St. Ursula (Freiburg im Breisgau)

St. Ursula (Freiburg im Breisgau)
Fassade zur Rathausgasse

St. Ursula ist eine alt-katholische Kirche im Bezirk Altstadt-Mitte von Freiburg im Breisgau. Sie entstand als Kirche des Freiburger Konvents der Gesellschaft der heiligen Ursula von Anne de Xainctonge. Auch der Konvent hieß und heißt St. Ursula. Die Kirche war ursprünglich „Dem Heiligsten Herzen Jesu und der heiligen Jungfrau Maria vom Schnee“ geweiht, doch wurde dies Patrozinium nie allgemeiner Sprachgebrauch.

Inhaltsverzeichnis

Klostergeschichte

Gründung

Beim Schulunterricht für Mädchen spielten spätestens seit dem 17. Jahrhundert die Freiburger Frauenklöster eine große Rolle. Seit 1600 erteilten die Dominikanerinnen des Klosters St. Katharina von Siena oder St. Catharina von Senis auf dem Graben Mädchen regelmäßig Unterricht.[1] 1786 wurden sie dem Dominikanerinnenkloster Zu der Verkündigung Mariae, der Jungfrau und Mutter Gottes, und St. Catharina inkorporiert, und das vereinigte Kloster Adelhausen wurde zur Unterhaltung einer Mädchenschule in drei Räumen verpflichtet.

Schon 1667 bemühte sich das Kloster der Gesellschaft der heiligen Ursula von Anne de Xainctonge in Luzern um eine Tochtergründung in Freiburg.[2][3] Aber erst 1696 hatte man Erfolg: Die Stadt Freiburg und der Konstanzer Bischof Marquard Rudolf von Rodt stimmten zu. Unterricht für Mädchen war (und ist) der Schwerpunkt dieser Kongregation. Gegründet von Anne de Xainctonge aus Dijon, hat sie mit den auf Angela Merici aus Brescia zurückgehenden Ursulinen nur den Namen der heiligen Ursula von Köln und das Ideal einer Vita activa gemeinsam.[4] Die Luzerner Superiorin Maria Cäcilia Hirt (um 1648–1725; aus Freiburg im Üechtland) nahm drei weitere Schwestern mit nach Freiburg und wurde dort erste Superiorin. Alle sprachen fließend französisch, wichtig für die Stadt, die seit dem Frieden von Nijmegen zu Frankreich gehörte. 1699 kehrte Maria Cäcilia nach Luzern zurück. Ihre Nachfolgerin wurde Maria Placida Sommervogel (1656–1706[1]; aus Waldshut), mit der auch Euphemia Dorer (1667–1752, aus dem schweizerischen Baden AG) nach Freiburg kam, die bedeutendste Frau aus dem Freiburger Konvent. „Ihre mystisch-barocke Frömmigkeit muß überzeugend und geradezu ansteckend gewesen sein.“[4] Zweimal, von 1706 bis 1715 und von 1724 bis 1734, wurde sie zur Oberin gewählt. Unter ihr löste sich der Freiburger Konvent 1709 vom Luzerner Mutterhaus, und unter ihr wurden – nach provisorischen Niederlassungen – an der Ecke zwischen der Egelgasse (heute Rathausgasse) und dem Stadtgraben (heute Rotteckring), westlich von St. Catharina von Senis auf dem Graben,[5] Kloster und Kirche gebaut, nach der Tracht der Schwestern auch „Schwarzes Kloster“ genannt zum Unterschied vom „Weißen Kloster“ der Dominikanerinnen. Dorers besondere Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu prägte ihre Schwesterngemeinschaft und die Symbolik des Hochaltars ihrer Kirche. In der Gruft unter dem Altar der Kirche wurde sie 1752 bestattet.

Von Freiburg aus wurden zwei Filialen gegründet, 1782 in Villingen und 1820 in Breisach. 1809 wurde Karoline Kaspar (1780–1860; aus Umkirch) Oberin; sie blieb es bis zu ihrem Tod, 51 Jahre lang. Um 1810 hatte St. Ursula an die 500 Schülerinnen – wohl die größte Mädchenschule in Baden.

Dreimal drohte dem Konvent das Ende: Während der Säkularisation, des Badischen Kulturkampfes und der Zeit des Nationalsozialismus:

Säkularisation

Zwar wurden ihrer Bedeutung für das Gemeinwesen wegen Kloster Adelhausen und St. Ursula in der Säkularisation nicht aufgehoben, jedoch wurden sie 1811 einem Regulativ für die weiblichen Lehr- und Erziehungsinstitute des Großherzogthums Baden unterstellt, mit 30 Paragraphen wie: „Das sog. klösterliche Silentium ist ganz aufgehoben (§ 19).“ „Die bisherigen Klosterexerzitien haben aufzuhören (§ 24).“ „<Es ist> den Kandidatinnen untersagt, von der neuen Ordnung abzuweichen, und etwa das lateinische Brevier zu beten, oder sonstige zwecklose Andächteleien zu beobachten (§ 30).“[6] „Mutter Karoline hat es <aber> verstanden, in ihrer Schwesterngemeinschaft den klösterlichen Geist trotz des Regulativs zu bewahren.“[2] Die Tracht der Ordensfrauen ließ sie vereinfachen. Zum Lehrplan gehörten Lesen, Schreiben, Rechnen, Religion, Orthographie, Spachlehre, Aufsatz, Handarbeiten, Geographie, Naturkunde, Turnen, Gesundheitspflege und Andachtslehre, in der oberen Klasse Französisch, seit 1857 auch Englisch. 1850 zählte St. Ursula 590 Schülerinnen. Karoline Kaspar ruht mit acht weiteren Schwestern auf dem Freiburger Alten Friedhof, links des Weges vom Südeingang zur Kapelle, wo die Stadt den „Ursulinerinen“ (sic) 1918 ein Grabmal errichten ließ.

Badischer Kulturkampf

Unter Katharinas zweiter Nachfolgerin Pia Waßmer († 1898) wurden 1876 in Baden Simultanschulen obligatorisch, also Schulen mit gemeinsamem Unterricht, unabhängig von der Konfession der Kinder. Auch St. Ursula sollte überkonfessionell werden. Als die Schwestern sich weigerten, wurde ihnen – und damit ihren etwa 1100[7] Schülerinnen – ein Ministerialbeschluss eröffnet, der „das Lehr- und Erziehungs-Institut St. Ursula für aufgelöst und das Vermögen der aufgehobenen Korporation als weltliche Stiftung für den öffentlichen Volksschulunterricht der katholischen weiblichen Jugend in der Stadt“ erklärte[8] Die meisten Schwestern traten in andere Klöster ein. Die Kirche wurde zunächst der Pfarrei St. Martin, dann der alt-katholischen Gemeinde zur Verfügung gestellt, die dort am 3. Juni 1894 ihren ersten Gottsdienst feierte.[9] Kloster Adelhausen war schon 1867 aufgehoben worden; sein Vermögen war in einen „Höheren Mädchenschulfonds“ geflossen. Damit endete die Geschichte der Dominikanerinnen in Freiburg. Der „Höhere Mädchenschulfonds“ und die Stiftung „vormals St. Ursula“ wurden 1978 in der „Adelhausenstiftung Freiburg i.Br.“ vereinigt.[7]

Pia Waßmer aber gab nicht auf. Sie wagte es, mit vier Lehrfrauen – alle in Zivil – im Vincentius-Haus auf dem Gelände des heutigen (2011) Quartiers Unterlinden eine private höhere Töchterschule mit Internat einzurichten, das Institut Waßmer. 1889 übernahm es der Freiburger Weihbischof Justus Knecht als Katholisches Institut. Das Land Baden genehmigte es. 1892 belebten zwei Ursulinen mit der Superiorin Ignatia Fischer (1842–1895; aus Pfaffenhausen), die vom Haus der Gesellschaft der heiligen Ursula von Anne de Xainctonge in Freiburg im Üechtland kam, den Freiburger Konvent neu. 1893 stellte die wohlhabende Freiburgerin Amalie Gramm (1841–1906) den Schwestern und den 190 Schülerinnen ihren Besitz in der Eisenbahnstraße 45 zur Verfügung, eine ehemalige Malzfabrik. Ab 1922 durften die Schwestern wieder Ordenstracht tragen, und 1923 erhielten sie alle Rechte zurück. 1926 erwarben sie eine Villa in der Hildastraße 37, heute Landsknechtstraße 4. Dort entwickelten sich die St. Ursula-Schulen.

Nationalsozialimus und Zweiter Weltkrieg

Unrettbar schien der Konvent, als die nationalsozialistischen Behörden alle seine Schulen schlossen und dann enteigneten und der Bombenangriff am 27. November 1944 das Gebäude an der Eisenbahnstraße weitgehend zerstörte. Jedoch wurde nach dem Krieg der Besitz restituiert und das Gebäude an der Eisenbahnstraße bis 1968 neu errichtet. „Aber mit dem steigenden Wohlstand schrumpfte der klösterliche Nachwuchs.“[4] Die Schulen wurden von der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg übernommen. Das St.-Ursula-Gymnasium an der Eisenbahnstraße, mit sprachlichen, naturwissenschaftlichen und Musik-Profilen, erreichte 1972 mit 1596 seine größte Schülerinnenzahl und ist bis heute mit über 1100 Mädchen das größte Freiburger Gymnasium. Die St. Ursula-Schulen mit einem Ernähungswissenschaftlichen Gymnasium, einem Sozialwissenschaftlichen Gymnasium und einer Mädchenrealschule betreuen 450 Schülerinnen. Alle nehmen Mädchen unabhängig von ihrer Religion auf. Das „Schwarze Kloster“ dient heute, von der Kirche und Sakristei abgesehen, der Volkshochschule Freiburg.

In der Landsknechtstraße 4 schließlich besteht eine – klein gewordene – Klostergemeinschaft fort.

Baugeschichte

Die Baugeschichte und die heutige Gestalt der Kirche hat vor allem Hermann Brommer erforscht.[9] Die Stadt Freiburg genehmigte das Projekt unter der Bedingung, die Schwestern dürften „zu ihrem Gebäu keine fremde Handswerks Leut, sondern nur die hiesigen Meister gebruchen“. Architekt war Johann von Heintze († 1747), zugleich Offizier und ab 1716 Professor für Zivil- und Militärbaukunst. Seine Tochter Maria folgte 1752 Euphemia Dorer als Superiorin.

Am 31. April 1708 wurde der Grundstein gelegt, und am 5. August 1710 weihte der Münsterpfarrer die noch provisorisch ausgestattete Kirche „Zum heiligsten Herzen Jesu“. Das Datum hatte Folgen. Der 5. August ist der römisch-katholische Gedenktag an das Maria Schnee-Wunder, bei dem am 5. August 358 Maria dem Papst Liberius und dem römischen Patrizier Johannes die Errichtung einer Kirche an der Stelle auftrug, an der am nächsten Tag Schnee gefallen sein würde; er ist zugleich Gedenktag an die Konsekration eben dieser Kirche, nämlich der Patriarchalbasilika Santa Maria Maggiore, am 5. August 432. Darum konsekrierte der Konstanzer Weihbischof Ferdinand Geist von Wildegg die Freiburger Kirche am 22. Mai 1716 ad Sanctissimum cor Jesu et ad Beatam Mariam Virginem ad nives – „Dem Heiligsten Herzen Jesu und der heiligen Jungfrau Maria vom Schnee“.

Schäden 1713 im Spanischen Erbfolgekrieg wurden bis 1725 behoben. Den Auftrag für drei neue Altäre und die Kanzel erhielt der Bildhauer Johann Barger (Bargör) in Endingen, also gegen die Abrede ein Nicht-Freiburger. Schon den Antransport der Altäre wollten die Freiburger Schreiner verhindern. Später, 1730, bei der Lieferung der Kanzel, lauerten sie Barger auf und zerschlugen sein Werk – woraufhin sie die Kosten der Zweitanfertigung tragen, Strafe und Schmerzensgeld zahlen mussten.[10]

Am 21. Oktober 1738, dem Gedenktag der heiligen Ursula, wurde ein Schrein mit den Gebeinen eines Katakombenheiligen, des heiligen Felicianus, feierlich in die Kirche überführt. Seit 1941 wird er im Altartisch der Marienkapelle von St. Martin aufbewahrt.

Noch schwerer als der Spanische Erbfolgekrieg traf das Kloster 1744 der Österreichische Erbfolgekrieg und besonders die anschließende Schleifung der Freiburger Befestigungen. Euphemia Dorer schrieb: „Den 10. sind wir wieder in dem verelendeten Freiburg angekommen, wo wir denn seither neue Todesängste zu ertragen haben, denn das Sprengen geht immerfort. An keinem Ort aber waren die Fortifikatonswerke stärker und vielfältiger als gegen unser Haus, und haben wir immer ungemein dabei zu leiden. Vor zwei Tagen sprengte man die Souterrains, die verborgenen Wege unter dem Rempart, die 36 Minen hatten. Gestern wurden die zwei dabei befindlichen Kasematten gesprengt. Da der Rempart nur 10 Schritte von uns entfernt ist, so hat die Gewalt des Pulvers unseren wieder zusammengeflickten Dachstuhl niedergerissen wie ein Kartenhaus. Fenstergestelle, auch Stücke von den noch stehenden Mauern, wurden zusammengeworfen. Jetzt miniert man den großen Pulverturm; wieviel Stücke uns dieser noch übrig läßt, weiß nur Gott. Unter den Offizieren erzählt man, daß auch die alte Stadtmauer, die auf der Rempartseite unseren Garten und unser Haus umfängt, und auf der eines unserer Gewölbe ruht, ohne Erbarmen auf Befehl des Königs gesprengt werden muß. … Das sind gewiß harte Kreuze!“[10]

1807 kam ein Tabernakel von Matthias Faller auf den Hochaltar. Er stammte aus dem Kloster Allerheiligen der Augustiner-Chorherren, das an der Stelle des heutigen Erzbischöflichen Ordinariats lag und 1806 aufgehoben worden war.

1888 wurde die Kirche unter dem Pfarrer von St. Martin Heinrich Hansjakob renoviert und erhielt vermutlich neue Deckengemälde. Bei einer Restaurierung 1937–1939 unter dem Leiter des städtischen Hochbauamts Joseph Schlippe wurden diese wieder entfernt. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Schwarze Kloster gut. Von 1980 bis 1982 wurde es saniert, wobei auch Kriegsschäden des Jahres 1744 beseitigt wurden. Eine vorsichtige Innenrestaurierung der Kirche erfolgte von 1997 bis 1998.

Gebäude

Die gesamte Decke der Kirche

Nahtlos fügt sich die Kirche dem Nordflügel des dreistöckigen Klosterkomplexes ein. Nur ein Dachreiter mit Zwiebelhaube, sechs Fensterachsen zur Rathausgasse, Stichbogenfenster mit ovalen Oberlichtern, und zwei schmucklose Portale an der Rathausgasse, das eine direkt zur Kirche, das andere zum Kloster, weisen auf den Sakralraum hin. Heute betritt man ihn durch die Tür zum Kloster und eine Innentür im Westabschluss. Der Grundriss ist ein Rechteck, linkerhand liegt die Fensterfront zur Rathausgasse, rechterhand die bis auf zwei Oberlichter fensterlose Südwand gegen die Klosterräume. Die flache Decke geht mit konsolengestützten Abwölbungen in die Wände über. In die Abwölbung schneiden über den Fensterachsen – und symmetrisch auf der fensterlosen Wand – Stichkappen ein, von denen drei den Hochaltar im Osten hinterfangen. Früher trennten zwei heute verschwundene Seitenaltäre und die dazwischengespannte Kommunionbank den Raum um den Hochaltar vom übrigen Saal ab. An der Westwand sind zwei Emporen übereinander angeordnet, die untere, mit holzgeschnitzter Vergitterung, für die Schwestern, die obere für die Orgel. Aus dem Kloster gelangte man durch die westliche Innentür in die Kirche, außerdem separat in die Sakristei, auf die beiden Emporen und auf die Kanzel an der fensterlosen Südwand.

Der Deckenspiegel ist „gefüllt mit dem zierlichsten, in Weiss und Gold gehaltenen Rococoornament“[11] Es rahmt die Flächen für die Deckengemälde sowie die Bildmedaillons zwischen den Stichkappen. Die Stuckdekoration an den Emporen ist jünger. Brommer hat den älteren Stuck, angebracht im Zuge der Wiederherstellung nach den Zerstörungen von 1713, dem Stuckateur Franz Joseph Vogel (1684–1756) aus Wettenhausen im Landkreis Günzburg zugeschrieben, den jüngeren Stuck, angebracht im Zuge der Wiederherstellung nach den Zerstörungen von 1744, dem mit ihm nicht verwandten Franz Anton Vogel (1720–1777) aus Wessobrunn.

Ausstattung

Palme
Apfelbaum
Sonnenaufgang
Arche Noah

Von ursprünglich drei großen Deckengemälden ist nur das über dem Hochaltar erhalten, die Taube des Heiligen Geistes in einem Engelsreigen. Zwischen den Stichkappen reihen sich auf jeder Seite fünf kleine Grisaillen mit Glaubenssymbolen, darunter an erster Stelle von Osten ein Palm- und ein Apfelbaum, an zweiter Stelle ein Sonnenaufgang am Meer und die Arche Noah mit der Taube, die einen Ölzweig bringt. Die Bilder stammen vermutlich von Franz Bernhard Altenburger († 1736) aus Schwaz in Tirol, der auch für Kloster Adelhausen tätig war.

In Johann Bargers Hochaltar tragen jederseits drei Freisäulen einen gesprengten Giebel. Über ihm erscheint, von einer Dornenkrone umwunden und ein Kreuz tragend, das Heiligste Herz Jesu, von Putten auf Wolken verehrt. Das Altarblatt, Johann Degler (1666–1729) aus Villnöß in Südtirol zugschrieben, soll Cäclia Hirt zum Dank für das Gelingen der Freiburger Gründung gestiftet haben. Es stellt das Maria Schnee-Wunder dar. Am unteren Rand knien Papst Liberius und der Patrizier Johannes, zwischen sich ein Schneefeld vor der Silhouette Roms mit dem Senatorenpalast, der Engelsburg und der Kirche Il Gesù. Zwei Engel tragen eine Ikone zu dem Schneefeld – gemeint ist die Muttergottes-Ikone Salus Populi Romani aus der Capella Paolina von Santa Maria Maggiore. Darüber schwebt die Taube des Heiligen Geistes und thront Gottvater. Die Verehrung des Gnadenbildes wurde besonders von den Jesuiten propagiert. Mit Il Gesù erinnert es daran, dass die Freiburger Jesuiten wichtige Berater von Euphemia Dorer waren.[12]

Mit dem wuchtigen Hochaltar kontrastiert Matthias Fallers zierlicher, goldstrahlender Rokokotabernakel. Die leicht zurückschwingenden seitlichen Achsen präsentieren Tafelreliquiare. In der Mitte schwingt der eigentliche Tabernakel vor, gekrönt vom strahlenumkränzten Auge Gottes. Die Kreuzigungsstätte Golgota, Schädelstätte, am Fuß des Tabernakelkruzifixes ist nach dem Text bei Matthäus (27, 51) „Die Erde bebte und die Felsen spalteten sich“ auf besondere Weise gestaltet: Die bebende Erde sprengt die Architektur und wirft einen Schädel aus.[13] „Wie bei vielen Arbeiten Fallers wirken die feinen Rocailleornamente wie aufgelegt und lösen sich vielfach vom Grund, sodass man eher an Stuck statt an ein Schnitzwerk denkt.“[14] Einen sehr ähnlichen Tabernakel hat Faller für die Kirche des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald geschaffen. Die sechs silbernen, mit Rocaillen und Blütengirlanden geschmückten, aus zahlreichen Einzelstücken montierten Altarleuchter tragen die Marke des Gürtlers Franz Xaver Gäß (1728–1794), von dem sich viele Werke in Freiburg und Umgebung erhalten haben.[15]

Bargers phantasiereiche Kanzel trägt unter dem Korb die drei Evangelistensymbole Löwe, Stier und Adler. Das vierte Symbol, der Engel des Matthäus, schwebt mit einer Trompete vor dem Kanzelkorb und erinnert wie die Sonne an der Zugangstür von der Sakristei her an die Verkündigung des Evangeliums.

Die Gemälde der beiden verschwundenen Seitenaltäre an der Kanzelwand werden ebenfalls Altenburger zugeschrieben: eine heilige Ursula mit Pfeil, Fahne, Palme und einem Blütenkranz und ein heiliger Joseph mit Lilie und Blütenkranz, über einer Weltkugel das Jesuskind tragend. An der Kanzelwand hängen auch, in reichen Rahmen, Maria und der Engel Gabriel aus einer Verkündigung an Maria, wiederum vermutlich von Altenburger.

Gruft

Gruft mit dem Grab Euphemia Dorers

Seit 1989 ist die Gruft im Rahmen von Führungen zugänglich. Hier ruhen die Schwestern, die vor dem Verbot der Bestattung in Kirchen 1784 durch Joseph II. starben. Der Sarg mit den Gebeinen Euphemia Dorers wurde 1901 in eine Kapelle des Katholischen Instituts in der Eisenbahnstraße übertragen und nach dessen Aufhebung 1941 in das linke Seitenschiff von St. Martin, um nach der Zerstörung der Martinskirche 1946 in die Gruft zurückzukehren.

In der Gruft wurden 1989 auch bedeutende Grabdenkmäler des Alten Friedhofs sichergestellt. Auf dem Friedhof stehen Kopien.[16]

Würdigung

Die Kirche wurde schon im 19. Jahrhundert geschätzt.[11]. Brommer nennt sie ein „barockes Kleinod der Freiburger Innenstadt“. „Auftraggeberin, Architekt, Bauleute und Künstler bemühten sich, mit wirksamer Symbolkraft und künstlerischen Mitteln die Kirche zum religiösen Mittelpunkt des damaligen Klosterlebens und Mädchenschulbetriebes werden zu lassen.“[9]

Einzelnachweise

  1. a b Engelbert Krebs: Die Aufhebung des „weißen“ und „schwarzen“ Klosters in Freiburg und die Errichtung des Kath. Lehrinstituts III. In: Freiburger kath. Gemeinde-Blatt 1926; 21:60–61.
  2. a b Gemeinschaft der Freunde des Gymnasiums St. Ursula (Hrsg.): 1696–1996 – 300 Jahre Mädchengymnasium St. Ursula Freiburg.
  3. Anton Kottmann: Ursulinen Luzern. In: Patrick Braun (Hrsg.): Die Kongregationen in der Schweiz, 16.–18. Jahrhundert. In: Helvetica sacra. Abteilung VIII, Band 1, S. 195–218. Helbing & Lichtenhahn, Basel und Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-7190-1367-7.
  4. a b c Wolfgang Hug: 300 Jahre Ursulinen in Freiburg im Breisgau. In: Freiburger Diözesan Archiv. Band 116, 1996, S. 123–134, Online-Zugriff
  5. Peter Kalchthaler: Freiburg und seine Bauten, 2. Auflage. Freiburg, Promo Verlag 1991, Seite 41 ISBN 3-923288-12-3
  6. Engelbert Krebs: Die Aufhebung des „weißen“ und „schwarzen“ Klosters in Freiburg und die Errichtung des Kath. Lehrinstituts V. In: Freiburger kath. Gemeinde-Blatt 1926; 21:70–71
  7. a b Stiftungsverwaltung Freiburg (Hrsg.): Bildung für Mädchen. Die Adelhausenstiftung und ihre Wurzeln in Freiburger Frauenklöstern. Stiftungsverwaltung Freiburg 2007
  8. Engelbert Krebs: Die Aufhebung des „weißen“ und „schwarzen“ Klosters in Freiburg und die Errichtung des Kath. Lehrinstituts XII. In: Freiburger kath. Gemeinde-Blatt 1926; 21:151–153
  9. a b c Hermann Brommer: St. Ursula Freiburg i. Br. München und Zürich, Schnell & Steiner 1987
  10. a b Engelbert Krebs: Die Aufhebung des „weißen“ und „schwarzen“ Klosters in Freiburg und die Errichtung des Kath. Lehrinstituts IV. In: Freiburger kath. Gemeinde-Blatt 1926; 21:68–69
  11. a b Leonard Korth: Die ehemaligen Klosterkirchen Adelhausen und St. Ursula. In Badischer Architekten- und Ingenieur-Verband (Hrsg.): Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. Freiburg, Verlag H.M. Poppes & Sohn 1898, S. 377–381.
  12. Sebastian Bock und Lothar A. Böhler (Hrsg.): Bestandskataloge der weltlichen Ortsstiftungen der Stadt Freiburg i. Br. Band IV. Die Gemälde Spätmittelalter – Anfang 20. Jahrhundert. Allgemeine Stiftungsverwaltung Freiburg 2000.
  13. Sebastian Bock und Lothar A. Böhler (Hrsg.): Bestandskataloge der weltlichen Ortsstiftungen der Stadt Freiburg i. Br. Band II. Die Bildwerke: Mittelalter – 19. Jahrhundert. Allgemeine Stiftungsverwaltung Freiburg i.Br. 1999 ISBN 90-5705-103-6.
  14. Gemeinde St. Märgen (Hrsg.): Matthias Faller. Begleitbuch zur Ausstellung „Matthias Faller“ 17. Mai bis 2. September 2007 Lindenberg im Allgäu, Kunstverlag Josef Fink 2007, S. 166
  15. Sebastian Bock und Lothar A. Böhler (Hrsg.): Bestandskataloge der weltlichen Ortsstiftungen der Stadt Freiburg i. Br. Band I. Die kunsthandwerklichen Arbeiten aus Metall. Allgemeine Stiftungsverwaltung Freiburg i.Br. 1997 ISBN 3-356-00724-6.
  16. Badische Zeitung vom 13. Januar 1989: Neuer Platz für alte Steine in der Nonnengruft.

Weblinks

 Commons: St. Ursula (Freiburg im Breisgau) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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