Kabardino-Balkarien

Kabardino-Balkarien
Subjekt der Russischen Föderation
Kabardino-Balkarische Republik
Кабардино-Балкарская республика
Къэбэрдей-Балъкъэр Республикэ (kab.)
Къабарты-Малкъар Республика (balk.)
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Föderationskreis Nordkaukasus
Fläche 12.470 km²
Bevölkerung 859.802 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 69 Einwohner/km²
Hauptstadt Naltschik
Offizielle Sprachen kabardinisch, balkarisch, russisch
Ethnische
Zusammensetzung
Kabardiner (55,3 %)
Russen (25,1 %)
Balkaren (11,6 %)
Osseten (1,09 %)
Türken (0,97 %)
(Stand: 2002)[2]
Präsident Arsen Kanokow
Gegründet 1. September 1921
Zeitzone UTC+4
Telefonvorwahlen (+7) 866xx
Postleitzahlen 360000–361999
Kfz-Kennzeichen 07
OKATO 83
Website www.kabbalk.ru
Lage in Russland

Das im Nordkaukasus gelegene Kabardino-Balkarien (russisch Кабардино-Балкария/ Transkription Kabardino-Balkarija, kabardinisch Къэбэрдей-Балъкъэр Республикэ, balkarisch Къабарты-Малкъар Республика) ist seit 1991 eine Republik im europäischen Russland.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Kabardino-Balkarien im regionalen Zusammenhang

Kabardino-Balkarien liegt am Nordabhang des Kaukasus. Topographisch gesehen ist der nördliche Landesteil eben, während das Land gegen Südwesten bis zum Elbrus, dem höchsten Berg des Kaukasus, immer gebirgiger wird. Die Republik grenzt im Westen an Karatschai-Tscherkessien, im Osten an Nordossetien-Alanien, im Norden an die Region Stawropol und im Süden an Georgien. Die maximale Ausdehnung in Nord-Süd-Richtung beträgt 167 km, in Ost-West-Richtung 123 km.

Klima

Die Republik hat kontinentales Klima.

Die Durchschnittstemperatur im flachen Norden beträgt im Januar -4 °C und im Juli 23 °C, die Niederschlagsmenge ist mit unter 500 mm gering.

In den Gebirgen liegt die Temperatur zwischen -12 °C (Januar) und +4 °C (Juli).

Zeitzone

Map of Russia - Moscow time zone.svg

Kabardino-Balkarien liegt in der Moskauer Zeitzone (MSK/MSD). Die Verschiebung zur Koordinierten Weltzeit (UTC) beträgt somit +0300 (MSK, Moscow Time)/+0400 (MSD, Moscow Daylight Time, Sommerzeit).

Flüsse

Detailkarte von Kabardino-Balkarien

Die wichtigsten Flüsse sind:

  • Terek (623 km)
  • Malka (216 km)
  • Tscherek (131 km)
  • Tschegem (102 km)
  • Argudan
  • Baksan (173 km)
  • Kurkuschin
  • Lesken
  • Uruch

Seen

In der Republik gibt es etwa 100 kleinere Seen. Die meisten (55) befinden sich zwischen den Flüssen Baksan und Malka und sind kaum größer als 0,001 km².

Einige der wichtigsten sind:

  • Zerikkjol (mit einer Fläche von 26,000 m² und 368 m Tiefe)
  • Unterer Goluboje-See
  • Kjol-Ketschen (177 m tief)
  • Oberer Goluboje-See (18 m tief)
  • Sekretnoje-See
  • Tambukanskoje-See (Fläche:1.77 km²; 1,5–2 m tief). Dieser See befindet sich teilweise in der Region Stawropol.

Gebirge

In Kabardino-Balkarien befindet sich der 5.642 m hohe Elbrus, die höchste Spitze des Großen Kaukasus und der höchste Berg Russlands. Erkennt man den Kaukasushauptkamm als Grenze Europas an, so ist der etwa 11 km nördlich des Kammes und der georgischen Grenze gelegene inaktive Vulkan auch der höchste Berg Europas.
Weiter befinden sich in der Republik:

  • Dychtau (5.402 m)
  • Koschchatau (5.151 m)
  • Schchara (5.068 m)
  • Pik Puschkin (5.033 m)
  • Mischergi (5.025 m)

Natürliche Ressourcen

Zu den natürlichen Ressourcen der Republik gehören unter anderem Molybdän- und Wolframerze (bei Tyrnyaus) sowie Kohle.

Bevölkerung

Die Bevölkerung der Republik, die bei der Volkszählung 2002 901.494 Personen umfasste, besteht aus zwei namensgebenden Nationen. Diese sind die 498.702 (55,32 %) Kabardiner, eine Untergruppe der Tscherkessen, sowie die 104.951 (11,64 %) Balkaren, ein Turkvolk. Ferner leben in der Republik 226.620 (25,14 %) Russen. Kleinere Minderheiten bilden die 9.845 (1,09 %) Osseten, die 8.770 (0,97 %) Türken, die 7.592 (0,84 %) Ukrainer und die 5.342 (0,59 %) Armenier. Amtssprachen sind die kabardinische, die balkarische und die russische Sprache. Die Mehrheit der Bevölkerung bekennt sich zum Islam, daneben gibt es Mitglieder der Russisch-Orthodoxen Kirche.

  • Population: 901.494 (2002)
    • Städtisch: 510.346 (56,6 %)
    • Ländlich: 391.148 (43,4 %)
    • Männlich: 422.720 (46,9 %)
    • Weiblich: 478.774 (53,1 %)
  • Frauen pro 1000 Männer: 1.133
  • Durchschnittsalter: 30,9 Jahre
    • Städtisch: 32,4 Jahre
    • Ländlich: 29,0 Jahre
    • Männlich: 29,1 Jahre
    • Weiblich: 32,8 Jahre
  • Anzahl Haushalte: 227.922 (mit 891.783 Personen)
    • Städtisch: 144,872 (mit 504.085 Personen)
    • Ländlich: 83,050 (mit 387.698 Personen)
Bevölkerung Jahr 1926 Jahr 1939 Jahr 1959 Jahr 1970 Jahr 1979 Jahr 1989 Jahr 2002
Kabardiner 122,402 (60,0 %) 152,237 (42,4 %) 190,284 (45,3 %) 264,675 (45,0 %) 303,604 (45,5 %) 364,494 (48,2 %) 498,702 (55,3 %)
Balkaren 33,197 (16,3 %) 40,747 (11,3 %) 34,088 (8,1 %) 51,356 (8,7 %) 59,710 (9,0 %) 70,793 (9,4 %) 104,951 (11,6 %)
Russen 15,344 (7,5 %) 129,067 (35,9 %) 162,586 (38,7 %) 218,595 (37,2 %) 234,137 (35,1 %) 240,750 (31,9 %) 226,620 (25,1 %)
Andere 33,063 (16,2 %) 37,078 (10,3 %) 33,157 (7,9 %) 53,577 (9,1 %) 69,095 (10,4 %) 78,494 (10,4 %) 71,221 (7,9 %)

Verwaltungsgliederung

Die Republik Kabardino-Balkarien gliedert sich in zehn Rajons und drei Stadtkreise. Den Rajons sind insgesamt 7 Stadt- und 112 Landgemeinden unterstellt (Stand: 2010).

Stadtkreise

[A 1] Stadtkreis Einwohner[3] Fläche
(km²)
Bevölkerungs-
dichte
(Ew./km²)
Stadt-
bevölkerung
Land-
bevölkerung
Weitere Orte Anzahl
städtischer
Siedlungen
Anzahl
ländlicher
Siedlungen
I Baksan 58.620 180 326 37.722 20.898 Dugulubgei[A 2] 1 1
II Naltschik 295.252 131 2254 269.029 26.223   1 4
III Prochladny 59.966 35 1709 59.966   1

Rajons

[A 1] Rajon Einwohner[3] Fläche
(km²)
Bevölkerungs-
dichte
(Ew./km²)
Stadt-
bevölkerung
Land-
bevölkerung
Verwaltungssitz Anzahl
Stadt-
gemeinden
Anzahl
Land-
gemeinden
1 Baksan 58.042 830 70 58.042 Baksan[A 3] 13
10 Elbrus 35.174 1850 19 20.057 15.117 Tyrnyaus 1 6
3 Leskenski 29.274 523 56 29.274 Ansorei 9
4 Maiski 39.957 385 104 27.338 12.619 Maiski 1 4
5 Prochladny 45.701 1349 34 45.701 Prochladny[A 3] 19
2 Solskoje 50.433 2124 24 9.419 41.014 Salukokoasche 1 15
6 Terek 51.107 893 57 19.988 31.119 Terek 1 17
8 Tschegem 68.852 1503 46 18.315 50.537 Tschegem 1 9
9 Tscherekski 26.057 2213 12 5.211 20.846 Kaschchatau 1 9
7 Urwan 75.384 458 165 33.431 41.953 Nartkala 1 11

Anmerkungen:

  1. a b Nummer des Rajons/Stadtkreises (in alphabetischer Reihenfolge der Namen im Russischen)
  2. Gemäß Gesetz zur Verwaltungsgliederung der Republik Kabardino-Balkarien wurde das Dorf Dugulubgei 2003 nach Baksan eingemeindet und hat seither keine eigenständige Verwaltung mehr. Die Einwohnerzahl des Ortes wird aber in den Bevölkerungsdaten 2010 noch unter Landbevölkerung geführt; weitere ländliche Siedlungen gibt es im Stadtkreis nicht.
  3. a b Stadt gehört nicht zum Rajon, sondern bildet eigenständigen Stadtkreis; Einwohnerzahl der Stadt nicht bei der Berechnung der Bevölkerungsdichte berücksichtigt

Städte

Die mit Abstand größte Ortschaft ist die Hauptstadt Naltschik. Weitere größere Städte sind Prochladny, Baksan, Nartkala und Maiski. Insgesamt gibt es in der Republik acht Städte und zwei Siedlungen städtischen Typs.

Stadt*/Städt. Siedlung Russischer Name Rajon Einwohner[3]
Baksan* Баксан Stadtkreis 58.620
Kaschchatau Кашхатау Tscherek 5.211
Maiski* Майский Maiski 27.338
Naltschik* Нальчик Stadtkreis 269.029
Nartkala* Нарткала Urwan 33.431
Prochladny* Прохладный Stadtkreis 59.966
Salukokoasche Залукокоаже Solskoje 9.419
Terek* Терек Terek 19.988
Tschegem* Чегем Tschegem 18.315
Tyrnyaus* Тырныауз Elbrus 20.057

Geschichte

Mongolen, Georgier, Perser, (Proto-)Bulgaren und Türken wechselten sich in der Herrschaft über das Gebiet ab, ehe der Nordteil Ende des 18. Jahrhunderts unter russische Herrschaft kam. Die Balkaren werden von einigen Forschern zu den Nachkommen der Protobulgaren von Khan Kubrats Khaganat gezählt, was sich möglicherweise auch in der Herleitung der russischen Bezeichnung widerspiegelt (Balkaren russ. balkarzy, Bulgaren russ. bulgary oder bolgary). Das gesamte von ihnen bewohnte Gebiet wurde 1827 annektiert.

Zu Zeiten der Sowjetunion war Kabardino-Balkarien eine Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (ASSR). Im April 1944 wurden die Balkaren von den sowjetischen Behörden der Kollaboration mit den Deutschen bezichtigt und nach Sibirien deportiert (1939 gab es 42.666 Balkaren). Die Kabardino-Balkarische ASSR wurde in Kabardinische ASSR umbenannt, das Volk „Balkaren“ aus der Liste der Völker der Sowjetunion gelöscht. Infolge der Deportation kamen viele Balkaren ums Leben, nach einigen Schätzungen 50 %.[4]

Mit der Rehabilitierung der Balkaren 1957 kam der alte Name wieder in Verwendung. Seit 1991, mit Auflösung der Sowjetunion, ist Kabardino-Balkarien eine Republik innerhalb Russlands. Staatschef ist Arsen Baschirowitsch Kanokow. Im November 1996 scheiterte ein Versuch der Balkaren, eine eigene Teilrepublik zu errichten.

Am 1. September 1997 wurde die Verfassung Kabardino-Balkariens verabschiedet.

Wirtschaft

Neben der Landwirtschaft dominieren in Kabardino-Balkarien die Forstwirtschaft und der Bergbau. Im Kaukasus spielt der Fremdenverkehr eine gewisse Rolle.

Wichtigster Industriestandort ist die Hauptstadt Naltschik. Maschinenbau und Lebensmittelindustrie sind hier die wichtigsten Wirtschaftszweige.

Der Fall der Sowjetunion und der Ausbruch zahlreicher Konflikte im Kaukasus hatten weitreichende negative Folgen für die Republik. Durch den damit verbundenen Kollaps der Tourismusbranche stieg die Zahl der Arbeitslosen auf geschätzte 90 % in der Region.

Armut stellt ein weit verbreitetes Problem in der Kabardino-Balkarien dar.

Am Rande des Weltwirtschaftsforums 2011 in Davos kündigte der russische Präsident Medwedew ein großangelegtes Investitionsprojekt in der Region an. Bis 2020 will Moskau ein Skigebiet mit einem geplanten Investitionsvolumen von 15 Milliarden Dollar errichten. Das „Gipfel 5642“ getaufte Projekt soll in Konkurrenz zu den „teuren und überlaufenen Resorts in den Alpen“ treten.[5]

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Kabardino-Balkarien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Predvaritel'nye itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Rosstat, Statistika Rossii, Moskau 2011, ISBN 978-5-902339-98-4 (Vorläufige Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010; russisch; Download).
  2. Naselenie po nacional'nosti i vladeniju russkim jazykom po sub"ektam Rossijskoj Federacii. In: Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2002 goda. Rosstat, abgerufen am 1. November 2011 (XLS, russisch, Ethnische Zusammensetzung und Kenntnis der russischen Sprache nach Föderationssubjekt, Ergebnisse der Volkszählung 2002).
  3. a b c Einwohnerzahlen vom 1. Januar 2010 (Berechnung)
  4. Isabelle Kreindler The Soviet Deportated Nationalities: A Summary and an Update, in: Soviet Studies, Vol 38, no 3, July 1986. p. 391
  5. Spiegel Online: Milliarden für neues Ski-Paradies, abgerufen am 26. Januar 2011.

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