- Hitzewelle 2003
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Hitzewelle 2003 Abweichungen von der Mitteltemperatur (2003 gesamt) Unwetter Hitzewelle (Omegalage) Daten Entstehung 1. August 2003 Auflösung 13. August 2003 Jährlichkeit mind. etwa 500[1] Höchsttemperatur 47,3 °C (Alentejo, Portugal, 1. August) Folgen Betroffene Gebiete Algerien, Portugal, Spanien, Italien, Frankreich, Belgien, Vereinigtes Königreich, Schweiz, Deutschland, Österreich, Slowakei, Slowenien Opfer 22.000[2]–70.000[3] Schadenssumme etwa 13 Milliarden US$ volkswirtschaftlich[2] Die Hitzewelle 2003 ereignete sich während der ersten Augusthälfte des Jahres 2003.
Wegen ihrer Dauer und Intensität mit neuen Temperaturrekorden in zahlreichen europäischen Städten zählt diese Sommeranomalie zu den wichtigeren meteorologischen Phänomenen und gilt als mögliches Indiz der durch die globale Erwärmung künftig zu erwartenden Klimakatastrophen. Die Wirkungen der Hitzewelle waren umso ausgeprägter, als bereits im Frühling und zum Sommeranfang des Jahres eine ungewöhnliche Trockenheit geherrscht hatte. In einigen Ländern wie Frankreich und Portugal verschlimmerten sich die Auswirkungen auf das Ökosystem, die Bevölkerung und die Infrastruktur der betroffenen Gebiete so sehr, dass sie politische Krisen heraufbeschworen.
Mit geschätzten 13 Milliarden US$ volkswirtschaftlichem Schaden und zehntausenden Todesopfern gehört Hoch Michaela zu den opferreichsten Elementarereignissen der letzten 40 Jahre weltweit, ist eine der schwersten Naturkatastrophen Europas der letzten 100 Jahre und wohl das schlimmste Unwetterereignis in Europa seit Beginn der modernen Geschichtsschreibung. Diese Zeit kann daher durchaus als Jahrhundertsommer bezeichnet werden.
Inhaltsverzeichnis
Meteorologische Situation
Verursacht wurde die Hitzewelle durch eine ausgeprägte Omegalage namens Michaela vom 1. bis zum 14. August 2003. Patin für den Name war eine Frau aus Hilzingen. Ihr Ehemann hatte den Namen für das Hoch beim Institut für Meteorologie der FU Berlin erworben und ihr zu Weihnachten 2002 geschenkt.[4]
Besonders betroffen von der Hitzewelle waren die südlicheren Länder Europas; vor allem Norditalien, Spanien und Portugal litten darunter; außerdem die maghrebinische Mittelmeerküste. Im Alentejo, im Süden Portugals, erreichte die Temperatur am 1. August einen historischen Höchststand von 47,3 °C.
Abgesehen von Andalusien verzeichnete man in Frankreich die höchsten Temperaturen und die längste Dauer einer Hitzewelle seit mindestens 1950. Nach Angaben von Météo-France maßen zwei Drittel der französischen Wetterstationen Hitzegrade über 35 °C.[5] In 15 % der Städte wurden Temperaturen von über 40 °C verzeichnet. Die Bretagne erlebte mit über 40 °C ihren Hitzerekord. In Paris wurden 39 °C überschritten. Dort wurden die sommerlichen mittleren Temperaturhöchstwerte der Jahre 1922 und 1976 überboten. Der nächtliche Hitzerekord seit den ersten Aufzeichnungen, die im Jahr 1873 beginnen, wurde mit 25,5 °C in Paris in der Nacht vom 10. auf den 11. August verzeichnet.
Von den nördlicheren Ländern waren die Schweiz, der Westen und Süden Deutschlands, in Großbritannien der Süden betroffen. Man verzeichnete hier Temperaturrekorde von 37,9 °C am Flughafen Heathrow in England und 32 °C in Dänemark. In der Schweiz wurde mit 41,5 °C in Grono im Kanton Graubünden zum ersten Mal Temperaturen von über 40 °C gemessen. Für Deutschland stellte der August 2003 den Rekord des Jahres 1807 ein, mit 4,2° über dem Mittel.[6]
Hingegen war beispielsweise in Belgien bis auf den Süden die Intensität dieses Phänomens weniger stark. Auch in Luxemburg konnte die staatliche Ackerbauverwaltung mit ihrem Messnetz von Wetterstationen Temperaturen über 40 °C messen. In Oberkorn, an der luxemburgisch-französischen Grenze, wurde der bisherige Temperaturrekord für Luxemburg mit 41,5 °C am 8. August 2003 erreicht. Im Norden des Großherzogtums stiegen die Temperaturen allerdings kaum über 37 °C. Die Gebiete östlich der Alpen waren von der Hitze ebenfalls weniger schwer betroffen (wohl aber der Trockenheit), in der Südsteiermark wurden aber auch immerhin 38,5 °C Mitte August in Leibnitz gemessen. Auch war der Monat August dort mit einer Durchschnittstemperatur von 23,6 °C rekordverdächtig, mit über 300 Sonnenstunden im August, das sind um fast 80 mehr als im Monatsmittel, und mehr als 45 Tropentagen im Laufe des Sommers.[7]
Die Hitzewelle wurde von weiteren, eigentlich weniger ungewöhnlichen meteorologischen Ereignissen begleitet, die aber die Folgen hochschaukelten.
- Der Hitzewelle gingen ein Frühling und Sommeranfang mit spürbarer Trockenheit voraus. Speziell in Frankreich machte sich in den meisten Départements gravierender Wassermangel bemerkbar. So lagen die gemessenen Niederschläge von Februar bis August überall unter dem Normalniveau. Vor allem im Osten und auf Korsika überschritt das Niederschlagsdefizit die 50 %-Marke. Auch in Ostösterreich, der Slowakei, Slowenien und Westungarn waren schwere Ernteverluste durch Dürre zu verzeichnen – für 2003 ist etwa in Ostösterreich „ein eklatantes Niederschlagsdefizit“ mit Jahressummen um 350 mm Niederschlag zu verzeichnen.[8]
- Zudem zeichnete sich die erste Augusthälfte, speziell der 11. und 12. August, durch sehr schwache Luftbewegungen aus. Das verhinderte die Durchmischung der Luft, so dass die Spitzen der zu dieser Jahreszeit ohnehin hohen Ozonwerte hochgetrieben wurden.[9] Dazu kam ein starker Anstieg der Stickoxide.
Insgesamt war der ganze Sommer 2003 (Juni, Juli, August) ein Rekordsommer, mit Mitteltemperaturen von über 4° über dem Mittel von 1961 bis 1990 für das Dreiländereck Ostfrankreich–Schweiz-Süddeutschland, 3° von Katalonien bis Serbien und Mitteldeutschland bis Sardinien, und über 2° für ganz Europa einschließlich Island sowie Nordalgerien, mit Ausnahme Russlands, Finnlands, Portugals und Mittelschwedens.[10]
Folge des Klimawandels?
Eine nachfolgend durchgeführte Untersuchung zur Frage, ob die Hitzewelle bereits eine mögliche Folge der globalen Erwärmung sei, kam zu dem Ergebnis, dass der menschliche Einfluss auf das Klima das Risiko eines solchen Ereignisses wenigstens verdoppelt habe.[11] Während ein einzelnes Ereignis wie dieses nie direkt auf die globale Erwärmung zurückgeführt werden kann, ist also doch von einem vermehrten Auftreten ähnlicher Hitzewellen unter den Bedingungen eines erwärmten Planeten auszugehen.
Zur Jährlichkeit des Ereignisses
Laut Météo-France „übertreffen diese Hundstage bei weitem alles, was seit 1873 bekannt war, und zwar in Bezug auf Intensität und Länge wie auch auf das hohe Niveau der Temperaturen, was den kleinsten, mittleren und höchsten Wert anbelangt“.[12]
Selbst unter den Bedingungen einer sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts erwärmenden Erde bleibt die Hitzewelle ein statistisch gesehen extrem unwahrscheinliches Ereignis. Eine Studie der Universität Frankfurt[13] spricht – für Deutschland – von einer Jährlichkeit von 450, eine weitere[1] von „mindestens 500 Jahren“ – über den August des bis Weihnachten abnorm heißen Jahres 1540 im speziellen ist wenig bekannt. Eine andere Studie[14] ermittelte ein Auftreten ein Mal in 46.000 Jahren (obwohl die Unsicherheit dieser Abschätzung sehr groß ist und die untere Schwelle des statistischen 90 %-Intervalls mit „nur“ 9000 Jahren angegeben wird).
Folgen der Hitzewelle
Bevölkerung
Die Abschätzung der Zahlen von Hitzetoten – nicht derer von Opfern einer Dürrekatastrophe oder von Brandfolgen einer Dürre – ist ein in der Untersuchung von Elementarereignissen relativ neuer Aspekt. Allgemein geht man davon aus, dass – zumindest in der mittleren Breiten der ersten Welt – die Mortalität bei Tageshöchsttemperaturen von über 35° Celsius signifikant zunimmt.[15] Die Schätzungen der Gesamtopferzahl wurden im Laufe der an die Ausnahmeerscheinung anschließenden Forschung deutlich erhöht.[16][17]
Europa gesamt
Eine von Jean-Marie Robine, dem Direktor des französischen Forschungsinstituts Inserm, koordinierte Studie[3] wurde im Frühjahr 2007 mit der Kernaussage abgeschlossen, dass die Hitzewelle 2003 in Europa insgesamt 70.000 Menschen das Leben gekostet hat. Die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft sprach 2003 von 23.000 direkten Opfern, namentlich in Frankreich 14.800, Italien 4.000, Deutschland 3.500, Spanien 2.000, Portugal 1.300, Großbritannien 900, Niederlande 500.[18] – die Verhältnisse dürften für die neuere Studie analog gelten. Das Rote Kreuz gab 2004 noch bis zu 35.000 Todesopfer an.[19]
Mit diesen neueren Zahlen wird die Hitzewelle des Hochs Michaela weltweit in den letzten 50 Jahren[20] nur von dem Tsunami 2004, den Sturm- und Flutkatastrophen 1970 und 1991 in Bangladesch und 2008 in Myanmar, sowie den Erdbeben 1976, 2008 in China und Pakistan 2008 und Haiti 2010 übertroffen. In Europa ist sie nach dem Messina-Erdbeben 1908 (mit etwa 83.000 Toten) die zweitschwerste Naturkatastrophe der letzten 100 Jahre und bei weitem das schlimmste bekannte Wetterereignis der Geschichte – als Einzelereignis, abgesehen von durch Jahresverhältnisse ausgelösten Hungersnöten oder Ereignissen, in denen das Wetter nur Kofaktor war.
Deutschland
Auch in Deutschland war die Situation gefährlich. Waldbrände brachen aus und die Temperaturen stiegen erstmals seit 1983 wieder auf über 40 Grad Celsius.[21] Am 13. August wurden in Freiburg im Breisgau und in Karlsruhe 40,2 °C gemessen.
In Deutschland starben etwa 3500 Menschen an der Hitzewelle, insbesondere geschwächte Personen wie Kranke und Senioren waren betroffen. Anders als zunächst vermutet, waren Grund für die hohe Mortalitätsrate nicht Herzinfarkte oder Kreislaufstillstand, sondern Lungenversagen.[22]
Frankreich
Die Hitzewelle (Canicule) hat in Frankreich[5] Tausende Menschen das Leben gekostet, die meisten davon geschwächte Personen, also Ältere und Kranke. Am meisten betroffen waren die Altersklassen über 75 Jahre. Hier wurde eine Beobachtung bestätigt, nach der seit etwa 50 Jahren im Sommer tendenziell die Sterblichkeit höher ist, wogegen das früher im Winter der Fall war.
Der 11. und 12. August waren auf Grund der Windstille besonders belastend. Die Wirkung der Hitzewelle wurde durch die sehr erhöhten Nachttemperaturen verstärkt, die fehlende Luftbewegung verursachte einen steilen Anstieg der Stickoxide, die sich bei der Entstehung des Ozons ansammelten. Die Leichenhallen waren sehr schnell voll belegt, da man die Leichen wegen der beträchtlichen Hitze nicht in ungekühlten Räumen lagern konnte. Ein gekühlter Hangar der Halles des Pariser Vororts Rungis, dem Logistikzentrum der Transporte für den Handel mit Lebensmitteln, wurde zur Verfügung gestellt, damit dort die Leichen vorläufig zwischengelagert werden konnten. Am 24. August gab es immer noch 300 Leichen in Paris, für die sich keine Angehörigen gemeldet hatten und die in Rungis und in Kühllastern in Ivry-sur-Seine auf ihre Beisetzung warteten.
Hatten die Behörden im Juli wegen der drohenden Waldbrände mobil gemacht, nahmen sie die menschliche Tragödie, die sich im Zuge der Hitzewelle abspielte, nicht oder zu spät zur Kenntnis. Von den überfüllten Notaufnahmen in den Krankenhäusern kamen die ersten Hilferufe. Als die Hitze nach dem 15. August nachließ, machte man der französischen Führung Vorwürfe wegen der Langsamkeit, mit der der Katastrophenplan auf den Weg gebracht worden war. Der Leiter des Gesundheitsministeriums Lucien Abenhaïm trat zurück. Staatspräsident Jacques Chirac, dem sein Schweigen von der Opposition der Linken und extremen Rechten übelgenommen wurde, gab zwei Wochen nach Ende der Krise, als er aus dem Urlaub zurückgekommen war, eine Erklärung ab. Er wies die Verantwortung der Exekutive für diese Tragödie zurück und betonte stattdessen die fehlende Solidarität der Bürger. Vor allem klagte er über die schwächer werdende soziale Bindung, besonders gegenüber älteren Menschen. Dann kündigte er speziell die Überprüfung der Vorwarnsysteme wie auch der Hilfs-und Notfalldienste an. Medizin und Pflege wiesen gleichermaßen die Vereinfachungen und das Zuschieben der Verantwortung zurück.
Am 3. September 2003 nahmen Jacques Chirac und der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë an der Beisetzung der 57 Pariser Bürger auf dem Friedhof von Thiais (Val-de-Marne) teil, die Anfang August Opfer der extremen Hitze geworden waren und für die sich kein Angehöriger gemeldet hatte.
Über die genaue Zahl der Todesfälle, die unmittelbar auf die große Hitze zurückzuführen ist, besteht Uneinigkeit. Die französische Regierung gab zuerst 3000 Todesfälle an, dann 5000. Die Berechnungen der Beerdigungsinstitute wiesen auf 10.400 Tote mehr hin, die vermutlich der Hitzewelle zuzuschreiben waren. Nach einer ersten Schätzung, die das Aufsichtsamt für Gesundheit dem Gesundheitsministerium vorlegte, hatte die Hitzewelle in der ersten Augusthälfte 11.435 Menschenleben gefordert. Eine am 25. September veröffentlichte Studie[23] wies auf 14.802 Todesfälle zwischen dem 1. und 20. August hin, eine um 55 % erhöhte Sterblichkeit, was insgesamt 2 Monaten Verlust an Leben für die ganze französische Bevölkerung entspricht, wenn man die Zahl der Toten innerhalb eines Jahres betrachtet.
Mehrere Dutzend Todesfälle sind auch auf Waldbrände zurückzuführen. Hier müssen bis zum 12. August mindestens 24 Tote beklagt werden.
Portugal
Die Situation in Portugal war mit der in Frankreich vergleichbar: Durch die lange Hitzeperiode kamen zwischen Ende Juli und 12. August 1316 Menschen ums Leben, von denen mehr als die Hälfte über 75 Jahre alt waren. Allerdings ist dank des rechtzeitigen Einsatzes von Notfallmaßnahmen die Zahl der Toten niedriger geblieben als 1981 mit damals 1900 Toten. Die erhöhte Sterblichkeitsrate im Sommer ist im Jahre 2003 nach Angaben der Weltgesundheitsbehörde gegenüber 1981 stark zurückgegangen (9 % zum Zeitpunkt 10. September).
Spanien
Es gab 141 Tote im ganzen Land. Temperaturrekorde gab es in Jerez mit 45,1 °C, Badajoz mit 45,0 °C, Huelva mit 43,4 °C, Girona mit 41,2 °C, Burgos mit 38,8 °C, San Sebastián mit 38,6 °C, Pontevedra mit 38,2 °C und Barcelona mit 37,3 °C. In anderen Städten des südlichen Spaniens wurden die Rekorde nicht übertroffen, obwohl die Temperaturen über 40 °C lagen wie zum Beispiel in Murcia mit 41,8 °C, Toledo mit 42,0 °C, Sevilla mit 45,2 °C und Córdoba mit 46,2 °C. In Córdoba wurde damit auch die höchste Temperatur während der Hitzewelle in Spanien erreicht.
Finanzielle Schäden
Bei der Hitzewelle wird von einem volkswirtschaftlichen Schäden von rund 13 Mrd. US$ ausgegangen.[2] Der Versicherungsschaden liegt viel tiefer, weil Ernteausfälle und ähnliches nicht konkret diesem einen Ereignis zugeschrieben werden können und Folgen wie Wasser- und Stromknappheit selten Versicherungsfälle sind.
Auswirkung auf das Ökosystem
- siehe auch: Höchsttemperaturen.
Es gibt hier vielfältige Auswirkungen, die aber nicht nur von der einen Hitzewelle herrühren. Im Juli 2003 war die ökologische Situation in zahlreichen französischen Departements schon ungewöhnlich angespannt. Sie hatte ihre Ursache in einem ziemlich milden Winteranfang, gefolgt von einem heftigen Temperatursturz Anfang Januar und sehr niedriger Temperaturen während des Frühlings, was schon erhebliche Frostschäden in manchen Gegenden verursacht hatte, wie Erfrierungen vieler Obstbäume und in Mittelfrankreich des Rapses. Über das normale Maß hinaus erhöhte Temperaturen und der Wassermangel in den meisten Departements hatten viele Ökosysteme geschwächt. So war der Grundwasserspiegel auf sein niedrigstes Niveau abgesunken und die Vegetation war schon Anfang August bereits am Vertrocknen.
Die Wälder
Die Waldschäden lassen sich nach zwei Erscheinungsformen unterscheiden:
Waldbrände
Zum einen zerstörten die zahlreichen Brände viele Hektar Wald, zum anderen wurden durch das Verschwinden eines ökologischen Systems die Pflanzenarten, die Lebensgemeinschaften bilden, geschädigt. Bestimmte Nahrungsketten wurden unterbrochen, möglicherweise wurden auch die übrigen Lebewesen geschädigt, die an diesem natürlichen System teil hatten, was einen allgemeinen Verlust der Biovielfalt in den mediterranen Ökoregionen zur Folge hatte.
Schwerwiegende Waldbrände traten vor allem in Südfrankreich, in Spanien und in Portugal auf.
Speziell in Portugal hatten Waldbrände 40 % der Waldfläche verwüstet und 18 Menschen getötet. In Spanien waren 30.000 Hektar Wald verschwunden, 1300 davon im Nord-Osten, in Katalonien.
Insekten, Stress durch Wassermangel
Der französische Wald, bereits 1999 durch Stürme angegriffen, wurde durch die Hitzewelle erneut geschädigt. In den meisten Regionen litten viele Bäume bereits an Wurzeltrockenheit. Im Osten Frankreichs hatte die Hitzewelle die Invasion von Bohrkäfern in die Fichtenschonungen begünstigt. Hier wurden die neuesten Beobachtungen der Insektenforscher bestätigt, dass Insekten, die gewöhnlich früher im Süden anzutreffen waren, heutzutage immer mehr in nördlichen Bereich auftreten.
Mit der Trockenheit steigerte sich der Stress durch Wassermangel: Die Fotosynthese der Pflanzen wurde durch die Hitze gehemmt, was auf die Flora beträchtliche Auswirkungen hatte:
- Laubbäume hatten ihr Blätterkleid teilweise oder vollständig verloren, im Vergleich zu normalen Temperaturbedingungen mehrere Wochen zu früh, oder die Farbe der Blätter hatte sich anomal verändert.
- Die Blätter der Eschen wurden durch Sonne und Hitze getrocknet oder verbrannt.
- Linden, Birken, Vogelkirschen, Pappeln hatten ihr Laub verloren
- Im Süden hatte das Laub vor allem der flaumhaarigen Eiche in den Wäldern eine einheitlich rötliche Färbung angenommen.
- Vor allem bei Buchen, Kastanien, Weißbuchen verfärbten sich die Blätter auf ungewöhnliche Art.
- Bäume oder Sträucher aus mediterranem Klima, an ein Leben außerhalb ihrer ursprünglichen Heimat angepasst, wie etwa die Feige, warfen das Laub ab. Die immergrünen Steineichen und Kermeseichen waren braun geworden, der Bux hatte sich gelb-orange gefärbt.
- Die Nadeln der Koniferen, der Pinien, der Tannen, speziell der Douglasien, sahen wie abgestorben aus, die Lärchen hatten alle Nadeln mehrere Wochen oder sogar Monate zu früh verloren.
Sehr junge Pflanzen mit schwacher Bewurzelung konnten der Trockenheit bei abnormer Hitze nicht widerstehen. Jüngere Pflanzungen, vor 12 bis 15 Jahren angelegt, zeigten weniger Hitzeschäden als ältere Pflanzungen. Nach Trockenzeiten und Hitzewellen der 1940er Jahre hatten sich allerdings die Laubbäume, die vergleichbare Symptome zeigten, im allgemeinen im Lauf der folgenden Jahreszeiten wieder normal weiter entwickelt. Herbst- und Winterklima kamen zum Tragen: Mit dem Ende der Hitzewelle und dem Aufkommen der Niederschläge durchlebten einige Laubbäume einen neuen Frühling, die aufsteigenden Säfte verursachten eine spektakuläre zweite Blüte bei Kirsche und Mandel, im Süd-Westen aber auch bei anderen Arten wie Apfel und Birne. Was die Nadelbäume anbelangt, hatten sie sich in den 1940er Jahren nicht mehr erholt, was aber nicht so schlimm war, weil damals Waldwirtschaft mit diesen Baumarten weniger bedeutend war.
Die starke Empfindlichkeit von Nadelbäumen gegenüber solchen Klimaextremen zeigten auch die Pflanzungen von Weihnachtsbäumen, die ebenfalls von der Hitzewelle geschädigt waren. Hier hatten vor allem die Jungpflanzen darunter gelitten. Diese Folgen werden wohl erst sechs oder sieben Jahre nach der Hitzewelle 2003 offenbar werden.
Ackerbau und Landwirtschaft
Die französische landwirtschaftliche Produktion wurde durch die Hitzewelle beeinträchtigt, um so mehr, als der Hitzewelle ein Winter vorausging, der mit einem heftigen Temperatursturz viele Kulturen geschädigt hatte, und dann ein fast überall anomal trockener Frühling: Das Getreide wurde zu früh reif und die Erträge fielen ins Bodenlose.
Die Herbsternte (Maissilage, Sonnenblumenkerne, Soja, Maiskörner, Weine) fand etwa einen Monat zu früh statt. In mehreren Departements schloss Hagel die Hitzewelle ab. Es wurden etliche Kulturen, vor allem Wein und Mais, vernichtet. Anderswo konnte man sich auf eine Weinernte hervorragender Qualität freuen: Auf Grund der hohen Temperaturen war die Reife der Trauben beschleunigt worden.
Vollständig geschädigt wurden Futtermittel wie Heu, Silage oder Grünfutter, was in vielen Departements einen gravierenden Mangel an Viehfutter zur Folge hatte.
In unmittelbarer Auswirkung der Hitzewelle starben in nicht klimatisierten industriellen Geflügelfarmen mehrere Millionen Tiere.
Die ökonomische Auswirkung der Trockenheit und der Hitze wurde von der landwirtschaftlichen Vereinigung (Syndicat) als Verlust von vier Milliarden Euro des Bruttoumsatzes geschätzt. 59 französische Departements beantragten einen Ausgleich durch den Hilfsfonds für landwirtschaftliche Notfälle. Laut INRA könnten in manchen Gebieten die Verluste auf Grund der Hitze 50 % erreicht haben. Was einige Kulturen oder Futtermittel anbelangt, waren die am meisten betroffenen Gebiete das Zentralmassiv, der Südwesten und der Osten Frankreichs.
Sonstige Folgen
Wasserbilanz
Die Donau erreichte den niedrigsten Pegelstand ihrer Geschichte, so dass man Schiffe, die im Zweiten Weltkrieg durch die deutschen Streitkräfte versenkt worden waren, entdecken konnte.
Stromwirtschaft
In Frankreich wandte die staatliche Stromgesellschaft (EDF) sich schon Anfang Juli – zum ersten Mal in einem Sommer – mit dem Hinweis an die Großabnehmer, sich auf eine Verringerung des Stromverbrauchs einzustellen. Sie übernahm die entstandenen Verluste und leistete Schadensersatz für die Produktionsausfälle.
Die Nationale Gesellschaft für Elektrizität und Wärme (SNET) musste wegen der abgesenkten Produktion der Wasser- und Kernkraftwerke wie im tiefsten Winter ihre vier Kohlekraftwerke wieder hochfahren. Um mit der aufgetretenen Energieknappheit fertigzuwerden, die von einem zusätzlichen Verbrauch von 6 bis 10 Prozent durch die Bevölkerung herrührte, wurden einigen Elektrizitätswerken Ausnahmegenehmigungen erteilt, damit sie Kühlwasser ein Grad über der maximal zulässigen Temperatur ausleiten konnten, während die Flüsse schon vor der Einleitung um fünf Grad wärmer waren als im Mittel der letzten 25 Jahre. In Deutschland wurde auf Grund der Windstille die Produktion durch Windkraft beeinträchtigt und ähnliche Ausnahmegenehmigungen wurden erteilt.
Auch das unterirdische Verteilungssystem der Elektrizitätsgesellschaft EDF war durch die erhöhten Temperaturen mitgenommen. Das Unternehmen schätzte im Oktober die finanzielle Mehrbelastung durch die Hitzewelle auf drei Milliarden Euro, denn die Folgen waren immer noch spürbar, vor allem auch wegen der stark geschrumpften Wasserreserven in den Stauseen.
In vielen Ländern mussten Kraftwerke vorläufig die Produktion einstellen; das gilt für mit Erdöl betriebene und Kernkraftwerke, Kohle- und andere Kraftwerke, da die verschiedenen Typen alle den gleichen Bedingungen unterworfen waren. Dänemark, größtenteils von Meer umgeben, profitierte vom Wassermangel Norwegens, Schwedens und Mitteleuropas. Es erreichte eine Rekordausfuhr an Elektrizität, die vor allem durch Kohlekraftwerke erzeugt wurde, weil die Seen wegen der schwachen Niederschläge auf ein niedriges Niveau abgesunken waren.
Infrastruktur und Gebäude
In vielen französischen Departements traten als Folge von Rissbildungen in den Böden bei Gebäuden Sprünge auf. Für das Jahr 2004 sollten diesbezüglich die Bauvorschriften geändert werden.
Die Nutzung von Schiffswegen wurde eingeschränkt (Schließung von Kanälen für den Schiffsverkehr).
Literatur
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Quellen
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