- Lieser (Gemeinde)
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Wappen Deutschlandkarte 49.9172222222227.0219444444444117Koordinaten: 49° 55′ N, 7° 1′ OBasisdaten Bundesland: Rheinland-Pfalz Landkreis: Bernkastel-Wittlich Verbandsgemeinde: Bernkastel-Kues Höhe: 117 m ü. NN Fläche: 5,42 km² Einwohner: 1.201 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 222 Einwohner je km² Postleitzahl: 54470 Vorwahl: 06531 Kfz-Kennzeichen: WIL Gemeindeschlüssel: 07 2 31 075 Adresse der Verbandsverwaltung: Gestade 18
54470 Bernkastel-KuesWebpräsenz: Ortsbürgermeister: Gerhard Stettler Lage der Ortsgemeinde Lieser im Landkreis Bernkastel-Wittlich Lieser ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Bernkastel-Wittlich in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues an. Lieser liegt an der Mittelmosel und ist nach dem Lieserbach benannt, der westlich von Lieser in die Mosel mündet.
Das Dorf hat die Form eines auf den Kopf gestellten T, da viele Häuser unterhalb der Weinberge in Ufernähe erbaut wurden. Der ältere Teil des Unterdorfes weist wegen des intensiven Weinbaus eine enge Reihenhausbebauung mit dahinter liegenden Höfen auf. Überragt wird das Dorf von der spätbarocken Pfarrkirche St. Peter.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ortsgeschichte
Nach archäologischen Funden reicht die Siedlungsgeschichte bis in die Römerzeit zurück. Zeugen dafür sind Überreste einer römischen Wasserleitung am Paulsberg oberhalb von Lieser, Oberflächenfunde von römischen Ziegeln, sowie eine 2005 bei Straßenbauarbeiten entdeckte römische Kelteranlage am Moselufer.[2] Diese lag unterhalb der Weinberge, etwa 500 Meter östlich vom Dorf, wurde aber nach einer Notgrabung wieder zugeschüttet.
Das Dorf wurde erstmals im Jahre 817 als „Lisura“ erwähnt.[3] Nach Urkunden aus den Jahren 1085 und 1165 gehörte ein Großteil des Grundbesitzes in Lieser, „mitsamt der Kirche und deren Zehnten, Weinbergen und Ackerstücken …“ der Abtei Saint Hubert, die dem Bistum Lüttich unterstellt war.[4] Daneben besaß auch der Trierer geistliche Kurfürst um 1200 Grundbesitz in Lieser. Im Jahre 1575 verkaufte die Abtei St. Hubert ihren Grundbesitz an den Trierer Erzbischof Jakob III. von Eltz. Weitere Grundherren waren unter anderem die Kollegiatstifte St. Paulin und St. Simeon in Trier, sowie Kloster Himmerod. Die Einwohner des Dorfes lebten zumeist vom Weinbau und waren als Pächter Dritteil- und Zehntpflichtig.[5] Erst mit der Säkularisation unter Napoleon wurden die Winzer Eigentümer der Weinberge.
Lieser lag an der Reichsstraße von Trier nach Mainz und verfügte über eine Moselfähre. Bedingt durch diese günstige Lage entstand in dem unbefestigten Dorf im frühen 16. Jahrhundert eine Poststation am Postkurs Brüssel – Augsburg – Innsbruck – Italien.[6] Die exponierte Lage an der Reichsstraße hatte jedoch auch zur Folge, dass das Dorf häufig in Kriegszeiten geplündert wurde. In den Jahren 1693 und 1698, während der Eroberungskriege Ludwigs XIV., wurden in Lieser französische Schiffsbrücken zum schnelleren Truppentransport über die Mosel angelegt.
Bis zum Einmarsch der französischen Revolutionstruppen im Jahre 1794 gehörte Lieser zum Kurfürstentum Trier und zum Hochgericht Bernkastel und stellte dort auch Schöffen. Im Jahre 1798, noch unter dem Direktorium, wurde Bernkastel zur Kantonshauptstadt. Im Jahre 1800 entstand unter Napoleon die „Mairie de Lieser“, zu der neben Lieser auch Kesten, Maring-Noviand, Filzen und Wintrich gehörte. Nach der Niederlage Napoleons wurden Filzen und Wintrich im Jahre 1815 der Bürgermeisterei Mülheim zugeteilt, während Wehlen und Kues (bis 1905) der neu gegründeten Bürgermeisterei Lieser zugeordnet wurden. Beim Wiener Kongress wurden die Rheinlande mitsamt dem ehemaligen Kurfürstentum Trier und Lieser preußisch.[7] Seit 1816 gehörte Lieser zum Kreis Bernkastel im Regierungsbezirk Trier.
Eine Blütezeit erlebte Lieser in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Industriellenfamilie Puricelli nach der Einheirat des Freiherren Clemens von Schorlemer in den Jahren 1884–1887 Schloss Lieser im Westen des Dorfes errichtete. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Anwesen zu einem Schloss erweitert. Kaiser Wilhelm II., der mit Schorlemer befreundet war, besuchte Lieser in den Jahren 1906, 1911 und 1913.[8]
Seit 1883 war Lieser an das Eisenbahnnetz angeschlossen und hatte einen eigenen Bahnhof an der Maare-Mosel-Bahn, die als Abzweiger der Moselstrecke von Wittlich-Wengerohr über Lieser nach Bernkastel-Kues führte und bis 1988 bestand.
Nach dem Bau einer Moselbrücke nach Mülheim wurde der Fährbetrieb am 9. April 1968 endgültig eingestellt.[9] Seit dem Anfang des 21. Jahrhunderts verfügt Lieser über einen Hochwasserschutzdamm, anstelle des ehemaligen Eisenbahndammes.
Seit 1946 ist der Ort Teil des damals neu gegründeten Landes Rheinland-Pfalz. Seit der Verwaltungsreform der 1970er Jahre gehört die Ortsgemeinde Lieser der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues an.
Geschichte der Lieserer Juden
Eine erster Nachweis für die Ansiedlung von Juden ist in den Steuerlisten vom 27. August 1663 belegt, im „Numbrement der Judenschaft binnen Stadt und Ambt Wittlich“, als die Lieserer „Hausstädt Moyses und Baruch, jüdische zwey Ehen“ zu einem Ehegulden in der Höhe von jeweils zwei Reichstalern veranlagt wurden.[10] Etwa seit dem 17. Jahrhundert verfügte die kleine Lieserer Gemeinde über eine Synagoge mit Betsaal und überwölbter Brunnenkammer. Seit 1896 betreute die jüdischen Gemeinde in Brauneberg sowohl die Lieserer [11] als auch die Mülheimer, Veldenzer und Wintricher Juden. [12] 1930 wurde die Lieserer Synagoge aufgrund von Baufälligkeit abgebrochen. [13]
Ein erster jüdischer Friedhof entstammt vielleicht schon dem Mittelalter. 1913 wurde ein neuer jüdischer Friedhof am Waldrand an der heutigen Richard-Wagner-Straße angelegt. Dieser wurde in der Zeit des Nationalsozialismus verwüstet, aber nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Gemeinde Lieser wiederhergestellt. [14]
Während 1906 noch 1597 Katholiken, 15 Nichtkatholiken und 15 Juden in Lieser wohnten, [13] waren es 1932 nur noch 6 Personen. [11] Auch 1938 wohnten noch sechs Juden in Lieser, die Opfer der Novemberpogrome wurden.[15] Elf aus Lieser stammende oder in Lieser wohnende Juden kamen im Holocaust um. [16]
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Lieser besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 in einer Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzenden. Die 16 Sitze im Gemeinderat verteilen sich auf die drei Wählergruppen Stettler (9 Sitze), FBLieser (5 Sitze) und Zeltner (2 Sitze).[17]
Wappen
Erst im Jahre 1935 erhielt Lieser ein eigenes Wappen. Dieses ist dreigeteilt:
- Schlüssel: Die zwei Schlüssel stehen für die beiden Lieserer Kirchen. Einerseits für die alte Paulskirche, die sich außerhalb des Ortes in den Weinbergen befindet, andererseits für die sich im Ort befindliche Petruskirche.
- Weinrebe: Die Weinrebe steht für den Weinbau, der in Lieser seit der Römerzeit nachweisbar ist.
- Posthorn: Das Posthorn im unteren Drittel des Wappens steht für den alten Posthof in Lieser, der im 16. und 17. Jahrhundert als Poststation an der von den Thurn und Taxis betriebenen Niederländischen Postroute von Brüssel nach Augsburg, Innsbruck und Italien genutzt wurde.
Sehenswürdigkeiten
- Die 1782 erbaute Pfarrkirche St. Peter
- Paulskirche mit eingebauter Klause auf dem Paulsberg (vor 1500)
- Gründerzeitliches Schloss Lieser
- Alter Posthof, Ensemble aus dem 16. – 18. Jahrhundert
- verschiedene alte Bürger- und Winzerhäuser
- Heimat- und Weinmuseum Lieser
Weitere Sehenswürdigkeiten befinden sich in der Liste der Kulturdenkmäler in Lieser.
Wirtschaft
Weinbau
Mit ca. 180 ha. Rebenfläche ist Lieser einer der größten Weinorte an der Mosel.
Die bekanntesten Weinlagen sind:
- Lieserer Schloßberg, Großlage Kurfürstlay
- Lieserer Niederberg-Helden, Großlage Beerenlay
- Lieserer Süßenberg, Großlage Beerenlay
- Lieserer Rosenlay, Großlage Beerenlay
Tourismus
Den Touristen, die Jahr für Jahr Lieser besuchen, bietet sich ein großes Angebot an Hotels, Privatzimmern und Pensionen. Die Gästesaison erstreckt sich hauptsächlich von Anfang April bis Ende Oktober. Vor allem im Herbst, zur Zeit der Traubenlese, erlebt die Tourismusbranche ihren Höhepunkt. Größere jährlich stattfindende Feste sind das Straßenfest „Rund um den Lieserer Marktplatz“ am zweiten Wochenende im September, ferner am 1. Mai das Pfarrfest an der Paulskirche, die Weinvision Lieser, bei der Lieserer Winzer den Wein des Vorjahres präsentieren, die Peter- und Paulskirmes und das Backfischfest am letzten Septemberwochenende.[18]
Bei Lieser treffen der von Trier bzw. Koblenz kommende Mosel-Radweg und der von Daun kommende Maare-Mosel-Radweg zusammen.
Mit Lieser verbundene Persönlichkeiten
- Johannes von Lieser († 1459), Freund und Mitstreiter des Cusanus
- Matthias Glabus, von 1631 bis 1647 Abt im Kloster Himmerod
- Karl Ferdinand Becker (1775–1849), Sprachforscher, in Lieser geboren
- Clemens Freiherr von Schorlemer-Lieser (1856–1922), von 1910–1917 Landwirtschaftsminister unter Kaiser Wilhelm II.
Literatur
- Franz Schmitt: Chronik Weindorf Lieser. Paulinus Druckerei, Trier 1988
Siehe auch
Geschichte der Poststation Lieser
Weblinks
Commons: Lieser – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerung der Gemeinden am 31. Dezember 2010 (PDF; 727 KB) (Hilfe dazu)
- ↑ Fundgeschichte und Beschreibung.
- ↑ Franz Schmitt: Chronik Weindorf Lieser 1988, S. 43.
- ↑ Schmitt: Chronik Weindorf Lieser 1988, S. 98f.
- ↑ Schmitt: Chronik Weindorf Lieser 1988, S. 154–159 und 162, Weinzinsregister 1524 und 1638.
- ↑ Bislang frühester urkundlicher Beleg 1522, Erlaubnisschreiben zur Benutzung der Postpferde mit Reitplan aus dem Nachlass des Diplomaten Johann Maria Warschitz im Archiv des Katharinenspitals Regensburg.
- ↑ Schmitt: Chronik Weindorf Lieser 1988, S. 447f.
- ↑ Schmitt: Chronik Weindorf Lieser 1988, S. 474.
- ↑ Schmitt: Chronik Weindorf Lieser 1988, S. 240.
- ↑ Franz Schmitt: Chronik Weindorf Lieser. Die Judengemeinde Lieser, Trier 1988, S. 852
- ↑ a b Die jüdischen Friedhöfe in Lieser
- ↑ vor Ort - einzelne Berichte Die Synagoge in Brauneberg
- ↑ a b Franz Schmitt: Chronik Weindorf Lieser. Die Judengemeinde Lieser, Trier 1988, S. 854
- ↑ Franz Schmitt: Chronik Weindorf Lieser. Die Judengemeinde Lieser, Trier 1988, S. 854 und 855.
- ↑ Raymund Weber: Maring, Noviand, Siebenborn, Heft 4, Dezember 1999, S. 45
- ↑ Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
- ↑ Kommunalwahl Rheinland-Pfalz 2009, Gemeinderat
- ↑ http://www.lieser-mosel.de/ Feste feiern.
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