- Einheit-Ost Leipzig
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1. FC Lokomotive Leipzig Voller Name 1. FC Lokomotive Leipzig e. V. Gegründet 20. Januar 1966 / 10. Dezember 2003 Vereinsfarben Blau - Gelb Stadion Bruno-Plache-Stadion
Zentralstadion LeipzigPlätze 15.600 (z.Z. auf 4999 begrenzt)
44.345Präsident Steffen Kubald Trainer Rainer Lisiewicz Homepage lok-leipzig.com Liga Fußball-Oberliga Nordost 2007/08 2. Platz (Landesliga) Der 1. FC Lokomotive Leipzig (kurz Lok Leipzig) ist ein Leipziger Fußballverein. In den 1970er und 1980er Jahren war er einer der erfolgreichsten Vereine in der DDR-Oberliga und mit insgesamt 77 Europapokal-Spielen einer der bekanntesten DDR-Vereine in Europa. Nur Dynamo Dresden und der FC Carl Zeiss Jena bestritten mehr internationale Spiele. 1987 stand er im Finale des Cup der Pokalsieger. Er ist zweimal inoffizieller Nachfolger des ersten deutschen Fußballmeisters VfB Leipzig. Nach seiner Neugründung 2003 spielt der Verein in der Saison 2008/2009 in der Fußball-Oberliga Nordost (5. Liga). Das höchstklassige Team des Vereins ist hingegen die 1. Damenmannschaft, welche in der 2. Bundesliga spielt. Ihre Heimspiele trägt die Loksche im Bruno-Plache-Stadion in Leipzig-Probstheida aus, muss aber gelegentlich ins Zentralstadion ausweichen.
Inhaltsverzeichnis
Vereinsgeschichte
Gründung und Vorgänger des 1. FC Lok
Zur Geschichte des Vorgängervereins des 1. FC Lokomotive Leipzig, dem VfB Leipzig siehe VfB Leipzig
Nachdem 1945 der Großverein des dreifachen deutschen Fußballmeisters VfB Leipzig wie alle bürgerlichen Vereine durch die sowjetische Besatzungsmacht aufgelöst und enteignet wurde, gründeten unter anderem ehemalige VfB-Spieler auf ihrem alten Sportgelände die „SG Probstheida“ (siehe dazu auch Fußball in der DDR und ATV Leipzig 1845), wenig später hieß der Verein „BSG Erich Zeigner“ und „BSG Einheit Ost“. Unter letzterem Namen gelang den Probstheidaern 1953 der Aufstieg in die DDR-Oberliga.
Bis zur Gründung des Fußballclubs 1. FC Lok im Jahre 1966 kam es jedoch noch zu weiteren Umbenennungen und Fusionen, welche unter anderem durch DDR-Sport- und SED-Funktionäre erwirkt wurden. So gab es 1954 die erste „Fusion“ im Leipziger Fußball: die Vereine BSG Chemie und BSG Einheit Ost wurden quasi aufgelöst, deren Spieler spielten fortan in den neu gegründeten Oberliga-Vereinen SC Rotation Leipzig (in Probstheida – schwarze Hose, rotes Hemd) und SC Lokomotive (in Leipzig-Gohlis – schwarze Hose, weißes Hemd). Dabei sprangen bis 1963 für den SC Rotation zwei dritte Plätze (1955 und 1957) heraus, für den SC Lok gab es Erfolge im FDGB-Pokal – der Gewinn 1957 und ein Jahr später die Endspielteilnahme. Die Leipziger Stadtauswahl spielte ab 1955 im europäischen Messe-Cup. In jene Zeit fällt auch der bis heute gültige Zuschauerrekord für Fußball-Punktspiele in Deutschland: Er wurde am 9. September 1956 erreicht, als mehr als 100.000 Zuschauer das Ortsderby zwischen Rotation und Lok (1:2) besuchten. Was dann 1963 folgte, sollte den Leipziger Fußball bis in die heutige Zeit prägen. Der DDR-Fußballverband wollte eine Mannschaft haben, welche auch internationalen Ansprüchen genügen konnte. Aus diesem Grunde folgte 1963 eine weitere Fusion. Die besten Spieler des SC Lok und des SC Rotation wurden im SC Leipzig zusammengefügt. Die restlichen, vermeintlich schlechteren Spieler, wurden zur neu gegründeten BSG Chemie Leipzig abgeschoben. Vom SC Lok kamen Spieler wie Henning Frenzel und Peter Gießner, vom SC Rotation u. a. Manfred Geisler und Wolfram Löwe zum SC Leipzig. Zur BSG Chemie ging unter anderem Klaus Lisiewicz, der Onkel von Rainer Lisiewicz, dem heutigen Trainer des 1. FC Lok. Der Plan der DDR Funktionäre ging jedoch zunächst überhaupt nicht auf. Denn gleich im ersten Jahr des Bestehens holte die BSG Chemie als Außenseiter die Meisterschaft in der Saison 1963/64. Der SC Leipzig wurde lediglich Dritter. Alles was im Umfeld um die Fusion und Bildung der beiden Vereine SC Leipzig und BSG Chemie geschah, war und ist Grundstein für die noch heute bestehende Rivalität zwischen dem 1. FC Lok und Sachsen Leipzig, welche manchmal auch in abgrundtiefen Hass ausartet und in ihren Auswirkungen wohl einzigartig im Deutschen Fußball ist.
1964 erreichte der SC Leipzig das FDGB-Pokalfinale gegen den SC Magdeburg, welches der Verein mit 2:3 verlor, ehe er 1966 aufgelöst und am 20. Januar 1966 der 1. FC Lokomotive Leipzig aus der Taufe gehoben wurde.
1. FC Lok in der DDR
Die 1960er Jahre
Die Gründungsversammlung fand im Leipziger Hauptbahnhof statt. Was nicht von ungefähr kam, da der Trägerbetrieb des neuen Vereins die Deutsche Reichsbahn war. Das hieß das die DR den Verein finanziell unterstützte und die Spieler formell Angestellte des Betriebes waren. Das neue Leistungszentrum des Fußballs in Leipzig entstand ebenfalls in Leipzig-Probstheida, wo der 1. FC Lokomotive sein zu Hause hatte. Dies bewirkte das junge und talentierte Spieler bereits früh beim Verein landeten. Über Jahre hinweg brachte der Verein immer wieder spätere Nationalspieler der DDR (mehr als 20) und Stars des DDR-Fußballs hervor. Die Loksche, wie der Verein von seinen Anhängern auch heute noch genannt wird, war bekannt für starkes Konterspiel und galt wegen ihrer Unberechenbarkeit als Sphinx der DDR-Oberliga (starken Europapokalspielen am Mittwoch folgten oft schwache Oberliga-Partien am Samstag) und galt als absolute Pokalmannschaft. Möglicherweise liegt in dem vom Konterfußball geprägten Spiel der geringe Erfolg in der Meisterschaft begründet.
Gleich in der ersten Spielzeit nach der Namensänderung (1965/66), belegte man am Ende Platz 3. Im Folgejahr wurde man Zweiter mit 7 Punkten Rückstand auf den FC Karl-Marx-Stadt und Henning Frenzel wurde mit 22 Toren Torschützenkönig der DDR-Oberliga. 2 Jahre später war man im „Tal der Tränen“ angelangt und musste als Tabllenletzter den Gang in die DDR-Liga antreten – der einzige Abstieg in der Vereinsgeschichte. Am letzten Spieltag der Liga-Saison kam es im Bruno-Plache-Stadion zum Showdown um den Aufstieg gegen Wismut Gera. 30.000 Zuschauer sahen das Spiel, was eine Rekordkulisse bedeutete, und sahen einen schwer erkämpften 1:0 Sieg der Loksche, welcher den direkten Wiederaufstieg bescherte. Nach dem Aufstieg landete der 1. FC Lok auf dem 10. Platz. Erstmals machte der Verein international auf sich aufmerksam als man 1966 im Messepokal Benfica Lissabon um Eusebio in der 3. Runde ausschalten konnte.
Die 1970er Jahre
Die 1970er Jahre markierten die Zeit, in welcher sich der Verein als Pokalmannschaft einen Namen machte, national wie international. 1970 stand der Verein im ersten von insgesamt 4 Pokalfinalen in den 1970er Jahren, welches man jedoch relativ klar mit 4:2 gegen den FC Vorwärts Berlin verlor (→ Spieldaten des Endspiels um den FDGB-Pokal 1970).[1] Nach einem weiteren verlorenen Pokalfinale gegen den 1. FC Magdeburg (→ Spieldaten des Endspiels um den FDGB-Pokal 1973)[2], der im Folgejahr den Pokal der Pokalsieger gewann, war es dann 1976 endlich soweit. Über die BSG Aktivist Schwarze Pumpe den FC Rot-Weiß Erfurt, FC Carl Zeiss Jena und Dynamo Dresden erreichte man das Pokalfinele gegen den FC Vorwärts Frankfurt/Oder. Durch Tore von Frenzel und Roth gewann man klar mit 3:0 und holte den ersten Pokal und großen Titel nach Probstheida (→ Spieldaten des Endspiels um den FDGB-Pokal 1976).[3]
1977 erreichte man noch einmal das Finale des FDGB-Pokals, verlor allerdings mit 2:3 gegen Dynamo Dresden (→ Spieldaten des Endspiels um den FDGB-Pokal 1977). Insgesamt erreichte der Verein vier Mal das Pokalfinale und einmal das Halbfinale.
International begann die Loksche von sich Reden zu machen als der Verein 1974 bis ins Halbfinale des UEFA-Pokals vordringen konnte. Dabei bezwang man Mannschaften wie den AC Turin, Wolverhampton Wanderers, Fortuna Düsseldorf und Ipswich Town, ehe man am späteren Pokalsieger Tottenham Hotspurs scheiterte [4]. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Vereine aus der DDR recht wenig Erfolg gegen englische Mannschaften. Doch die Loksche änderte dies und alleine diese Aufeinandertreffen auf gleich drei englische Vereine und das Ausschalten zweier brachte dem 1. FC Lok eine große Reputation in England ein. So titelte der Daily Telegraph: „Lok Leipzig ist zum Alptraum für den englischen Fußball geworden“ und es bewahrheitete sich, was „La Stampa“ [5] nach Ausscheiden des AC Turin schrieb „Von dieser Lok wird man noch einiges hören“. Noch heute ist der Verein in England sehr bekannt. 80.000 Zuschauer kamen ins Zentralstadion, um die Partie gegen Fortuna Düsseldorf zu sehen, und auch bis hierhin hat noch nie ein Verein aus der DDR gegen eine Mannschaft aus der Bundesrepublik Deutschland gewinnen können. Das Erreichen des Halbfinals kann gleichzeitig als der zweitgrößte Erfolg des Vereins gewertet werden.
In der nationalen Meisterschaft dagegen belegte man häufig nur einen Mittelfeldplatz und die besten Ergebnisse waren jeweils ein 4. Platz 1972/73, 1975/76, und 1977/78.
Die 1980er Jahre
Dies sollte sich in den 1980er Jahren allerdings etwas ändern. Zwar konnte man nach wie vor nie den Gewinn der Meisterschaft erringen, war aber zumindest am Ende der Saison meist unter den ersten drei Plätzen zu finden. Jedoch war der 1. FC Lok nie so nah an der Meisterschaft wie in der Saison 1985/86. Am letzten Spieltag der Saison kam es zum direkten Aufeinandertreffen zwischen dem 1. FC Lokomotive Leipzig und BFC Dynamo im heimischen Bruno-Plache-Stadion. 13.000 Zuschauer wurden Zeuge des größten Skandals in der Geschichte des DDR-Fußballs. Lok hätte ein Sieg gereicht um Meister zu werden. Nach dreimaligem Herauslaufen aus einer Mauer stellte Schiedsrichter Bernd Stumpf Matthias Liebers vom Platz und ließ unbegründete 5 Minuten nachspielen. Lok führte bis kurz vor Schluss mit 1:0, was zur Meisterschaft gereicht hätte. Doch in der Nachspielzeit pfiff Stumpf plötzlich Elfmeter für den BFC. Ein angebliches Foul von Hans Richter an Bernd Schulz, das laut damaligen Fernsehbildern keines war. Im Nachhinein sorgte diese Schiedsrichterentscheidung für viele Turbulenzen in den Medien der DDR und dem DDR-Fußball. Frank Pastor verwandelte den Elfmeter und der BFC war erneut DDR-Meister. Im Jahr 2000 soll jedoch ein Video aufgetaucht sein, welches die richtige Entscheidung von Schiedsrichter Stumpf belegt. [6] 1988 scheiterte die LOK erneut nur knapp an der Meisterschaft. Nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses musste man sich dem BFC Dynamo ein weiteres Mal geschlagen geben. Dennoch waren die 1980er Jahre das Jahrzehnt des 1. FC Lokomotive Leipzig. So erreichte man dreimal das Finale des FDGB-Pokals und konnte dreimal als Sieger hervorgehen. 1981, 1986 und 1987 konnten die Probstheidaer jeweils den Pokal gewinnen und gelangten zudem zweimal ins Pokalhalbfinale (1980, 1988).
Auch international blieb der Verein erfolgreich, konnte an die 1970er Jahre anknüpfen und erneut aufhorchen lassen. 1982 scheiterte man im Viertelfinale am späteren Sieger FC Barcelona und in der 1. Runde des UEFA-Pokals 1983 erschien Girondins Bordeaux eine Nummer zu groß für den 1. FC Lok. In den Reihen Bordeaux’ standen Spieler wie Jean Tigana, Patrick Battiston und Alain Giresse. Jedoch kam es völlig anders und Leipzig gewann in Bordeaux mit 3:2 und im Rückspiel sogar mit 4:0. Bordeaux sollte ein paar Jahre später noch einmal die Chance auf Revanche erhalten. In der nächsten Runde traf man auf Werder Bremen mit dem damaligen Trainer Otto Rehhagel. Doch auch hier behielt man die Oberhand ehe man in der nächsten Runde an Sturm Graz scheiterte. In der Europapokalsaison 1986/87 schlug jedoch die große Stunde des 1. FC Lok. Begünstigt durch Losglück, kam man bis ins Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger. Hießen die Gegner in den Runden zuvor Glentoran Belfast, Rapid Wien und FC Sion, traf man jetzt in der Runde der letzten Vier auf Girondins Bordeaux. Erneut gelang den Leipzigern ein Sieg im Hinspiel in Bordeaux. Uwe Bredow sorgte für das einzige Tor des Spiels. Zum Rückspiel im Leipziger Zentralstadion kamen offiziellen Angaben zufolge 73.000 Zuschauer. Was aber stark bezweifelt werden dürfte. Inoffiziellen Angaben zufolge waren bis zu 120.000 Zuschauer im restlos ausverkauften Stadion. Doch bereits nach drei Minuten ereilte alle der Schock, als Zlatko Vujovic das 1:0 Hinspielergebnis egalisierte. Das Spiel ging bis in die Verlängerung und es musste in einem Elfmeterschießen die Entscheidung herbeigeführt werden, welches an Dramatik und Spannung nicht zu überbieten war. Je vier Spieler beider Mannschaften verwandelten ihre Elfmeter und jeder der Torhüter hielt einen Strafstoß, als es zum Showdown kam. Der Torschütze zum 0:1 für Bordeaux, Zoran Vujovic, trat an und René Müller parierte. Da bereits alle Schützen des 1. FC Lok an der Reihe waren, trat René Müller selbst zum Elfmeter an und verwandelte zum 6:5 n. E. Bis dahin schon ein Held des Leipziger Fußballs, wurde er mit diesem Elfmeter zur Legende. [7] Nach dem 1. FC Magdeburg 1974, dem FC Carl Zeiss Jena 1981 war der 1. FC Lokomotive erst die bis dahin dritte Mannschaft aus der DDR, welche ein Finale im Europapokal erreichen konnte. Der Trainer von Girondins Bordeaux, Aimé Jacquet meinte nach dem Spiel: „Wir wollten als erste französische Mannschaft einen Europapokal gewinnen, doch nun ist der Traum aus. Das Schicksal war nicht auf unserer Seite. Es war eine Zerreißprobe für alle. Die Lok-Elf behielt im Elfmeterschießen den Kopf oben.“ Das Finale fand in Athen statt und dort trafen die Männer um Hans-Ulrich Thomale auf Ajax Amsterdam. Trainiert von Johan Cruyff und bespickt mit Topstars wie Jan Wouters, Aron Winter, Frank Rijkaard, Dennis Bergkamp und nicht zuletzt Marco van Basten. Auch wenn klar war, wer hier der Underdog sein würde, hielt sich die Loksche hervorragend und ließ nur ein Tor zu. In der 21. Minute traf van Basten per Kopf zum 0:1 für Ajax. Dies bedeutete auch gleichzeitig den Endstand des Spiels (→ Pokal der Pokalsiegerfinale 1987). Cruyff meinte nach dem Spiel: „Ich hätte nicht geglaubt, dass uns Lok Leipzig nach der Pause so unter Druck setzen würde. Wir sind über diesen knappen Sieg sehr glücklich.“ [8]
Die Saison 1986/87 kann als die erfolgreichste des Vereins bezeichnet werden. Das Finale des Pokals der Pokalsieger erreicht, den FDGB-Pokal verteidigt und in der Meisterschaft Platz 3 belegt – dies wurde weder zuvor noch danach je wieder erreicht. Man landete später in der Liga im unteren Mittelfeld der Tabelle und qualifizierte sich nur über die Relegation gerade so für die 2. Deutsche Bundesliga. Am 1. Juli 1991 übernahm der 1. FC Lokomotive Leipzig wieder den Namen VfB Leipzig. Die Gründe hierfür waren zum einen der DDR-Name welcher als Altlast galt und zu viel nach DDR roch, zum anderen wollte man an die großen Zeiten des VfB Leipzig vor 1945 anknüpfen.
Zur weiterführenden Geschichte des Vereins unter dem Namen VfB Leipzig bis 2003 siehe VfB Leipzig
1. FC Lokomotive Leipzig ab 2003
Nachdem der VfB Leipzig endgültig in die Insolvenz ging, riefen am 10. Dezember 2003 VfB-Leipzig-Fans den 1. FC Lokomotive Leipzig erneut ins Leben. Zum Vereinsvorsitzenden wählten die elf Gründungsmitglieder den ehemaligen VfB-Fanbeauftragten Steffen Kubald.
Nach der Liquidation des VfB Leipzig im Juli 2004 löste sich dessen erste Männermannschaft auf. Durch den neuen 1. FC Lok wurden die erfolgreichen Nachwuchsteams und die Fußballerinnen (2. Frauen-Bundesliga) übernommen. Teile des Nachwuchses wurden vom FC Sachsen Leipzig gekauft, der mit Hilfe der Stadt Leipzig ein Leipziger Nachwuchszentrum gründete. Es gab Bestrebungen der Stadt Leipzig, die Kompetenzen des Leipziger Fußballs zu bündeln und so das Interesse potenzieller Investoren zu erhöhen. Allerdings scheiterte dieser Versuch (Schlagwort „VfB Sachsen Leipzig“ bzw. „1. FC Union Leipzig“) schnell an den starken, historisch bedingten Rivalitäten beider Vereinsführungen und Fanlager.
Die erste Männermannschaft nahm ihren Spielbetrieb in der niedrigsten Liga, der 3. Kreisklasse (11. Liga) auf. Die anderen Mannschaften (Frauen und Nachwuchs) konnten in ihren Spielklassen verbleiben. Trainer Rainer Lisiewicz (Oberligaspieler bei Lok von 1968 bis 1978) musste vor Saisonbeginn 2004/05 eine neue Männermannschaft zusammenstellen. Bei Sichtungstrainings bewarben sich über 100 VfB-Fans, von denen er 25 Spieler für die 11. Liga auswählte. Der neue Verein wurde bereits nach kurzer Zeit zum Kultverein unter den ehemaligen VfB-Fans. Wegen des für die niedrigste Spielklasse großen Zuschaueransturms berichteten die Medien deutschlandweit, was im Ergebnis noch mehr Besucher ins Bruno-Plache-Stadion lockte. Mittelfristig wollte der Verein wieder dort spielen, wo der Vorgänger VfB zuletzt auflief: in der NOFV-Oberliga. Um die Zeit auf Kreisebene (11. bis 8. Liga) abzukürzen, bemühte sich der Verein noch 2004 um eine Fusion mit Vereinen aus der 5. Liga (Landesliga Sachsen, Hausdorfer SV) bzw. 6. Liga (Bezirksliga Leipzig, SV Tresenwald). Erst der dritte Fusionsversuch brachte den Zusammenschluss mit dem SSV 52 Torgau. Zwei Torgauer Mannschaften hatten zuvor eine Fusion beschlossen, wodurch ein Startplatz in der 7. Liga (Bezirksklasse Leipzig) frei wurde. Die Fusion empfanden beide Seiten als fair, der 1. FC Lok behielt Name und Spielstätte, im Gegenzug unterstützt er den neuen Torgauer Verein finanziell.
In seiner ersten Saison 2004/05 wurde Lok Leipzig verlustpunktfrei Meister der 3. Kreisklasse (11. Liga), nach 26 Spielen betrug das Torverhältnis 316:13. Lok gewann ebenso den Leipziger Stadtpokal, dabei besiegte er im Endspiel die drei Ligen höher spielende 3. Mannschaft des SSV Markranstädt mit 2:0. Am 9. Oktober 2004 stellte der Verein einen Rekord für das Guinness-Buch der Rekorde auf, als 12.421 Zuschauer zum Punktspiel gegen Eintracht Großdeuben II ins Zentralstadion kamen. Es bedeute Zuschauerweltrekord bei einem Punktspiel in der niedrigsten nationalen Spielklasse. Zudem gab Lothar Matthäus sein Comeback bei Lok für ein Spiel beim Stadtpokal-Halbfinale. Doch Matthäus blieb nicht der Einzige, welcher sein Comeback im Lok-Dress gab. So liefen auch Henning Frenzel im Alter von 62 Jahren und Heiko Scholz noch einmal für die Loksche in der 11. Liga auf. [9]
In der Bezirksklasse Leipzig Staffel 2 (7. Liga) 2005/06 errang der Verein den ersten Tabellenplatz und stieg damit in die Bezirksliga auf und schaffte nach zwei Jahren die Qualifikation für den sächsischen Landespokalwettbewerb 2006/07 durch einen 3:1-Sieg gegen Bornaer SV (6. Liga). Ein weiterer Höhepunkt der Saison war das Freundschaftsspiel gegen den englischen Klub FC United of Manchester vor offiziell 7.426 Zuschauern und gleichzeitig das erste internationale Spiel des 1. FC Lok in der Neuzeit. Ein Rückspiel in England war abgemacht, kam aber bisher nie zustande. Nach einem spannenden Dreikampf 2006/07 wurde die Loksche erneut Erster und schaffte so den direkten Aufstieg in die Landesliga Sachsen. In der Saison waren die Spiele ein Höhepunkte im Sächsischen Landespokal, wo Lok nach drei Runden als einziger Sechstligist das Viertelfinale erreichte, dort jedoch gegen den späteren Finalisten, der 2. Mannschaft von Erzgebirge Aue, ausschied (0:3). Der Zuschauerdurchschnitt bei Punktspielen betrug im Schnitt knapp 2.800, die Spitzenspiele in Meisterschaft oder Pokalwettbewerb sahen oft mehr als 5.000 Besucher.
Vor der Saison 2007/08 in der Landesliga Sachsen gab es erhebliche Zweifel am erneuten Durchmarsch und einem weiteren Aufstieg, da die Mannschaft gegenüber dem Vorjahr nur wenig verändert wurde. Am Saisonende stand man jedoch auf dem zweiten Platz – dieser berechtigte zur Relegation um den Aufstieg in die Oberliga (ab 2008/09 5. Liga). Diese gelang gegen den Zweiten der Landesliga Mecklenburg-Vorpommern FC Schönberg 95 nach einem 2:1 Auswärtssieg und einer 0:1 Heimniederlage am 22. Juni 2008. Damit schaffte der Verein nach vier Aufstiegen in Folge und einer Fusion den Sprung aus der niedrigsten Liga in die Oberliga – dort spielte bis zu seiner insolvenzbedingten Auflösung der inoffizielle Vorgängerverein VfB Leipzig. Im Schnitt besuchten 4.088 Zuschauer die Meisterschaftsspiele.
Auch vor der Saison 2008/09 wurde die Mannschaft nicht weiter verstärkt. Wichtigster Neuzugang war sicher Torsten Jülich, der vom 1. FC Saarbrücken zurück nach Probstheida kam und der Abwehr mehr Stabilität verleihen sollte. Zur allgemeinen Überraschung spielt die Mannschaft nicht wie vor der Meisterschaft befürchtet gegen den Abstieg, sondern hat sich bis zur Winterpause im Spitzenfeld der Oberliga festgesetzt. Kurz vor Ende der Saison, im April 2009, wurde bekannt das sich der Verein von seinem langjährigen Trainer Rainer Lisiewicz zu Ende der Saison trennen wird. Lisiewicz führte den Verein zu vier Aufstiegen in Folge. [10]
Erfolge
Erfolge bis 1991
- FDGB-Pokalsieger: 1976, 1981, 1986, 1987
- FDGB-Pokalfinalist: 1970, 1973, 1977
- DDR-Vizemeister: 1967, 1986, 1988
- Halbfinalist im UEFA-Pokal: 1974
- Finalist im Europapokal der Pokalsieger: 1987
- International Football Cup: 1966
Die Meistertitel (1903, 1906, 1913) und andere Erfolge des VfB Leipzig sind bei diesem aufgeführt.
Erfolge nach der Neugründung
- 2005: Meister der 3. Kreisklasse (11. Liga) und Stadtpokalsieger Leipzig
- 2006: Meister der Bezirksklasse (7. Liga) und Bezirkspokalsieger Leipzig
- 2007: Meister der Bezirksliga (6. Liga) und Bezirkspokalsieger Leipzig
- 2008: Vize-Meister der Landesliga Sachsen (5. Liga), Aufstieg nach erfolgreicher Relegation in die Oberliga (neue 5. Liga)
Spieler & Trainer
Aktueller Kader 2008/09
Stand 18. August 2008 [11]
Torhüter Abwehr - Torsten Jülich
- Anton Köllner
- Holger Krauß
- Robert Roscher
- Manuel Starke
Mittelfeld Sturm Trainerchronik
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- 1971 – 1976 Horst Scherbaum
- 1979 – 1985 Harro Miller
- 1985 – 1990 Hans-Ulrich Thomale
- seit 1. Juli 2004 bis voraussichtlich Juni 2009Rainer Lisiewicz
- Die vollständige Trainer-Liste finden Sie hier.
Erwähnenswerte Spieler
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- Manfred Geisler spielte für Lok von 1955 bis 1976 (344 Punktspiele für Lok/15 Einsätze in der DDR-Nationalmannschaft)
- Henning Frenzel 1963 – 1983 (488/56)
- Wolfram Löwe 1963 – 1980 (294/43)
- Wolfgang Altmann 1971 – 1985 (338/0)
- Dieter Kühn 1974 – 1990 (289/13)
- René Müller 1976 – 1990 (264/46)
- Uwe Zötzsche 1979 – 1990 (245/38)
- Ronald Kreer 1981 – 1991 (248/65)
- Matthias Liebers 1982 – 1991 (425/59)
- Matthias Lindner (1976 – 1991)
- Alle Spieler: Liste der Spieler und Trainer des 1. FC Lokomotive Leipzig
Stadien
Seine Heimspiele trägt der 1. FC Lokomotive in der Regel im Bruno-Plache-Stadion aus. Stehen jedoch Spiele an, welche einer höheren Sicherheitstufe bedürfen oder mehr als 5.000 Zuschauer zu einem Heimspiel erwartet werden, finden diese im Zentralstadion statt.
Seit den 1920er Jahren wird im Bruno-Plache-Stadion schon Fußball gespielt. Und immer war es die Heimat des VfB Leipzig und des 1. FC Lok. Einzige Ausnahme waren die Jahre 1992–1995, aufgrund der Sicherheitsbestimmungen der 2. Bundesliga. Es befindet sich im Leipziger Stadtteil Probstheida, südlich des Völkerschlachtdenkmals. Offiziell fasst das Stadion heute 15.600 Zuschauer. Aufgrund verschiedener Sicherheitsbestimmungen ist es allerdings nur für 4.999 Zuschauer zugelassen. Bei der Eröffnung kamen 50.000 Zuschauer zum Spiel des VfB Leipzig gegen den Hamburger SV. Die 1932 errichtete, heute noch in Betrieb befindliche, Holztribüne ist weitestgehend im Originalzustand erhalten. Sie ist damit ein bedeutendetes architektonisches Beispiel für eine große Holztribüne in deutschen Fußballstadien jener Zeit.
Es gibt auch eine Initiative zum Erhalt des Bruno-Plache, welche von Fans des 1. FC Lok getragen wird. Dabei geht es hauptsächlich um Arbeitseinsätze und eigenständige Instandhaltungen und Sanierungsarbeiten, welche freiwillig und uneigennützig durchgeführt werden. Die Vision der Initiative ist dabei das Plache vollständig zu sanieren und in ein modernes Stadion für etwa 20.500 Zuschauer umzuwandeln. Die Kosten würden hierbei etwa bei 10 bis 20 Millionen Euro liegen. [12] Die Vision dürfte hierbei allerdings nur sehr schwer zu realisieren sein. Bedenkt man, das es in Leipzig noch das Zentralstadion gibt, welches für die Fußball-WM 2006 komplett neu errichtet wurde und ansonsten zumeist ungenutzt bleiben würde.
Fans und Rivalitäten
Freundschaftliche Beziehungen pflegen vor allem die jüngeren Fans zum Halleschen FC und zum FC Rot-Weiß Erfurt. Hier gibt es, speziell seit der Neugründung 2003, unter den Ultras der Clubs enge Beziehungen, welche durch regelmäßige Gegenbesuche gepflegt werden. Der Beginn der Freundschaft zum Halleschen FC kann in die Aufstiegssaison 1992/93 des Vorgängervereins VfB Leipzig verortet werden. Von den älteren Fans werden diese Freundschaften jedoch meist ignoriert oder abgelehnt, da sie vor allem die Rivalität der Vereine aus früheren Zeiten im Blick haben. Gemeinsame Antipathien haben die Fans gegen den FC Sachsen Leipzig, Dynamo Dresden, den 1. FC Magdeburg, FC Carl Zeiss Jena und FC Erzgebirge Aue, was auch auf frühere Rivalitäten in der DDR-Oberliga zurückzuführen ist. Weiterhin wird das Verhältnis zum BFC Dynamo in der Fanszene äußerst kontrovers diskutiert.
Frauenfußball
Noch unter dem Namen VfB Leipzig stieg die Mannschaft 2003 in die Regionalliga Nordost auf. Als Fünfter qualifizierte sich die Mannschaft für die neu gegründete 2. Bundesliga und wurde in die Südgruppe eingeteilt. Der Sprung erwies sich als zu groß und das Team stieg als Tabellenletzter wieder ab. In der folgenden Regionalligasaison wurde mit zehn Punkten Vorsprung auf den Magdeburger FFC der Wiederaufstieg geschafft. In der Saison 2006/2007 spielte die Mannschaft in der Nordgruppe und erreichte dort einen achtbaren 6. Tabellenplatz. Die zweite Frauen-Mannschaft wurde sächsischer Landesmeister, scheiterte jedoch in der Relegation um den Regionalligaaufstieg an der zweiten Mannschaft vom FF USV Jena.
Erfolge
- SFV-Landesmeister 2002/03
- Aufstieg 2. Frauen-Bundesliga 2004/05
- NOFV-Hallenmeister 2006
- SFV-Landespokalsieger 2005/06
- NOFV-Meister 2005/06 → Aufstieg 2. Frauen-Bundesliga
- 6. Tabellenplatz in der 2. Frauen-Bundesliga Nord 2006/07
- 7. Tabellenplatz in der 2. Frauen-Bundesliga Nord 2007/08
Bekannte Spielerinnen
- Babett Peter (heute 1. FFC Turbine Potsdam)
- Kathleen Radtke (Deutsche Meisterin & Pokalsiegerin 2004 mit 1. FFC Turbine Potsdam)
- Stefanie Beltz (Deutsche Meisterin & Pokalsiegerin 2004 mit 1. FFC Turbine Potsdam)
- Jana Böhme (Deutsche Meisterin & Pokalsiegerin 2006 mit 1. FFC Turbine Potsdam)
Literatur
- Joachim Pfitzner, Jürgen Nöldner: 1. FC LOK LEIPZIG – Ein Fußballklub stellt sich vor. Sportverlag, Berlin 1987, ISBN 3328001794.
- Thomas Franke, Veit Pätzug: Von Athen nach Althen. Die Fanszene von LOK Leipzig zwischen Europacup und Kreisklasse. SDV Verlags GmbH, Dresden 2006, ISBN 3981051653 (Homepage).
- Volkmar Abel: Sozialisation in der Fangruppe. Eine qualitative Studie anhand Leipziger Fußballfans. VDM Verlag, Saarbrücken 2008, ISBN 3-8364-6726-7.
- Dr. Hans-Werner Stadie, Steffen Reichert: Ein Jahrhundert VfB Leipzig. Leipzig 1993.
- Christian Wolter: Schlachten Tore Emotionen – Das Bruno-Plache-Stadion in Leipzig-Probstheida. OM-Verlag Leipzig, Leipzig 2008, ISBN ISBN 978-3-9812022-0-5.
Einzelnachweise / Erläuterungen
- ↑ Übersicht der Saison 1969/70 auf rsssf.com
- ↑ Übersicht der Saison 1972/73 auf rsssf.com
- ↑ Übersicht der Saison 1975/76 auf rsssf.com
- ↑ Übersicht der Saison 1973/74 des UEFA-Pokals auf rsssf.com
- ↑ Dr. Hans-Werner Stadie, Steffen Reichert: Ein Jahrhundert VfB Leipzig. Axel Springer, Hamburg 1993. S. 108
- ↑ www.zeit.de Der Schand-Elfmeter von Leipzig
- ↑ Details des Spiels auf rsssf.com
- ↑ Dr. Hans-Werner Stadie, Steffen Reichert: Ein Jahrhundert VfB Leipzig. Axel Springer, Hamburg 1993. S. 111
- ↑ Bericht auf ARD.de
- ↑ mdr.de: Bericht auf mdr.de
- ↑ Die erste Mannschaft des 1. FC Lok
- ↑ Webseite der Initiative
Weblinks
- Offizielle Homepage 1. FC Lok Leipzig
- Offizielle Homepage 1. FC Lok Leipzig – Frauenfußball
- Lokruf – Internetradio – überträgt die Spiele des Vereins live
Vereine in der Fußball-Oberliga Nordost-Süd 2008/09FC Erzgebirge Aue II | VfB Auerbach | FSV Budissa Bautzen | SC Borea Dresden | FC Eilenburg | FC Rot-Weiß Erfurt II | 1. FC Gera 03 | VfB Germania Halberstadt | FC Carl Zeiss Jena II | 1. FC Lokomotive Leipzig | 1. FC Magdeburg II | SSV Markranstädt | ZFC Meuselwitz | VfB Pößneck | FC Grün-Weiß Wolfen | FSV Zwickau
Vereine der 2. Fußball-Bundesliga Nord der Frauen in der Saison 2008/09Tennis Borussia Berlin | 1. FC Union Berlin | SV Victoria Gersten | FC Gütersloh 2000 | Hamburger SV II | Blau-Weiß Hohen Neuendorf | Holstein Kiel | 1. FC Lokomotive Leipzig | SG Lütgendortmund | Mellendorfer TV | FFC Oldesloe 2000 | 1.FFC Turbine Potsdam II
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