- Kreis Shkodra
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Der Kreis Shkodra (albanisch: Rrethi i Shkodrës) ist einer der 36 Verwaltungskreise Albaniens. Der Kreis ist mit einer Fläche von 1631 km² der zweitgrößte des Landes. Er liegt im Norden Albaniens und gehört zum gleichnamigen Qark. Benannt ist er nach der Hauptstadt Shkodra. Die Bevölkerungszahl beläuft sich auf 248.480 Einwohner.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Aufgrund seiner Größe ist die Natur des Kreises Shkodra äußerst vielfältig. Sie lässt sich in zwei Hauptgebiete unterteilen: Von den Stränden des Adriatischen Meers im Süden bis hinter Shkodra zieht sich die Küstenebene. Der Rest ist Bergland, das mit Hügeln beginnt und sich bis zu den höchsten Gipfeln der Albanischen Alpen im Norden. erstreckt. Im Westen grenzt der Kreis Shkodra an Montenegro.
Gewässer
Neben der Adria im Südwesten bilden weitere Gewässer streckenweise die Grenze des Kreises: Im Nordosten liegt der Shkodrasee. Die Buna, die den See mit dem Meer verbindet, bildet während eines Teils ihres Verlaufs die Grenze des Kreises zu Montenegro. Der Drin wiederum, gestaut zum Koman-See und Liqen i Vaut të Dejës, ist im Südosten die Grenze. Die beiden rechtsseitige Nebenflüsse des Drin Kir und Shala entwässern den nördlichen Teil des Kreises.
Ebene
Der Südwesten des Kreises umfasst eine große Schwemmlandebene, die von Drin und Buna durchzogen wird. Die Ebene beginnt bei Lezha und zieht sich entlang des Ostufers des flachen Shkodrasees bis an die montenegrinische Grenze. Aber auch dieser ebene Küstenstreifen wird immer wieder von Erhebungen unterbrochen. Zwei stattliche Hügel von fast 400 m Höhe ziehen sich parallel zur Küste von Lezha bis Velipoja. Am Südwestufer des Shkodrasees erhebt sich der Berg Tarabosh (594 m).
Die Ufer von Buna und Shkodrasse sowie die Feuchtgebiete rund um Velipoja sind bedeutende Naturschutzgebiete. Viele Zug- und Wasservögel halten sich hier auf.
Nordalbanische Alpen
Zum Kreis gehören diejenigen Teile der westlichen Alpen, die zum Drin entwässert werden (im Gegensatz zur Malësia e Madhe, die zum Shkodrasee entwässert wird). Es handelt sich hierbei insbesondere um die Täler des Kir und der Shala. Der äußerste Norden des Kreises ist Hochgebirge. Mit zunehmender Distanz zum Meer und der Küstenebene steigt die Landschaft schnell auf stattliche Höhen. Keine 20 km nordöstlich von Shkodra liegt der Maranaj mit 1570 m. Diverse Gipfel im östlichen Teil des Kreises erreichen auch fast diese Höhe, die Maja e Cukalit 30 km östlich von Shkodra kommt sogar auf 1723 m. Rund um den Oberlauf des Shala-Flusses, das Tal von Theth im Norden des Kreises, sammeln sich diverse Zweitausender. Ganz im Norden liegt die Jezerca (2694 m), der höchste Berg der Nordalbanischen Alpen.
Bei Theth ist ein Gebiet von 23,3 km² als Nationalpark geschützt. Das Trogtal bildet eine einzigartige Hochgebirgslandschaft mit mehreren Wasserfällen. Der Park bietet ein Rückzugsgebiet für Luchse und andere Wildtiere.
Bevölkerung
So vielfältig wie die Landschaft ist auch die Bevölkerung des Kreises. Die Gegensätze zwischen der Shkodraner Stadtbevölkerung, deren Stadt lange die größte und bedeutendste des Landes war, und der Landbevölkerung aus der Ebene und aus dem Hochgebirge sind und waren schon immer sehr groß. Die Berge von Shkodra gehören zu einem Gebiet, das früher von sehr eigenständigen albanischen Stämmen bewohnt wurde. Die Verwaltung des Osmanischen Reichs konnte in dieser abgeschiedenen Bergwelt nie Fuß fassen, aber auch der albanische Staat hatte und hat Mühe, von den Berglern anerkannt zu werden. Noch immer gehören archaische Sitten, das Gewohnheitsrecht des Kanuns und die Blutrache zur Lebensweise vor allem in den Bergen Nordalbaniens. Die starke Landflucht seit dem Zusammenbruch des Kommunismus führte viele Bewohner aus den Bergen in die Vorstädte von Shkodra. Manche von ihnen können sich auch nur schwer an die städtischen Gepflogenheiten anpassen.
In Shkodra prallten aber auch Religionen aufeinander, da sich in und um die Stadt die katholische Bevölkerung Albaniens zentrierte. Rund zwei Drittel der Einwohner zählen sich zum katholischen Glauben. Etwa ein Viertel ist muslimisch, eine Minderheit orthodox.
Während die Stadt mit ihrem nahen Umfeld lange von verschiedenen Nationalitäten geprägt war – neben den Albanern auch Osmanen und Slawen –, ist die Bevölkerung heute sehr homogen. Etwa 1000 Montenegriner leben in Dörfern in der Umgebung von Shkodra. Eine große Zahl von Roma lebt in der Stadt und an ihren Rändern.
Geschichte
Die Geschichte der Region ist natürlich geprägt von derjenigen der Stadt. Der Burghügel Rozafa wurde schon von den Illyrern befestigt. Die Burg und ihre wechselnden Beherrscher haben bis in die Neuzeit die Geschicke der Stadt bestimmt.
Auch außerhalb der Stadt gibt es noch einige Orte, die ebenfalls eine historische Bedeutung hatten, die aber noch nicht ausreichend erforscht wurden. So ist die unweit von der Brücke von Mes auf einem Hügel östlich von Shkokdra gelegene Burg von Drisht womöglich einer der ältesten Siedlungsorte Albaniens. Und entlang der Buna gab es in der vor-osmanischen Zeit diverse Kleinstädte (Reç, Dajç) und Kirchen (Shirgj).
Am 15. April 1979 erschütterte ein Erdbeben mit Epizentrum bei Ulcinj und einer Stärke von 7,2 Punkten auf der Richterskala Nordalbanien. Es waren 35 Tote zu beklagen. Insbesondere im Kreis Shkodra wurden sehr viele Häuser beschädigt oder zerstört. Der Wiederaufbau wurde von der Volksrepublik ohne ausländische Hilfe bewältigt. Es war das zweite starke Erdbeben im 20. Jahrhundert.
Im Januar 2010 war die ganze Ebene von Velipoja bis zu den Bergen überschwemmt, nachdem es heftig und lange geregnet hatte und die Entlastungsschleusen an den Staudämmen am Drin geöffnet werden mussten. Tausende von Personen mussten evakuiert werden. Auch in Shkodra stand das Wasser in den Strassen.[2][3]
Wirtschaft
In Nordalbanien war die wirtschaftliche Lage in der Transformationszeit schwieriger als in den meisten anderen Regionen Albaniens. Wenig geholfen hat dabei die Unruhe und Rechtlosigkeit, die im Norden stärker verbreitet war. Weite Teile des Kreises sind nach wie vor komplett von jeglichem Fortschritt fast vollständig abgeschnitten.
In Velipoja ist in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts eine schnell wachsende touristische Infrastruktur entstanden. Der Badestrand ist beliebt bei Albanern aus der Region. Noch sehr zaghaft sind die Ansätze in Theth, wo für Touristen nur ein kleines Hotel und einige Betten bei Privatleuten zur Verfügung stehen.
Von Bedeutung für das ganze Land sind die Wasserkraftwerke in Koman und Vau-Deja. Ein kleineres Kraftwerk am Unterlauf des Drins baut das österreichische Elektrizitätsunternehmen Verbund bei Ashta.
Verkehr
Dank dem Bau des nördlichen Abschnitts des Nord/Süd-Korridors (SH1) ist Shkodra jetzt gut per Straße mit den Zentren des Landes verbunden. Ein Ausbau der Strecke weiter nach Norden über den Grenzort Han i Hotit ins benachbarte Montenegro ist ebenfalls geplant. Ende der 1990er Jahre wurde auch zwischen Shkodra und Ulcinj ein Grenzübergang eröffnet, der den Austausch mit dem Nachbarland und der albanischen Minderheit in Montenegro vereinfachte.
Die Stadt ist auch ans Eisenbahnnetz der Hekurudha e Shqipërisë angebunden: Die einzige internationale Verbindung führt über Shkodra nach Podgorica in Montenegro. Die Bedeutung des Schienenverkehrs ist aber nach wie vor sehr gering. Pläne, auch Personentransport zwischen den beiden Ländern aufzunehmen, wurden bis jetzt noch nicht umgesetzt.
Die Bergregionen des Kreises sind mehr oder weniger von der Umwelt abgeschnitten. Die wenigen Straßen sind ohne Allradfahrzeug kaum passierbar. Hinzu kommt meterhoher Schnee im Winter, so dass zahlreiche Dörfer während Monaten nicht erreichbar sind. In der Region entlang des Koman-Stausees gibt es gar keine Straßen. Die Bewohner benutzen Boote auf dem See, wenn sie ihre Dörfer verlassen wollen. Auf dem Stausee verkehrt zwischen Koman und Fierza täglich auch eine Autofähre pro Richtung, die den abgeschiedenen Nordosten Albaniens erschließt.
Gemeinden
Städte: Shkodra, Vau-Deja.
Gemeinden: Ana e Malit, Barbullush, Bërdica, Bushat, Dajç, Guri i Zi, Hajmel, Postriba, Pult, Rrethina, Shala, Shllak, Shosh, Temal, Velipoja, Vig-Mnela.Literatur
- Monica Genesin, Joachim Mathinger (Hrsg.): Nordalbanien – L'Albania del Nord: Linguistisch-kulturhistorische Erkundungen in einem unbekannten Teil Europas/Contributi linguistici e culturali su un'area sconosciuta dell'Europa, Schriftenreihe Orbis – Wissenschaftliche Schriften zur Landeskunde, Band 15, Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2009, ISBN 978-3-8300-3555-8
Einzelnachweise
- ↑ qarkushkoder.org. Abgerufen am 13. Januar 2009.
- ↑ NZZ Online vom 8. Januar 2010: Tausende wegen Überschwemmungen in Albanien obdachlos. Abgerufen am 19. Januar 2010.
- ↑ Die Presse vom 12. Januar 2010: Albanien: Überschwemmungen bringen Premier unter Druck. Abgerufen am 19. Januar 2010.
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