Dettenheim (Weißenburg)

Dettenheim (Weißenburg)
Wappen
Dorfstraße in Dettenheim

Dettenheim ist ein Ortsteil von Weißenburg in Bayern im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und liegt im Naturpark Altmühltal in der Nähe der Europäischen Wasserscheide.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Ort liegt auf 420 Meter Höhe über dem Meeresspiegel etwa fünf Kilometer südlich von Weißenburg an der Quelle der Schwäbischen Rezat. Diese entspringt in etwa 900 Meter Entfernung vom Ortskern und fließt von Dettenheim aus in nördlicher Richtung nach Weißenburg und weiter nach Georgensgmünd, wo sie sich mit der Fränkischen Rezat zur Rednitz vereinigt. Mitten durch den Ort führt die Bundesstraße 2, welche von Berlin und Nürnberg her kommend weiter nach Augsburg und München führt. Zu Fuß ist Dettenheim auf dem Frankenweg erreichbar, einem Fernwanderweg, der auf 527 km Länge vom Rennsteig zur Schwäbischen Alb führt.

Geschichte

Im Jahr 914 (nach anderer Quelle sogar bereits 802) wurde Dettenheim im Salbuch der Reichserbmarschälle von Pappenheim als Tetenheim (später auch Tetorsheim = Heim des Tetor/Dietrich) erstmals urkundlich erwähnt. Die Besiedlung des Ortes geht aber wohl bis in die Steinzeit zurück; so fand man bei archäologischen Ausgrabungen östlich von Dettenheim eine Reihe von Hügelgräbern aus der Bronzezeit, und auch das 1889 entdeckte alamannische Reihengräberfeld ist ein beredtes Zeugnis der Vergangenheit. In den Jahren 1057-75 erfolgte der Bau und die Weihe der ersten Kirche. 1214 ging das Dorf in den Besitz der Erbmarschälle von Pappenheim über, 1350 wurde von Ritter Reinmar von Kreßberg auch der Zoll in Dettenheim an den Marschall von Pappenheim verkauft. Während des Bayerischen Krieges zwischen Herzog Ludwig dem Bärtigen und Markgraf Friedrich von Brandenburg 1420-22 wurde das Dorf vollständig niedergebrannt; ein ähnliches Schicksal wiederholte sich im Dreißigjährigen Krieg, an dessen Ende von ursprünglich 42 Familien noch ganze zwei im Dorf verblieben waren. Im Spanischen Erbfolgekrieg waren es 1704 französische Truppen, die das Dorf plünderten und verwüsteten; von der oberhalb des Dorfes verlaufenden Front ist noch die Sternschanze, ein vierstrahliges sternförmiges Schanzenwerk mit Wall, vorgelagertem Graben und überhöhten Ecken als Geschützstände erhalten geblieben. Ein in den Jahren 1721/22 aus Holz erbautes Schlösschen wurde später wieder abgetragen und 1782 durch einen Steinbau ersetzt, der sich heute in Privatbesitz befindet. Mit der Rheinbundakte 1806 wurde die Grafschaft Pappenheim, zu der Dettenheim nach wie vor gehörte, Teil des neuen Königreichs Bayern. Der Erste und der Zweite Weltkrieg bedeuteten einen erneuten tiefen Einschnitt für die Entwicklung des Dorfes, insgesamt 42 Männer kehrten aus beiden Kriegen nicht mehr zurück. Ab 1946 fanden viele vertriebene Sudetendeutsche den Weg nach Dettenheim, was zu einem plötzlichen Anstieg der Einwohnerzahl führte. Bis zur Gemeindegebietsreform 1972 selbständig, entschieden sich die Einwohner in einer Abstimmung dafür, zukünftig ein Ortsteil der Großen Kreisstadt Weißenburg in Bayern zu werden. Dettenheim zählt heute etwa 430 Einwohner.

Kleine Jurahäuser in Dettenheim, erbaut wohl im 18. Jahrhundert
Scheunenkirche

Ortsbild und Sehenswertes

Die west-ostwärts gerichtete Dorfstraße geht auf eine mittelalterliche Bachangeranlage zu beiden Seiten der Schwäbischen Rezat zurück und kreuzt senkrecht die alte Heer- und Handelsstraße Augsburg–Nürnberg. Die Bebauung besteht durchgehend aus Bauernanwesen in Jura-Bauweise. Die Höfe sind hakenförmig angelegt, die Wohnstallhäuser, meist Anlagen des späteren 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, stehen giebelständig zur Straße. Meist handelt sich um verputzte Bruchsteinbauten, deren flache Satteldächer nur noch vereinzelt mit Kalkplatten belegt sind. An der Kreuzung mit der Augsburg-Nürnberger Straße erheben sich die auf das Mittelalter zurückgehende evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Nikolaus, deren Langhaus allerdings in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch einen neoromanischen Neubau mit zurückhaltender Innenausstattung ersetzt wurde, der ehemalige Freihof und ein großer ehemaliger Brauereigasthof, gleichfalls in Jura-Bauweise. Am südlichen Ortsende befindet sich neben dem 1782 erbauten ehemaligen Jagdschlösschen der Grafen von Pappenheim die 1956 auf Anregung des damaligen Ortsgeistlichen, Kurat Gregor Schneid, in ökumenischer Gemeinschaftsarbeit beider Konfessionen errichtete katholische Scheunenkirche St. Gunthildis, deren eindrucksvoller Kirchenraum sich in einer umgebauten Fachwerkscheune aus dem Jahr 1814 befindet.

Dorfleben

Das Dorfleben wird von folgenden Vereinen geprägt:

  • Schützengesellschaft Bavaria Dettenheim
  • 1. FC Dettenheim
  • Freiwillige Feuerwehr Dettenheim
  • Posaunenchor Dettenheim
  • Evangelische Landjugend Dettenheim

Persönlichkeiten

  • Adam Vorbeck (* 1873 Aschaffenburg, † 1954 Dettenheim), memelländischer Unternehmer und Politiker
  • Ludwig Fellner (1917–2006), deutscher Landschaftsmaler

Sonstiges

Ca. zwei Kilometer westlich von Dettenheim befindet sich das Dorf Graben an der Stelle, an der im Jahr 793 Karl der Große die nach ihm benannte Fossa Carolina als Verbindung zwischen Nordsee und Schwarzem Meer errichten wollte. Kurioserweise befindet sich in ähnlicher Entfernung von der badischen Gemeinde Dettenheim ebenfalls ein Ort namens Graben, heute Teil der Gemeinde Graben-Neudorf.


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