Bahnstrecke Kirkenes–Bjørnevatn

Bahnstrecke Kirkenes–Bjørnevatn
Kirkenes–Bjørnevatn
Streckenlänge: 8 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Stromsystem: ehemals: 400 V =
Legende
Dienst-/Güterbahnhof – Streckenanfang
Hafen
Bahnhof ohne Personenverkehr
Kirkenes
Straßenbrücke
E6
Tunnel – bei mehreren Tunneln in Folge
(ca. 80 m)
Bahnhof ohne Personenverkehr
Bjørnevatn
Dienst-/Güterbahnhof – Streckenende
Bergwerksanlage
Hafen von Kirkenes, Endpunkt der Bahn

Die Bahnstrecke Kirkenes–Bjørnevatn, auch als Sydvaranger-Bahn bezeichnet, verbindet den Hafen von Kirkenes und das Eisenerzbergwerk von Bjørnevatn in Sør-Varanger, Norwegen, und dient ausschließlich der Abfuhr des Erzes. Es handelt sich um einen Inselbetrieb, in Form einer acht Kilometer langen eingleisige Strecke in Normalspur.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Bergwerksgesellschaft AS Sydvaranger eröffnete die Strecke 1909. Von 1912 bis 1955 wurde die Strecke in zwei unterschiedlichen technischen Systemen betrieben: Der Hafen- und der Zufuhrstrecke.

Die Gleise im Hafen von Kirkenes wurden 1912 mit je zwei Stromschienen ausgestattet, mit denen die Lokomotiven mit einer Spannung von +/- 440 V versorgt wurden. Dieses zweipolige System wurde gewählt, weil eine elektrische Oberleitung der Arbeit der Hafenkräne im Weg gewesen wäre. Die elektrische Ausstattung – einschließlich der Lokomotiven – wurde von den Siemens-Schuckert-Werken geliefert. Die beiden ersten Lokomotiven mit der Achsfolge Bo wurden bereits 1910 und 1911 beschafft (Mechanteil von Hanomag) und erhielten die Nummern 1 und 2. 1918 lieferten SSW und Busch/Bautzen eine weitere Maschine, die unter der Nummer 3 in den Fuhrpark eingestellt wurde.[1]

Im Ersten Weltkrieg wurde beschlossen, auch die Zufuhrstrecke zur Bergwerksanlage zu elektrifizieren, was 1920 abgeschlossen wurde. Schon 1917 waren dafür zwei größere Bo'Bo'-Lokomotiven von SSW und Skabo Jernbanevognfabrikk[2] geliefert worden, ebenfalls mit den Nummern 1 und 2 bezeichnet, aber ausschließlich auf der Zufuhrstrecke eingesetzt. Die Stromabnahme über dritte Schiene erwies sich auf der Zufuhrstrecke als sehr problematisch, da bei dieser Technik unter starkem Schneefall der Kontakt zwischen Stromschiene und Schleifschuh oft nicht sichergestellt war. Deshalb wurde die Zufuhrstrecke mit Oberleitung ausgerüstet, die Fahrdrahtspannung betrug hier 700 V. Im Hafen musste es – wegen der Kräne – bei den Stromschienen bleiben.

In den 1930er Jahren wurde eine Reihe von Bo-Lokomotiven für die Zufuhrstrecke beschafft, die neben dem zentralen Pantographen beidseitig über je einen kleineren, um 1110 mm außermittig angeordneten Stromabnehmer verfügten, mit denen im Bereich von Verladeanlagen eine reduzierte Spannung von 350 V von der dort einseitig angeordneten Fahrleitung abgenommen werden konnte. 1937 folgten nochmals zwei Bo'Bo'-Loks für die Zufuhrstrecke. Die letzte Lok, die Nr.4 der Hafenbahn, wurde 1940 geliefert.[3] Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hafen bombardiert und beim Rückzug der deutschen Wehrmacht aus Nord-Norwegen zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Hafenanlagen und die Bahn wieder hergestellt. 1955 wurden alle elektrischen Lokomotiven durch zwei Diesellokomotiven der Gattung EMD G12 ersetzt. Die elektrischen Anlagen blieben noch bis 1963 ungenutzt stehen und wurden dann abgerissen.[1] Der Fuhrpark wurde später noch durch eine Diesellok vom Typ MaK G 1203 BB ergänzt.[4]

Bis in die 1960er Jahre wurden auch Personen befördert. Zwei Personenwagen aus der Anfangszeit der Bahn sind in Bjørnevatn abgestellt.[5]

Die Eisenerzmine von Bjørnevatn wurde 1997 geschlossen und damit auch die Bahn stillgelegt. Mit steigendem Preis für Stahl wurde der Bergwerksbetrieb 2009 wieder aufgenommen. Die Bahnstrecke wurde durch die australische Northern Iron Limited reaktiviert[6] – was diese durch Aufstockung ihres Aktienkapitals finanzierte[7] – und ab dem März 2009 wieder betriebsfähig hergestellt.[8] Am 2. September 2009[9] wurde der Betrieb wieder aufgenommen,[10] zum Einsatz kommt derzeit eine G 1000 BB von Vossloh.[11][12] Auf der Strecke pendelt ein Zug aus Selbstentladewagen. Die Lokomotive befindet sich immer am Nordende des Zuges. Der Wagen an der Südspitze des Zuges hat eine Kabine für einen Streckenbeobachter.[13]

Die Strecke war bis 2010 die nördlichste in Betrieb befindliche Eisenbahnstrecke der Welt und wurde dann durch die Bahnstrecke Obskaja–Bowanenkowo in Russland abgelöst.

Ausbaupläne

Zweiter Weltkrieg

Während der deutschen Besetzung Norwegens bestanden aufgrund militärischen Erwägungen Pläne, die Bahnstrecke Kirkenes–Bjørnevatn mit dem Schienennetz Norwegens zu verbinden. So wurde begonnen, die bestehende Lücke von etwa 2000 km zur Nordlandsbanen zu schließen, indem der Streckenkopf der Nordlandsbanen nach Norden vorangetrieben wurde. Die Arbeiten wurden mit dem Ende des Krieges eingestellt, ohne dass es je zu einer Verbindung der Systeme gekommen wäre.

Gegenwart

Seit 1992 wird erwogen, die Strecke in das russische Nikel zu verlängern, das nur 40 km von Kirkenes und seinem eisfreien Hafen entfernt liegt, um das dort gewonnene Nickelerz zu exportieren, ohne die überlasteten Häfen von Murmansk (ca. 200 km) und Archangelsk nutzen zu müssen.[14][15]. Eine Entscheidung über das Projekt müsste von russischer Seite erfolgen, was bisher nicht geschehen ist. Käme es zur Verwirklichung dieses Projekts müsste damit umgegangen werden, dass die Spurweiten der Bahnstrecke Kirkenes–Bjørnevatn und die in Russland übliche Breitspur von 1520 mm voneinander abweichen.

Einzelnachweise

  1. a b Nils Carl Aspenberg: Elektrolok i Norge (Norwegian), S. 18–19, Oslo: Baneforlaget 2001, ISBN 82-91448-42-6
  2. Skabo Jernbanevognfabrikk
  3. SSW-Referenz- und Lieferlisten, Zeichnungen und Schaltpläne
  4. Loks aus Kiel
  5. IBSE-Telegramm 237 (August 2010), S. 4.
  6. Northern Iron Limited
  7. Drift i gruva fra 2009
  8. IBSE-Telegramm 237 (August 2010), S. 4.
  9. Abweichend 22. November 2009: IBSE-Telegramm 237 (August 2010), S. 4.
  10. Postwagen
  11. jst: Umweltschützer stoppen Erzzug. In: Eisenbahn-Revue International 8-9/2010, S. 420.
  12. http://www.loks-aus-kiel.de/index.php?nav=1401098&lang=1&id=69917&action=portrait
  13. IBSE-Telegramm 237 (August 2010), S. 4.
  14. Municipality of Sør-Varanger: Kirkenes Havn og Jernbanetilknytning (Norwegian). Abgerufen am 24. Februar 2007.
  15. Railroad to connect Kirkenes and Nickel

Weblinks


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