Parlamentswahlen in Finnland 1939

Parlamentswahlen in Finnland 1939

Die finnischen Parlamentswahlen 1939 (finnisch Eduskuntavaalit 1939; schwedisch Riksdagsvalet 1939) fanden am 1. Juli und 2. Juli 1939 statt. Bei den 17. Wahlen zum finnischen Reichstag wurden 200 Abgeordnete gewählt.

Die letzten Parlamentswahlen am 1. und 2. Juli 1936 hatten zunächst eine Minderheitsregierung unter Kyösti Kallio vom Landbund zur Folge. Im März 1937 wurde Kyöst Kallio finnischer Präsident und Aimo Cajander von der kleinen Fortschrittspartei bildete als sein Nachfolger eine mehrheitsfähige Koalition aus Sozialdemokraten, Landbund, der Schwedischen Volkspartei und der Fortschrittspartei. Diese Regierung schaffte es, sich ein breites Vertrauen in der Bevölkerung zu sichern. Nach der wirtschaftlich schwierigen Zeit um 1930 verbesserte sich die Lage doch spürbar. Die Regierung ebnete mit Gesetzen den Weg zum Wohlfahrtsstaat, so wurde unter anderem ein gesetzlich garantierter Jahresurlaub eingeführt. In der Außenpolitik verfolgte man das Ziel der Neutralität und die Partnerschaft mit den anderen skandinavischen Staaten.

Die Sozialdemokraten, die schon bei den letzten Parlamentswahlen immer hinzu gewinnen konnten, kamen erstmals über die Marke von 500 000 Stimmen. Im Parlament bekamen sie nun 85 Sitze, zwei Sitze mehr als bisher. Der Landbund, die wie die Sozialdemokraten ebenfalls bisher in der Regierung waren, gewannen drei Size hinzu. Die stärksten Gewinne fuhr aber die konservative Sammlungspartei ein. Sie konnte zu ihren bislang 20 Sitze fünf weitere hinzufügen. Gleich sechs Sitze verlor dagegen der frühere Wahlbündnispartner der Sammlungspartei, die Vaterländische Volksbewegung.

Inhaltsverzeichnis

Wahlergebnis

Die Wahlbeteiligung lag bei 66,6 % [1] [2] und damit 3,7 Prozentpunkte über der Wahlbeteiligung bei den letzten Parlamentswahlen im Jahr 1936.

Endergebnis der Wahl zum finnischen Parlament vom 1. & 2. Juli 1939
Parteien Ausrichtung Ergebnis Veränderung Stimmen
in Prozent Mandate in Prozent Mandate Absolut
Sozialdemokratische Partei Finnlands
Suomen Sosialidemokraattinen Puolue (SDP)
Finlands Socialdemokratiska Parti
sozialdemokratisch 39,77 85 + 1,18
(38,59)
+ 2
(83)
515 980
Landbund
Maalaisliitto (ML)
Agrarförbundet
bäuerlich, sozialliberal 22,86 56 + 0,45
(22,41)
+ 3
(53)
296 529
Nationale Sammlungspartei
Kansallinen Kokoomuspuolue (Kok.)
Samlingspartiet (Saml.)
konservativ 13,58 25 + 3,22
(10,36)
+ 5
(20)
176 215
Schwedische Volkspartei
Ruotsalainen Kansanpuolue (RKP)
Svenska Folkpartiet (SFP)
liberal 9,61 18 - 1,59
(11,20)
- 3
(21)
124 720
Vaterländische Volksbewegung
Isämaallinnen Kansanliike (IKL)
Fosterländska Folkrörelsen
nationalistisch 6,65 8 - 1,69
(8,34)
- 6
(14)
86 219
Nationale Fortschrittspartei
Kansallinen Edistyspuolue (Ed.)
Framstegspartiet
liberal 4,81 6 - 1,47
(6,28)
- 1
(7)
62 387
Kleinbauern- und Landvolkpartei Finnlands
Suomen Pienviljelijäin ja Maalaiskansan Puolue (PMP)
bäuerlich 2,14 2 - 0,46 *
(1,97)
± 0 *
(2)
23 159
Schwedische Linke
Ruotsalainen Vasemmisto (RV)
Svensk Vänster (SV)
bäuerlich 0,46 - -
(-)
± 0
(-)
5 980
andere - 0,12 - - 0,09
(0,21)
- 1 506
Insgesamt - 100 200 - - 1 297 319
Quelle: Tilastokeskus (www.stat.fi 2004)
* Vergleichswert: Wahlergebnis 1936 von Kleinbauernpartei Finnlands und Volkspartei zusammen.

Nach der Wahl

Knapp fünf Monate nach der Wahl begann mit dem Einmarsch sowjetischer Soldaten der Winterkrieg 1939/40. Das Kabinett Cajander III, das seit dem 12. März 1937 die Regierung bildete, wurde kurz darauf am 1. Dezember 1939 vom Kabinett Ryti I unter Ministerpräsident Risto Ryti von der Fortschrittspartei abgelöst. Diese Koalition aus Sozialdemokraten, Landbund, Schwedischer Volkspartei und Fortschrittspartei blieb bis zum 27. März 1940, zwei Wochen nach dem Ende des Winterkrieges, im Amt. Danach bildete Risto Ryti eine Regierung, zu der alle Parteien außer der Vaterländischen Volksbewegung und die Kleinbauernpartei gehörten. Diese „Kriegskoalition“ wurde unter verschiedenen Ministerpräsidenten bis 1944 gehalten, wobei zwischenzeitlich auch die Vaterländische Volksbewegung und die Kleinbauern in die Regierung mit aufgenommen wurden. Nach dem Ende des Fortsetzungskrieges trat die Sammlungspartei wieder aus der Regierung aus. Der parteilose Juho Kusti Paasikivi, der bereits 1918 ein halbes Jahr Ministerpräsident war, übernahm nun das Amt des Regierungschefs. In dieser Regierung waren nun auch nun legalisierten, von der finnischen kommunistischen Partei SKP dominierten Volksdemokraten (SKDL) vertreten.

Übersicht der Kabinette :

  • 23.) Kabinett Ryti I - Risto Ryti (Fortschrittspartei) - Regierung: Sozialdemokraten, Landbund, Schweden, Fortschrittspartei (1. Dezember 1939 bis 27. März 1940)
  • 24.) Kabinett Ryti II - Risto Ryti (Fortschrittspartei) - Regierung: Sozialdemokraten, Landbund, Sammlungspartei, Schweden, Fortschrittspartei (27. März 1940 bis 4. Januar 1941)
  • 25.) Kabinett Rangell - Jukka Rangell (Fortschrittspartei) - Regierung: Sozialdemokraten, Landbund, Sammlungspartei, Schweden, Fortschrittspartei, Vaterl. Volksbew. (4. Januar 1941 bis 5. März 1943)
  • 26.) Kabinett Linkomies - Edwin Linkomies (Sammlungspartei) - Regierung: Sozialdemokraten, Landbund, Sammlungspartei, Schweden, Fortschrittspartei (5. März 1943 bis 8. August 1944)
  • 27.) Kabinett Hackzell - Anders Hackzell (parteilos) - Regierung: Sozialdemokraten, Landbund, Sammlungspartei, Schweden, Fortschrittspartei (8. August 1944 bis 21. September 1944)
  • 28.) Kabinett Urho Castrén - Urho Castrén (Sammlungspartei) - Regierung: Sozialdemokraten, Landbund, Sammlungspartei, Schweden, Fortschrittspartei (21. September 1944 bis 17. November 1944)
  • 29.) Kabinett Paasikivi II - Juho Kusti Paasikivi (parteilos) - Regierung: Sozialdemokraten, Landbund, Schweden, Fortschrittspartei, Volksdemokraten (zuvor Sozialdemokraten) (17. November 1944 bis 17. April 1945)

Einzelnachweise

  1. www.stat.fi
  2. www.vaalit.fi

Weblinks


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