dorotheenstadt im Ortsteil Mitte (Bezirk Mitte) von Berlin wurde in den Jahren von 1788 bis 1791 auf Anweisung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. von Carl Gotthard Langhans errichtet und ist das wichtigste Wahrzeichen der Stadt und gleichzeitig ein nationales Symbol, mit dem viele wichtige Ereignisse der Geschichte Berlins, Deutschlands, Europas und der Welt des 20. Jahrhunderts verbunden sind. Der Bau ist dem frühklassizistischen Stil zuzuordnen.

Das Brandenburger Tor bildet mit dem Pariser Platz den Abschluss der Straße Unter den Linden. Auf der Westseite des Tores liegt der Platz des 18. März, an dem die Straße des 17. Juni beginnt, die den Tiergarten durchquert.

Das Brandenburger Tor markierte die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin und damit die Grenze zwischen den Staaten des Warschauer Paktes und der NATO. Es war bis zur Wiedervereinigung Deutschlands Symbol des Kalten Krieges und wurde nach 1990 zum Symbol der Wiedervereinigung Deutschlands und Europas.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Die Quadriga auf dem Brandenburger Tor

Das Brandenburger Tor ist ein 26 Meter hoher, 65,5 Meter breiter und 11 Meter tiefer frühklassizistischer Natursteinbau aus Elbsandstein, der von der Berliner Steinmetzfirma Zeidler & Wimmel aufgebaut wurde. Es wurde nach dem Vorbild der Propyläen zur Akropolis in Athen gestaltet. Das Tor hat fünf Durchfahrten, von denen die mittlere etwas breiter ist, und zwei Torhäuser. Es wird durch sechs je 15 Meter hohe dorische Säulen auf jeder Seite geprägt, die nach ionischer Art kanneliert sind und am Fuß einen Durchmesser von 1,75 Meter haben. Bautechnisch genügen die Säulen nicht den klassischen Vorbildern, sondern sie sind nach innen mit massivem tragenden Mauerwerk verbaut. Die Attika und die Innenseiten der Durchfahrten sind mit Reliefs bedeckt, die unter anderem Taten des Herkules darstellen.

Statue der Minerva im linken Torhaus

In den beiden Torhäusern stehen große Skulpturen des römischen Kriegsgottes Mars, der das Schwert in die Scheide steckt, und der Göttin Minerva mit Lanze. Die Modelle der beiden Statuen stammten von Johann Gottfried Schadow aus dem Jahr 1792. Mars wurde von Carl Friedrich Wichmann angefertigt, Minerva von Johann Daniel Meltzer. Letztere wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und zwischen 1951 und 1952 durch eine Kopie des Bildhauerkollektivs Kranolda ersetzt.[1]

Zu beiden Seiten des Tores befanden sich immer Torhäuser für die militärische Wache und den Steuereinnehmer. Nach Niederlegung der Zoll- und Akzisemauer 1867/1868 ersetzte der Schinkel-Schüler Heinrich Strack sie 1868 durch offene Säulenhallen, deren Gestaltung er nun weiter dem Tor angleichen konnte.

Das Tor wird gekrönt durch eine etwa fünf Meter hohe in Kupfer getriebene Skulptur, die ebenfalls von Schadow gefertigt wurde. Sie stellt die geflügelte Siegesgöttin dar, die einen von vier Pferden gezogenen Wagen (Quadriga) in die Stadt hineinlenkt.

Geschichte

Bau

Brandenburger Tor (1764), Blick nach Westen auf den Tiergarten

Mit dem Bau der Zollmauer der Stadt Berlin wurde 1734 ein Vorgängerbau des heutigen Brandenburger Tores als Stadttor an der Straße nach Brandenburg an der Havel errichtet. Im Zuge des Ausbaus der Mauer und ihrer Tore ließ der König das Brandenburger Tor neu gestalten, das dem Andenken an den Krieg des unmittelbar zuvor verstorbenen Friedrich II. diente, von dessen Verdiensten auch etwas Glanz auf den Neffen und Nachfolger fallen sollte. Am 6. August 1791 wurde das noch nicht ganz fertige Tor von König Friedrich Wilhelm II. eingeweiht.

Im Jahr 1793 wurde dem Brandenburger Tor die Quadriga mit der geflügelten Siegesgöttin Nike beziehungsweise Victoria aufgesetzt. Dass es sich bei der Wagenlenkerin um die vielfach genannte Friedensgöttin Eirene gehandelt hat, ist aus vielen Gründen unwahrscheinlich. Nicht zuletzt, weil Eirene in ihren Darstellungen niemals mit Flügeln zu sehen ist. Auch andere Belege, wie ein Protokoll zwischen Langhans und Schadow vom 13. März 1789 weisen eindeutig auf Victoria hin.

Verschleppung und Rückkehr der Quadriga

Viktoria! – Die Rückkehr der Quadriga 1814 von Rudolf Eichstaedt

1806 wurde die Quadriga nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt von Napoléon nach Paris verschleppt und sollte dort aufgestellt werden, doch bevor das geschah, wurde er entmachtet. Im Jahr 1814 wurde die Quadriga von den Truppen Blüchers in Kisten verpackt und nach Berlin zurückgebracht, wo sie zunächst restauriert wurde. Dabei wurde der von einem preußischen gekrönten Adler besetzte Eichenkranz am Stab der Göttin durch ein neues Machtsymbol, das von Schinkel entworfene Eiserne Kreuz, ergänzt. Für die Berliner war die Quadriga nach ihrer Rückführung im Volksmund die „Retourkutsche“. Mit dem Abriss der Zollmauer in den 1860er-Jahren wurden auch fast alle Stadttore abgerissen. Das Brandenburger Tor ist das einzige heute noch bestehende.

Ende der Kaiserzeit

Bis zur Abdankung Kaiser Wilhelms II. im Jahr 1918 durften nur Mitglieder der kaiserlichen Familie, deren persönlichen Gäste sowie – in Erinnerung an General Ernst von Pfuel, den Kommandanten des preußischen Sektors von Paris nach dem Sieg über Napoléon – die Pfuels die mittlere Durchfahrt benutzen.

Nationalsozialismus

Brandenburger Tor, 1945

Am 30. Januar 1933 feierten die Nationalsozialisten mit einem Fackelzug der SA durch das Brandenburger Tor ihre „Machtergreifung“. Während des Zweiten Weltkriegs wurde von der Quadriga ein Gipsabguss genommen. Da bei der Schlacht um Berlin deutsche Soldaten mit einem Geschütz mehrmals auf die Quadriga schossen, nachdem dort die rote Fahne gehisst worden war, wurde die Figur stark beschädigt. Lediglich ein Pferdekopf blieb vom Original erhalten, der heute im Berliner Märkischen Museum ausgestellt ist. Sie musste rekonstruiert werden. Auch die Seitengebäude waren stark beschädigt.

Wiederaufbau nach dem Krieg

Brandenburger Tor mit Grenzhinweistafel, 1959

Am 21. September 1956 wurde vom Magistrat der Stadt Berlin beschlossen, das einzige erhaltene ehemalige Stadttor wieder aufzubauen. Trotz heftiger Auseinandersetzungen und gegenseitiger Vorwürfe arbeiteten beide Teile Berlins bei der Rekonstruktion zusammen. Am 14. Dezember 1957 war diese beendet. Die Ost-Berliner Stadtverordnetenversammlung ließ vor dem Wiederaufstellen der Quadriga jedoch das Eiserne Kreuz und den Adler entfernen, mit der Begründung, es seien Symbole des preußischen Militarismus.

Zeit der Teilung

US-Präsident Ronald Reagan in West-Berlin bei seiner berühmten Ansprache 1987

Mit dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 stand das Bauwerk mitten im Sperrgebiet und konnte weder von Westen noch von Osten durchquert werden. Nur die DDR-Grenzsoldaten und die durch das Personal des Informationszentrums Brandenburger Tor zur Besucherplattform geführten Besuchergruppen (meist Staatsgäste in der DDR) konnten an das Bauwerk heran.

Treffend bemerkte der spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker zu Zeiten des Kalten Krieges hierzu: Solange das Brandenburger Tor geschlossen ist, ist die Deutsche Frage offen. Am 12. Juni 1987 sprach der US-amerikanische Präsident Ronald Reagan folgenden Satz anlässlich eines Berlinbesuchs vor dem Brandenburger Tor: Mr. Gorbachev, open this gate! Mr. Gorbachev, tear down this wall! (Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor! Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer ein!)

Mauerfall und Restaurierung

Informationsblatt der Grenztruppen der DDR über die bevorstehende Öffnung des Brandenburger Tores

28 Jahre nach dem Bau der Mauer wurde das Brandenburger Tor während der Wende in der DDR am 22. Dezember 1989 unter dem Jubel von mehr als 100.000 Menschen wieder geöffnet. Die Sperranlagen wurden danach vollständig beseitigt.

In der Silvesternacht 1989/1990 waren Zuschauer auf das Tor geklettert und hatten diverse Anbauteile der Quadriga (z. B. das Zaumzeug) entwendet. Die folgende Untersuchung zeigte jedoch weit gravierendere Schäden: Seit dem Mauerbau war nichts für den Erhalt der Quadriga getan worden und etliche innere Teile aus Stahl waren durchgerostet. Die Quadriga wurde deshalb umgehend demontiert und erhielt bei der folgenden Restaurierung auch das Eiserne Kreuz und den Adler zurück. Die Kosten der Instandhaltung belaufen sich jährlich auf 200.000 Euro.

Das Tor (insbesondere der Sandstein) wurde nach langer Vernachlässigung und wegen deutlicher Umweltschäden umfassend von der Stiftung Denkmalschutz Berlin saniert und nach einer 22-monatigen Restaurierung am 3. Oktober 2002 feierlich wieder enthüllt.

Diskussion um verkehrstechnische An- und Einbindung und heutige Situation

In den 1990er-Jahren wurde in Berlin immer wieder diskutiert, ob das Tor für den Autoverkehr geöffnet sein soll oder nicht. Argumente gegen die Öffnung waren dabei vor allem eine massive Schädigung des Sandsteintores durch Autoabgase und gewünschte Verkehrsberuhigung des Pariser Platzes. Heute ist das Tor für den motorisierten Verkehr gesperrt. Allerdings wird immer wieder der Vorschlag geäußert, einzelne Durchfahrten (beispielsweise für Hochzeitspaare) nach Voranmeldung und gegen Gebühr zu gestatten.

Im Bereich des Brandenburger Tores verkehrt die S-Bahn unterirdisch (Nord-Süd-Tunnel); das Brandenburger Tor ist mit den S-Bahn-Linien S1, S2 und S25 bis zum Bahnhof Unter den Linden erreichbar. Im Zuge des Neubaus der U-Bahn-Linie 55 (zum Berliner Hauptbahnhof) soll die dann gemeinsame Station in Brandenburger Tor umbenannt werden.

Ursprünglich durchquerten die Bundesstraßen 2 und 5 das Brandenburger Tor. Nach der Umgestaltung des Pariser Platzes zu einer Fußgängerzone wird die Trasse nunmehr südlich über Glinkastraße, Behrenstraße und Ebertstraße um das Brandenburger Tor herumgeführt.

Raum der Stille

Im nördlichen Torhaus befindet sich seit 1994 ein Meditationsraum nach dem Vorbild des Raumes der Stille, den Dag Hammarskjöld im UNO-Gebäude in New York für sich und seine Mitarbeiter einrichten ließ. Das Ziel ist es, einen Ort der stillen Einkehr inmitten der Großstadthektik zu bieten. Der Ort der Toleranz zwischen Nationalitäten und Religionen mahnt an den Frieden.[2]

Ab- und Nachbildungen

Das Brandenburger Tor wurde im Laufe der Zeit immer wieder als Symbol der Deutschen Einheit dargestellt:

So ist das Tor auf der Rückseite der deutschen Euromünzen zu 10, 20 und 50 Cent geprägt. Auf der letzten Banknotenserie der Deutschen Mark war das Brandenburger Tor auf der Rückseite des 5-DM-Scheins abgebildet. Auf fünf Werten einer Briefmarkenserie der Deutschen Bundespost wurde das Tor dargestellt. Seit dem 24. Oktober 2008 gibt es eine Automatenbriefmarke der Deutschen Post, die ebenfalls das Brandenburger Tor zeigt.

Das Phantasialand, ein Freizeitpark in Brühl, besaß von 1972 bis Anfang 2009 ebenfalls ein Brandenburger Tor. Dieses stellte den Abschluss eines vereinfachten Nachbaus einer Straße der Stadt Berlin dar. Das Tor im Park war kleiner (Maßstab 1:2) und deutlich vereinfacht dargestellt.

Auswahl von Ab- und Nachbildungen des Brandenburger Tors

Siehe auch

Literatur

  • Peter Feist: Das Brandenburger Tor. (Der historische Ort Nr. 33) Kai Homilius Verlag, Berlin 1997, 2. Auflage 2004, ISBN 3-931121-32-1.
  • Laurenz Demps: Das Brandenburger Tor – Ein Symbol im Wandel. Verlagshaus Braun, Berlin 2003, 1. Auflage, ISBN 3-935455-15-1.
  • Heike Werner: Architektur und Geschichte in Deutschland, Heike Werner Verlag, München (Deutschland), ISBN 3-9809471-1-4, 2006; S. 94-95.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. radio.weblogs.com: Kunstspaziergänge, Zugriff am 1. Februar 2008
  2. Raum der Stille in Berlin: Ziele, Zugriff am 16. Februar 2008

52.51638888888913.3777777777787Koordinaten: 52° 30′ 59″ N, 13° 22′ 40″ O

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