- Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne (Augustdorf)
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Die Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne (kurz: GFM-Rommel-Kaserne) ist die nach Anzahl der stationierten Soldaten größte Kaserne des deutschen Heeres und befindet sich in Augustdorf, Nordrhein-Westfalen. Die Kaserne ist vor allem Standort der Panzerbrigade 21 Lipperland und prägt die Gemeinde Augustdorf. Die Kaserne wurde 1937 als Nordlager für den nahegelegenen Landwehrübungsplatz angelegt und ist seit 1961 nach dem Generalfeldmarschall Erwin Rommel benannt.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Kaserne liegt inmitten der Senne im Nordosten der lippischen Gemeinde Augustdorf (Nordrhein-Westfalen) und am Südrand des Teutoburger Waldes. An die Kaserne grenzt der Standortübungsplatz Stapel im Westen und der Truppenübungsplatz Senne im Osten und Süden. Die Kasernenrunde hat eine Gesamtlänge von 5,2 km. Die Kaserne stellt einen erheblichen Wirtschaftsfaktor für die kleine Gemeinde Augustdorf dar, die durch die Bundeswehr stark geprägt ist.
Stationierung und Einrichtungen
Die Kaserne ist nach Anzahl der dort stationierten Soldaten die größte Kaserne des deutschen Heeres, wenngleich Augustdorf auch nicht größte Garnison des deutschen Heeres ist. Je nach Einsatzlage sind mit Lehrgangsteilnehmern bis zu ca. 5.000 Mann in Augustdorf stationiert. Die Anzahl der ständigen Dienstposten beträgt etwa 4.300. Die Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne ist vor allem die Heimat der Panzerbrigade 21 "Lipperland". Bis auf 2 Kompanien ist die Brigade vollständig in Augustdorf stationiert. Die Panzerbrigade 21 "Lipperland" ist mit folgenden Anteilen in Augustdorf stationiert:
- Stab und Stabskompanie Panzerbrigade 21
- Panzerbataillon 203
- Panzergrenadierbataillon 212
- Panzerartilleriebataillon 215
- Aufklärungskompanie 210
- Panzerpionierkompanie 200
- Logistikbataillon 7 (nur 2 Kompanien)
Daneben sind aber auch weitere militärische Einheiten und zivile Dienststellen dort beheimatet:
- Servicestation Augustdorf der BwFuhrparkService GmbH (früher MC Augustdorf)
- 4./Feldjägerbataillon 252
- Kraftfahrausbildungszentrum Augustdorf
- Fachsanitätszentrum Augustdorf
- Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Augustdorf, früher Standortverwaltung
- Berufsförderungsdienst Münster, Standortteam Augustdorf
- Evangelischer Standortpfarrer Augustdorf mit Militärkirche vor den Toren der Kaserne
- Katholischer Standortpfarrer Augustdorf mit Militärkirche vor den Toren der Kaserne
- Mobilitätszentrum der BwFuhrparkService GmbH
- Militärgeschichtliche Sammlung „Lippische Rose“ Augustdorf
- Freizeit- u. Informationszentrum Augustdorf (FIZ)
Die in Augustdorf stationierten Einheiten nutzen den nahegelegenen Truppenübungsplatz Senne bzw. den Standortübungsplatz Stapel zur Ausbildung. Einheiten der britischen Streitkräfte aus dem nahen Sennelager üben ebenfalls im Stapel und in der Senne. Da die Senne ein Truppenübungsplatz unter britischer Verwaltung ist, sind die Augustdorfer Einheiten zur Durchführung ihrer Übungsvorhaben oft auf ein Ausweichen auf andere Truppenübungsplätze angewiesen.
Der Brigadestab sowie das Offizierskasino sind im Osten der Kaserne untergebracht. Vor dem Stabsgebäude ist ein Element der Berliner Mauer aufgestellt. Im Süden der Kaserne befindet sich die Standortschießanlage. Weitere Einrichtungen sind das Gefechts- und Schießsimulatorenzentrum, ein Fahrsicherheitstrainingsplatz der Deutschen Verkehrswacht, drei Sportplätze mit Laufbahnen, mehrere Sporthallen, eine Schwimmhalle mit Sauna, ein Freizeitzentrum, zwei Truppenküchen, das Offizierskasino Lippische Rose, eine Hindernisbahn und vier Tennisplätze. Die Arrestzellen werden auch scherzhaft als Café Süd bezeichnet, da sie sich im Gebäude der Südwache befinden. Hauptzufahrt ist jedoch das Nordtor. Die "Paradestraße" durchzieht die Kaserne vom Nordtor bis zum Südtor. An dieser liegt als zentraler Apellplatz der Scharnhorstplatz. Im Untergrund sind zwischen und unter den Truppenunterkünften unzählige Bunker angelegt.
Die Militärgeschichtliche Sammlung Lippische Rose erinnert auf ca. 1.400 m² an verschiedene inzwischen aufgelösten Einheiten, die in Augustdorf ihre Heimat hatten, z. B. die Panzerbataillone 211, 213 und 214, das Panzeraufklärungsbataillon 7 und der selbständigen Brigadeeinheiten wie z.B. die Panzerjägerkompagnie 210. Auch der Traditionsraum der ehemaligen 7. Panzerdivision befindet sich hier. Außerdem sammelt die MGS Lippische Rose Fahrzeuge, Waffen und anderes Material aus der Geschichte der Bundeswehr sowie in kleinerem Ausmaß auch der Nationalen Volksarmee. In der Kaserne sind außerdem Dutzende reguläre aber mittlerweile ausgesteuerte und Versuchsmuster gepanzerter Kettenfahrzeuge ausgestellt. Das Hauptmunitionslager der Kaserne sowie der Bundeswehreinheiten in Höxter liegt in Taubenborn bei Höxter. Bis etwa 2005 lag das Hauptdepot auf einem Hügel nordwestlich von Bellersen in Bredenborn.
Geschichte
Bereits seit 1892 übten militärische Verbände in der Senne. Als nach der nationalsozialistischen Machtergreifung die Wehrmacht vergrößert wurde und neue Standort benötigt wurden, entstand in Augustdorf ein Landwehrübungsplatz, wo ab Mai 1937 das VI. Armeekorps aus Münster seine Landwehrbataillone unterbrachte, um sie in der Senne zu üben. Das Lager wurde bis 1939 weiter erweitert und 1939 der Kommandantur des Truppenübungsplatzes übergeben. Die Bezeichnung des Lagers war ab 1939 Nordlager des Truppenübungsplatzes Senne. Im 2. Weltkrieg wurde das Lager im Nordosten um ein Wehrertüchtigungslager der Hitlerjugend erweitert. In diesem Lager stand die paramilitärische Wehrerziehung der Jugendlichen im Vordergrund. Im September 1944 verlegte ein SS-Ausbildungs und Einsatzregiment in das Nordlager. Die Kapazität des Lagers erweiterte sich ständig und lag am Ende des 2. Weltkrieges bei 16.000 Mann. Unter anderem waren in der Kaserne das SS-Panzerersatz- und Ausbildungsbataillon 1 der Waffen-SS untergebracht, aus dem in den letzten Monaten des Krieges die SS-Panzerbrigade Westfalen aufgestellt wurde, die an der letzten Panzerschlacht gegen die 3. US-Panzerdivision im März/April 1945 im Raum Paderborn beteiligt war. Die verbliebenen Einheiten in Augustdorf und auf dem Truppenübungsplatz wurden gegen Ende des Krieges zur Kampfgruppe Augustdorf zusammengefasst und zur Verteidigung des Überganges im Teutoburger Wald - die Dörenschlucht bei Augustdorf - herangezogen. Bei der "Schlacht in der Dörenschlucht" vom 2. bis 4. April 1945 fielen 35 Männer einer Genesendenkompanie der Waffen-SS. Sie konnten den Vormarsch der 3. US-Panzerdivision durch Abschuss von sieben Sherman-Panzern zeitweise verzögern, blieben jedoch letztlich erfolglos. Die Soldaten fanden ihre letzte Ruhe auf einem kleinen Soldatenfriedhof nahe der Kaserne. Am 4. April 1945 wurde die Kaserne durch amerikanische Truppen besetzt und bald darauf der britischen Armee übergeben, die bis heute Hauptnutzer des Truppenübungsplatz blieb.
Ab 1945 wurde das Nordlager, von den Briten als Hutted Camp bezeichnet, als Unterkunft von etwa 10.000 vornehmlich sowjetische Kriegsgefangene genutzt, die von hier nach Kriegsende in ihre Heimat zurückgeführt wurden. Ab Sommer 1945 verblieben im Lager Osteuropäer, die nicht in ihre Heimat zurückkehren wollten, ab 1947 waren dies vor allem ehemalige Kriegsgefangene aus den baltischen Sowjetrepubliken. Ab August 1950 entließen die Briten das Lager in deutsche Verwaltung. Weiterhin lebten im Lager etwa 2.250 heimatlose Ausländer, unter ihnen etwa 600 Kinder. Das Lager wurde ab August 1950 daher als Sozialamt für Ausländer, Außenstelle Augustdorf bezeichnet.
Ab Februar 1956 wurden die alten Baracken abgerissen und neu errichtet. Die Kaserne wurde nach der Wiedererrichtung als Neues Lager bezeichnet. Nach Planungen des Amtes Blank sollte die Kaserne Standort der Panzeraufklärerschule werden. Als Lehramtsgebäude war das heutige Stabsgebäude der Panzerbrigade 21 vorgesehen. Die Einrichtung einer Truppenschule wurde freilich nicht realisiert. Ab April 1957 nahm die Standortverwaltung ihre Arbeit in Augustdorf auf. Die ersten Soldaten der Bundeswehr zogen am 26. Juni 1957 in die neu errichteten Unterkünfte im Neuen Lager. Zu den ersten Einheiten gehörte das Panzerbataillon 1 (später zunächst Panzerbataillon 213, dann Panzerbataillon 214), das zunächst in Dedelstorf aufgestellt wurde. Das Panzeraufklärungsbataillon 7 verlegte im April 1958 aus Bremen nach Augustdorf. Erst im September 1958 verließen die ersten Ausländer das Lager. Am 20. Juli 1961 erhielt die Truppenunterkunft den Namen Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne zu Ehren von Generalfeldmarschall Erwin Rommel. An diesem Akt nahmen die Witwe und der Sohn des Generalfeldmarschalls teil. In Teilen der Bevölkerung ist die Namensgebung nach Rommel gemäß seiner als zumindest ambivalent zu beurteilenden politischen und militärischen Rolle im nationalsozialistischen Deutschland heute durchaus umstritten, so dass immer wieder eine Umbenennung der Kaserne gefordert wird.[1]
Am 26. April 2007 wurden zur Erinnerung an 50 Jahre Wehrpflicht in der Kaserne ein feierliches Gelöbnis für 1.000 Rekruten aller Teilstreitkräfte durchgeführt. Anwesend waren neben rund 3.000 Gästen und Angehörigen der damalige Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung und der damalige Generalinspekteur der Bundeswehr, General Wolfgang Schneiderhan.
Augustdorfer Soldatentag
Alle zwei Jahre richtet die Panzerbrigade 21 in der Kaserne den Augustdorfer Soldatentag aus. Nach 2004 musste der AST von 2006 auf 2007 verschoben werden, da die Brigade 2006 zu vielfältige Aufgaben und Einsätze zu bewältigen hatte. Regelmäßig besuchen mehrere 10.000 Gäste die Veranstaltung. Im Jahr 2007 war der AST das größte öffentlichkeitswirksame Vorhaben des Deutschen Heeres.
Gezeigt wurden die Waffensysteme des Standorts in statischen und dynamischen Waffenschauen und Vorführungen der Panzergrenadiere, Panzertruppe, Panzerartillerie, Logistik, Feldjäger und des Sanitätswesen über deren Spezialfähigkeiten. Reservistenkameradschaften, Modellbau und Reenactment finden sich bei der Militärgeschichtlichen Sammlung "Lippische Rose". Auch das Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Augustdorf, der BwFuhrparkService, die Feuerwehr und das Technisches Hilfswerk waren vertreten.
Verweise
Einzelnachweise
- ↑ Institut für Friedenspädagogik Tübingen: Traditionspflege: die falschen Helden der Bundeswehr, HTML
Literatur
Standortältester Augustdorf (Hrsg.): Standort Augustdorf. Im Herzen des Lipperlandes. Broschüre. WEKA, Mering 2000. Ohne ISBN.
Weblinks
- GFM-Rommel-Kaserne - Geschichte und Geschichten über die Kaserne und seine stationierten Verbände
- Militärgeschichtliche Sammlung "Lippische Rose" Augustdorf
- Augustdorfer Soldaten Tag auf der Website der 1. Panzerdivision
- Broschüre Standort Augustdorf (PDF-Datei; 5,00 MB)
51.9147858.764644Koordinaten: 51° 54′ 53,2″ N, 8° 45′ 52,7″ OKategorien:- Kaserne der Bundeswehr
- Augustdorf
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