K.B.St.V. Rhaetia München

K.B.St.V. Rhaetia München
Wappen Karte
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K.B.St.V. Rhaetia München (Deutschland)
K.B.St.V. Rhaetia München
K.B.St.V. Rhaetia München
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Universität: Münchner Universitäten und Hochschulen
Gründung: 23. Juli 1881 in München
Verband: kein
Wahlspruch: c.f.v.!
Farben: Rhaetia Farben.jpg
Mitglieder: 459 (2009)
Adresse: Luisenstr. 27
80333 München
Website: rhaetia.de

Die Katholische Bayerische Studentenverbindung Rhaetia ist eine katholische bayerische Studentenverbindung in München mit rund 460 Mitgliedern. Sie ist farbentragend, aber nicht schlagend.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

Wappenstein am Rhaetenhaus

Die K.B.St.V. Rhaetia München wurde am 23. Juli 1881 von 18 Studenten der Ludwig-Maximilians-Universität gegründet. Diese Studenten waren ehemals Mitglieder der K.D.St.V. Aenania München, welche dem farbentragenden katholischen Cartellverband (CV) angehörte. Hintergrund für die Trennung waren zum einen die damaligen Zeitumstände sowohl des Kulturkampfes mit der Ablehnung des Ultramontanismuses als auch der staatspolitischen Auffassungen. Die Rhaeten wollten sich damals von den Befürwortern des Deutschen Reiches absetzen und traten nachhaltig für die Stärkung einer Autonomie Bayerns und seines Königshauses ein. Dies führte auch zur Ablehnung des über den gesamten deutschsprachigen Raum verteilten Cartellgedankens des CV und KV, dem seinerzeit alle drei katholischen Münchener Verbindungen verfolgten. So kam es innerhalb der Verbindung zu einem Disput, der damit endete, dass am 17. Juli gegen diejenigen dreizehn Burschen ein Antrag auf Dimission gestellt wurde, „welche die Loslösung Aenanias vom Kartellverband bezweckten“. Diese Gruppe formierte sich und fasste den Plan, eine gesonderte Verbindung zu gründen, was später dann im „Gasthaus zum Morgenstern“ (St.-Anna-Vorstadt) vollzogen wurde. Damit setzte man den Schwerpunkt von einer katholischen deutschen hin zu einer katholischen bayerischen Studentenverbindung. Der Name „Rhaetia“ gründet auf die römische Provinz Raetia, das vor allem das heutige Südwestbayern abdeckt. Der zuerst erwogene Name Bavaria war schon vergeben.

Gründungszeit bis 1900

Die Front des Rhaetenhauses mit der Aufschrift Rhaetenhaus, den Wappen von Bayern, München und die Wissenschaft

Jedoch war schon in der Anfangszeit das Erreichen einer sinnvollen Mitgliederzahl schwierig: So siedelten drei Theologiestudenten ins Priesterseminar Georgianum über. Doch der Rhaetia kam der Umstand zugute, dass in der nicht farbentragenden K.St.V. Ottonia München aus dem katholischen Kartellverband (KV) eine Anzahl süddeutscher Studenten aus demselben Grund ihre Verbindung verlassen und sich entschlossen hatten, der Rhaetia beizutreten. Dabei wurde auch zum ersten Mal das Bayern-Prinzip in Frage gestellt, weil drei von ihnen Württemberger waren. Jedoch einigte man sich einvernehmlich darauf, den dreien die Mitgliedschaft im Sinne des Prinzips zu verwehren.

Am 10. Januar 1888 fasste man Beschluss zu einer farbentragenden Verbindung zu werden. Zum 7. Stiftungsfest wurde außerdem von einem der Gründer, Mayerhofer, ein Festgedicht verfasst, welches zum Bundeslied proklamiert wurde. Am 19. Dezember dieses Jahres wurde die erste Tochterverbindung der Rhaetia in Eichstätt unter dem Namen „Rhaetia Eystettensis“ gegründet, welche aber nach zwei Semestern wieder aufgelöst wurde.

1900 bis 1930

Das Gartentor des ehemaligen Rhaetenhauses

Die Rhaetia hat außerdem die Tochterverbindung K.D.St.V. Franco-Raetia zu Würzburg, welche am 2. Dezember 1905 unter dem Namen „Rhaetia Herbipolensis“ gegründet wurde. Die Abspaltung erfolgte 1925 aufgrund von Mitgliederschwund, sodass die Verbindung das Bayern-Prinzip aufgab, den Namen in „K.D.St.V. Franco-Raetia“ abänderte und dann dem CV beitrat. Sie besteht noch heute und pflegt einen regen Austausch mit ihrer Mutterverbindung.

Zum 25. Stiftungsfest nahm zum ersten Mal ein Mitglied der königlichen Familie, Prinz Ludwig von Bayern, an der Zeremonie teil. Diese Tradition setzte Kronprinz Rupprecht von Bayern fort, der sein Leben lang oft bei der Rhaetia zu Besuch war. Außerdem zeichnete er die Verbindung als solche mit der „Kronprinz-Rupprecht-Medaille“ aus.

Während des Ersten Weltkrieges verblieben nur zwei Burschen in der Aktivitas, während 200 Mitglieder der Verbindung Militärdienst leisteten, von denen 40 starben. Ab 1923 wurde das vierteljährlich, später monatlich, erscheinende einheitliche Verbindungsblatt „Der Rhaetenherold“ herausgebracht.

1930 bis 1945

Da die Verbindung zu dieser Zeit über 600 Mitglieder mit 130 Aktiven besaß, wurde ein eigenes Verbindungshaus angestrebt, welches im Januar 1933 in der Luisenstraße 31 erworben werden konnte.

Da die NS-Ideologie mit dem katholischen Prinzip unvereinbar war, wurden 1932 die NS-Verfechter dazu aufgefordert, freiwillig die Verbindung zu verlassen, was 13 Burschen und 22 Philister daraufhin taten. Auch ein Artikel der Münchner Zeitung befasste sich mit den inneren Zwisten der Rhaetia. So verließen bis 1942 noch weitere 40 Philister die Verbindung, weil sie nicht mit dem rigorosen Widerspruch zur NS-Weltanschauung einverstanden waren. Davor hatten sie noch durch Mittelsmänner die Forderung zur Amtsniederlegung an den Philistervorstand und den Ausschuss gestellt und dabei gedroht, weitere amtliche und öffentliche Schritte folgen zu lassen. Jedoch blieb der Vorstand um Max Lebsche hart und hielt am regimekritischen Kurs fest, bestärkt durch die Erklärung der deutschen Bischöfe vom 19. März 1933 und den katholischen Widerstand. So bezeichnete Michael von Faulhaber, Erzbischof von München und Freising, die Rhaetia als „eine einzig ragende Säule auf einem weiten Trümmernfeld“. Daraus resultierte unter anderem der Ausschluss aus der Bündischen Kammer der Studentenschaft, die Entlassung Max Lebsches als Professor und die Enteignung des Rhaetenhauses 1938. Damit hatte die Rhaetia ihr Zentrum verloren, durch das der vereinte Widerstand erst in dieser Form möglich war. Das Corps Suevia und deren Aktivitas als NS-Kameradschaft Prinz Eugen setzten sich daraufhin im Haus fest. Die Fahnen, Schläger und das übrige Chargenzubehör wurden an verschiedenen Orten aufbewahrt und konnten so größtenteils bis nach dem Zweiten Weltkrieg gerettet werden. Als letzte Studentenverbindung hatte sie 1938 schließlich das letzte Mal am Fronleichnam-Zug durch München teilgenommen, da die Mitglieder schweren Repressalien ausgesetzt waren.

Am 7. September 1943 wurde das Rhaetenhaus Opfer eines britischen Brandbomben-Luftangriffs und dadurch zerstört.

Seit 1945

Das Rhaetenhaus im Jahre 1958

Am 23. Juli 1947 wurde die Rhaetia im Hotel „Schottenhamel“ in München wiedergegründet und setzte schon im folgenden Jahr die Tradition des Fronleichnamszuges bis heute fort. Am 1. August 1948 wurde außerdem der erste Nachkriegs-„Herold“ veröffentlicht und die Rückgabe des Verbindungsvermögens, das heißt der Rhaetenhaus-Ruine, nach langen Verhandlungen möglich. 1951 waren wieder 60 Aktive zu verzeichnen. 1957 wurde dann mit dem Bau des neuen Rhaetenhauses begonnen. Auch in dieses Jahr fiel der Tod des langjährigen Philisterseniors Max Lebsche, ihm folgte Hans Babl in sein Amt. Dessen Nachfolger waren bis heute Günter Jäckle und Maximilian Wilhelm.

Als Zeichen zur Verbundenheit mit der katholischen Kirche wurde beispielsweise 1989 Benedikt XVI., damals als Kardinal und ehemaliger Bischof von München und Freising, und Odilo Lechner sowie Johannes Eckert, Äbte der gegenüberliegenden Verbindungskirche „Abtei St. Bonifaz“, als Ehrenmitglieder aufgenommen. Der Ausdruck zur Verbindung zum Hause Wittelsbach und dem Freistaat Bayern zeigt sich in der Aufnahme des Herzogs Franz von Bayern als Ehrenmitglied Rhaetiae im Jahre 1997.

Farben, Wahlspruch und Zirkel

Der Rhaeten-Zirkel im Rhaetenhaus

Rhaetia ist eine farbentragende Verbindung. Ihre Farben sind kirschrot-weiß-hellblau. Diese stellen eine Kombination der bayerischen Landesfarben und der Urfarben der Grafen von Scheyern-Wittelsbach dar. Letzteres weist auf die stets enge Verbindung der Rhaetia zum Hause Wittelsbach hin. Die Farben sind außerdem Zeichen für Liebe, Unschuld und Treue. Dies ist auch der Grund, wieso das Fuchsenband die Farben „rot-weiß“ besitzt.

Zirkel

Der Wahlspruch Rhaetiae lautet „Cum fide virtus“, was die lateinische Übersetzung des Wahlspruches des Wittelsbacher Hausritterordens vom Hl. Hubertus und der bayrischen Armee „In Treue fest“ ist.

Der Zirkel besteht aus den Buchstaben „V“, „C“, „F“ und „R“. Die ursprüngliche Bedeutung ist umstritten, steht aber wohl für „Vivat, crescat, floreat Rhaetia!“ (zu deutsch: Es lebe, wachse, blühe Rhaetia!).

Prinzipien

Die vier Prinzipien sind Religio, Amicitia, Scientia und Bavaria. Dies bedeutet, dass nur Bayern, also Studenten, die in Bayern geboren oder aufgewachsen sind, in die Verbindung aufgenommen werden. So beginnt auch das Bundeslied Rhaetiae mit den Worten Lass dein Bayernbanner fliegen und es wird nach jeder offiziellen Verbindungsveranstaltung die Bayernhymne gesungen. Damit wurden die Prinzipien der Aenania übernommen, lediglich das Prinzip Patria wurde durch Bavaria ersetzt.

Auch aus der Gründungszeit stammt es, dass sie in ihren Prinzipien eine freie Studentenverbindung ist und deshalb auch keinem Kartell (Dachverband) angehört. Des Weiteren wird seit 1885 das studentische Leibverhältnis praktiziert. Dabei gibt es die vier Leibfamilien „Autharis“, „Faßl“, „Gambrinus“ und „Kapfer“.

Gliederung

Die Gaue innerhalb Bayerns

Die Verbindung hat 38 aktive Mitglieder und 421 Philister, die in 14 Gaue eingeteilt sind:

Außerhalb Bayerns für verzogene Philister:

Rhaetenhaus

Maximilian I. an der Nordseite des Rhaetenhauses

Das Rhaetenhaus ist das Herz des Verbindungslebens und wurde in seiner heutigen Form 1958 errichtet.

In der Anfangszeit der Verbindung hat man sich zunächst in verschiedenen Gaststätten getroffen. 1928 konnte dann der wichtige Schritt erfolgen sich ein eigenes Verbindungshaus anzuschaffen. Dieses befand sich in der Ludwigsvorstadt. Dies sollte aber nicht lange die Heimstätte für die Rhaeten bleiben und so erfolgte 1933 der Umzug in die Hirth-Villa, einem von Leonhard Romeis geschaffenen Gebäude in der Maxvorstadt. Jedoch wurden die Rhaeten nach dem allgemeinen Verbot aller katholischen Studentenverbindungen 1938 durch die Nationalsozialisten auch gewaltsam enteignet und das Haus dem Corps Suevia und deren Aktivitas als NS-Kameradschaft Prinz Eugen übergeben. Die starke Zerstörung der Maxvorstadt durch zahlreiche Luftangriffe während des Zweiten Weltkrieges ging auch nicht spurlos am Rhaetenhaus vorbei und so glich das Haus 1945 einer Ruine. Die Rhaeten machten das durch die amerikanischen Besatzer wieder zurück erhaltene Haus in mühevoller Handarbeit nach dem Abtragen von 700 Schutt wieder bewohnbar. Jedoch waren die großen Schäden am Haus irreparabel und so wurde auf Drängen der Stadt München hin, die an dieser Stelle eine Berufsschule errichten wollte, die alte Hirth-Villa abgerissen. Der Baubeginn des neuen Rhaetenhauses war im Mai 1958. Dabei erhielt es eine sehr seltene Dekoration an der Front beziehungsweise der Nordseite in der Kunsttechnik „Sgraffito“. Das 1958 erstellte Sgraffito wurde von einem Rhaetia-Mitglied selbst, dem Künstler Erich Horndasch erstellt, was das Haus zu einem in der Nachkriegszeit erschwinglichen Preis in besonderem Maße verschönert und es für die Rhaetia individualisiert hat. Das Sgraffito stellt unter anderem Maximilian I. in einer Größe von ungefähr acht Metern dar und zeigt den Schriftzug „Rhaetia“. Mit dem Stiftungsfest am 8. November 1958 wurde das Haus offiziell eingeweiht.

Im Jahre 2007 wurde die Fassade des Hauses umfangreich restauriert, da die Zeit und der Straßenschmutz die Farbe verblassen und grau werden ließen.

Bekannte Mitglieder

Aufschrift Rhaetia am Haus

Ehrenmitglieder

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peter Muehlbauer: Günter von Gravenreuth beging Selbstmord. In: Telepolis. Verlag Heinz Heise, 22. Februar 2010, abgerufen am 22. Februar 2010.

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