Martin Lauer

Martin Lauer

Martin Lauer (* 2. Januar 1937 in Köln) ist ein ehemaliger deutscher Leichtathlet, Olympiasieger und Schlagersänger.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der 1,86 m große und 76 kg schwere Athlet, Mitglied des Sportvereins ASV Köln, war im Zehnkampf und als Hürdenläufer über die 110-Meter-Distanz erfolgreich. Als einer von wenigen Europäern konnte der 16-malige Deutsche Meister über diese Strecke in die Phalanx der Vereinigten Staaten einbrechen, die bis dahin fast übermächtig waren.

Bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne wurde er Vierter über 110 m Hürden und Fünfter im Zehnkampf.

Am 7. Juli 1959, ein Jahr vor seinem Landsmann Armin Hary, gelangen ihm im Zürcher Letzigrund innerhalb einer Dreiviertelstunde in zwei Läufen drei Weltrekorde[1]. Zuerst stellte er eine Bestzeit von 13,2 Sekunden über die Hürden-Sprintdistanzen von 110 m und 120 Yard (109,73 m) auf, ehe er auch die Bestzeit über die 200-Meter-Hürden-Strecke in 22,5 Sekunden erreichte, nachdem der zuvor unterlegene US-Amerikaner Willie May um eine Revanche gebeten hatte. Sein Weltrekord über die 110 Meter Hürden bestand bis 1972.

Olympische Spiele 1960

Zu den Olympischen Spielen 1960 in Rom reiste er mit gesundheitlichen Problemen an, da er aufgrund einer Knochenhautentzündung im Fußgelenk nur eingeschränkt trainieren konnte, so dass er auf einen Doppel-Start über 110 Meter Hürden und im Zehnkampf verzichten musste. Dennoch trat er in seiner Paradedisziplin an, dem Hürdensprint über die 110 Meter, und wurde Vierter wie schon vier Jahre zuvor. In der 4-mal-100-Meter-Staffel gewann er an der Seite von Bernd Cullmann, Armin Hary und Walter Mahlendorf in Weltrekordzeit die Goldmedaille.

In seiner Heimatstadt begab er sich nach den Spielen in ärztliche Behandlung; ihm wurden drei Spritzen verschrieben, die er sich wegen der bevorstehenden Examensarbeiten in München geben ließ, wo er Maschinenbau studierte. Dabei stellte sich aber heraus, dass eine der verabreichten Spritzen nicht ausreichend sterilisiert war, was zu einer Blutvergiftung und beinahe zur Amputation seines Beines führte. Es folgte ein fast einjähriger Aufenthalt im Krankenhaus, der gleichzeitig das Ende der aktiven Sportlerkarriere markierte. In diese Zeit fiel auch der Unfalltod seiner damaligen Freundin, die nach einem Besuch an seinem Krankenbett auf der Autobahn bei Augsburg zusammen mit seinem Bruder Fredy verunglückte, der Jahre später an den Unfallfolgen verstarb.

Karriere als Schlagersänger

Die nötigen Behandlungen, vor allem aber die Prozesse aufgrund des Ärztefehlers gegen die Versicherung des Krankenhauses brachten ihn in finanzielle Schwierigkeiten, so dass er noch im Krankenhaus mit dem Schreiben von Liedtexten begann, um damit Geld zu verdienen. „Ich war ja als singender Sportler bekannt. Hatte immer eine Gitarre unterm Arm ...“ [1] Völlig erschöpft im Rechtsstreit mit dem Krankenhaus stimmte er schließlich einem Vergleich zu, der ihm eine Entschädigung von 45.000 Mark[1] zusprach, die nach eigener Aussage die Kosten bei weitem nicht deckte.

Noch während seines Krankenhausaufenthalts ließ Lauer dem Musikproduzenten und Liedtexter Kurt Feltz Tonbandaufnahmen zukommen. Dieser zeigte sich begeistert und Lauer unterschrieb nach seiner Entlassung im Januar 1962 einen Plattenvertrag bei dem erfolgreichen Label Polydor. Noch im gleichen Monat entstanden die Aufnahmen zu seiner ersten Single Sacramento. Mit diesem und neun weiteren Titeln im Country-Stil war Lauer bis 1966 regelmäßig in den deutschen Hitlisten vertreten. Insgesamt wurden etwa sechs Millionen seiner Platten, mit Titeln wie Taxi nach Texas, Die letzte Rose der Prärie oder Wenn ich ein Cowboy wär’, verkauft. [1] In mehreren Fernsehshows trat er zusammen mit bekannten Künstlern auf, darunter Lou van Burg, Udo Jürgens und Peter Alexander.

Weitere berufliche Stationen

Bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio war er als Journalist tätig und arbeitete, nachdem er sein Maschinenbau-Studium als Diplom-Ingenieur beendet hatte, als Spezialist für die Natriumkühlung bei Kernreaktoren, so konzipierte er beispielsweise den Schnellen Brüter in Kalkar mit. Außerdem arbeitete er an der Konzipierung des ersten Mikrocomputers mit und war bei den Olympischen Spielen 1972 in München für die Einführung der elektronischen Zeitmessung[2] verantwortlich. Weitere Betätigungsfelder Lauers waren die Geschäftsführung einer Beteiligungsgesellschaft sowie sein Wirken als Unternehmensberater und Kolumnist verschiedener Zeitungen. 1988 ging er in den Ruhestand. Lange Jahre half er mit, das auch international bekannte Sportfest des ASV Köln zu organisieren.

Privat

Lauer ist verheiratet und lebt seit Abschluss seines Studiums in Lauf an der Pegnitz. Dort ist er Stadtrat.

Sportliche Erfolge

  • acht deutsche Jugendmeistertitel, davon fünf bei einer einzigen Meisterschaft[1]
  • 1958 wurde er Europameister über 110 m Hürden.
  • Am 29./30. August 1959 stellte Martin Lauer in Düsseldorf mit 7955 Punkten einen deutschen Zehnkampfrekord bei den Deutschen Meisterschaften auf

Diskografie

Singles

Jahr Titel Chartpositionen Label
DE AT
1962 Sacramento
Ich gab mein Herz
27 - Polydor
1962 Die letzte Rose der Prärie
Die blauen Berge
10 - Polydor
1963 Wenn ich ein Cowboy wär’
Laß mich geh’n Madeleine
9 - Polydor
1963 Jim und Joe (Zwei Paar Schuh)
Geh nicht mit
20 - Polydor
1963 Am Lagerfeuer
Leider
19 - Polydor
1964 Sein bestes Pferd
Pferde und Sättel
5 - Polydor
1964 Taxi nach Texas
Ich kenn’ die Welt
7 1 Polydor
1965 John Brown’s Baby
King John
23 - Polydor
1965 Silver Dollars
Das ist die große Straße
26 - Polydor
1966 Roll ’em Over (Er trifft immer genau)
Cowboy Lady
30 - Polydor
1966 Mamutschka
Oh, Serenader
- - Polydor
1967 Beat und rote Rosen
Mein Darling
- - Polydor
1967 Rosen ohne Dornen
Du bist wunderbar
- - Polydor
1968 Rosen und Küsse
Rosenrot
- - Polydor
1968 Anfangs tut es immer weh
Wo ist die lebenslängliche Begleiterin
- - Polydor

LPs

CDs

  • Taxi nach Texas (1989; Bear Family Records)

Auszeichnungen

Weblinks

Fußnoten

  1. a b c d e vgl. Express: „Für den Rekord gab's einen Satz Autoreifen“. 2. Januar 2007, Seite 30 (zum 70. Geburtstag)
  2. vgl. Olympische Spiele München 1972: Elektronische Zeitmessung (Bayerischer Rundfunk auf YouTube)
  3. siehe http://www.flensburg-online.de/senioren/martin-lauer.html, April 2003
  4. http://www.br-online.de/aktuell/sport/bayerischer-sportpreis-muenchen-auszeichnung-ID1215084898593.xml

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