Der goldene Schuß

Der goldene Schuß

Der goldene Schuß war eine 90-minütige Spielshow des ZDF. Sie gehörte zu den populärsten Fernsehshows der 1960er Jahre.

Inhaltsverzeichnis

Präsentation und Inhalt

Am 4. Dezember 1964 feierte die Show mit dem als „Mr. Wunnebar“ bekannten holländischen Entertainer Lou van Burg Premiere, der sie zur beliebtesten Sendung des jungen ZDF machte. So kam die 16. Folge sogar aus dem Spielcasino in Monte Carlo. Nach drei Jahren folgte der Schweizer Schlagersänger Vico Torriani, der zwar ebenfalls sehr erfolgreich, aber doch etwas weniger beliebt war.

Für die musikalische Untermalung sorgte stets Max Greger mit seiner Bigband, der einen Vertrag mit dem ZDF abgeschlossen hatte und deshalb in verschiedenen Shows des Senders zu sehen war.

Das Spiel fußte auf der berühmten Apfelschuss-Szene aus Friedrich Schillers Wilhelm Tell: Mit einer Tele-Armbrust, die an einer Fernsehkamera befestigt war, schossen vier Saalkandidaten und vier Fernsehzuschauer, die per Telefon zugeschaltet waren, mittels mündlicher Anweisung auf einen Apfel, später auf eine Zielscheibe. Der goldene Schuß gilt damit als eine der ersten interaktiven Sendungen. Der beste Schütze erhielt den Titel „Tele-Tell“ und einen Geldbetrag.

Laufzeit

Lou van Burg begann eine Affäre mit seiner 29-jährigen, verheirateten Assistentin Marianne Krems, die dabei ein Kind bekam. Die Lebensgefährtin van Burgs, die 41-jährige Angèle Durand, gab hierzu Interviews mit der Bild-Zeitung und verschiedenen Illustrierten, was sich zu einem regelrechten Fernseh-Skandal entwickelte. Daraufhin trennte sich das ZDF am 11. Juli 1967 von van Burg. Der Intendant Karl Holzamer sagte hierzu, dass nicht das Privatleben, sondern die „Publikation in allen Boulevardmedien“ dafür ausschlaggebend gewesen sei.

Fortan (25. August 1967 – 2. Juli 1970) wurde die Sendung von Vico Torriani moderiert. Mit der 50. Sendung wurde die Show trotz guter Zuschauerzahlen eingestellt.

Mittlerweile gelten laut ZDF-Archiv die meisten Bänder der Show als gelöscht. Mitschnitte sind nur noch von den Ausgaben 16, 30, 49 und 50 vorhanden.

Ausstrahlungen im ZDF

Die Sendungen wurden zu folgenden Terminen im ZDF ausgestrahlt.[1]

FOLGE DATUM STARGÄSTE
01 04.12.1964
02 21.01.1965
03 25.02.1965
04 25.03.1965
05 29.04.1965
06 03.06.1965
07 26.08.1965
08 23.09.1965 Billy Mo
09 28.10.1965 Gilbert Becaud
10 09.12.1965
11 20.01.1966 Caterina Valente
12 25.02.1966
13 31.03.1966
14 12.05.1966
15 16.06.1966
16 25.08.1966 Grace Kelly, Grace Bumbry, Petula Clark
17 22.09.1966 Annabelle Bernard, Ernst Krukowski, die Peanuts (Tokyo)
18 27.10.1966
19 01.12.1966
20 26.01.1967
21 02.03.1967
22 13.04.1967
23 11.05.1967
24 15.06.1967
25 25.08.1967 Lisa della Casa, Manuela, Frank Sinatra jr., George London, Charles Aznavour, David Garrick, Marquis of Kensington, The Angels
26 28.09.1967 The Bee Gees, Hans Hass jr.
27 31.10.1967 Anita Ekberg
28 04.11.1967
29 21.12.1967 Anneliese Rothenberger, Heino, Heintje, Lale Andersen, Nationalballett der Philippinen
30 25.01.1968 Roy Black, Senta Berger, Dorthe, The Golden Dancers, The Hollies, Shmuel Rodensky, Ira von Fürstenberg
31 22.02.1968 Domenico Modugno, Jean-Claude Pascal, Vicky Leandros, Herbert Hisel, Carmela Corren, Nina & Frederik, Kris Kruse, Maria de Lourdes
32 28.03.1968 Peter Alexander, Robert Stolz, The Lords, Violetta Ferrari, Richard Anthony
33 16.05.1968 Heidi Brühl, Zizi Jeanmaire, Richard Anthony
34 20.06.1968 Ursula Boese, Jacob Sisters, The Lords, Manfred Mann
35 17.10.1968 Ensemble Hair
36 05.12.1968 Caterina Valente, Heintje, Udo Jürgens
37 30.01.1969 Esther & Abi Ofarim, Fred Bertelmann, Die Westfälischen Nachtigallen, The Golden Dancers
38 27.02.1969 Cliff Richard, Karel Gott, Dunja Rajter, Margit Schramm, Jacqueline Boyer, Nina Lizell
39 27.03.1969 Hildegard Knef, Monika Dahlberg, Peggy March, Jennifer & Bobbejaan, Graham Bonney, Chris Howland
40 08.05.1969 Sandie Shaw, Teddy Stauffer, Elke Sommer, Paola, Louis Neef, Marcel
41 26.06.1969 Gitte, Peter Kraus, Curd Jürgens, The Johnson Brothers, Teddy Stauffer-Septett, Heidi Kabel, Henry Vahl
42 28.08.1969 Anton de Ridder, Ernst Mosch & Egerländer, Rita Streich, Audrey Arno
43 30.10.1969 Mireille Mathieu, Rita Pavone, Teddy Reno, Pierino, Lolita
44 04.12.1969 Marika Rökk, Les Chabres, 3x Neumann
45 15.01.1970 Adamo, Eliana Pittmann, Kurt Stadel, Roy Black
46 26.02.1970 Los Paraguayos, Felicia Weathers, Ivan Rebroff, William Ray
47 26.03.1970 Vicky Leandros, Sylvia, Marika Lichter, The Young Society, Slavko Avsenik & die Oberkrainer, Heinz Hoppe, Toni Maier
48 23.04.1970 Lale Andersen, Mina, Ingeborg Hallstein, Heino
49 14.05.1970 Rex Gildo, Wencke Myhre, Roslyn Kind
50 02.07.1970 Peter Alexander, Heintje, Marlene Charell

Fernsehgeschichtliche Bedeutung

Die 25. Ausgabe - die ursprünglich noch mit Lou van Burg geplant gewesen war - wurde am 25. August 1967 live von der Berliner Funkausstellung gesendet. Es handelte sich um die erste nach Einführung des PAL-Formats offiziell in Farbe ausgestrahlten Show des deutschen Fernsehens.

Der Privatsender SAT.1 griff die Spielidee in den späten 1980er-Jahren wieder auf, zunächst im Rahmen seines Frühstücksprogramms („Guten Morgen mit Sat.1“), dann als eigenständige tägliche Sendung im Nachmittagsprogramm mit wöchentlich wechselnden Moderatoren (u. a. Rita Werner und Jörg Draeger).

Im Schweizer Fernsehen gab es ein ähnliches Format namens Tele-Tell, welches unter anderem von Mäni Weber moderiert wurde.

Anekdoten

Seit der Verwendung der Zielscheibe verkündete nach einem erfolgten Abschuss die Assistentin Alexandra Marischka üblicherweise die erreichte Punktezahl, wobei 100 das Maximum darstellte. Bei einem Treffer ins Zentrum der Scheibe erfolgte rituell die Ansage „Der Kandidat hat 100 Punkte.“ (Dieser Satz wurde in Teilen der Bevölkerung zu einem geflügelten Wort und im Alltag eine Zeitlang wiederholt verwendet, wenn jemand seine Zustimmung zu einer treffenden Aussage gab.) In einer der Sendungen löste die Assistentin insofern großes Gelächter aus, als sie bei einem Treffer am Rande des Scheibenzentrums völlig unüblich verkündete: „Der Kandidat hat 99 Punkte.“, was den groben Abstufungen der den Scheibenringen zugeordneten Punktwerte in keiner Weise entsprach.

Bei den Vorbereitungen zum Apfelschuss musste von einem Mitarbeiter namens Peter immer ein Bolzen in die Armbrust eingelegt werden. Vico Torriani gab dazu jedes Mal ebenso rituell die Anweisung: „Bitte, Peter, den Bolzen.“ In einer Ausgabe der Sendung Wetten, dass..? gab es einmal einen ähnlichen Vorgang, bei dem der Moderator Thomas Gottschalk ebenfalls mit den Worten „Bitte, Peter, den Bolzen“ instruierte. Anschließend bemerkte Gottschalk scherzhaft: „Seit dem Goldenen Schuss wissen wir, Bolzen heißen immer Peter.“

Einzelnachweise

  1. Online-Archiv der Wiener Arbeiter-Zeitung und des Hamburger Abendblatts, Abspann der Originalsendungen

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Der goldene Schuss (Fernsehserie) — Der goldene Schuß war eine 90 minütige Spielshow des ZDF. Sie gehörte zu den populärsten Fernsehshows der 1960er Jahre. Inhaltsverzeichnis 1 Präsentation und Inhalt 1.1 Idee 2 Skandal 3 Fernsehgeschichtliche Bedeutung 3.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Der goldene Schuss — bezeichnet Goldener Schuss, eine tödliche Überdosis Drogen Der goldene Schuß, eine Fernsehshow der 1960er Jahre Der goldene Schuss (Laurence Gough), Roman von Laurence Gough Der goldene Schuss (Scherfling), Kriminalroman von Gerhard Scherfling …   Deutsch Wikipedia

  • Der Kommissar (série télévisée) — Der Kommissar Titre original Der Kommissar Genre Série policière Créateur(s) Herbert Reinecker Production Helmut Ringelmann Musique Herbert Jarczyk Peter Thomas Raúl Fernández Improved Sound Limited Hans Martin Majewski Hermann Thieme Erich… …   Wikipédia en Français

  • Der Sohn des rosaroten Panthers — Filmdaten Deutscher Titel Der Sohn des rosaroten Panthers Originaltitel Son of the Pink Panther …   Deutsch Wikipedia

  • Der rosarote Panther 2 — Filmdaten Deutscher Titel Der rosarote Panther 2 Originaltitel The Pink Panther 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Der Teufel kommt um 4 — Filmdaten Deutscher Titel: Der Teufel kommt um vier Originaltitel: The Devil at 4 O’Clock Produktionsland: USA Erscheinungsjahr: 1961 Länge: 126 Minuten Originalsprache …   Deutsch Wikipedia

  • Der Teufel kommt um vier — Filmdaten Deutscher Titel Der Teufel kommt um vier Originaltitel The Devil at 4 O’Clock …   Deutsch Wikipedia

  • Der kleine Caesar — Filmdaten Deutscher Titel: Der kleine Cäsar Originaltitel: Little Caesar Produktionsland: USA Erscheinungsjahr: 1931 Länge: 79 Minuten Originalsprache: Englisch …   Deutsch Wikipedia

  • Der kleine Cäsar — Filmdaten Deutscher Titel Der kleine Cäsar Originaltitel Little Caesar Pro …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Episoden aus Hawaii Fünf-Null — Diese Liste der Episoden aus Hawaii Fünf Null enthält alle Episoden der US amerikanischen Krimiserie Hawaii Fünf Null, sortiert nach der US amerikanischen Erstausstrahlung. Sie wurde vom 20. September 1968 bis zum 4. April 1980 auf dem US… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”