- Malaysisches Heer
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Tentera Darat Malaysia
Wappen des malaysischen HeeresAktiv 1963 - heute Land Malaysia Streitkräfte Streitkräfte Malaysias Teilstreitkraft Heer Stärke 86.000 reguläre Soldaten Motto Gagah Setia (dt. stark und treu) Kommandeur Kommandeur des Heeres (Panglima Tentera Darat) General Zulkifli Zainal Abidin Das Malaysische Heer (malay.: Tentera Darat Malaysia) ist ein Teil der Streitkräfte Malaysias. Mit einer Personalstärke von 86.000 Soldaten ist es verglichen mit den 8000 Mann starken malaysischen Luftstreitkräften und der 12.000 Mann starken malaysischen Marine die mit Abstand größte Teilstreitkraft Malaysias. Es wurde in seiner jetzigen Form im Jahr 1963 zusammen mit dem Staat Malaysia gegründet, sieht sich aber in einer Traditionslinie mit früheren militärischen Einheiten, die teilweise noch vor dem Zweiten Weltkrieg unter britischer Kolonialherrschaft ausgehoben wurden, und feiert als Gründungstag den 1. März 1933.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vorkriegszeit
Das malaysische Heer sieht seine historischen Wurzeln in der First Malay Experimental Company, die am 1. März 1933 unter britischer Kolonialherrschaft gegründet wurde und aus malaiischen Rekruten und britischen Ausbildern bestand. Ziel dieser Maßnahme war es, die Zahl der Einheiten der British Army und der British Indian Army in Malaya reduzieren zu können. Gleichzeitig wuchs die Angst vor den imperialen Bestrebungen des Japanischen Kaiserreiches, so dass dem Drängen der malaiischen Sultane nach einer einheimischen Militäreinheit schließlich nachgegeben und die Malay Experimental Company ausgehoben wurde. Die Personalstärke wurde in den folgenden Jahren konstant erhöht, 1935 wurde die Kompanie zum Malay Regiment aufgewertet, kurze Zeit später wurden erstmals auch Malaien als Offiziere eingesetzt, zuvor waren sie lediglich als einfache Mannschaftsdienstgrade verwendet worden, die militärische Führung hatten stets britische Offiziere. Als Japan im Zweiten Weltkrieg große Teile Südostasiens eroberte, beteiligte sich das auf inzwischen 1400 Soldaten angewachsene Malay Regiment zusammen mit britischen Einheiten an der letztlich erfolglosen Verteidigung der malaiischen Halbinsel und Singapurs. Während der japanischen Besatzungszeit wurde es aufgelöst.[1][2]
Die zweite Militäreinheit, die ihre Geschichte in die Vorkriegszeit zurückdatieren kann, ist das heute neun Bataillone umfassende Infanterieregiment Rejimen Renjer DiRaja (RRD, dt. „Königliches Ranger-Regiment“). Seine Wurzeln liegen nicht auf der malaiischen Halbinsel, sondern im Bundesstaat Sarawak auf der Insel Borneo im Osten Malaysias. Sarawak war vor dem Zweiten Weltkrieg keine Kolonie, sondern der Privatbesitz der britischen Familie Brooke, die es für beinahe einhundert Jahre als Weiße Rajas beherrschten. Aus diesem Grund erhielt das Land keine militärische Unterstützung von Großbritannien, weshalb die Brookes bereits 1862 die Sarawak Fortmen gründeten, die 1872 in Sarawak Rangers umbenannt wurden und größtenteils aus einheimischen Kopfjägern von der Volksgruppe der Iban bestand. 1932 wurde die Einheit aufgrund fehlender Finanzmittel aufgelöst und erst kurz vor der Japanischen Invasion Borneos 1941 wiedergegründet und im selben Jahr Teil der auch hier erfolglosen britischen Verteidigung. Auch die Sarawak Rangers wurden während der japanischen Besatzung aufgelöst.[3]
Zweiter Weltkrieg und Malayan Emergency
Während des Zweiten Weltkrieges unterstützte Großbritannien die Kommunistische Partei Malayas (KPM) und ihren bewaffneten Arm, die Gueriallatruppe Malayan Peoples' Anti-Japanese Army (MPAJA), da dies die einzige Organisation in Malaya war, die nach der Besatzung noch militärischen Widerstand gegen Japan leistete. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges zerbrach dieses Bündnis sehr schnell, als die Briten als Kolonialherren nach Malaya zurückkehrten und den Forderungen der Kommunisten nach einem unabhängigen Malaya unter sozialistischer Staatsführung vehement ablehnten. 1948 entschloss sich die KPM zum bewaffneten Kampf gegen die Briten, der daraufhin entbrennende Bürgerkrieg dauerte zwölf Jahre und wird als Malayan Emergency bezeichnet. Die Hauptlast des Kampfes gegen die Kommunistische Partei Malayas wurde von britischen, australischen und neuseeländischen Sicherheitskräften getragen, doch auch der Aufbau einer einheimischen Armee wurde vorangetrieben. Das Malay Regiment, im September 1945 mit den überlebenden Veteranen der Vorkriegseinheit wiedergegründet, wurde konstant verstärkt, 1953 hatte es eine Stärke von sieben Bataillonen erreicht, was knapp 5000 Soldaten entsprach. 1952 waren zusätzlich das Federation Regiment und das Federation Armoured Car Squadron gegründet worden. Anders als das Malay Regiment, das nur ethnische Malaien aufnahm, standen diese beiden Einheiten auch Mitgliedern der anderen ethnischen Gruppen offen. Gemeinsam bildeten sie so den Grundstein des malaiischen Heeres, die Föderation Malaya (zu diesem Zeitpunkt noch britische Kolonie) verfügte nun erstmalig über eine de jure eigene Armee.1957 erhielt Malaya die Unabhängigkeit als föderale parlamentarische Monarchie. Die Malayan Emergency dauerte bis 1960, bis die Kommunistische Partei Malayas militärisch und politisch so weit geschwächt war, dass sie den bewaffneten Kampf nicht mehr fortsetzen konnte, und die verbliebenen Parteikader sich über die nördliche Grenze nach Thailand zurückzogen.[2][4]
Aus Sarawak waren seit Beginn der Emergency zahlreiche Iban, darunter ehemalige Mitglieder der Vorkriegs-Sarawak-Rangers, als Fährtenleser und Dschungelführer rekrutiert und auf der malaiischen Halbinsel eingesetzt worden. Nachdem im Laufe der Jahre über 1000 Iban diesen Dienst geleistet hatten, wurde 1953 eine dedizierte Kampfeinheit gegründet und in Anlehnung an die Vorkriegseinheit Sarawak Rangers (Malayan Unit) genannt. 1960 wurde sie unter der Bezeichnung Sarawak Rangers (Far East Land Forces) offiziell in die British Army eingegliedert. Als Sarawak 1963 gemeinsam mit Sabah und Singapur der Föderation Malaya beitrat und diese den heutigen Namen Malaysia annahm, wurden die Sarawak Rangers als Rejimen Renjer Teil des malaysischen Heeres.[3]
Unabhängigkeit und Konfrontasi
Auch nach der Unabhängigkeit Malayas (und später Malaysias) und dem Ende der Emergency verblieben britische Truppen im Land, der Schutz Malayas/Malaysias wurde zudem durch das Anglo-Malayan Defense Agreement von 1957 sichergestellt, in dem sich Großbritannien, Australien und Neuseeland verpflichteten, Malaya im Konfliktfall militärisch beizustehen. Dieses Agreement wurde bereits 1963 in Anspruch genommen, denn das benachbarte Indonesien unter Führung von Präsident Sukarno lehnte die Bildung Malaysias ab und ließ das östliche Malaysia von kleineren Militäreinheiten infiltrieren, die dort im Guerillastil Angriffe auf Polizei- und Militärposten durchführten. Dieser als Konfrontasi (malaysisch/indonesisch für „Konfrontation“) bekannte Konflikt zwischen Malaysia und Indonesien, der allerdings nie zu einem massiven Krieg eskalierte oder die Existenz eines der beiden Staaten ernsthaft gefährdete, dauerte bis zum Ende der Sukarno-Ära 1966. Das malaysische Heer war während dieser Zeit, wie schon während der Emergency, eher unterstützend tätig, die Hauptverantwortung oblag den britischen Truppen. 1967, ein Jahr nach Ende der Konfrontasi, entschloss sich Großbritannien, alle Truppen, die es im Ausland östlich des Suezkanals stationiert hatte, zurückzuziehen. Damit einhergehend lief das Anglo-Malayan Defence Agreement im Jahr 1971 aus und wurde durch die Five Power Defense Arrangements ersetzt, die jedoch keinen militärischen Beistand garantieren, sondern lediglich eine enge Konsultation zwischen den Unterzeichnern (Großbritannien, Australien, Neuseeland, Malaysia und Singapur) im Krisenfall vorsehen. Daher stand nun erstmalig das malaysische Militär alleinverantwortlich für die Sicherheit Malaysias ein und konnte sich nicht mehr auf Großbritannien als Schutzmacht verlassen.[4]
PERISTA-Phase und Neuorientierung
Bis zum Abzug der Commonwealth-Truppen war das malaysische Heer eine eher auf asymmetrischen Krieg und innere Sicherheit ausgerichtete Streitkraft. Dies lag einerseits an der Natur von Emergency und Konfrontasi, bei denen die Gefahr von kleinen Guerillagruppen ausging, andererseits am Anglo-Malayan Defence Agreement und der Präsenz der Commonwealth-Truppen, die das Land vor äußeren Bedrohungen schützten. Das Wiederauflammen kommunistischer Guerillaaktivitäten in den späten 1960er-Jahren stützte dieses Selbstverständnis des malaysischen Heeres. Doch der endgültige Abzug der Briten ab 1971, verbunden mit dem Ende des amerikanischen Vietnamkrieges 1975 und dem folgenden Einmarsch Vietnams in Kambodscha 1978 schürten im Schatten des Kalten Krieges die Furcht vor einem konventionellen Krieg, auf den die malaysischen Streitkräfte zu diesem Zeitpunkt völlig unvorbereitet waren. In den späten 1970ern begann aus diesem Grund unter der Bezeichnung PERISTA (Pembesaran Istimewa Tentera – Spezialvergrößerung der Streitkräfte) eine massive Aufstockung und Umstrukturierung des Heeres. So wurde es personell von 33.000 Mann am Ende der Konfrontasi 1966 zunächst auf 80.000 Mann im Jahr 1983 und schließlich knapp 110.000 Mann Ende der 1980er-Jahre aufgestockt. Gleichzeitig wurden Bemühungen unternommen, die Fähigkeiten des Heeres auf das gesamte Spektrum der konventionellen Kriegsführung auszuweiten und mit der Beschaffung entsprechender Waffensysteme begonnen. Wirtschaftliche Schwierigkeiten ab Mitte der 1980er und das Ende des Kalten Krieges führten jedoch zum Stop zahlreicher PERISTA-Maßnahmen.[4][5][6]
In den 1990er-Jahren wurde die Sicherung seiner Seewege und Hoheitsgewässer zum strategischen Hauptanliegen der malaysischen Regierung, wohingegen zu Lande seit dieser Zeit keine unmittelbaren Bedrohungen mehr existieren. Aus diesem Grund haben Luftstreitkräfte und insbesondere Marine innerhalb des malaysischen Sicherheitskonzeptes in den vergangenen zwei Jahrzehnten gegenüber dem Heer deutlich an Bedeutung gewonnen. Das Heer wurde auf seine heutige Personalstärke von knapp 86.000 Soldaten zurückgeschrumpft und hat in seinen Modernisierungsbemühungen nun insgesamt eine geringere Priorität als die anderen Teilstreitkräfte.[4][6]
Dienstgrade
Die Dienstgrade des malaysischen Heeres entsprechen denen der British Army, ihre Bezeichnungen sind, obwohl an die malaysische Sprache angepasst, sehr deutlich den britischen Vorbildern entlehnt, gleichzeitig ist auch die Form der Rangabzeichen den britischen Vorlagen nachempfunden.
Offiziersdienstgrade Schulterklappe Dienstgrad Fil Marsyal1 Jeneral Leftenan Jeneral Mejar Jeneral Brigadier Jeneral Kolonel Leftenan Kolonel Mejar Kapten Leftenan Leftenan Muda Britische Entsprechung Field Marshal General Lieutenant General Major General Brigadier Colonel Lieutenant Colonel Major Captain Lieutenant Second Lieutenant Ungefähre Entsprechung
im NATO-RangcodeOF-10 OF-9 OF-8 OF-7 OF-6 OF-5 OF-4 OF-3 OF-2 OF-1 OF-1 1 Zeremonieller Dienstgrad des malaysischen Königs. Unteroffiziers- und Mannschaftsdienstgrade Schulterklappe Kein Rangabzeichen Dienstgrad Pegawai Waran I Pegawai Waran II Staf Sarjan Sarjan Koperal Lans Koperal Prebet Britische Entsprechung Warrant Officer I Warrant Officer II Staff Sergeant Sergeant Corporal Lance Corporal Private Ungefähre Entsprechung
im NATO-RangcodeOR-9 OR-8 OR-7 OR-6/OR-5 OR-4 OR-3 OR-2/OR-1 Organisation
Gemäß der malaysischen Verfassung ist der König Oberbefehlshaber des Heeres, und einziger Inhaber des höchsten Dienstgrades Feldmarschall. In der Praxis ist dies allerdings eine rein zeremonielle Funktion, der König besitzt keine reale Kommandogewalt über das Heer. Die Streitkräfte Malaysias im Allgemeinen sind Teil des öffentlichen Dienstes und somit der Regierung untergeordnet. Die zivile Kontrolle wird ausgeübt vom Streitkräfterat (Majlis Angkatan Tentera) unter Vorsitz des Verteidigungsministers (Menteri Pertahanan).[6]
Heereshauptquartier
An der Spitze des malaysischen Heeres steht das Markas Tentera Darat (dt. „Heereshauptquartier“) unter dem Befehl des Panglima Tentera Darat („Kommandeur des Heeres“). Seit Mai 2010 wird dieser Posten von General Zulkifli Zainal Abidin innegehalten.
Dem Heereshauptquartier unterstehen mehrere Einheiten, die nicht regional gebunden sind, sondern lageabhängig im ganzen Land eingesetzt werden können. Diese Einheiten zeichnen sich, verglichen mit dem Rest des Heeres, durch besondere Fähigkeiten oder einzigartige Ausrüstung aus. Dazu gehört die Grup Gerak Khas, eine drei Bataillone umfassende Spezialkräftebrigade, die für Aufgaben wie Fernaufklärung, Sabotage, unkonventionelle Kriegsführung oder Geiselrettung gerüstet ist. Daneben sind dem Heereshauptquartier die malaysischen Luftlandetruppen unterstellt, die in der Luftlandebrigade 10 (10 Briged Para) zusammengefasst sind. Zu dieser Brigade gehören neben drei Fallschirmjägerbataillonen auch ein Artilleriebataillon mit leichten Haubitzen, ein Zug leichter Panzer sowie eine Flugabwehrbatterie.
Ebenso stehen das 11. Panzerbataillon (11 Kor Armor DiRaja), als einzige mit Kampfpanzern ausgerüstete Einheit und das 51. Artilleriebataillon (51 Rejimen Artileri DiRaja) als einzige mit Mehrfachraketenwerfern ausgerüstete Einheit unter dem direkten Befehl des Heereshauptquartiers, während das 22. Artilleriebataillon (22 Rejimen Artileri DiRaja) eines von lediglich zweien im Heer ist, das über 155-mm-Haubitzen verfügt.
Großverbände
Die übrigen Heereseinheiten gehören zu einer der vier Divisionen (Divisyen), deren Aufgabe die Verteidigung jeweils eines fest zugeordneten Teils des malaysischen Staatsgebietes ist. Die vier Divisionen unterstehen dem Markas Medan Tentera Darat (dt. „Heeresfeldhauptquartier“), welches wiederum dem Heereshauptquartier untersteht. Die Divisionen, jede etwa 10.000 bis 20.000 Mann stark, werden vom Divisionskommandeur (Panglima Divisyen), in der Regel ein Generalmajor, und seinem Generalstab (Markas Divisyen) befehligt und zählen zwischen zwei und vier Brigaden. Diese werden von einem Brigadegeneral befehligt und bestehen in der Regel im Wesentlichen aus leichter Infanterie. Artillerie- und Panzerverbände unterstehen direkt der Divisionsführung.[7][8]
Bezeichnung Verantwortungsgebiet (Betroffene Bundesstaaten) Angrenzende Staaten 1. Division (1 Divisyen) Ostmalaysia (Sarawak & Sabah) Indonesien, Brunei 2. Division (2 Divisyen) Norden der malaiischen Halbinsel (Kedah, Kelantan, Penang, Nord-Perak, Perlis, Terengganu) Thailand 3. Division (3 Divisyen) Süden der malaiischen Halbinsel (Johor, Malakka, Negeri Sembilan, Ost-Pahang) Singapur 4. Division (4 Divisyen) Zentrum der malaiischen Halbinsel (Bundesterritorien Kuala Lumpur und Putrajaya, Selangor, West-Pahang, Süd-Perak) / 1. Division (1 Divisyen)
Die 1. Division ist alleinig für den östlichen Teil Malaysias, also die auf der Insel Borneo gelegenen Bundesstaaten Sabah und Sarawak verantwortlich. Diese beiden Bundesstaaten machen über 60 % der gesamten Landesfläche aus, womit der Zuständigkeitsbereich der 1. Division deutlich größer ist als die Zuständigkeitsbereiche der drei anderen Divisionen zusammengerechnet. Ostmalaysia ist zwar flächenmäßig deutlich größer ist als der Westteil, aber mit 5 Millionen Einwohnern im Vergleich zu den 22 Millionen Einwohnern der malaiischen Halbinsel deutlich dünner besiedelt, infrastrukturell deutlich schlechter erschlossen ist und spielt sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich und politisch eine wesentlich geringere Rolle. Zudem liegt hier die über 1000 km lange grüne Grenze zu Indonesien. Seit Ende der Konfrontasi 1966 versuchen beide Staaten eine Politik der Entspannung zu vermitteln, weshalb sie auf der geteilten Insel Borneo traditionell eher wenige Truppen stationieren.
Im hügeligen bis gebirgigen Landesinneren von Sarawak und Sabah sind noch relativ große Vorkommen ursprünglichen Primärregenwaldes vorhanden, insbesondere die Grenzregion zu Indonesien ist in Teilen noch nahezu unerschlossen. Die drei Brigaden der Division - 3, 5 und 9 Briged - bestehen daher ausschließlich aus leichter Infanterie, der Einsatz schwerer Kräfte ist aufgrund der naturräumlichen Begebenheiten nur sehr eingeschränkt möglich. Lediglich ein mit Radpanzern ausgerüstetes Panzerbataillon (4 Kor Armor DiRaja) untersteht direkt der Divisionsführung und ist in Kuching, der Hauptstadt von Sarawak, stationiert. Zusätzlich steht ein Artilleriebataillon (6 Rejimen Artileri DiRaja) zur Verfügung.
Insgesamt unterstehen der 1. Division sieben Infanteriebataillone, die im Kriegsfall durch vier Reservistenbataillone des Territorialheeres ergänzt werden können.[7]
2. Division (2 Divisyen)
Die 2. Division ist für den Norden der malaiischen Halbinsel verantwortlich, dies umfasst die Bundesstaaten Kedah, Kelantan, Penang, Perlis, Terengganu sowie den Norden von Perak. Damit sichert sie auch das Grenzgebiet zu Thailand, das unmittelbar an die Unruheregionen im thailändischen Süden grenzt. Die 2. Division ähnelt im Aufbau der 1. Division, ist aber zahlenmäßig stärker. Sie umfasst ebenfalls drei Brigaden (2, 6 und 8 Briged), allerdings mit insgesamt zehn leichten Infanteriebataillonen, verstärkt durch elf Reservistenbataillone. Daneben unterstehen der Divisionsführung ein Radpanzerbataillon (4 Kor Armor DiRaja), stationiert im Süden von Kedah, und zwei Artilleriebataillone (3 und 5 Rejimen Artileri DiRaja).[7]
3. Division (3 Divisyen)
Das Verantwortungsgebiet der 3. Division ist der Süden der malaiischen Halbinsel mit den Bundesstaaten Johor, Malakka, Negeri Sembilan sowie dem Osten von Pahang. Im Süden grenzt dieses Gebiet an Singapur. Die 3. Division umfasst zwei Brigaden leichter Infanterie (1 und 7 Briged) mit je drei Bataillonen und die 4. Mechanisierte Brigade (4 Briged Mekanis). Diese ist eine Besonderheit im malaysischen Heer, da sie als einzige (außer den zur Luftlandebrigade gehörenden Fallschirmjägern) keine reguläre Infanterie darstellt, sondern die einzige Mechanisierte Infanterie des malaysischen Heeres stellt und über drei mit Schützen- und Transportpanzern ausgerüstete Bataillone verfügt. Zudem ist bemerkenswert, dass der 4. Brigade ein eigenes Panzerbataillon (1 Kor Armor DiRaja) untersteht.[7]
Die neun aktiven Infanteriebataillone der 3. Division können bei Bedarf durch vier Reservistenbataillone verstärkt werden. Die Artillerieabteilung der 3. Division ist die mit Abstand größte im ganzen Heer, so verfügt sie allein über vier Artilleriebataillone mit leichten 105-mm-Haubitzen und ein Bataillon mit schweren 155-mm-Haubitzen. Neben dem zur 4. Mechanisierten Brigade gehörenden Panzerbataillon untersteht auch dem Generalstab der Division ein eigenes Panzerbataillon (2 Kor Armor DiRaja), womit es zwei Panzerbataillone in dieser Division gibt, was ebenfalls einmalig im malaysischen Heer ist.[7]
4. Division (4 Divisyen)
Die 4. Division ist die kleinste des Heeres. Sie ist für die Mitte der malaiischen Halbinsel zuständig, womit der Bundesstaat Selangor, der Süden von Perak, der Westen von Pahang sowie die beiden Bundesterritorien Kuala Lumpur und Putrajaya gemeint sind. Damit grenzt das Verantwortungsgebiet der 4. Division an kein Nachbarland, sondern liegt inmitten des malaysischen Staatsgebietes. Die dadurch fehlende Notwendigkeit der Grenzsicherung und -überwachung sowie die geringe Wahrscheinlichkeit, in einem konventionellen Konflikt eigenständig das Gefecht gegen starke Feindverbände führen zu müssen, äußert sich in der geringen Anzahl von zwei Brigaden leichter Infanterie (11 und 12 Briged) mit insgesamt vier Infanterie- und zwei Reservistenbataillonen und dem vollständigen Fehlen von Panzer- und Artillerieverbänden. Zur vierten Division gehört das Wachbataillon des malaysischen Heeres, das zwar als Infanteriebataillon gerechnet wird, jedoch hauptsächlich protokollarischen Dienst exerziert, wozu etwa die repräsentative Wachfunktion vor bedeutenden Gebäuden wie dem Palast des malaysischen Königs oder das Stellen der militärischen Ehren bei Staatsempfängen gehört.[7]
Untere Befehlsebene
Jede Brigade umfasst mehrere Bataillone, die von einem Oberstleutnant kommandiert werden und jeweils etwa 720 Mann umfassen. Die nächstkleineren Verbände innerhalb eines Bataillons haben je nach Truppengattung verschiedene Bezeichnungen, bei der Infanterie und den meisten anderen Truppengattungen heißen sie Kompanie (Kompeni), bei der Panzertruppe dagegen Schwadron (Skuadron) und bei der Artillerie werden sie als Batterie (Bateri) bezeichnet. Angeführt wird ein solcher Verband von einem Major oder einem Hauptmann. Noch darunter steht der Zug (Platun, von englisch „platoon“) respektive Trupp (Terup), angeführt von einem Leutnant oder Oberleutnant. Die unterste operative Ebene bei der Infanterie ist die Gruppe (Seksyen, von englisch „section“), die aus acht Soldaten unter dem Befehl eines Korporal oder Sergeant besteht.[8]
Truppengattungen
Die Truppengattungen des malaysischen Heeres tragen in der Regel entsprechend der britischen Militärtradition die Bezeichnungen Regiment (rejimen) oder Korps (kor). Ebenfalls wurde die britische Tradition übernommen, dass das Heer - anders als Marine und Luftwaffe - nicht als Gesamtes den Titel „Königlich“ (malaysisch DiRaja) trägt, sondern dieser Titel den einzelnen Truppengattungen verliehen wird.
Kampftruppen (Pasukan Tempur)
- Königliches Malaiisches Regiment (Rejimen Askar Melayu DiRaja, RAMD) - Infanterie; einschließlich Fallschirmjäger & Mechanisierte Infanterie
- Königliches Ranger-Regiment (Rejimen Renjer DiRaja, RRD) - Infanterie; einschließlich Fallschirmjäger & Mechanisierte Infanterie
- Königliches Panzerkorps (Kor Armor DiRaja, KAD)
Kampfunterstützungstruppen (Pasukan Bantuan Tempur)
- Königliches Artillerieregiment (Rejimen Artileri DiRaja, RAD)
- Königliches Fernmelderegiment (Rejimen Semboyan DiRaja, RSD)
- Königliches Pionierregiment (Rejimen Askar Jurutera DiRaja, RAJD)
- Königliches Militärpolizeikorps (Kor Polis Tentera DiRaja, KPTD)
- Königliches Instandhaltungskorps (Kor Jurutera Letrik dan Jentera DiRaja, KJLJD)
- Königliches Nachrichtendienstkorps (Kor Risik DiRaja, KRD)
Unterstützungstruppen (Pasukan Bantuan Perkhidmatan)
- Königliches Sanitätskorps (Kor Kesihatan DiRaja, KKD)
- Verwaltungskorps (Kor Perkhidmatan Am, KPM)
- Königliches Nachschubkorps (Kor Perkhidmatan DiRaja, KPD)
- Königliches Munitionskorps (Kor Ordnans DiRaja, KOD) - Verwaltung der Munition und Explosivstoffe
- Korps für Religionsangelegenheiten der Streitkräfte - (Kor Agama Angkatan Tentera, KAGAT) - Militärseelsorge
Spezialeinheiten (Pasukan Khas)
- Regiment für Spezialoperationen (Rejimen Gerak Khas, RGK)
- Heeresfliegerstaffel (Pasukan Udara Tentera Darat, PUTD)
- Schnelle Eingreifkräfte (Pasukan Aturgerak Cepat, PAC) - Gestellt von den Infanteriebataillonen des RAMD und RRD
Ausrüstung
Prinzipiell untersteht Malaysia bei der Beschaffung seiner militärischen Ausrüstung keinen politischen Zwängen, und verwendet Waffensysteme aus zahlreichen Ländern der Erde. Eine Ausnahme bildet Israel, mit dem Malaysia keine diplomatischen Beziehungen unterhält.
Im Hinblick auf die Beschaffungsprozeduren des Heeres (wie auch der anderen Teilstreitkräfte) werden immer wieder Missstände angeprangert. Demnach gibt es ein großes Ausmaß an Korruption und Vetternwirtschaft. Der Schweizer Messerhersteller Victorinox, der 2007 33000 seiner Taschenmesser an das Heer lieferte, äußerte sich öffentlich zur undurchsichtigen Beschaffungspolitik der malaysischen Streitkräfte. Demnach werden Neuanschaffungen stets über ehemalige Offiziere abgewickelt, die ihre Kontakte in die Streitkräfte nutzen, um als Mittelsmänner zu profitieren. Dies erhöht einerseits die Kosten der Systeme, andererseits geben bei der Beschaffung nicht notwendigerweise taktische oder technologische Gesichtspunkte den Ausschlag, sondern persönliche Kontakte zu den Entscheidungsträgern. Auffällig ist, dass das malaysische Heer nur selten auf bewährte Technologie zurückgreift, sondern häufig der weltweit erste oder einzige Käufer eines Waffensystems ist.[6][9][10]
Infanterieausrüstung
Ordonnanzgewehr der malaysischen Streitkräfte ist seit Ende der 1980er-Jahre das österreichische Steyr AUG A1, das ab 1991 auch vor Ort in Lizenz produziert wurde. Es wurde allerdings in Teilen bereits vom amerikanischen Colt M4A1 abgelöst, das 2006 als neues Ordonnanzgewehr ausgewählt wurde und bis 2018 in einer Stückzahl von insgesamt 130000 Waffen in den malaysischen Streitkräften eingeführt werden soll.[11][12][13] Damit kehrt Malaysia zu einem bereits bekannten System zurück, denn vor dem Steyr AUG war bereits das ebenfalls von Colt hergestellte und auf dem selben System wie das M4A1 basierende M16A1 Ordonnanzgewehr der Streitkräfte. Das M16A1 befindet sich bei den Reservisteneinheiten des Territorialheeres noch immer im Dienst, in einer Sonderrolle auch bei den aktiven Einheiten, da es den von der malaysischen Armee genutzten 40-mm-Unterlaufgranatwerfer M203 aufnehmen kann, was mit der malaysischen Version des AUG nicht möglich ist. Neben dem M203 wird auch der aus Südafrika stammende halbautomatische Mehrfachgranatwerfer Milkor MGL genutzt.
Aus belgischer Produktion stammen das leichte Maschinengewehr FN Minimi im Kaliber 5,56 x 45 mm und das Maschinengewehr FN MAG in 7,62 x 51 mm. Daneben werden auch ältere Bestände des deutschen Heckler & Koch HK 11 genutzt.
Zur Bekämpfung gepanzerter Fahrzeuge stehen der Infanterie mehrere Waffen zur Verfügung, darunter die aus Schweden stammende M2 Carl Gustaf, die russische RPG-7 und die C-90CR aus Spanien. In jeder Infanteriekompanie existiert zudem ein Panzervernichtungstrupp, der die von einer Fahrzeuglafette abgefeuerte Panzerabwehrlenkrakete Metis M aus Russland verwendet. Die Fallschirmjägerbrigade benutzt zudem die französische Eryx im abgesessenen Einsatz.[14]
Verschiedene Mörser in den Kalibern 60 mm und 81 mm werden als Unterstützungswaffen eingesetzt.
Uniform
Der Feldanzug (baju celoreng) der malaysischen Streitkräfte ist in einem Tarnmuster gehalten, das von schwarzen horizontalen Streifen im Stile der Fellzeichnung eines Tigers dominiert wird, die über einem Muster aus ungleichmäßig angeordneten grünen, braunen und hellbeigen Flecken verlaufen. Dieses Harimau Belang (dt. „Tigerstreifen“) genannte Tarnmuster wird weltweit ausschließlich von Malaysia benutzt. Es ist nicht zu verwechseln mit dem während des Vietnamkrieges von den USA genutzten Tigerstripe-Muster. Für die Soldaten, die sich am UNIFIL-Einsatz im Libanon beteiligen, wurde eine Wüstenversion des Harimau Belang eingeführt, bei der die Streifen in einem Braunton und das darunterliegende Muster in verschiedenen Sandfarben gehalten sind.
Die Soldaten des Gardebataillons (1 Rejimen Askar Melayu DiRaja), die unter anderem die Istana Negara, den Palast des malaysischen Königs in Kuala Lumpur, bewachen, tragen eine besondere Paradeuniform. Diese orientiert sich am Baju Melayu, der traditionellen Kleidung der Malaien. Sie besteht im Wesentlichen aus einem weißen Anzug mit Dienstgraden und Auszeichnungen, einem Samping genannten Wickelrock mit typischem Muster um die Hüften und dem Songkok, der klassischen malaiischen Kopfbedeckung. Ergänzt wird diese Uniform durch ein M16A1-Sturmgewehr, dessen metallene Bauteile komplett verchromt sind.
Gepanzerte Fahrzeuge
Das Heer verfügt über 48 Kampfpanzer vom Typ PT-91M Pendekar, die 2002 bei dem polnischen Rüstungsunternehmen Bumar bestellt und von 2005 bis 2009 ausgeliefert wurden.[15] Zuvor verfügte Malaysia nicht über Kampfpanzer. Der PT-91M Pendekar ist eine Weiterentwicklung des aus der ehemaligen Sowjetunion stammenden T-72, wurde in den 1990er-Jahren unter der Bezeichnung PT-91 für das polnische Heer entwickelt, und für Malaysia unter Einbeziehung neuerer Technik, wie etwa einer französischen Feuerleitanlage, nochmals verbessert. Nutzer der Kampfpanzer ist das 11. Regiment des Königlichen Panzerkorps (Rejimen ke-11 Kor Armor DiRaja).
Die übrigen vier Panzerbataillone sind mit Radpanzern ausgestattet, die in den frühen 1980er-Jahren beschafft wurden. Dabei handelt es sich um insgesamt 186 Fahrzeuge vom Typ SIBMAS, einem dreiachsigen (6×6), amphibischen Panzer aus Belgien. Der SIBMAS, dessen weltweit einziger Nutzer Malaysia ist, war in seiner ursprünglichen Grundversion als Transportpanzer angeboten worden, Malaysia allerdings beschaffte nur die mit einer 90-mm-Kanone ausgestattete Feuerunterstützungsvariante SIBMAS AFSV-90 (Armored Fire Support Vehicle - 90 mm), bei der die Stärke des Absitztrupps im Vergleich zur Basisversion verringert ist, der jedoch über eine wesentlich höhere Feuerkraft verfügt. Unterstützt werden die Feuerunterstützungsfahrzeuge von 24 Bergepanzern SIBMAS ARV (Armored Recovery Vehicle), die anstatt schwerer Bewaffnung über Krananlage und Drahtseilwinde verfügen. Als Ergänzung zu den SIBMAS beschaffte Malaysia zur selben Zeit etwa 450 amphibische 4×4-Radpanzer vom Typ Condor aus Deutschland. Dieses von Thyssen-Henschel entwickelte und auf dem Fahrgestell des Unimog basierende Fahrzeug wurde in den vier Varianten Sanitätspanzer, Bergepanzer, Führungsfahrzeug und Mannschaftstransportwagen an Malaysia geliefert. Die Mannschaftstransportwagen sind dabei mit einem Waffenturm ausgestattet, entweder mit 7,62mm-Zwillingsmaschinengewehr oder einer 20-mm-Maschinenkanone. Innerhalb eines Panzerbataillons werden die SIBMAS und die Condor im Verbund eingesetzt, wobei zwei SIBMAS und vier Condor jeweils einen Zug bilden.[5]
Ebenfalls in den 1980er-Jahren wurden aus Großbritannien 26 leichte Kettenfahrzeuge vom Typ Scorpion 90 geliefert, ergänzt durch 25 Mannschaftstransportpanzer vom Typ Stormer, der auf dem gleichen, allerdings verlängerten Fahrgestell basiert. Die Scorpion-Panzer verfügen über die gleiche 90-mm-Kanone wie die SIBMAS AFSV-90, die Stormer dieselben zwei Turmvarianten wie die Condor-Mannschaftstransporter. Die Fahrzeuge wurden vor der Ankunft des PT-91M Pendekar im 11. Panzerbataillon eingesetzt, außerdem dient ein Zug dieser Fahrzeuge als gepanzertes Element in der 10. Luftlandebrigade. Im Gegensatz zu den SIBMAS und Condor besteht hier ein Zug aus vier Scorpion 90 und zwei Stormer. Da der Scorpion im Gegensatz zum SIBMAS keinen Absitztrupp besitzt, hat ein solcher Zug wesentlich weniger abgesessene Infanterie zur Verfügung, dafür durch den Kettenantrieb eine höhere Mobilität, die die Hauptbewaffnung der Fahrzeuge effektiver zum Einsatz bringen kann.[5][16]
Im Jahr 2000 bestellte das Heer insgesamt 211 Kettenfahrzeuge vom Typ [17]
1993 beschaffte Malaysia im Eilverfahren 111 Transportpanzer vom Typ K-200 KIFV aus Südkorea, lokal MIFV (Malaysian Infantry Fighting Vehicle) genannt. Grund war der dringende Bedarf an geschützten Kettenfahrzeugen für den UN-Friedenseinsatz UNPROFOR im Balkan. Neben der Mannschaftstransportvariante wurden unter anderem auch Mörserträger und Bergefahrzeuge beschafft. Nach Beendigung des Einsatzes gingen diese Fahrzeuge in den regulären Dienst über und sind heute ebenfalls in der 4. Mechanisierten Brigade zu finden.
Bereits außer Dienst gestellt sind einige ältere Typen wie der gepanzerte Spähwagen Ferret oder der amerikanische V-150-Radpanzer.
Auf der Militärausstellung Defense Services Asia (DSA) im April 2010 entschloss sich Malaysia, bis 2016 mindestens 257 8×8-Radpanzer vom Typ Pars aus der Türkei zu beschaffen, der lokal unter dem Namen AV-8 in Lizenz hergestellt werden soll.[18] Der Pars/AV-8 soll in Teilen den SIBMAS und den Condor ablösen, die aufgrund ihres Alters einen hohen Wartungsaufwand erfordern und allmählich an das Ende ihrer Nutzungszeit stoßen.
Artillerie
Das Hauptwaffensystem der Artillerie ist die kompakte 105-mm-Haubitze Modell 56 aus Italien, von der das Heer bereits in den frühen 1960er-Jahren über 150 Geschütze beschaffte. Die Haubitze wird von den Artilleriebataillonen der Divisionen eingesetzt. Zahlenmäßig weit seltener vertreten sind die 155-mm-Haubitzen der Typen FH 70 aus Großbritannien und G5 Mk 3 aus Südafrika, von denen Malaysia 12 bzw. 28 Geschütze besitzt. Die FH 70 wurden bereits in den frühen 1980er-Jahren beschafft, die G5 Mk 3 erst im Jahr 2004.[19][20]
Von dem brasilianischen Mehrfachraketenwerfersystem ASTROS-2 besitzt das Heer 18 Fahrzeuge. Sie wurden im Jahr 2000 beim Rüstungshersteller Avibras bestellt und 2002 ausgeliefert. Die ASTROS-2 werden in je drei Batterien zu sechs Fahrzeugen beim 51. Artilleriebataillon (51 Rejimen Artileri DiRaja) eingesetzt. Als Führungs- und Beobachtungsfahrzeug werden die vom selben Hersteller stammenden 4×4-Radpanzer vom Typ AV-VBL genutzt. Über die Aufstellung eines weiteren ASTROS-2-Bataillons wird nachgedacht.[20]
Zur Ortung feindlicher Artillerie besitzt das malaysische Heer das schwedische Artillerieaufklärungsradar ARTHUR, das auf geländegängigen Kettenfahrzeugen vom Typ Bandvagn 206 montiert ist.
Flugabwehr
Das Heer verfügt ausschließlich über Flugabwehrsysteme mit einer Reichweite von wenigen Kilometern, die den so genannten SHORAD-Bereich abdecken (SHORAD - Short Range Air Defence). Die weiträumige Luftraumsicherung ist Aufgabe der Luftstreitkräfte.
Das radargesstützte Flugabwehrraketensystem Jernas, eine modernisierte Version des britischen Rapier-Systems, verschießt Lenkraketen, die bei einer Höchstgeschwindigkeit von Mach 2,5 eine Reichweite von 8 km haben. Malaysia besitzt drei 2006 ausgelieferte Jernas-Systeme, die jeweils aus einem Rundum-Suchradar, einem Folgeradar sowie zwei Werfern mit je acht Raketen und der optischen Zieleinrichtung bestehen. Alle Komponenten sind auf konventionellen PKW-Anhängern montiert.[21] Dies gilt ebenso für die 12 Exemplare des aus der Schweiz stammenden Flugabwehrkanonensystems Skyguard, bei dem eine Feuerleitradaranlage jeweils zwei 35-mm-Zwillingskanonen GDF-003 leitet. Zusätzlich existieren noch etwa 30 ältere 40-mm-Bofors-Geschütze, die rein manuell bedient werden.[22]
Vom europäischen Rüstungskonzern EADS wurden 2005 zwei Systeme des Luftraumüberwachungsradars TRML-3D beschafft, die bis 2008 ausgeliefert wurden. Dieses kann in einem Bereich von 200 km den Luftraum überwachen und feindliches Fluggerät aufklären und identifizieren.[23]
Neben diesen stationär eingesetzten Waffensystemen verfügt das Heer auch über mehrere schultergestützte MANPADS-Systeme für den unmittelbaren Nahbereichseinsatz, namentlich die britische Starburst, die russische 9K38 Igla, die pakistanische Anza Mk II und die chinesische FN-6.[24] Für Starburst und Igla stehen als Alternative zum infanteristischen, schultergestützten Gebrauch auch spezielle Fahrzeuglafetten zur Verfügung.
Fluggerät
Da das Gros der Lufttransportaufgaben in der Hand der Luftstreitkräfte liegt, verfügt die sehr kleine Heeresfliegertruppe lediglich über 11 Agusta A109LOH aus Italien, die für leichte Transportaufgaben und Aufklärungsmissionen verwendet werden. Sie sind mit Pylonen ausgestattet, an denen ungelenkte Raketen oder Maschinengewehre angebracht werden können. Die französische SA-319 Alouette III, von der einige Exemplare von den Luftstreitkräften an das Heer übergeben wurden, wird als Ausbildungshubschrauber genutzt.
Kooperation mit fremden Streitkräften
Das malaysische Heer hält zusammen mit der Marine seit 1995 ein jährliches Manöver mit der US Navy und dem US Marine Corps ab. Dieses Manöver ist Teil der Cooperation Afloat Readiness and Training (CARAT), das die US-Streitkräfte jährlich in Südostasien veranstalten und dabei nacheinander Manöver mit verschiedenen südostasiatischen Streitkräften abhalten. Bei diesen Manövern, deren Ziel der gegenseitige Wissens- und Erfahrungsaustausch der Soldaten ist, erhalten die malaysischen Soldaten häufig die Möglichkeit, mit dem modernen amerikanischen Kriegsgerät Elemente der amphibischen Kriegsführung zu üben, während umgekehrt US-Soldaten von Malaysiern im Dschungelkampf geschult werden.
Im Rahmen des südostasiatischen Staatenbundes ASEAN findet seit 1991 der jährliche Schießwettbewerb ASEAN Armies Rifles Meet (AARM) statt, an dem sich Soldaten aller zehn Mitgliedsstaaten der ASEAN beteiligen. Der Schauplatz des Wettbewerbes wechselt jährlich, im Zuge des Wettbewerbes werden in verschiedenen Disziplinen die besten Schützen unter den südostasiatischen Soldaten ermittelt.
Der Spezialkräfteverband Grup Gerak Khas (GGK) übt regelmäßig mit den Spezialeinheiten der Nachbarländer, so fand im März und April 2010 die binationale Übung Malindo Latgabma Darsasa 2010 statt, bei der die GGK gemeinsam mit der indonesischen Heeresspezialeinheit Kopassus Geiselrettungsübungen durchführte.
Das zeremonielle Wachbataillon des malaysischen Heeres, 1 Rejimen Askar Melayu DiRaja, erhielt im Mai 2008 als vierte ausländische Einheit insgesamt und als erste vollständig muslimische Einheit überhaupt, die Gelegenheit, gemeinsam mit den Soldaten der britischen Queen's Guard die zeremonielle Wachfunktion an den königlichen Residenzen in London, darunter dem Buckingham Palace, zu verrichten.
Mit den Streitkräften Australiens, das als einziger ausländischer Staat mit der Base Butterworth eine Militärpräsenz in Malaysia aufrechterhält, finden regelmäßige gemeinsame Übungen statt. In Butterworth ist permanent eine Infanterieeinheit in Zugstärke der Australian Army anwesend, während malaysische Soldaten regelmäßig die australischen Truppenübungsplätze besuchen, die weit größer sind als alle Trainingsanlagen in Malaysia.
Beteiligung an internationalen Operationen
Soldaten des malaysischen Heeres nahmen an mehreren internationalen Operationen teil. Bereits von Oktober 1960 bis April 1963 beteiligten sich über 1000 Soldaten aus Malaya an der UNOC-Mission im afrikanischen Kongo.[25]
In den 1990er-Jahren beteiltigte sich Malaysia mit etwa 1000 Soldaten an der UNOSOM-II-Mission in Somalia. Von Januar 1994 bis März 1995 hatte der malaysische Generalleutnant Aboo Samah als Force Commander den militärischen Oberbefehl über die Mission. Während der Schlacht von Mogadischu am 3. und 4. Oktober 1993 unterstützte das malaysische Kontingent die Rettung der eingeschlossenen US-Truppen durch die Bereitstellung seiner Condor-Radpanzer. Während der Gefechte wurden zwei dieser Fahrzeuge durch Beschuss mit Panzerabwehrwaffen zerstört, ein malaysischer Soldat wurde dabei getötet.[25][26][27][28]
Infolge des Zerfalls von Jugoslawien beteiligte sich Malaysia an den dortigen Operationen, zur UNPROFOR-Mission in Bosnien und Herzegowina gehörte ein Kontingent von 1500 malaysischen Soldaten.[25] Das Engagement auf dem Balkan erstreckte sich auch über die UNPROFOR-Nachfolgemissionen IFOR und SFOR.
Von Mai bis August 2006 waren malaysische Soldaten Teil an der Operation Astute, einer internationalen Einsatzgruppe unter australischer Führung, die nach Osttimor verlegte, nachdem es dort zu schweren Unruhen gekommen war. Als diese schnelle Eingreiftruppe im August 2006 durch die von den Vereinten Nationen gedeckte UNMIT-Mission abgelöst wurde, wurden auch die malaysischen Soldaten wieder abgezogen, ihr Platz von Beamten der malaysischen Polizei eingenommen.[29][30]
Seit Juli 2009 befinden sich malaysische Soldaten im Zuge der UNIFIL-Mission im Libanon im Einsatz, seit Anfang 2011 handelt es sich um etwa 1.000 Soldaten, wobei dem malaysischen Kontingent organisatorisch auch etwa 100 Soldaten der Streitkräfte von Brunei angehören.[31][32]
Rekrutierungskultur
Wie im Rest der malaysischen Streitkräfte existiert auch im Heer eine starke ethnische Ungleichverteilung der Soldaten und Rekruten. Die Malaien machen in der Gesamtbevölkerung Malaysias einen Anteil von etwa 50% aus, innerhalb der Streitkräfte jedoch nahezu 90% aller Soldaten. Ethnische Chinesen und Inder, bei denen es sich hauptsächlich um Nachkommen von Immigranten aus dem 19. Jahrhundert handelt, hingegen stellen an der Gesamtbevölkerung zwar einen Anteil von 23% bzw. 7%, innerhalb der Streitkräfte jedoch jeweils weniger als 1% aller Soldaten. Die restlichen 8% der Soldaten rekrutieren sich aus der Vielzahl der kleineren malaysischen Volksgruppen. In Malaysia gibt es eine breite öffentliche Diskussion über diese Diskrepanz, so geriet im November 2010 der amtierende Verteidigungsminister Malaysias, Ahmad Zahid Hamidi, unter starken Druck, nachdem er äußerte, der geringe Anteil der Chinesen und Inder ließe sich möglicherweise mit fehlendem Patriotismus dieser beiden Volksgruppen erklären. Diese Äußerungen wurden von den Betroffenen umgehend zurückgewiesen, als Erklärung für den geringen Anteil wurde eine systematische Bevorzugung der Malaien angeführt, aufgrund derer viele qualifizierte chinesische und indische Dienstwillige bereits bei der Bewerbung abgelehnt würden. Die wenigen Chinesen und Inder, die es tatsächlich in die Streitkräfte schafften, wären zudem einem starken Mobbing durch ihre malaiischen Kameraden ausgesetzt. Als Folge dieser Debatte gelobte die malaysische Regierung, sich um eine Erhöhung der Zahl chinesischer und indischer Soldaten zu bemühen.[33][34][35] Die Spannungen zwischen den malaiischen, chinesischen und indischen Volksgruppen spielen auch außerhalb der Streitkräfte eine große Rolle, da ersteren von Gesetz wegen viele sozioökonomische Vorteile zustehen, durch die sich Chineser und Inder vielfach in ihrer persönlichen Entfaltungsmöglichkeit eingeschränkt sehen. Ein Beispiel hierfür ist etwa die 1971 in Kraft getretene New Economic Policy.
Einzelnachweise
- ↑ Lim Kai Tong (1999): The Malay Regiment - "Ta'at Dan Setia": 1933-1945.
- ↑ a b Kevin Blackburn: The commemoration and memory of the Malay Regiment in modern Malaysia and Singapore. In: Karl Hack / Tobias Rettig (Hrsg.): Colonial armies in Southeast Asia, Routledge: Oxon, New York 2006, ISBN 0-415-33413-6, S. 302–326.
- ↑ a b Rizal Abdullah: The beginnings of the Rangers. In: The New Straits Times, 13. April 2006.
- ↑ a b c d K.S. Nathan, Geetha Govindasamy: Malaysia: A congruence of interests. In: Muthiah Alagappa (Hrsg.): Coercion and governance: the declining political role of the military in Asia. Stanford University Press: Stanford, ISBN 0-8047-4226X, S. 259–275.
- ↑ a b c Harold Crouch: Time to consolidate on a new front line. In: Far Eastern Economic Review, Vol. 122, No. 44, 20. Oktober 1983.
- ↑ a b c d Russ Swinerton: Malaysia's security environment and strategic responses. In: Colin Barlow / Francis Loh Kok Wah: Malaysian economics and politics in the new century, Edgar Elgar Publishing, Cheltenham 2003, ISBN 1-84064-599-7, S. 75–92.
- ↑ a b c d e f Prasun K. Sengupta: The Malaysian Armed Forces. In: Tempur, Ausgabe 09/2002.
- ↑ a b Pengenalan ATM (Powerpointpräsentation). Webseite der Universiti Sains Malaysia, abgerufen am 2. März 2011.
- ↑ K. Das: Armoured army: Despite corruption claims an order for fighting vehicles goes ahead. In: Far Eastern Economic Review, Vol. 114, No. 50, 14. Dezember 1981.
- ↑ The standard soldier knife of the Malaysian Army. The Official Victorinox Blog, 20. September 2010. Abgerufen am 2. März 2011.
- ↑ Bernama (27. April 2006): Malaysia Replaces Steyr Assault Rifle With Colt M4 Carbine.
- ↑ Adrian David: RM700m deal for new firearms. In: The New Straits Times (28. März 2011). Abgerufen am 31. März 2011.
- ↑ Bernama: Army chief inducted into US varsity's hall of fame. In: The New Straits Times (2. Mai 2011). Abgerufen am 6. Mai 2011.
- ↑ MEMUSNAHKAN KERETA KEBAL - Persediaan Tentera Darat Malaysia. Webseite von Tempur. Abgerufen am 17. Mai 2010
- ↑ Jane’s International Defence Review (4. Februar 2009): Bumar-Labedy completes Malaysian MBT deliveries.
- ↑ BAE Systems, Global Combat Systems Stormer combat vehicle (United Kingdom), Armoured personnel carriers (tracked) (18. November 2010). Webseite der Jane’s Information Group. Abgerufen am 7. März 2011.
- ↑ M-Pol M113 track pads (Malaysia), Tracks (5. August 2010). Webseite der Jane’s Information Group. Abgerufen am 7. März 2011.
- ↑ Malaysia Acquires 257 Turkish Designed 8x8 Pars APCs. Defense-Update.com (21. April 2010). Abgerufen am 23. April 2010.
- ↑ HOWITZER UPGRADE OFFERED BY RDM (30. April 1994). Webseite der Jane’s Information Group. Abgerufen am 7. März 2011.
- ↑ a b Christopher F. Foss: Malaysia to buy more 155m systems in major modernization programme. In: Jane's Defence Weekly, 26. Mai 2004.
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- ↑ Olivia W. Ingraham / David Saw: Procurement returns to Malaysia. In: Armada International, 1. August 2002.
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- ↑ Malaysian peacekeepers to patrol larger areas in 2011. In: The New Straits Times, 13. September 2010. Abgerufen am 18. März 2011.
- ↑ Husna Yusop: Non-Malays patriotism not strong enough. In: The Sun, 9. November 2010.
- ↑ Bernama: Ahmad Zahid denies questioning loyalty, integrity of non-Malays. In: The Sun, 11. November 2010.
- ↑ Tang Eng Bee: Poor recruitment effort. In: The Star, 12. November 2010.
Weblinks
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