Archangelsker Oblast

Archangelsker Oblast
Oblast Archangelsk
Flagge
Wappen
Flagge Wappen
Lage in Russland
Staat: Russland
Föderationskreis: Nordwestrussland
Fläche: 419.800 km²
Einwohner: 1.291.370 (1. Januar 2006)
Hauptstadt: Archangelsk
Bevölkerungsdichte: 3,1 Einwohner je km²
Kfz-Kennzeichen: 29

Die Oblast Archangelsk (russisch Архангельская область/Archangelskaja oblast) ist eine Oblast in Nordwestrussland.

Die Oblast liegt am Weißen Meer und umfasst auch die Inselgruppen Nowaja Semlja und Franz-Joseph-Land. Im Osten grenzt sie an die Republik Komi, im Westen an Karelien.

Die Oblast liegt im Norden der Osteuropäischen Ebene und ist durch polares Klima mit strengen Wintern und kühlen Sommern gekennzeichnet. Wichtigster Fluss ist die Nördliche Dwina, andere Flüsse sind Onega und Mesen.

Die russische Besiedlung des Gebietes, in dem vorher finno-ugrische Stämme lebten, begann im 11. und 12. Jahrhundert. Mit der Gründung von Archangelsk durch Iwan den Schrecklichen im Jahre 1584 begann sich der Handel zu entwickeln, da es die erste Hafenstadt Russlands war.

Die Region ist reich an Bodenschätzen (Erdöl, Erdgas und Diamanten), andere wichtige Wirtschaftszweige sind die Rüstungsindustrie, die Holzverarbeitung und der Fischfang. Auch der Tourismus nimmt eine kleine Rolle ein.

Wichtigste Städte sind Archangelsk, Sewerodwinsk und Kotlas. Bekannt sind außerdem die Weltraumstation Plessezk und die Klosteranlagen auf der Insel Solowezki im Weißen Meer, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen.

Inhaltsverzeichnis

Städte und städtische Siedlungen

In der Oblast Archangelsk gibt es 13 Städte und 19 Siedlungen städtischen Typs.

Stadt*/Städt. Siedlung Russischer Name Rajon Einwohner
(1. Januar 2006)
Archangelsk* Архангельск Archangelsk (Stadtkreis) 349.772
Beluschja Guba Белушья Губа Nowaja Semlja 2.630
Beresnik Березник Winogradow 6.450
Jemza Емца Plessezk 1.343
Kamenka Каменка Mesen 3.183
Kargopol* Каргополь Kargopol 11.007
Konoscha Коноша Konoscha 12.306
Korjaschma* Коряжма Korjaschma (Stadtkreis) 42.831
Kotlas* Котлас Kotlas (Stadtkreis) 59.434
Kuloi Кулой Welsk (Stadtkreis) 6.479
Maloschuika Малошуйка Onega 3.016
Mesen* Мезень Mesen 3.813
Mirny* Мирный Mirny (Stadtkreis) 28.935
Njandoma* Няндома Njandoma 22.136
Nowodwinsk* Новодвинск Nowodwinsk (Stadtkreis) 42.537
Oboserski Обозерский Plessezk 3.507
Oksowski Оксовский Plessezk 2.074
Oktjabrski Октябрьский Ustja 9.758
Onega* Онега Onega (Stadtkreis) 22.696
Plessezk Плесецк Plessezk 10.460
Priwodino Приводино Kotlas 3.208
Puksoosero Пуксоозеро Plessezk 1.848
Samoded Самодед Plessezk 1.843
Sawinski Савинский Plessezk 7.736
Schenkursk* Шенкурск Schenkursk 5.922
Schipizyno Шилицыно Kotlas 3.659
Sewerodwinsk* Северодвинск Sewerodwinsk (Stadtkreis) 195.231
Sewerooneschsk Североонежск Plessezk 5.398
Solwytschegodsk* Сольвычегодск Kotlas 2.539
Urdoma Урдома Lensk 4.591
Welsk* Вельск Welsk 26.210
Wytschegodski Вычегодский Kotlas (Stadtkreis) 13.192

Geschichte

Gründung des Klosters

Die erste Erwähnung des heutigen Archangelsker Gebietes gab es in der Heimskringla. Dort wird erzählt, wie Erik Blutaxt im Jahre 918 nach Bjarmeland (Russland) fährt. Es heißt, er kämpfte in einer großen Schlacht am Fluss Dwina und kehrte siegreich nach Hause zurück. 970 fuhr auch Harald Graufell über das Weiße Meer nach Bjarmeland und schlug dort ebenfalls eine siegreiche Schlacht. Im 12. Jahrhundert gründeten Nowgoroder Mönche am Anfang des Dwina-Deltas ein Kloster zu Ehren des Erzengels Michael. Sie legten im Auftrag des Erzbischofs Johannes auch eine kleine Siedlung daneben an.

Nowgorod gegen Norwegen

Nowgorod dehnte aufgrund seiner geografischen Lage seinen Einfluss während der folgenden Jahrhunderte vor allem nach Norden aus. So gerieten bald die Grenzen des Fürstentums an jene des Königreiches Norwegen, welches ebenfalls Einfluss über die Region haben wollte. Die beiden Staaten gerieten miteinander in Konflikt um den Pelzhandel und die davon abhängenden Steuereinnahmen. Das führte schließlich im Jahr 1411 zum offenen Krieg, als die Nowgoroder in die norwegische Finnmark eindrangen. Es folgten mehrere Kriegsjahre, bevor 1419 norwegische Schiffe im Weißen Meer einliefen und viele russische Siedlungen plünderten, auch das Kloster an der Dwina. Die Nowgoroder behielten aber im Dwina-Gebiet die Oberhand, bis die Stadt am Wolchow im Jahr 1478 von den Moskowitern erobert wurde. Der Mongolensturm, der ab dem 13. Jahrhundert über Russland hereinbrach, betraf die Region nicht.

Die erste Hafenstadt Russlands

Nachdem Richard Chancellor und die „Muscovy Company“ den Handel mit Russland begonnen und entwickelt hatten, wurde bald die Anlegestelle am Erzengel-Kloster zum wichtigsten Umschlagplatz des russischen Außenhandels. Iwan IV. beauftragte die Generäle Pjotr Afanasjewitsch Naschtschokin und Zaleschanin Nikiforow Wolochow mit dem Bau einer Festung um das Kloster und einer Siedlung für die Fischer und Kaufleute. Am 4. März 1583 wurde die neue Siedlung gegründet und im darauf folgenden Jahr stellte man die Befestigungen fertig. In Anlehnung an die alte Handelsstation Cholmogory, die einst der Mittelpunkt der Gegend gewesen war, nannte man die Stadt Nowocholmogory. Im Jahre 1613 erhielt die Stadt nach dem Erzengel-Kloster ihren neuen Namen: Archangelsk, die Erzengelstadt.

Das 17. Jahrhundert und Peter der Große

Im Jahre 1667 zerstörte ein Brand die vorwiegend hölzerne Stadt, woraufhin diese nahezu komplett neu aufgebaut wurde. 1693 kam Peter I., später „der Große“ genannt, nach Archangelsk und gründete dort die Russische Admiralität, der die hier zu schaffende russische Kriegs- und Handelsflotte künftig unterstehen sollte. Die Werft verlegte er auf die Insel Solombala, damit sie dort expandieren könne. Im Juni 1694 lief in Solombala das erste Handelsschiff, die „Sankt Paul“ vom Stapel. Peter der Große kam erneut in die Stadt und erließ ihr ein Handelsmonopol für die wichtigsten Außenhandelsgüter. In den Jahren 1655 bis 1660 tobte der Schwedisch-Polnische Krieg, an dem Russland nur gering beteiligt war. Die Russen griffen damals das schwedische Livland an, wurden von dort aber wieder vertrieben. Seit dieser Zeit bestand eine Rivalität zwischen den beiden Mächten, die zur Jahrhundertwende 1700 eine neue Qualität erfuhr, als die schwedische Marine Manöver im Weißen Meer durchführte, welches zum russischen Einflussgebiet zählte. Peter der Große nahm das zum Anlass, die Städte an der Dwina besser zu befestigen und befahl außerdem den Bau der neuen Festung Nowodwinsk, der 1701 begonnen wurde. Im Jahr zuvor bereits hatte der schwedische König Karl XII. begonnen, gegen Russlands Verbündeten Dänemark vorzugehen und damit den Großen Nordischen Krieg entfacht. Am 25. Juni wurde Nowodwinsk bereits zum ersten Mal angegriffen. Die Festung war noch lange nicht fertiggestellt, hielt aber stand. Im Jahr 1705 vollendete man die Bauarbeiten.

Der Große Nordische Krieg

Während des Krieges, der Archangelsk nach dem erfolglosen schwedischen Angriff auf Nowodwinsk verschonte, wurde die Stadt 1702 vom Zaren zur neuen Hauptstadt des Pomorengebietes, also Nordrusslands, erklärt. Diese Position hatte zuvor Cholmogory inne. Am 18. Dezember 1708 ging das Pomorengebiet in die neu geschaffene Provinz Archangelogorod über, eine von acht russischen Provinzen. 1712 wurde die während des Nordischen Krieges gegründete Stadt Sankt Petersburg an der Newa zur neuen Hauptstadt erklärt. Mit ihrem Ostseehafen lag die neue Hauptstadt weitaus näher am westeuropäischen Markt und aus diesem Grund verlor Archangelsk allmählich seine überragende Stellung als Umschlagplatz. Im Jahr 1719 schließlich wurde das Handelsmonopol aufgehoben.

Niedergang und Auferstehung

Aus diesen Gründen, und auch weil der Hafen von Archangelsk nahezu ein halbes Jahr lang zugefroren ist, verlor die Stadt rasch an Bedeutung. Während der Napoleonischen Kriege wurde jedoch über ganz Europa die sogenannte Kontinentalsperre verhängt. Archangelsk – traditionell stark mit Großbritannien verbunden – war der einzige russische Hafen, über den noch Import und Export abgewickelt wurden, womit später Napoleon seinen Angriff auf Russland begründete. Im 19. Jahrhundert wurde die Eisenbahn von Archangelsk nach Moskau fertiggestellt, und der Hafen wurde wieder wichtiger für das Zarenreich. In den folgenden Jahren starteten fast alle Polarexpeditionen vom Hafen an der Dwina.

Erster Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg wurde Russland von seinen Verbündeten über Archangelsk mit Nachschub an Waffen, Munition und Nahrung versorgt. Nach der Oktoberrevolution und im Bürgerkrieg von 1918-1921 war die Stadt in der Hand der Weißgardisten und später der Amerikaner, die erst gegen Ende des Krieges vertrieben werden konnten.

Sowjetunion

Nach dem Sieg der Bolschewiki und dem Tod Lenins begann das düsterste Kapitel in der bisherigen russischen Geschichte. Archangelsk wurde zu einem wichtigen Bestandteil des unionsweiten Systems der Arbeitslager, genannt GULag. Die Solowezki-Inseln und einige Lager auf dem Festland südlich von Sewerodwinsk waren zur „besonderen Verwendung“ (SLON) vorgesehen und wurden als erste sowjetische „Konzentrationslager“ schon in den 1920er-Jahren eröffnet. Am 23. September 1937 wurde die nördliche Region geteilt und es entstanden die Oblasten Wologda und Archangelsk.

Zweiter Weltkrieg

Archangelsk, das im Krieg nicht erobert wurde, war während der gesamten Kampfhandlungen zwischen Deutschland und der Sowjetunion der wichtigste Nachschubhafen, über den die Amerikaner die Rote Armee und das Landesinnere mit Nahrung und Waffen versorgten.

Nachkriegszeit

In den 1950er-Jahren stationierte man in Archangelsk die Atomeisbrecherflotte des Nordmeeres, während die Atom-U-Boote in Murmansk vor Anker lagen.

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