Schloss Brandis

Schloss Brandis
Schloss Brandis, Ansicht von Westen

Das Schloss Brandis ist eine Schlossanlage und ein ehemals bedeutender Feudalsitz in Maienfeld im schweizerischen Kanton Graubünden.

Inhaltsverzeichnis

Anlage

Turm

Die Anlage besteht aus einem älteren Nordwesttrakt mit Turm und einem jüngeren Südwesttrakt. Die beiden parallel zueinander liegenden Trakte sind durch einen Hof voneinander getrennt. Die gesamte, ungefähr quadratische Anlage war durch Graben und Ringmauer von der übrigen Stadt getrennt. Von der vermutlich im 14. oder 15. Jahrhundert entstandenen Umfassungsmauer sind noch Bruchstücke erhalten.

Der Turm stammt etwa aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, die übrigen Bauten entstanden zu verschiedenen Zeiten im Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts. Ein bedeutender Bauherr war zu Beginn des 15. Jahrhunderts Friedrich VII. von Toggenburg, der das „Neue Schloss“ erbauen liess. Um 1465 wurden unter den Freiherren von Brandis unter anderem die Kapelle erbaut. Unter ihnen erhielt das Schloss seine heutige Gestalt. Der Name ist erst seit dem 19. Jahrhundert üblich.

Nordwesttrakt

Plan der Anlage

Das dominierende Element des alten Traktes ist der viereckige quadratische Hauptturm mit einer Seitenlänge von etwa 12,5 Meter. Die Mauerstärke des sechsstöckigen Turmes beträgt 2,5 Meter, der ursprüngliche Hocheingang lag in der Höhe des dritten Geschosses. Der Zugang erfolgte über eine Aussentreppe. Die meisten Fenster wurden nachträglich eingebrochen, ebenso der ebenerdige heutige Eingang. Gekrönt war der Turm von einem Zinnenkranz; das heutige Dach stammt aus dem Jahr 1906. Das Turminnere wurde 1868 und 1975 umgebaut. Südöstlich angrenzend an den Turm liegen die Reste des «alten Schlosses». Das auf der anderen Seite liegende Gebäude mit dem Restaurant wurde wohl über den Ruinen mittelalterlichen Bauten errichtet.

Südwesttrakt

Der gegenüberliegende Südwesttrakt, das «Neue Schloss» oder «Toggenburgerhaus» verfügt noch über mittelalterliche Bausubstanz, wurde aber 1971 zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut. Ein bastionsartiger Rundturm, der so genannte Frauenturm an der Südecke wurde 1860 zusammen mit Partien des Berings und der Toranlage geschleift.

Malereien

Die Malereien des Waltensburger Meisters

Die Reste von Wandmalereien im 5. Geschoss des Nordwesttrakts aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts stammen vom Waltensburger Meister – einem Maler unbekannter Herkunft. Es die einzigen bekannten profanen Malereien des Malers. Entdeckt wurden sie 1898 von Johann Rudolf Rahn.[1] Abgebildet sind unter anderem Minne- und Wirtshausszenen, Bilder einer Weinlese und aus der Samsonsgeschichte. Das Stockwerk war ursprünglich in mehrere Zimmer eingeteilt. Mit der Entfernung von Wänden zwischen den einzelnen Räumen wurden auch die Malereien darauf zerstört.

Entgegen anderer Vermutungen kommen als Auftraggeber die Freiherren von Vaz nicht in Frage, da diese nie im Besitz der Burg waren.[2] In einem Nebenraum finden sich Wanddekoration mit marmorartigen Quadermotiven.[3]

Geschichte

um 1880
um 1900

Erbaut wurde Schloss Brandis wohl im 13. Jahrhundert auf Eigengut durch die Herren von Aspermont. 1282 hielt Heinrich von Aspermont in seinem Testament fest, dass im Falle seines Todes sein Bruder Egilolf Burg und Herrschaft Maienfeld erben sollte. Nach dem Tod Heinrichs gelangte denn auch Egilolf bereits 1284 in den Besitz der Burg. Am 21. Dezember 1295 empfing Egilolf von Aspermont auf seiner Burg den Churer Bischof und die Freiherren von Vaz, die hier auf neutralem Boden einen Vertrag schlossen.

Auf unbekannte Weise gelangte das Schloss Brandis an die Herren von Windegg aus dem Walenseegebiet, als deren Besitz es von 1342–1355 nachgewiesen ist. 1355 verkaufte es Johann von Bodmann, der Schwiegersohn des Hartmann von Windegg, an Graf Friedrich von Toggenburg, welcher die Burg erweiterte und stark befestigte. 1359 bezahlten die Toggenburger für die burge zu Mayenfeld und den Hof Röschach noch einmal, diesmal an die Grafen von Werdenberg-Sargans. Der Grund für diese doppelte Bezahlung ist nicht bekannt, könnte aber mit noch bestehenden Rechten der Werdenberger zusammenhängen. Die Grafen von Toggenburg hielten sich gelegentlich in der Burg auf und stellten hier mehrere Urkunden aus. Der letzte Graf von Toggenburg, Friedrich VII., baute gegenüber dem Turm das «Neue Schloss» als neuen Wohntrakt. Nach seinem Tod 1436 wohnte seine Frau noch einige Monate auf der Burg.[4]

Am 14. November 1437 kamen Herrschaft und Schloss Maienfeld durch Heirat der Nichte des letzten Toggenburgers, Verena von Werdenberg-Sargans mit Wolfram von Brandis an die Familien von Brandis und von Aarburg. Thüring von Aarburg war mit Margarita von Werdenberg-Heiligenberg verheiratet, der Schwester von Wolfram von Brandis’ Gattin und hatte dadurch Anrecht auf das Erbe der Toggenburger.[5] [6]

1446 verkauften Thüring von Aarburg und seine Tochter Verena ihren halbtail an Wolfhard von Brandis.[7] 1477 schlossen die Herren von Brandis mit dem Zehngerichtebund ein Bündnis. Am 9. Oktober desselben Jahr starb Wolfhard von Brandis im Schloss Maienfeld. Als Kastellane auf der Burg amteten Leute aus der Stadtbürgerschaft. Aus der Herrschaftszeit der Brandis sind mehrere Freiheitsbriefe für Maienfeld erhalten.

Landvogtswappen von Salis im Rittersaal
Schloss Brandis Wappen2.jpg

1499 wurde die Herrschaft Maienfeld in den Schwabenkrieg verwickelt. Am 7. Februar öffneten die Brandis die Stadt den kaiserlichen Truppen, doch bereits am 13. Februar erschienen die Bündner, plünderten die Stadt, nahmen die Burg ein und führten Sigmund und Thüring von Brandis als Gefangene nach Chur. Dort übergaben sie die beiden sinnigerweise ihrem eigenen Bruder, dem Dompropst Johannes von Brandis.[8] Nach dem Krieg wollten die Brandis Maienfeld aus finanziellen Gründen verkaufen. Ein Verkauf an den interessierten Kaiser Maximilian kam nach jahrelangen Verhandlungen nicht zustande, dafür erhielten 1509 die Drei Bünde den Zuschlag, die in der Burg eine Landvogtei einrichteten. Der erste Vogt war Carli von Hohenbalken, der letzte Jakob Ulrich Sprecher von Bernegg. Vögte stellte auch die Familie von Salis.[9]

In den Bündner Wirren waren 1622 die Truppen des österreichischen Generals Alois Baldiron einquartiert, sonst blieb das Schloss jedoch vom Kriegsgeschehen und vom grossen Stadtbrand verschont. Am 1. April 1624 wurde es jedoch von den abziehenden österreichischen Truppen angezündet. Nach der notdürftigen Instandstellung wurde es bis um 1700 von verschiedenen Vögten bewohnt. Beim Stadtbrand von 1720 nahm auch das Schloss Schaden und war nur noch notdürftig bewohnbar.

Im März 1799 quartierten sich französische Truppen ein, die den Grossteil des Holzwerks verheizten. 1807 erwarb die Gemeinde Maienfeld die zerfallene und unbewohnbare Anlage, verkaufte sie jedoch 1837 wieder an Private. 1968 wurde die gesamte Anlage für Fr. 460'000.- an die Baumeisterfamilie Zindel weiterverkauft und ausgebaut.[10] [11] Das Schloss wurde restauriert und 1972/73 archäologisch untersucht. Seit 1868 ist ein Restaurant darin untergebracht.

Literatur

  • Thomas Bitterli-Waldvogel: Schweizer Burgenführer mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein. Friedrich Reinhardt Verlag, Basel u. a. 1995, ISBN 3-7245-0865-4.
  • Anton von Castelmur: Die Burgen und Schlösser des Kantons Graubünden. Band I. Birkhäuser-Verlag, Basel 1940, (Die Burgen und Schlösser der Schweiz 15).
  • Otto P. Clavadetscher, Werner Meyer: Das Burgenbuch von Graubünden. Orell Füssli, Zürich u. a. 1984, ISBN 3-280-01319-4.
  • Fritz Hauswirth: Burgen und Schlösser in der Schweiz. Band 8. Neptun Verlag. Kreuzlingen, 1972.
  • Kunstführer durch die Schweiz. Herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2: Glarus, Graubünden, Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Tessin, Uri. Vollständige neu bearbeitete Ausgabe. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, ISBN 3-906131-96-3.
  • Willy Zeller: Kunst und Kultur in Graubünden. Illustrierter Führer. 3. Auflage. Haupt-Verlag, Bern u. a. 1993, ISBN 3-258-04759-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fritz Hauswirth: "Burgen und Schlösser in der Schweiz. Band 8. Neptun Verlag. Kreuzlingen, 1972
  2. Otto P. Clavadetscher, Werner Meyer: Das Burgenbuch von Graubünden. Zürich 1984, ISBN 3-280-01319-4
  3. Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Band 2, Bern 2005
  4. Otto P. Clavadetscher, Werner Meyer: Das Burgenbuch von Graubünden. Zürich 1984, ISBN 3-280-01319-4
  5. Willy Zeller: "Kunst und Kultur in Graubünden", Haupt Verlag Bern, 1993, S. 19
  6. HLS
  7. Urkundenarchiv
  8. Information von Schloss Brandis
  9. * Fritz Hauswirth: "Burgen und Schlösser in der Schweiz. Band 8. Neptun Verlag. Kreuzlingen, 1972, S. 84
  10. * Fritz Hauswirth: "Burgen und Schlösser in der Schweiz. Band 8. Neptun Verlag. Kreuzlingen, 1972, S. 84
  11. [1] Eintrag ins Handelsregister

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