Janus (Mond)

Janus (Mond)
Saturn X (Janus)
PIA12714 Janus crop.jpg
Janus, aufgenommen von Cassini-Huygens am 7. April 2010 aus einer Entfernung von ca. 75.000 km.
Vorläufige oder systematische Bezeichnung S/1980 S 1
Zentralkörper Saturn
Eigenschaften des Orbits
Große Halbachse 151.460 ± 10 km
Periapsis 150.430 km
Apoapsis 152.490 km
Exzentrizität 0,0068
Bahnneigung 0,163 ± 0,004°
Umlaufzeit 0,694660342 Tage
Mittlere Orbitalgeschwindigkeit 15,8 km/s
Physikalische Eigenschaften
Albedo 0,71 ± 0,02
Scheinbare Helligkeit 14,0 mag
Mittlerer Durchmesser 178,8 ± 6,0
(193 × 173 × 137) km
Masse 1,912 ± 0,005 · 1018 kg
Oberfläche ≈ 100.400 km²
Mittlere Dichte 0,64 ± 0,06 g/cm³
Siderische Rotation 0,694660342 Tage
Achsneigung 0,015°
Fallbeschleunigung an der Oberfläche 0,0137 m/s²
Fluchtgeschwindigkeit 55 m/s
Entdeckung
Entdecker Audouin Dollfus
Datum der Entdeckung 15. Dezember 1966
Anmerkungen Koorbitaler Mond mit Epimetheus
Saturn's Rings PIA03550.jpg
Die Positionen der inneren Saturnmonde in Saturns Ringsystem, von innen nach außen Pan, Atlas, Prometheus, Pandora, Janus & Epimetheus, Mimas, Enceladus, Tethys, Dione und Rhea

Janus (auch Saturn X) ist der siebte bis achte und neuntgrößte der 62 bekannten Monde des Planeten Saturn. Der koorbitale Mond teilt sich seinen Orbit mit Epimetheus, mit dem er alle vier Jahre die Umlaufbahn tauscht.

Inhaltsverzeichnis

Entdeckung und Benennung

Janus wurde am 15. Dezember 1966 von dem Astronomen Audouin Dollfus entdeckt. Es ist allerdings nicht klar, ob er Janus oder Epimetheus gesehen hat. Die Entdeckung wird Dollfus zugesprochen, obwohl kurz zuvor, am 29. Oktober 1966, Jean Texereau das Objekt fotografisch festgehalten hatte, ohne allerdings seine Bedeutung zu erkennen.

Am 18. Dezember 1966 beobachtete Richard L. Walker ein ähnliches Objekt, den Mond Epimetheus. Man war allerdings der Auffassung, dass Walker ebenfalls Janus beobachtet hatte.

Das Objekt wies allerdings ungewöhnliche Bahneigenschaften auf. Im Oktober 1978 fanden Stephen M. Larson und John W. Fountain heraus, dass sich die Beobachtungen am besten mit der Anwesenheit zweier einzelner Körper erklären ließ, die sich die gleiche Umlaufbahn teilten. Allerdings gestaltete es sich sehr schwierig, die Bahnen der Monde aus den Beobachtungsdaten aufzuschlüsseln.

Janus wurde von der Raumsonde Pioneer 11 registriert, die am 1. September 1979 an Saturn vorbei flog. Dabei nahmen drei Detektoren zum Nachweis energetischer Partikel seinen Schatten auf. Janus wurde dann eindeutig am 1. März 1980 von der Sonde Voyager 1 identifiziert.

Obwohl der Name Janus bereits 1966 vorgeschlagen und seither für den Mond verwendet wurde, erfolgte die offizielle Benennung durch die Internationale Astronomische Union (IAU) erst am 30. September 1983. Bis dahin hatte er die vorläufige Bezeichnung S/1966 S 2 (→ unten). Janus ist der 10. entdeckte Mond von Saturn.

Seinen Namen erhielt der Mond nach Janus, dem zweigesichtigen Gott des aus der Römischen Mythologie. Er war ursprünglich ein Licht- und Sonnengott, das männliche Gegenbild der Jana oder Diana, und wurde erst allmählich zum Gott allen Ursprungs, des Anfangs und des Endes, der Ein- und Ausgänge, der Türen und der Tore, zum Vater aller Dinge und aller Götter. Seine Herkunft ist unbestimmt, unterschiedliche Sagen schildern ihn als Kind von Saturn und Entoria. Er besaß zwei Gesichter, um in die Vergangenheit und in die Zukunft zu sehen. Eine Legende besagt, dass Janus sich während des Goldenen Zeitalters im Ianiculumforum niederließ, um von da aus als König Latium beherrschte. Es heißt weiter, er habe Saturn bei seiner Flucht vor Jupiter auf dem kapitolinischen Hügel aufgenommen. Da er als Mittler zwischen Menschen und Götter fungierte, wurde bei Opferhandlungen wurde mit der Anrufung von Ianus begonnen.

Sein Name gehört zur gleichen Wortfamilie wie "ianua", der lateinischen Bezeichnung für Tür und "janus" für jeden unverschlossenen gewölbten Durchgang. Nach ihm ist auch der Monat Januar benannt. Die Kalenden, die Anfänge symbolisierten, waren ihm gewidmet.

Bahneigenschaften

Cassini-Aufnahme vom 20. März 2006, zwei Monate nach dem Austausch der Umlaufbahn, aus einer Entfernung von und 492.000 km von Janus (rechts) und 452.000 km von Epimetheus. Obwohl die Positionen der beiden Monde scheinbar nahe sind, sind sie dennoch etwa 15.000 km voneinander entfernt.

Umlaufbahn

Janus umkreist Saturn auf einer prograden, fast perfekt kreisförmigen Umlaufbahn in einem mittleren Abstand von 151.410 km bis 151.460 km (ca. 2,512 bis 2,513 Saturnradien) von dessen Zentrum, also 91.142 km bis 91.192 km über dessen Wolkenobergrenze. Die Bahnexzentrizität beträgt 0,0068, die Bahn ist 0,163° gegenüber dem Äquator von Saturn geneigt, liegt also fast genau in der Äquatorebene des Planeten. Durch die niedrige Exzentrizität variiert die Bahn in der Entfernung zu Saturn um nur rund 2.000 km.

Die Umlaufbahn des nächstinneren Mondes Pandora ist im Mittel 9.690 beziehungsweise 9.740 km von den Orbits von Epimetheus und Janus entfernt, die Entfernung der Bahn des nächstäußeren Mondes Aegaeon beträgt im Mittel etwa 16.000 km.

Janus umläuft Saturn in 16 Stunden, 40 Minuten und 18,7 Sekunden. Dies entspricht etwas mehr als der Umlaufzeit des Jupitermondes Thebe und liegt zwischen den Uranusmonden Perdita und Puck. Die Umlaufzeiten von Janus und Epimetheus unterscheiden sich um lediglich 28,1 Sekunden. Janus und Epimetheus benötigen für einen Umlauf etwa 1 Stunde und 34 bis 35 Minuten länger als der innere Nachbar Pandora.

Bahnverhalten von Janus und Epimetheus

Schema des Bahnaustausches von Janus und Epimetheus

Janus ist koorbital mit dem Mond Epimetheus, das heißt, die beiden Monde laufen auf fast gleichen Bahnen um den Saturn. Ihre mittleren Abstände von dem Planeten unterscheiden sich nur um 50 km, was weniger ist als die Durchmesser beider Monde. Etwa alle vier Jahre kommt es zu einer engen Begegnung der beiden Monde, die sich dann durch ihre Schwerkraft gegenseitig beeinflussen. Gemäß den Keplerschen Gesetzen wird der innere Mond, dessen Umlaufbahn um insgesamt 28,1 Sekunden (täglich 1/4 Grad) schneller ist, dabei beschleunigt und wandert auf eine höhere Umlaufbahn, wodurch er wiederum abgebremst wird. Der äußere wird abgebremst, wandert auf eine niedrigere Umlaufbahn und wird dadurch beschleunigt. Auf diese Weise tauschen Janus und Epimetheus während dieses etwa 100 Tage dauernden Prozesses ihre Umlaufbahnen, überholen sich dabei aber nicht und nähern sich um nie mehr als etwa 10.000 km an. Da Janus viermal mehr Masse als Epimetheus besitzt, hat er stets etwa 25 % der gesamten Bahnänderung zu tragen. Die orbitale Beziehung der beiden Monde kann im Rahmen des Dreikörperproblems verstanden werden, wobei in dem Fall zwei Monde (der dritte ist Saturn) eine ähnliche Größe aufweisen. Dieses Verhalten der beiden Monde ist, soweit bekannt, einzigartig im Sonnensystem.

Die koorbitalen Begleiter beschreiben vom mit der Bewegung des größeren Körpers um das Zentralgestirn mitbewegten Bezugssystem aus gesehen eine sogenannte Hufeisenumlaufbahn, nach der sie entlang der Umlaufbahn einen großen Bogen, den sie periodisch vor und zurück schwingen. Vom ruhenden Bezugssystem (Inertialsystem) aus betrachtet beschreiben sie jedoch nach wie vor "normale" Umlaufbahnen.

Cassini-Aufnahme vom 15. September 2006 des Janus/Epimetheus-Rings und anderer nahegelegener Ringe.

Gegenwärtig ist Janus der äußere Mond der beiden. Die letzten Bahnwechsel fanden am 21. Januar 2006 (der von der Raumsonde Cassini gut dokumentiert wurde) und im Januar 2010 statt, der nächste wird voraussichtlich Anfang 2014 stattfinden.

Janus/Epimetheus-Ring

Im Jahr 2006 wurde ein diffuser Staubring entdeckt, der im Gegenlicht sichtbar gemacht werden konnte und sich entlang den Umlaufbahnen von Epimetheus und Janus um Saturn zieht. Der bislang so genannte Janus/Epimetheus-Ring weist eine Breite von etwa 5.000 km auf und ähnelt von der Intensität her den Ringen von Jupiter. Der Ring wird durch Einschläge von Mikrometeoriten auf die beiden Monde gespeist, ähnlich wie das bei Enceladus der Fall ist.

Rotation

Die Rotationszeit ist gleich der Umlaufzeit und Epimetheus weist damit, wie der Erdmond, eine synchrone Rotation auf, die sich somit ebenfalls binnen 16 Stunden, 40 Minuten und 18,7 Sekunden vollzieht. Seine Rotationsachse steht genau senkrecht auf seiner Bahnebene. Seine Drehachse ist 0,015° gegenüber der Umlaufbahn geneigt.

Physikalische Eigenschaften

Cassini-Aufnahme vom 20. Januar 2008 der Südpolregion von Janus.

Größe

Janus hat einen mittleren Durchmesser von 178,8 km. Auf den Aufnahmen der Cassini- und Voyager-Sonden erscheint Janus als ein unregelmäßig geformtes, längliches Objekt mit Abmessungen von 193 × 173 × 137 km, wobei die Längsachse auf Saturn ausgerichtet ist. Die Größe wird auch mit 179,2 ± 8,0 (195 × 194 × 152) km angegeben;

Von der Größe her ist Janus am ehesten mit dem Jupitermond Himalia, den Uranusmonden Puck und Sycorax oder den Neptunmonden Despina und Galatea zu vergleichen.

Die Gesamtfläche von Janus beträgt schätzungsweise 100.400 km², dies entspricht in etwa der Fläche von Island.

Innerer Aufbau

Die mittlere Dichte von Janus ist mit 0,64 g/cm³ weitaus geringer als die der Erde und ist leicht niedriger als die Dichte von Saturn; sie ist so niedrig, dass Janus auf Wasser schwimmen würde. Dies weist darauf hin, dass der Mond überwiegend aus Wassereis zusammengesetzt ist.

Cassini-Aufnahme von Janus vom Januar 2006 vor Saturns Wolken.

Die niedrige Dichte von Janus weist darauf hin, dass er möglicherweise zu den porösen sogenannten Rubble Piles gehört, die durch die vergleichsweise schwache Gravitation im Innern Hohlräume aufweisen.

Oberfläche

Die Oberfläche von Janus ist stark verkratert und weist mehrere größere Einschlagskrater mit Durchmessern von 30 km auf. Seine Oberfläche erscheint älter als die des benachbarten Mondes Prometheus, jedoch jünger als die der Pandora.

Die Abhänge einiger Krater zeigen Hinweise auf dunkleres Material, das auf Epimetheus besser beobachtet und dokumentiert werden konnte. Es sind auch Anzeichen von feinen Linien (womöglich Strahlensysteme) an der Wand mindestens eines Kraters entdeckt worden.

Bislang wurden auf Janus bereits 1982 lediglich vier Krater offiziell benannt, die gemäß der USGS-Nomenklatur wie bei Epimetheus der Legende von Kastor und Pollux entnommen sind.

Liste der benannten Krater auf Janus
Kratername Durchmesser (km) Koordinaten Namensherkunft
Castor  ? Kastor, Zwillingsbruder von Pollux (Griechische Mythologie)
Idas  ? Idas, Sohn von Aphareus (Griechische Mythologie)
Lynceus  ? Lynkeus, Sohn von Aigyptos (Griechische Mythologie)
Phoibe  ? Phoibe, Tochter von Leukippos (Griechische Mythologie)
Hochaufgelöste Cassini-Aufnahme vom 20. Januar 2008 aus einer Entfernung von 33.000 km.

Janus besitzt eine sehr hohe Albedo von etwa 0,71, was bedeutet, dass er eine sehr helle Oberfläche besitzt, die 71 % des eingestrahlten Sonnenlichts reflektiert. An seiner Oberfläche beträgt die Schwerebeschleunigung 0,0137 m/s², dies entspricht etwa 1 % der irdischen.

Entstehung

Anhand der Kraterdichte seiner Oberfläche wird geschlossen, dass es sich um einen relativ alten Himmelskörper handelt. Da Epimetheus und Janus koorbitale Monde sind, geht man davon aus, dass sie möglicherweise von einem gemeinsamen Ursprungskörper abstammen, der durch eine Störung, zum Beispiel eine Kollision mit einem anderen Objekt in zwei Körper zerbrach. Falls dies der Fall ist, müsste dies durch die heute noch beobachtete Kraterdichte in einer frühen Phase von Saturns Satellitensystem geschehen sein.

Erforschung

Beste Voyager 2-Aufnahme von Janus (25. August 1981).

Janus weist eine scheinbaren Helligkeit von 15,5m, die 1:302000 des Zentralplaneten beträgt. Seit der Entdeckung 1966 und der Bestätigung 1980 und den Voyager-Vorbeiflügen wurde Janus von erdgebundenen Teleskopen sowie vom Hubble-Weltraumteleskop untersucht und seine Bahnpararameter konnten dadurch präzisiert werden.

Janus wurde bislang von drei Raumsonden besucht, namentlich von den Vorbeiflugsonden Voyager 1 am 12. November 1980 und Voyager 2 am 25. August 1981 sowie dem Saturn-Orbiter Cassini, der seit dem 1. Juli 2004 den Saturn umkreist. Janus wurde von Cassini mehrmals ins Visier genommen, so dass seine Größe und Form sowie seine orbitalen Parameter mittlerweile ziemlich genau bekannt sind. Der naheste Vorbeiflug von Cassini ereignete sich während dem 74. Umlauf um Saturn am 1. Juni 2008, als die Sonde Epimetheus in einer Entfernung von 14.363 km passierte. Dabei konnten einige gut aufgelöste Aufnahmen gemacht werden.

Am 2. April 2010 konnte Cassini eine Bedeckung (aus Sicht der Sonde) der führenden Hemisphären von Janus durch Epimetheus aus einer Distanz von 2,1 Millionen km aufnehmen.

Vorläufige Nummerierungen

Durch die komplizierte Entdeckungsgeschichte von Janus und Epimetheus hat Janus von der IAU mindestens fünf systematische Nummerierungen erhalten, bei denen später nachgewiesen werden konnte, dass es sich um Janus handelte. Dies trug maßgeblich zu der zu derzeit zu hoch vermuteten Anzahl der Saturnmonde bei.[1]

Liste der vorläufigen Bezeichnungen von Janus
Bezeichnung Datum Gemeldet durch IAUC
S/1966 S 2 31. März / 28. April 1980 Audouin Dollfus * 3463 / * 3470
S/1979 S 2 25. Oktober 1979 T. Gehrels / J. A. Van Allen et al. * 3417
S/1980 S 1 25. Februar 1980 Dan Pascu * 3454
S/1980 S 2 29. Februar 1980 Bradford A. Smith / Harold J. Reitsema / Stephen M. Larson * 3456
S/1980 S 9 31. März 1980 A. W. Harris / J. Gibson * 3463

Medien

 Commons: Janus (Mond) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Weblinks

Einzelnachweise

  1. List of IAU Preliminary Designations of Natural Satellites. Abgerufen am 20. Februar 2011.

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