- Parlamentswahlen in Finnland 1970
-
Die 25. Parlamentswahlen in Finnland fanden am 15. März und 16. März 1970 statt.
Nach dem bei den letzten Wahlen ein Linksrutsch zu einer Koalitionsbildung zwischen Sozialdemokraten und Volksdemokraten geführt hatte, waren 1970 eher rechte Kräfte die Gewinner der Wahl. Die konservative Sammlungspartei gewann elf Sitze hinzu und wurde hinter der Sozialdemokratischen Partei zweitstärkste Partei. Die Landpartei erreichte über 10 % und stellte erstmals eine Fraktion. Zu den Verlierern gehörten neben der Sozialdemokratischen Partei und der Volksdemokratischen Union auch die Zentrumspartei (Verlust von 13 Sitzen) sowie der Sozialdemokratische Bund der Arbeiter- und Kleinbauernschaft, der alle seine sieben Sitze verlor und nicht mehr ins Parlament einziehen konnte.
Inhaltsverzeichnis
Ausgangslage
Nach der Wahl 1966 waren die Sozialdemokraten Rafael Paasio und Mauno Koivisto Ministerpräsidenten und Vorsitzende einer linksdominierten Regierung geworden. Unter Koivisto wurde neben der Sozialdemokratischen Partei, dem Landbund, der Volksdemokratischen Union und dem Sozialdemokratischen Bund der Arbeiter- und Kleinbauernschaft auch die Schwedische Volkspartei an der Regierung beteiligt. In der Gesellschaft machte sich währenddessen zunehmend ein Gefühl der Sorge um die alten Werte und Traditionen breit, was sich durch die linke Regierungsphase verstärkte. Davon profitierte im Wahlkampf die konservative Sammlungspartei und vor allem auch die als Protestpartei bezeichnete Landpartei Finnlands.
Wahlergebnis
Die Wahlbeteiligung lag bei 82,2 %[1][2] und damit 2,7 Prozentpunkte unter der Wahlbeteiligung bei den letzten Parlamentswahlen im Jahr 1966.
Endergebnis der Wahl zum finnischen Parlament vom 15. & 16. März 1970 Parteien Ausrichtung Ergebnis Veränderung Stimmen in Prozent Mandate in Prozent Mandate Absolut Sozialdemokratische Partei Finnlands
Suomen Sosialidemokraattinen Puolue (SDP)
Finlands Socialdemokratiska Partisozialdemokratisch 23,43 52 - 3,80
(27,23)- 3
(55)594 185 Nationale Sammlungspartei
Kansallinen Kokoomuspuolue (Kok.)
Samlingspartiet (Saml.)konservativ 18,05 37 + 4,26
(13,79)+ 11
(26)457 582 Zentrumspartei
Suomen Keskusta (Kesk.)
Centern i Finlandsozialliberal 17,12 36 - 4,11
(21,23)- 13
(49)434 150 Demokratische Union des Finnischen Volkes
Suomen Kansan Demokraattinen Liitto (SKDL)
Demokratiska Förbundet för Finlands Folk (DFFF)sozialistisch, kommunistisch 16,58 36 - 4,62
(21,20)- 5
(41)420 556 Landpartei Finnlands (*)
Suomen Maaseudun Puolue (SMP)bäuerlich, zentristisch 10,49 18 + 9,46
(1,03)+ 17
(1)265 939 Liberale Volkspartei
Liberaalinen Kansanpuolue (LKP)
Liberala Folkpartietliberal 5,95 8 - 0,52
(6,47)- 1
(9)150 823 Schwedische Volkspartei
Ruotsalainen kansanpuolue (RKP)
Svenska Folkpartiet (SFP)liberal 5,34 11 - 0,35
(5,69)± 0
(11)135 465 Sozialdemokratischer Bund der Arbeiter- und Kleinbauernschaft
Työväen ja Pienviljelijäin Sosialidemokraattinen Liitto (TPSL)
Arbetarnas och Småbrukarnas Socialdemokratiska Förbund (ASSF)sozialdemokratisch 1,40 - - 1,19
(2,59)- 7
(7)35 453 Christliche Union Finnlands
Suomen Kristillinen Liittochristdemokratisch 1,13 1 + 0,68
(0,45)+ 1
(-)28 547 Åländsk Samling
Åland-Mandat 0,35 1 - 0,05
(0,30)± 0
(1)8 971 Unternehmerpartei (Bezirksorganisation Lapplands)
Yrittäjäpuolue (Lapin piirijärjestö)0,01 - + 0,01
(-)-
(-)248 andere
0,15 - -
(-)-
(-)3 863 Insgesamt - 100 200 - - 2 535 782 Quelle: Tilastokeskus (www.stat.fi 2004) (*) Anmerkung: Vergleichswerte der Landpartei Finnlands sind die Wahlergebnisse von 1966 der Kleinbauernpartei Finnlands.
Nach der Wahl
Die Koalitionsverhandlungen zogen sich hin weshalb Staatspräsident Urho Kekkonen zunächst Teuvo Aura von der Liberalen Volkspartei mit der Bildung einer Übergangsregierung beauftragte. Im Sommer 1970 einigte man sich schließlich auf eine Große Koalition unter der Führung des Zentrumspolitikers Ahti Karjalainen. Der Koalition gehörte neben der Zentrumspartei auch die Sozialdemokratische Partei, die Schwedische Volkspartei, die Liberale Volkspartei und die Voksdemokratische Union an. Noch im Herbst 1970 wurde die Regierung auf eine harte Probe gestellt als die Einkommensverhandlungen ohne Ergebnis endeten. 1971 kam es schließlich zum Generalstreik und die Streitigkeiten zwischen Sozialdemokratischer Partei und Landbund wurden immer größer, so dass Urho Kekkonen dass Parlament auflösen ließ und Neuwahlen für Januar 1972 anordnete. Bis dahin beauftragte er ernauet Teuvo Aura mit der Bildung einer Übergangsregeriung.
Übersicht der Kabinette :
- 52.) Kabinett Aura I - Teuvo Aura (Liberale Volkspartei) - Übergangsregierung (14. Mai 1970 bis 15. Juli 1970)
- 53.) Kabinett Karjalainen II - Ahti Karjalainen (Zentrumspartei) - Regierung aus Zentrumspartei, Sozialdemokratischer Partei, Schwedische Volkspartei, Liberale Volkspartei, Volksdemokratische Union (15. Juli 1970 bis 29. Oktober 1971)
- 54.) Kabinett Aura II - Teuvo Aura (Liberale Volkspartei) - Übergangsregierung (29. Oktober 1971 bis 23. Februar 1972)
Einzelnachweise
Weblinks
Parlamentswahlen
1907 | 1908 | 1909 | 1910 | 1911 | 1913 | 1916 | 1917 | 1919 | 1922 | 1924 | 1927 | 1929 | 1930 | 1933 | 1936 | 1939 | 1945 | 1948 | 1951 | 1954 | 1958 | 1962 | 1966 | 1970 | 1972 | 1975 | 1979 | 1983 | 1987 | 1991 | 1995 | 1999 | 2003 | 2007 | 2011 | Präsidentschaftswahlen
1919 | 1925 | 1931 | 1937 | 1950 | 1956 | 1962 | 1968 | 1978 | 1982 | 1988 | 1994 | 2000 | 2006 | 2012Kommunalwahlen
1918 | 1919 | 1920 | 1921 | 1922 | 1923 | 1924 | 1925 | 1928 | 1930 | 1933 | 1936 | 1945 | 1947 | 1950 | 1953 | 1956 | 1960 | 1964 | 1968 | 1972 | 1976 | 1980 | 1984 | 1988 | 1992 | 1996 | 2000 | 2004 | 2008 | 1996 | 1999 | 2004 | 2009Referenden
1931 (Prohibition) | 1994 (EU-Mitgliedschaft)
Wikimedia Foundation.