Burg Marmels

Burg Marmels
Burg Marmels
Ruine Marmels

Ruine Marmels

Entstehungszeit: um 1100
Burgentyp: Grottenburg
Erhaltungszustand: Ruine, Schutt
Ständische Stellung: Freiadlige, Ministeriale
Bauweise: Bruchstein
Ort: Marmorera
Geographische Lage 46° 30′ 24″ N, 9° 37′ 18,3″ O46.5066666666679.62173611111111710Koordinaten: 46° 30′ 24″ N, 9° 37′ 18,3″ O; CH1903: (767544 / 152926)
Höhe: 1'710 m
Burg Marmels (Schweiz)
Burg Marmels

Die Ruine der Burg Marmels liegt auf dem Gemeindegebiet von Marmorera im Oberhalbstein im schweizerischen Kanton Graubünden.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Zugang

Die spärlichen Überreste der einstigen Grottenburg Marmels liegen unter einem mächtigen Felsvorsprung auf zwei Felsstufen hoch oberhalb des Staudammes von Marmorera. Der Zugang erfolgt über den Staudamm, bei den beiden Ökonomiegebäuden über die Grünfläche hoch und am Ende der Grünfläche links in den Wald, wo man am Fuss der Felswand über einen steilen schmalen Pfad zur Ruine gelangt. An einigen Metallringen in der Mauer könnte ein Sicherungsseil angebracht werden. Achtung: Der Zugang ist nicht ungefährlich und nur für geübte Berggänger zu empfehlen. Bei nassem Boden ist wegen Rutschgefahr von einer Ersteigung dringend abzuraten.

Auch wenn zu früheren Zeiten dieser halsbrecherische Pfad durch Stufen oder ein Geländer besser gesichert gewesen sein mag, muss er trotzdem äusserst beschwerlich gewesen sein, vor allem im Winter, wenn Schnee und Eis den Zugang behinderten.

Anlage

Lageplan
Lage der Terrasse
Marmels auf einer Zeichnung von 1893
Die Kapelle von Süden

Auf der untersten Geländestufe haben sich ein paar Reste einer der Felskante folgenden Beringmauer erhalten, Spuren einer Überbauung und eines äusseren Tores fehlen. Der dreigeschossige rechteckige Wohntrakt (Palas) lag auf der südlichen Terrasse und war an den Fels gelehnt, wie auf einer Zeichnung von 1893 gut zu erkennen ist. Von ihm sind nur noch Trümmer sichtbar, viel ist wohl abgestürzt. Gemäss der Zeichnung führten ein Tor und eine rundbogige Türen ins Erdgeschoss sowie eine weitere in den ersten Stock. Über einen allfälligen Überbau aus Holz und die Form des Daches ist nichts bekannt. In der Südwand führte eine Tür im vierten Geschoss auf eine Laube.

Über einen steilen Pfad längs der Rückwand der Höhle gelangte man auf die oberste Stufe der Anlage. Wie aus ausgemeisselten Fundamentlagern zu schliessen ist, müssen auf dieser Terrasse noch andere Gebäude gestanden haben, doch lässt sich heute nichts Genaues mehr über ihre Art sagen.

Die zweigeschossige Kapelle hingegen steht noch aufrecht. Mit ihrem hellen Verputz hebt sie sich deutlich von der Felswand ab und ist von weither sichtbar. Die halbrunde Apsis ist in die talseitige Ostmauer eingebaut. Ein Glattverputz hat sich gut erhalten. Beide Geschosse konnten von der bergseitigen Westseite her betreten werden. Nicht geklärt ist unter anderem die Frage der Trinkwasserversorgung.

Auf einem kleinen Plateau im Norden der Kirche fanden sich Reste eines später errichteten Gebäudes; es könnte sich um die Wohnung des Pfarrers gehandelt haben.

Auf dem nördlichen Vorgelände etwas oberhalb des Sees lassen sich auf einer Wiesenzone Spuren eines weitläufigen Pferchs und eines kleinen Gebäudes erkennen. Es wird sich um die Überreste eines kleinen landwirtschaftlichen Betriebs handeln, der die Bewohner der Burg mit Lebensmitteln versorgte.

Geschichte

Über die Entstehung der Burg liegen keine gesicherten Quellen vor. Der Grundriss der Kapelle kommt in Rätien bereits zu karolingischer Zeit vor, dürfte aber noch bis ins frühe 12. Jahrhundert angewendet worden sein. Demzufolge müsste die Burg Marmels spätestens kurz nach 1100 erbaut worden sein.

Die Herren von Marmels werden 1160 als Ministeriale der Freiherren von Tarasp aus dem Unterengadin erstmals urkundlich erwähnt. Durch ein Geschenk von Andreas von Tarasp wurde Andreas von Marmels, der die halbe Burg Tarasp zu Lehen trug, Ministeriale des Churer Bischofs, hatten jedoch ihre Stammburg stets als Eigengut inne. Im Dienst des Bischofs konnten die von Marmels Besitz und Macht ausbauen und wurden eines der angesehensten Geschlechter Rätiens. Im Oberhalbstein hatten sie neben ihrem Eigengut Marmels und der Burg Spliatsch als Vögte auch die Herrschaft Riom inne. Als Landvögte amteten sie in verschiedenen bischöflichen Herrschaften. Die Burg selbst wird 1193 erstmals erwähnt, als Andreas von Marmels (oder sein gleichnamiger Sohn) den Kardinallegaten Cintius im Namen des Kaisers gefangen nahmen und ihn auf Marmels gefangen hielten.

Der bedeutendste Vertreter des Geschlechts, Conradin von Marmels († 1571/18), hatte die beiden selbstständigen Herrschaften Haldenstein und Rhäzüns inne. Im Schwabenkrieg von 1499 im übernahm er das Kommando über die Bündner Truppen, wurde dann aber wegen seiner österreichfreundlichen Gesinnung abgesetzt und ins Gefängnis geworfen. Sein älterer Sohn Johannes erbte von ihm die Herrschaft Rhäzüns und erwarb später auch Neu-Aspermont. Der jüngere Sohn Rudolf erhielt die Burg Haldenstein, wurde Bürgermeister von Chur und später erster Landeshauptmann im Veltlin.

Die Burg Marmels blieb im Lauf ihrer Geschichte immer im Besitz derselben Familie, was eher eine Ausnahme darstellte. 1550 erscheint sie letztmals in den Urkunden. Conradins Sohn Rudolf verkaufte die Burg zusammen mit dem Turm von Tinizong und der Burg Spliatsch an seinen Neffen Hans, der allerdings mit der Bezahlung der Kaufsumme in Rückstand geriet, weshalb Rudolf Marmels als Pfand zurückbehielt. Die Anlage scheint damals noch in gutem und bewohnbarem Zustand gewesen zu sein. Nachdem sie im späten 16. Jahrhundert verlassen wurde, verfiel die Anlage rasch. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war die Burg bereits Ruine.

Das Geschlecht der von Marmels ist nicht wie die meisten anderen alten rätischen Adelsgeschlechter ausgestorben: Die Nachfolger der Herren von Marmels heissen heute Demarmels.

Pergamentzettelchen

Pergamentzettelchen

1987 wurde in einer Felsspalte ein beschriebenes kleines Pergamentstück gefunden, zusammen mit Textil- und Lederresten, Hanfseilen und geschliffenen Holzteilen. Das Schriftbild weist in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. Der Text enthält die Aufforderung, einen rückständigen Zins einzufordern. Aussteller und Adressat werden nicht genannt. Das Pergament, das wohl weggeworfen worden war, ist ein seltenes Beispiel eines Schriftstücks von kurzfristiger Bedeutung sowie ein Hinweis auf den Gebrauch des Deutschen in Rätien.[1] Die Umschrift lautet:

Sage ouch Hansen Haseler, das er Alberten von Fontana die zwai phunt pheffer sende, alder er ime das gut ungenutzet lase, wan der phaffe von Salugx [Salouf] hat noch den cinse, die der Alberten vseher sante, vnd wils Alberte bi niht nemen an den pheffer.

Literatur

  • Fritz Hauswirth: Burgen und Schlösser in der Schweiz. Band 8. Neptun Verlag, Kreuzlingen 1972.
  • Otto P. Clavadetscher, Werner Meyer: Das Burgenbuch von Graubünden. Orell Füssli, Zürich 1984, ISBN 3-280-01319-4.
  • Werner Meyer: Burgen der Schweiz. Band 3. Silva Verlag, Zürich 1983.

Weblinks

 Commons: Burg Marmels – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Handbuch der Bündner Geschichte: Band 4; Quellen und Materialien; S. 48; Chur 2005

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