- Morphium (Roman)
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Morphium (Originaltitel Sad Cypress) ist der 27. Kriminalroman von Agatha Christie. Er erschien im Vereinigten Königreich im Collins Crime Club im März 1940 [1] und später im selben Jahr in den USA bei Dodd, Mead and Company [2] [3]. Die deutsche Erstausgabe wurde 1943 vom Scherz Verlag (Bern) in der bis heute verwendeten Übersetzung von Auguste Flesch von Bingen [4] veröffentlicht.
Es ermittelt Hercule Poirot in seinem 18. Roman in einem Gerichtsdrama.
Inhaltsverzeichnis
Erklärung des Romantitels
Der Titel stammt aus dem zweiten Akt, vierte Szene aus William Shakespeares Was ihr wollt:
- Come away, come away, death,
- And in sad cypress let me be laid;
- Fly away, fly away breath;
- I am slain by a fair cruel maid.
- My Shroud of White, stuck all with yew,
- O, prepare it!
- My part of death, no one so true
- Did share it.
Die Zypresse gilt traditionell als Trauerpflanze und wird auch zur Bepflanzung von Friedhöfen genutzt. In dem Lied, das dem Roman als Motto voran gestellt ist, geht es um eine Person, die sich entweder selber vergiftet hat oder vergiftet wurde: "My Shroud of White, stuck all with yew" (Mein Totenhemd, durchbohrt von Eibendornen) - die Früchte der Eibe enthalten ein tödliches Gift.
Handlung
Der Roman ist in drei Teile – oder Akte – unterteilt. Der erste Teil erzählt die Sicht der später des Mordes an ihrer Tante angeklagten Elinor Carlisle, der zweite beschreibt die Ermittlungen von Hercule Poirot und der dritte schildert die Gerichtsverhandlung wieder aus der Sicht von Elinor Carlisle.
Die entfernt miteinander Verwandten Elinor Carlisle und Roddy Welman sind miteinander verlobt und wollen bald heiraten. Da erhalten sie einen anonymen Brief, in dem jemand ihnen mitteilt, dass ihre Erbtante, deren Vermögen ihnen in der Zukunft ein sorgenfreies Leben ermöglichen soll, von irgendjemandem „ausgenommen“ wird. Die Beiden verdächtigen sofort Mary Gerrard, die Tochter der Haushälterin, an der die Tante Gefallen gefunden hat. Sie machen sich auf den Weg zu ihrer Tante - zum einen, um sie zu besuchen und zum anderen, um ihre Interessen zu wahren.
Mrs. Welman ist nach einem Schlaganfall hilflos und spricht, vor allem gegenüber ihrem Arzt, Peter Lord, davon, dass sie sterben möchte. Nach einem zweiten Schlaganfall bittet sie Elinor den Familienanwalt zu rufen, der ein Testament zu Gunsten von Mary vorbereiten soll. Roddy hat sich inzwischen in Mary verliebt und weckt so in Elinor Eifersucht. In der folgenden Nacht stirbt Mrs. Welman, ohne ein neues Testament zu hinterlassen. So erbt Elinor ihr gesamtes Vermögen, da sie die einzige Blutverwandte ist.
Elinor löst die Verlobung mit Roddy und bietet ihm (was er ablehnt) und Mary (die es annimmt) einen Teil des Erbes an. Elinor, Mary und die Gemeindeschwester Hopkins sitzen zum Tee zusammen, als Mary nach dem Genuss eines Sandwiches mit Fischpastete plötzlich zusammen bricht und an einer Vergiftung stirbt. Elinor gerät unter Verdacht und wird verhaftet. Die Leiche ihrer Tante wird exhumiert und man stellt fest, dass beide Frauen an einer Vergiftung mit Morphium starben. Das Gift stammt wahrscheinlich aus einer Flasche, die aus der Tasche der Gemeindeschwester entwendet wurde.
Im zweiten Teil untersucht Poirot den Fall. Er wurde dazu von Peter Lord gebeten. Der ist in Elinor verliebt und möchte ihre Unschuld beweisen.
Im dritten Teil wird die Gerichtsverhandlung geschildert. Als erstes legt die Staatsanwaltschaft ein abgerissenes Flaschenetikett vor, das beweisen soll, dass Elinor im Besitz des Giftes gewesen ist. Poirot kann aber beweisen, dass die Flasche nicht Morphium, sondern Apomorphium, ein Brechmittel, enthalten hatte: Der erste Buchstabe des Wortes Morphium ist klein geschrieben und die Vorsilbe Apo vom Etikett abgerissen worden.
Die Schwester hatte sich das Brechmittel selbst appliziert, um sich selbst nach dem Genuss des vergifteten Tees übergeben und den Tisch verlassen zu können.
So einfach die Tat war, so komplex war das Motiv. Mary Gerrard war nicht die Tochter von Eliza und Bob Gerrard, sondern die uneheliche Tochter von Mrs. Welman und Sir Lewis Rycroft. Dadurch war sie natürlich auch die nächste Verwandte von Mrs. Welman. Schwester Hopkins hatte Mary auch aufgefordert ein Testament zu machen. Mary hatte ihre nächste Verwandte, ihre Tante Mary Riley in Neuseeland, als Erbin eingesetzt. Mit Hilfe von zwei Zeugen gelingt es Poirot zu beweisen, dass die Gemeindeschwester genau diese Tante ist.
Der Roman endet mit einer harschen Kritik Poirots an Peter Lords eigenen Ermittlungen und dessen großer Erleichterung, als er erfährt, dass auch Elinor ihn liebt und ihn heiraten wird.
Personen
- Hercule Poirot, der berühmte belgische Detektiv
Die Opfer:
- Mrs. Laura Welman, eine Witwe
- Mary Gerrard, ihr Schützling
Die Verdächtigen:
- Elinor Carlisle, Mrs. Welmans Nichte
- Roddy Welman, Mrs. Welmans angeheirateter Neffe
- Dr. Peter Lord, Mrs. Welmans Arzt
- Schwester Jessie Hopkins, die Gemeindeschwester
- Schwester Eileen O'Brien, Mrs. Welmans Krankenschwester
- Mr. Seddon, Mrs. Welmans Anwalt
- Mrs. Bishop, Mrs. Welmans Haushälterin
- Horlick, der Gärtner
- Bob Gerrard, der Hausmeister und Marys angeblicher Vater
- Ted Bigland, ein Bauernsohn
Personen im Gericht:
- Der Richter
- Sir Edwin Bulmer, Verteidiger
- Sir Samuel Attenbury, Ankläger
- Dr. Alan Garcia, Gutachter für die Anklage
- Inspektor Brill, der ermittelnde Polizeibeamte
- Mr. Abbott, der Inhaber des Lebensmittelgeschäftes
- Alfred James Wargrave, ein Rosenzüchter
- James Arthur Littledale, ein Chemiker
- Amelia Mary Sedley, eine Zeugin aus Neuseeland
- Edward John Marshall, ein Zeuge aus Neuseeland
Bezüge zu anderen Werken
Peter Lord sagt, dass er den Kontakt zu Poirot aufgrund einer Empfehlung von Dr. John Stillingfleet hergestellt habe. Dabei beschreibt er einen Fall, der große Ähnlichkeit mit der Kurzgeschichte Der Traum hat. Diese Kurgeschichte war zwei Jahre zuvor in Nummer 566 des Strand Magazine gedruckt worden. Auch in den USA war sie schon 1939 in der Sammlung von Kurzgeschichten The Regatta Mystery erschienen. Die deutsche Übersetzung der Kurzgeschichte wurde erst 1964 in dem Sammelband Der Unfall und andere Fälle [5] veröffentlicht. Dr. John Stillingfleet tritt später noch einmal in dem Roman Die vergessliche Mörderin auf.
Der Roman gehört zu denjenigen Werken der Autorin, deren Titel einen Bezug zu William Shakespeare haben. Weitere sind Die Mausefalle (Bezug zu Hamlet), Taken by the Flood ( Bezug zu Julius Caesar) (deutscher Titel: Der Todeswirbel) und By the Pricking of my Thumb (Bezug zu Macbeth) (deutscher Titel: Lauter reizende alte Damen).
Gerichtsdramen wie dieses sind eher selten in Agatha Christies Werk. Ein weiteres, durch die Verfilmung mit Marlene Dietrich sehr berühmtes ist Zeugin der Anklage.
Bezüge zur Biografie
Agatha Christie schöpft in Sachen Giftkunde hier besonders ausführlich aus ihren Erfahrungen als Krankenschwester in einer Apotheke in einem Lazarett während des Ersten Weltkriegs.
Verfilmungen
Agatha Christie's Poirot
Der Roman wurde von London Weekend Television in Spielfilmlänge verfilmt und am 26. Dezember 2003 als spezielle Episode in der Fernsehserie Agatha Christie's Poirot ausgestrahlt. Die Hauptrolle spielt David Suchet als Hercule Poirot.
Wichtige englischsprachige und deutschsprachige Ausgaben
- 1940 Collins Crime Club (London)
- 1940 Dodd Mead and Company (New York)
- 1943 deutsche Erstausgabe in der Übersetzung von Auguste Flesch von Bingen im Scherz Verlag (Bern) [4]
Die erste Veröffentlichung des Romans erfolgte in zehn Fortsetzungen in den USA im Collier's Weekly Magazin vom 25. November 1939 (Volume 104, Nummer 22) bis 27. Januar 1940 (Volume 105, Nummer 4) mit Illustrationen von Mario Cooper.
Hörbücher
Dieser Roman ist einiger der wenigen Romane Agatha Christies, zu denen kein deutschsprachiges Hörbuch erschienen ist.
Weblinks
- Sad Cypress auf der offiziellen Agatha Christie Webseite
- Sad Cypress (2003) in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Einzelnachweise
- ↑ Chris Peers, Ralph Spurrier and Jamie Sturgeon. Collins Crime Club – A checklist of First Editions. Dragonby Press (Second Edition) March 1999 (Page 15)
- ↑ John Cooper and B.A. Pyke. Detective Fiction - the collector's guide: Second Edition (Pages 82 and 86) Scholar Press. 1994. ISBN 0-85967-991-8
- ↑ American Tribute to Agatha Christie
- ↑ a b Deutsche Erstausgabe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ↑ Der Unfall und andere Fälle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Werke von Agatha ChristieRomane
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Kriminalgeschichten
Poirot rechnet ab (1924) | Die Büchse der Pandora (1929) | Der seltsame Mister Quin (1930) | Der Dienstagabend-Klub (1932) | Der Hund des Todes (1933) | Etwas ist faul (1934) | Parker Pyne ermittelt (1934) | Hercule Poirot schläft nie (1937) | Die Arbeiten des Herkules (1947) | Ein diplomatischer Zwischenfall (1960) | Poirots erste Fälle (1974) | Miss Marples letzte Fälle (1979) | Die mörderische Teerunde (1991) | Solange es hell ist (1997)
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