Infanterie-Regiment „Graf Werder“ (4. Rheinisches) Nr. 30

Infanterie-Regiment „Graf Werder“ (4. Rheinisches) Nr. 30

Das Infanterie-Regiment Graf Werder (4. Rheinisches) Nr. 30 wurde 1812 errichtet und war von 1815 bis 1919 ein Regiment der Preußischen Armee.

Leutnants-Epaulette
links bis 1910 (VIII. AK)
rechts ab 1910 (XVI. AK)

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfänge des Regiments als Deutsch-Russische Legion

Der von Napoleon vertriebene Graf (später Großherzog) Peter von Oldenburg floh ins russische Exil, als sein Herzogtum von Napoleon widerrechtlich besetzt wurde. Von ihm angeregt und vom Zaren errichtet, entstand schließlich aus deutschen Exilanten und übergelaufenen Kriegsgefangenen die Deutsch-Russische Legion, ein Truppenteil, der den Freiheitskampf gegen die französische Besatzung in Europa unterstützen sollte. Die Legion stand in russischen Diensten, wurde aber vom verbündeten England bezahlt und ausgerüstet.

Das 1. und 2. Bataillon der Legion wurden 1812 in Reval errichtet, wobei das 1. Bataillon fast ausschließlich aus Preußen und einigen Holländern bestand. Das 2. Bataillon wurde aus Preußen, Bayern und Holländern gebildet. Das 7. Bataillon der Legion wurde erst im Juli und Oktober 1813 aus Deserteuren gebildet und nahm aber auch einige Coburger, Sachsen und Westfalen auf.

Chef des 1. Bataillons der Deutsch-russischen Legion war Major Ferdinand von Natzmer, Schwiegersohn des Generals von Arentschild, der als Oberst die Legion führte. Als 33-Jähriger übernahm v. Natzmer diesen Posten im August 1812 in Reval als Capitain, nachdem er vorher 21 Jahre in preußischen, braunschweigischen und hessischen Diensten gestanden hatte. Im September war das Bataillon vollzählig. Es bestand fast nur aus Preußen und „war von allen das am Gleichmäßigsten zusammengesetzte und am Festesten gefügte“. Im August 1813 übernahm er als Kommandeur die 1. Infanterie-Brigade der Legion, die durch die Bataillone unseres späteren Regiments gebildet wurde. Man könnte ihn daher auch als den ersten Regimentskommandeur bezeichnen.

Nach der Umbenennung in Deutsche Legion am 2. Juni 1814 wurde die Legion schließlich am 26. Februar 1815 in preußische Dienste übernommen.

1815 bis 1870

Das königlich preußische Infanterieregiment Nr. 30, wie es fortan hieß, wurde aus dem 1. und 2. Bataillon sowie das zugehörige Füsilierbataillon aus dem 7. Bataillon der Deutsch-Russischen Legion gebildet.

Nach der Umwandlung wurde am 31. März 1815 der Major Wilhelm Heinrich Ludwig Karl Arthur von Ditfurth (* 29. Juni 1780, † 20. August 1855) erster Kommandeur des neuen königlich preußischen Infanterie-Regiments Nr. 30. Das Regiment war noch auf dem Marsch aus seinen bisherigen Unterkünften auf dem rechten Rheinufer zwischen Königswinter und Düsseldorf unterwegs nach Diekirch. Als er am 9. Mai in Diekirch mit seinem Regiment zusammentreffen sollte, schrieb er an seine Frau: „Alles gratuliert mir zu dem Regiment, es soll sehr schön sein; ganz in englischen Montierungen gekleidet und 2200 Mann stark, außerdem eine vortreffliche Musik haben.“ Am 16. Mai bestätigte er die allgemein gute Verfassung des Regiments und fügte hinzu: „Es ist gewiss eines der schönsten Regimenter der Armee, aber sehr in Unordnung, deshalb habe ich alle Hände voll zu tun. Die Stabsoffiziere sind fast alle neu mit mir zum Regiment gekommen, es sind die Majors von Sprenger, von Beaufort und von Schaper. Diese drei sind sehr artige Leute […] auch die übrigen Offiziere sind zum Teil recht artige Leute.“ Von der ehemaligen Legion befanden sich nur noch 400 Mann beim Regiment, darunter sieben Kompaniechefs, elf Premierleutnants und 32 Sekondeleutnants. Die übrigen Soldaten kamen von Ersatzbataillonen, vor allem Pommern, Märker, Magdeburger und Halberstädter. Am 21. Mai schreibt er voll zufrieden: „Ich habe mehrere Kompagnien, die ich auf der Stelle, so wie sie sind, zur Garde eintreten lassen könnte.”

Nach Napoleons Rückkehr von Elba marschierte das Regiment mit drei Bataillonen mit den preußischen Truppen unter Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher in der 9. Infanterie-Brigade (III. Armee-Korps) gegen Frankreich. In der Schlacht bei Ligny konnte es sich gegen mehrere Kavallerieattacken und gleichzeitige Infanterieangriffe im Karrée behaupten. Das Regiment verlor dabei sieben gefallene, elf verwundete und drei gefangene Offiziere sowie 489 Unteroffiziere und Mannschaften., von Ditfurth erhielt den Orden Pour le mérite.

Nach dem Einmarsch in Paris ging es weiter über Orléans nach Angers. Das Regiment war zu dem Zeitpunkt der am tiefsten in Frankreich eingedrungene Truppenteil. Am 21. September kam der Rückzugsbefehl und am 3. Oktober wurde in Paris Parade vor dem König abgehalten. Danach verlegte das Regiment über Berlin in die Garnison nach Danzig.

Zu den bis 1870 wechselnden Standorten siehe den Abschnitt Garnisonen.

Im Jahre 1842 wurde General der Infanterie Ludwig Gustav von Thile zum Chef des Regiments ernannt.

1850 kamen die Unteroffiziere und Mannschaften des aufgelösten Hohenzollerischen leichten Infanterie-Bataillons (Bataillon der Fürstentümer Hohenzollern, bis dahin 11. Bataillon der Reservedivision der Armee des Deutschen Bundes) zum Regiment.

1870 und 1871

Von 1870 an kommandierte das Regiment der spätere General der Infanterie von Nachtigall (* 4. Oktober 1828 in Ottmachau in Schlesien, † 17. April 1890). Am 22. Juli erreichte ihn die Order, für die Dauer des mobilen Verhältnisses das Kommando über das 4. rheinische Infanterie-Regiment Nr. 30 in Mainz zu übernehmen. Die Verhältnisse beim Regiment waren nicht einfach. Nur teilweise war es in Kasernen untergebracht, die meisten Kompanien lagen in Festungswerken. Die Unterbringungsräume waren alle knapp. Aus dem Ersatzbezirk des Regiments, von der Saar, der Mosel und aus dem Birkenfeldschen waren bei der Mobilmachung die Wehrpflichtigen zum Regiment geeilt. Viele mussten jedoch wieder heim geschickt werden, da die Kopfzahlen die etatmäßigen Sollzahlen weit überschritten.

Das Regiment wurde zunächst als Besatzungstruppe der Festung Mainz eingesetzt vorrangig Armierungsarbeiten durch. Mainz war der Sitz des großen königlichen Hauptquartiers, König Wilhelm besuchte daher auch öfter das Offizierskasino des 30. Regiments.

Nach den Siegen bei Weissenburg und Wörth, als die Gefahr einer französischen Invasion vorläufig gebannt schien, wurde das Regiment sofort in Richtung Straßburg in Marsch gesetzt. Da die Bahnlinie durch die 3. Armee komplett in Anspruch genommen war, wurde kurz entschlossen der Wasserweg nach Mannheim gewählt. Weiter ging es in großer Hitze zu Fuß Richtung Hagenau und weiter nach Straßburg. Bei der Einschließung und Belagerung von Straßburg erwarb sich das Regiment dank der umsichtigen Führung Nachtigalls bald den Ruf, eine Elitetruppe des Belagerungs- und später des 14. Armeekorps zu sein.

Nach Straßburg folgte nun der Feldzug des Werderschen Korps, welches zum neuen 14. Armeekorps zusammengefasst wurde. Von Nachtigall kommandierte bald nicht nur sein Regiment, die 30er, sondern auch noch einige Batterien oder Schwadronen. Seine Truppen brachten auch den stockenden Angriff bei Rambersvillers wieder in Schwung. Die preußischen Truppen hatten am 9. Oktober Raon l´Etape erreicht und von dort aus die Musketierbataillone des Regiments Nr. 30 nebst einer Schwadron Husaren zur Aufklärung des Mortagne-Thales nach St. Benoit entsandt. Die auf Rambersvillers zurückgehenden französischen Truppen wurden von der 7. Kompanie unter lebhaftem Feuer aus dem Kirchhof vertrieben. Die 5. und 8. Kompanie der 30er überstiegen nach heftigem Feuergefecht die Strassensperren an den Eingängen des Dorfes. Im Dorf Rambersvillers selbst leistete der Feind jedoch so hartnäckigen Widerstand, dass der Angriff an Schwung verlor. Doch am nächsten Morgen konnte das Dorf komplett besetzt werden, wobei Major v. Berckefeld schwer verwundet wurde. Die Deutschen büßten 30 Mann ein, die Franzosen verloren 60 Mann.

Als die Preußen mit ihrer Spitze über Deyvillers hinaus gelangt waren, zeigten sich französische Truppen in Bruyères. Das 1. Bataillon des Regiments Nr. 30 drängte jedoch die am Waldrand südlich der Straße Widerstand leistenden Franc-tireur auf Epinal zurück. Nach der Einnahme von Epinal konnten sich die deutschen Streitkräfte des 14. Armeekorps wieder vereinigen. Beim weiteren Marsch in Richtung Besançon zu, kam es dann am Ognon am 22. Oktober an einer französischen Stellung bei Châtillon-le-Duc zu einem recht hartnäckigen Kampf. An diesem nahmen die badischen Regimenter Nr. 3 und 4 sowie das preußische Regiment Nr. 30 teil. Dieses besetzte hier den Übergangspunkt bei Bussiéres. Das 2. Bataillon wurde weiter östlich auf Chatillon gesandt. Hier überquerte es einen sich lang hinziehenden Wiesengrund und drang trotz heftigen Feuers der feindlichen Infanterie und Artillerie nach Erreichen des Höhenfußes allmählich gegen das Bois de Chailloz vor. Das 1. Bataillon der 30er und 3 Kompanien des 3. badischen Regiments gingen über Geneuille gegen das feindlich besetzte Bois de Bauvereille vor. Die feindlichen Truppen mussten sich zurückziehen. Nachdem sämtliche Übergänge über den Ognon genommen waren und die Franzosen auf das Gebiet der Festung Besancon zurückgeworfen waren, wurde das Gefecht mit einem Verlust von 120 Mann beendet. Die Franzosen verloren 150 Mann und 200 Gefangene. Nach dem Gefecht am Ognon suchte General von Werder den Kommandeur von Nachtigall persönlich auf, um ihm seinen Dank für die Tapferkeit des Regiments auszusprechen.

Am 5. November stießen zwei von Gray gegen Dole entsandte Füsilierkompanien, die 6. und 10. Kompanie des Regiments, südlich von Le Tremblois auf ansehnliche Kräfte des Gegners. Nachdem die 6. Kompanie den von Germigney vorbrechenden, etwa 300 Mann starken Feind zurückgeworfen hatte, zog sich die ganze Abteilung nordwärts der Höhe von Esmoulins zusammen, um dem von Apremont her drohenden Angriff entgegenzutreten. Ein solcher erfolgte indessen nicht, der Gegner zog sich wieder zurück.

Am 9. Januar 1871 führte von Nachtigall die 30er in das Gefecht bei Villersexel. Die Franzosen bedrohen den rechten Flügel der vorrückenden 4. Reservedivision. Doch kam hier die verstärkte Brigade von der Goltz den Verteidigern des Dorfes Momay auch mit ihren Geschützen zu Hilfe. Die 9. Kompanie der 30er wurde daher nach Villersexel gesandt, um die 4. Reservedivision abzulösen. So konnte durch das Infanterie-Regiment Nr. 25 und eine badische Brigade das Dorf gegen den folgenden Ansturm gehalten werden, obwohl die Angreifer kurzzeitig in das Dorf eindringen konnten.

Vom 15. bis 17 Januar hielt von Nachtigall mit den 30ern gegen überlegene und immer wieder vorstürmende Gegner bei Chavanne in der dreitägigen Schlacht an der Lisaine die Stellung.

Es folgte nun noch die äußerst anstrengende Verfolgung der Ostarmee unter Bourbaki durch den hohen Jura bis an die Schweizer Grenze.

Am Tage des Einzuges der Truppen in Berlin, am 16. Juni 1871, ernannte der König den General von Werder zum Chef des Regiments.

1871 bis 1914

Signum des Regiments

Am 28. März 1871 traf das Regiment in seiner neuen Garnison Diedenhofen ein. Das Regiment blieb zunächst noch in Kriegsformation, erst am 10. Juni wurde es demobilisiert. Da es unmöglich war, das ganze Regiment dort vereinigt unterzubringen, wurde das Füsilier-Bataillon im Herbst nach Trier verlegt.

Am 3. April 1876 verlegte das Regiment nach Saarlouis und bezog Unterkunft in der Kaserne VI (Die Kaserne existiert heute noch in der Innenstadt und beherbergt die Polizei sowie das Stadtmuseum). Die „30er“ wurden ein fester Bestandteil des täglichen Lebens in Saarlouis.

1889 erhielt das Regiment nach dem Tode seines ehemaligen Chefs dessen Namen „Graf Werder“.

Im Zuge der Heeresvergrößerung mussten einige Kompanien zu neuen Regimentsgründungen abgegeben werden:

Die abgegebenen Kompanien wurden im Regiment wieder aufgestellt.

Garnisonen

Bereits 1817 verlegte das Regiment von Danzig nach Koblenz und Jülich. 1820 wurde es nach Trier verlegt, 1851 wieder nach Koblenz und Köln. Das Füsilierbataillon lag von 1830 bis 1834 in Luxemburg, von 1839 bis 1840 waren dann erstmals 30er Füsiliere auch in Saarlouis stationiert. Doch 1849 wurden auch sie wieder nach Koblenz verlegt. 1860 folgte die Verlegung des Regiments nach Frankfurt. Über die Verlegung nach Kassel im Jahre 1866, kam es dann schließlich nach Mainz[1], wo es die Festungsbesatzung bei Ausbruch des deutsch-französischen Krieges stellte. Ab 1876 war das Regiment in Saarlouis stationiert.

Einsätze

Bis 1815 als Deutsch-Russische, bzw. Deutsche Legion gegen Frankreich

1815 gegen Frankreich im Armee-Korps von Ziethen

16. Juni 1815 Ligny
18. Juni 1815 Wawre
2. Juli 1815 Châtillon und Clamart
4. August 1815 Besetzung von Angers
Gesamtverluste: 86 Gefallene, 226 Verwundete

1849 gegen Baden im I. Armee-Korps von Hirschfeld

Gesamtverluste: 14 Gefallene, 60 Verwundete

1866 gegen Österreich und deren deutsche Verbündete in der Main-Armee, Division von Beyer

10. Juli 1866 Hammelburg
24. Juli 1866 Werbach-Hochhausen
25. Juli 1866 Helmstadt
26. Juli 1866 Rossbrunn
Gesamtverluste: 17 Gefallene, 39 Verwundete, 3 Vermisste

1870/71 gegen Frankreich in der 1. Reserve-Division, dann XIV. Armee-Korps v. Werder

15. – 28. September 1870 Belagerung von Straßburg
9. Oktober 1870 Rambervillers (2. Bataillon)
12. Oktober 1870 Epinal (1. Batatillon)
22. Oktober 1870 am Ognon
24. Oktober 1870 La Vaivre (Füsilierbataillon)
5. November 1870 Germigney (6. und 10. Kompanie)
9. November 1870 La Marche (Füsilierbataillon)
15. Dezember 1870 Foncegrive (Füsilierbataillon)
16. Dezember 1870 Longeau (12. Kompanie)
18. Dezember 1870 Langres
19. – 26. Dezember 1870 Einschließung von Langres
9. Januar 1871 Villersexel
13. Januar 1871 Chavanne (3. Kompanie, 2. Bataillon und Füsilierbataillon)
15. – 17. Januar 1871 Lisaine
Gesamtverluste: 67 Gefallene, 276 Verwundete, 11 Vermisste, 11 Gefangene.

1914/1918 Erster Weltkrieg (Stärke am 7. August 1914: 76 Offiziere, sechs Ärzte, drei Zahlmeister und 3274 Unteroffiziere und Mannschaften)

Die gefallenen Offiziere des ersten Gefechts bei Mercy-le-Haut am 22. August 1914
1914 Longwy, Maasübergang, Marneschlacht
1915 in den Argonnen, in der Champagne
1916 in den Argonnen, Verdun, Fossenwald (I. Bataillon fast vernichtet), in den Vogesen
1917/1918 in Lothringen, in den Argonnen, in Flandern, Siegfriedstellung, Hermann-Antwerpen-Maas-Stellung
Am 5. Oktober 1918 wurden das I. und III. Bataillon bei Montbrèhain nahezu vernichtet. Aus den Resten wurde noch eine Kompanie (Gesamtstärke 60 Mann) gebildet. Das II. Bataillon wurde zu zwei Kompanien formiert. Aber bereits am 12. Oktober wurde das I. Bataillon als Alarm-Bataillon“ zu drei Kompanien à 90 Mann und eine MG-Kompanie aufgefüllt, wenig später das II. und III. Bataillon zu je zwei Kompanien gegliedert.
Gesamtverluste: Nur 106 gefallene Offiziere bekannt.

Nach Kriegsende wurde das Regiment ab 22. Dezember 1918 in Delitzsch demobilisiert und am 15. April 1919 aufgelöst. [2] Die Tradition übernahm in der Reichswehr die 12. Kompanie des 12. Infanterie-Regiments.

Organisation

Verbandszugehörigkeit

  • 1815: 9. Infanterie-Brigade (Generalmajor Karl August Ferdinand von Borcke), III. Armee-Korps (Generalleutnant Johann Adolf Freiherr von Thielemann),
  • 1870: im XIV. Armee-Korps
  • 1890: 32. Infanterie-Brigade, 16. Division, VIII. Armee-Korps
  • 1910: 86. Infanterie-Brigade, 34. Division, XVI. Armee-Korps

Gliederung

Ab Aufstellung war das Regiment in zwei (I. und II.) Infanterie-Bataillone und ein Füsilier-Bataillon gegliedert, das am 4. Januar 1889 in ein normales (III.) Bataillon umgewandelt wurde.

Im Zuge der Heeresvermehrung wurde 1894 ein viertes Halb-Bataillon aufgestellt, das am 1. April 1897 zur Aufstellung des Infanterie-Regiments Nr. 161 abgegeben wurde.

Chefs des Regiments

  • 1842–1848: General der Infanterie Ludwig Gustav von Thile (* 11. November 1781; † 21. November 1852)
  • 1871–1887: General der Infanterie August von Werder (* 12. September 1808;† 12. September 1888)
  • 1889–1890: General der Infanterie Otto von Strubberg (* 16. September 1821;† 9. November 1908)

Kommandeure

Nr. Name Berufung
1. Oberst Wilhelm Heinrich Ludwig Karl Arthur von Ditfurth

(* 29. Juni 1780; † 20. August 1855)

31. März 1815
2. Wilhelm Otto Karl Ewald von Zastrow 30. März 1830
3. von Bockelmann 30. März 1833
4. von Sack 30. März 1835
5. von Rudorff 30. März 1837
6. von Bursky 30. März 1839
7. von Walther 7. April 1842
8. von Trotha 9. März 1848
9. von Wiesner 25. September 1849
10. Hencke 22. September 1851
10. von Vietinghoff gen. Scheel 30. November 1855
10. von Großmann 8. Juli 1858
11. von Selchow 6. Mai 1862
12. von Koblinski 20. Juli 1866
13. von Nachtigal 18. Juli 1870
14. von Einecke 26. Januar 1875
15. von Schon 9. Juli 1878
16. von Tschischwitz 2. März 1880
17. Streccius 15. Mai 1883
18. Bothe 22. März 1888
19. Gissot 20. September 1890
20. Dühring 21. April 1894
21. Dreising 17. Juni 1897
22. Bußler 18. Mai 1901
23. Griepenkerl 8. September 1901
24. von Sydow 10. April 1906
25. von Freyhold 18. Mai 1907
26. von Knobelsdorf 19. August 1909
27. Theodor Teetzmann 27. Januar 1913
28. Lindemann 30. September 1914
29. Andrè 26. November 1914
30. Josef Barth 26. Dezember 1916
Offizier-Schulterstück
links: bis 1910 (VIII. AK)
rechts: ab 1910 (XVI. AK)

Uniform

1815 hatte die Uniform krapprote Kragen und Aufschläge sowie hellblaue Achselklappen. 1842 war der Waffenrock dunkelblau mit einer Reihe gelber Knöpfe, blauem Kragen mit roten Patten, roten Brandenburger Aufschlägen mit roten Patten und hellblaue Achselklappen mit Nr. „30“. 1914 hatte der dunkelblaue Waffenrock einen rotem Kragen mit dunkelblauem Vorstoß, rote Patten mit gelbem Vorstoß, und gelbe Achselklappen mit Nr. „30“.

Fahnen

Die ersten Fahnen wurden am 9. Mai 1816 in Danzig dem I. und II. Bataillon sowie in Thorn dem Füsilierbataillon übergeben. Auf schwarzem Tuch mit spitzen weißen Keilen nach den vier Ecken war in der Mitte ein orange Medaillon mit bewehrtem und gekrönten schwarzen preußischen Adler und hellblauem Devisenband mit goldener Schrift „Pro Gloria et Patria“, umgeben von einem goldenen Lorbeer. An den vier Seiten eine goldene flammende Granate, in den vier Ecken von goldenem Lorbeer umgeben der goldene gekrönte Namenszug „FWR“.

Das IV. Halb-Bataillon erhielt am 27. Oktober 1894 in Saarlouis seine Fahne aus hellblauem Tuch, sonst wie oben beschrieben. Diese Fahne verblieb beim Regiment, als das Halb-Bataillon 1897 abgegeben wurde. 1914 wurde sie an des Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 30 übergeben.

Am 11. September 1905 erhielt das I. Bataillon bei der Kaiserparade des VIII. Armeekorps eine neue Fahne aus hellblauem Tuch mit schwarz-weiß-schwarzen Keilen nach den vier Ecken. Das Medaillon war nun weiß, sonst unverändert zum bisherigen. An den vier Seiten weiterhin eine goldene flammende Granate, in den vier Ecken von goldenem Lorbeer umgeben auf hellblauem Grund der goldene gekrönte Namenszug „WR“.

Sonstiges

Literatur

  • Gabriele Venzky: Die Russisch-Deutsche Legion in den Jahren 1811–1815. Band 30 der Reihe Geschichte der Veröffentlichungen des Osteuropa-Instituts. Harrassowitz, Wiesbaden 1966, ISBN 3-447-01025-8.
  • Günther Voigt: Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 2. Hrsg. Hans Bleckwen und Dernot Bradley. 11 Bände. Biblio, Osnabrück 1981, ISBN 3-7648-1199-4.
  • J. Scheibert: Der Krieg 1870–71. Vaterländischer Verlag, Berlin 1909.
  • Der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland in den Jahren 70–71. Großer Generalstab. Paili, Berlin 1889.
  • von Quistorp: Die kaiserlich-Russisch-Deutsche Legion. Berlin 1860.
  • Putzki: Die Russisch-Deutsche Legion 1812–1814. Charlottenburg 1912.
  • Paulitzky: Geschichte des 4. Rhein. Infanterie-Regiments Nr. 30 1815–1884. Berlin 1884.
  • Schäfer, Franz Josef: Briefwechsel eines saarländischen Ehepaares während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71. - In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 35 (2009), S. 420-519. ISSN 0170-2025 - Aufsatz über den Dachdeckermeister Johannes Schwickert aus Eiweiler, der 1870/71 als Unteroffizier im I.R. 30 diente.
  • (Ernst) Schmidt, (Oskar-Bernhard) von Woedtke: Geschichte des Infanterie-Regiments Graf Werder (4. Rhein.) Nr. 30 1914/18. Berlin 1929.
  • Ernst Schmidt: Die aktiven Offiziere des Regiments Graf Werder von 1812–1912. Selbstverlag des Regiments, Saarlouis 1912.

Weblinks


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