- N-Methylamphetamin
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Strukturformel Allgemeines Freiname Methamphetamin Andere Namen - (S)-N-Methyl-1-phenyl-propan-2-amin (IUPAC)
- N-Methylamphetamin (MA)
- (S)-2-Methylamino-1-phenylpropan
- Desoxyephedrin
- Crystal
- Meth
- Pervitin
- Yaba
Summenformel - C10H15N Methamphetamin
- C10H15N·HCl Methamphetamin-Hydrochlorid
CAS-Nummer - 537-46-2 (S)-Methamphetamin
- 51-57-0 (S)-Methamphetamin-Hydrochlorid
- 7632-10-2 (R,S)-Methamphetamin
- 300-42-5 (R,S)-Methamphetamin-Hydrochlorid
PubChem 10836 ATC-Code N06BA03
DrugBank DB01577 Arzneistoffangaben Wirkstoffklasse Psychostimulans, indirektes Sympathomimetikum
Verschreibungspflichtig: BtMG
Seit 1. März 2008 verkehrsfähig, aber nicht verschreibungsfähigEigenschaften Molare Masse Aggregatzustand - flüssig Methamphetamin oder
- fest Methamphetamin-Hydrochlorid
Schmelzpunkt pKs-Wert 9,9 [2]
Löslichkeit - schlecht in Wasser, gut in Ethanol, Diethylether, Chloroform und Essigsäureethylester [2]
- als Hydrochlorid: gut in Wasser, mäßig in Ethanol, unlöslich in Chloroform, Diethylether und Toluol [2]
Sicherheitshinweise Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3] Gefahr
H- und P-Sätze H: 301 EUH: keine EUH-Sätze P: 301+310 [3] EU-Gefahrstoffkennzeichnung [3]
T
GiftigR- und S-Sätze R: 25 S: 45 LD50 Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. N-Methylamphetamin, auch Methamphetamin oder Metamfetamin genannt (umgangssprachlich abgekürzt Meth oder Crystal), ist ein hochwirksames, (halb)synthetisches Stimulans auf Amphetaminbasis; halbsynthetisch dann, wenn es durch Sauerstoffabspaltung aus Ephedrin synthetisiert wird.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Methamphetamin wurde erstmals 1893 durch den japanischen Chemiker Nagayoshi Nagai in flüssiger Form synthetisiert.[5] 1919 wurde die Substanz im Zuge der Strukturaufklärung von Ephedrin erstmals in Reinform von Akira Ogata kristallisiert und 1921 patentiert.[6][7] In Deutschland wurde ab 1934 in den Berliner Temmler-Werken an einem weiteren Verfahren zur Herstellung von Methamphetamin geforscht, das im Oktober 1937 patentiert wurde.[8] Anschließend wurde Methamphetamin 1938 unter der Marke Pervitin[9] von den Temmler-Werken in den Handel gebracht, die auch heute noch die Marke halten.
Verwendung im Zweiten Weltkrieg
Insbesondere während der so genannten Blitzkriege gegen Polen und Frankreich 1939/40 fand Methamphetamin millionenfache Verwendung. Unter den Spitznamen Panzerschokolade, Stuka-Tabletten, Fliegersalz und Hermann-Göring-Pillen[10] diente das Mittel zur Dämpfung des Angstgefühls sowie zur Steigerung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit bei Soldaten, Fahrzeugführern und Piloten.
In der Zeit von April bis Juni 1940 bezogen Wehrmacht und Luftwaffe mehr als 35 Millionen Tabletten Pervitin. Der damalige Reichsgesundheitsführer Leonardo Conti meinte am 19. März 1940 in seiner Rede vor dem NSD-Ärztebund im Berliner Rathaus: „Dass das Mittel einmal gegen Müdigkeit für einen Hochleistungsflieger, der noch zwei Stunden fliegen muss, angewendet werden darf, ist wohl richtig. Es darf aber nicht angewendet werden bei jedem Ermüdungszustand, der in Wirklichkeit nur durch Schlaf ausgeglichen werden kann. Das muss uns als Ärzten ohne weiteres einleuchten.“[11] Als dann am 25. Oktober 1940 in der Münchener Medizinischen Wochenschrift ein Beitrag erschien, in dem Pervitin für beinahe alles von See- und Bergkrankheit und verzögerter Rekonvaleszenz bis hin zu organischen Hirn- und Rückenmarkstörungen empfohlen wurde, [12] sah sich die Reichsgesundheitsführung veranlasst, den Psychiater Ernst Speer als bekannten Kritiker des Medikaments mit einer Gegendarstellung zu berufen, die ebenfalls in der MMW erschien.[13] (Zitiert nach: [11])
Ab Mitte 1941 war das Medikament durch das geänderte Reichsopiumgesetz nicht mehr frei, sondern nur noch auf Rezept erhältlich. Hierdurch reduzierte sich der Einsatz der Droge merklich.[14]
Verwendung nach 1945
Auch nach 1945 wurde der Wirkstoff im Militär zur Leistungssteigerung eingesetzt, u. a. während des Vietnam-Kriegs. Im Sport soll Pervitin als Dopingmittel genutzt worden sein, u. a. vermutlich 1952 vom Luxemburger Olympiasieger Josy Barthel.[15] Der österreichische Bergsteiger Hermann Buhl benutzte Pervitin auf Anraten des Expeditionsarztes bei seiner Erstbesteigung des Nanga Parbat 1953.[16] Der deutsche Boxer Jupp Elze hatte sich 1968 vor seinem Kampf um die Europameisterschaft gegen Juan Carlos Duran mit Pervitin aufgeputscht und ging als erster deutscher Profisportler in die Geschichte ein, der an den Folgen von Doping verstarb.[17] Elze hatte 150 Kopftreffer erlitten, die er vermutlich nur wegen des durch Pervitin herabgesetzten Schmerzempfindens aushalten konnte, fiel ins Koma und starb an einer Gehirnblutung.[18] Das Fertigarzneimittel Pervitin blieb bis 1988 im Handel. Anfang November 2009 kam Andre Agassi in die Schlagzeilen, weil er in seiner Biografie zugegeben hatte, bis 1997 mehrfach zu Crystal Meth gegriffen zu haben. [19]
Pharmakologie
Wirkung
N-Methylamphetamin unterdrückt Müdigkeit, Hungergefühl und Schmerz. Es verleiht kurzzeitig Selbstvertrauen, ein Gefühl der Stärke und dem Leben eine ungewohnte Geschwindigkeit. Zu den Nebenwirkungen gehören Persönlichkeitsveränderungen, Psychosen und Paranoia aufgrund von Schlafentzug oder bei Prädisposition. Eine häufige Einnahme führt zu Gewöhnung und späterem Wirkungsverlust, der oft Dosissteigerung zur Erzielung der ursprünglichen Wirkung nach sich zieht.
Pharmakokinetik
Verglichen mit Amphetamin kann N-Methyl-Amphetamin die Blut-Hirn-Schranke besser überwinden und in höheren Konzentrationen im Gehirn wirksam werden. Im Körper wird Methamphetamin durch das Cytochrom P450 Cyp2D6 per N-Demethylierung zum Amphetamin (Hauptmetabolit) verstoffwechselt, das über die Niere ausgeschieden wird. Je nach pH-Wert des Harns wird eine erhebliche Rückresorption beobachtet. Bei alkalischem Urin liegt Methamphetamin hauptsächlich als freie (relativ unpolare) Base vor, und kann wieder ins Blut diffundieren. In saurem Harn liegt Methamphetamin ionisiert vor und kann die Schleimhautwände nicht passieren. Daher ist im Notfall die Vorsorge für einen sauren Harn eine wichtige Therapiemaßnahme.
Amphetamin wird auch zu Norephedrin und p-Hydroxyamphetamin metabolisiert. Diese werden dann glucuronidiert über die Niere ausgeschieden.[20]
Pharmakodynamik
Diese entspricht weitgehend der des N-Desmethyl-Homologons (Amphetamin): Siehe dazu die Pharmakodynamik des Amphetamins. Der dopaminerge Anteil ist beim Methamphetamin noch stärker ausgeprägt, mit Noradrenalin:Dopamin = 2:1[21] – neben der höheren Lipophilie ein weiterer Umstand, der die stärkere Ausprägung des Rauschgefühls und des Suchtpotenzial gegenüber Amphetamin erklärt. Die Serotonin-Ausschüttung ist gering (Dopamin:Serotonin = 30:1).[21]
Medizinischer Gebrauch
Methamphetamin ist in Deutschland als verkehrsfähiges, aber nicht verschreibungsfähiges Betäubungsmittel eingestuft[22], es gibt daher keine medizinische Verwendung mehr. Das Fertigarzneimittel Pervitin®, ein Mittel zur Unterdrückung von Müdigkeit, wurde 1988 vom Markt genommen. Es enthielt das Methamphetamin als Hydrochlorid.
In den USA gibt es zur Behandlung der erkältungsbedingten Nasenschleimhautschwellung einen Inhalierstift mit Levomethamphetamin in sehr geringer Dosierung (Vicks®Vapor Inhaler), die euphorisierende Effekte bzw. eine Suchtentwicklung ausschließt. Das Enantiomer Dextromethamphetamin wird in den USA zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), der Schlafkrankheit (Narkolepsie) und des krankhaften Übergewichts angewendet (Handelsname: Desoxyn®). Auch hier wird jeweils das Salz des Methamphetamins in Form des Hydrochlorids verwendet.
Gebrauch als Droge
Methamphetamin gilt heute unter Modenamen wie Yaba, Ice, Meth, Crystal oder Crystal Meth als preiswerte Droge mit aufputschender Wirkung. Crystal gehört zu den am schnellsten zerstörenden Drogen überhaupt.[23] Hinzu kommt, dass es durch illegale Herstellung nicht rein, sondern verunreinigt vorliegt.
Das Potential einer Abhängigkeit ist sehr hoch. Crystal wird überwiegend geschnupft, teilweise geraucht, in Wasser gelöst intravenös injiziert oder auch rektal verabreicht. Die Droge wird zumeist in Osteuropa hergestellt.
Wirkung berauschender Dosierungen
Der Konsum verursacht starke Euphorie, verringert das Schlafbedürfnis, steigert die Leistungsfähigkeit und das Mitteilungsbedürfnis. Das sexuelle Verlangen wird gesteigert, die sexuelle Leistungsfähigkeit sinkt allerdings deutlich. Hunger- und Durstgefühl werden gemindert. Außerdem können (bei höheren Dosierungen) Halluzinationen auftreten. Die Wirkung ist ähnlich der von Amphetamin, aber deutlich stärker. Sie hält bis zu elf Stunden an und kann durch den weiteren Konsum verlängert werden. Danach tritt meist eine starke Erschöpfung ein. Bei hohen Dosen kann die Wirkung von Methamphetamin unabhängig von der Konsumform von 24 bis 36 Stunden andauern. Gegen Ende des Rauschzustandes stellt sich oft quälende Schlaflosigkeit trotz Müdigkeit ein. Auf die Phase des Rausches kann ein von Lethargie und Depression geprägter „Kater“ folgen.
Risiken
Der Konsum von Methylamphetamin kann schnell zu einer psychischen Abhängigkeit führen. Dies gilt besonders für die Konsumformen Inhalation und Injektion. Toleranzentwicklung und damit einhergehende Dosissteigerungen wurden wiederholt beobachtet.
Zeichen einer Überdosierung sind erhöhte Körpertemperatur, Schwitzen und trockener Mund, Schwindelgefühl, Zittern, Kreislaufproblem mit plötzlichem Blutdruckabfall, Angstzustände.
Wechselwirkungen mit anderen Drogen
Bei Versuchen an Ratten wurde eine erhöhte Schädigung des Gehirns bei kombinierter Verabreichung mit MDMA gefunden. [24]
Nebenwirkungen
- Schwächung des Immunsystems
- Hautentzündungen
- Haarausfall
- Zahnausfall (sog. „Meth-Mund“)
- Magenschmerzen
- Magendurchbruch
- Herzrhythmusstörungen
- Schlafstörungen
- Erhöhte Körpertemperatur (Hyperthermie)
- Paranoide Wahnvorstellungen aufgrund des Schlafmangels
- Akutwerden einer latenten Schizophrenie
- Übersteigerte(r) Egozentrik/Narzissmus
- Aggressivität
Chronische Folgen eines starken Konsums
- Nierenschäden durch oxidativen Stress [25]
- Gewichtsverlust
- Zersetzung der Schleimhäute in Mund und Nase (bei Schnupfen oder Rauchen)
- Ausfall der Zähne
Gebrauch in der Schwangerschaft
Obwohl durch den Gebrauch von Crystal Meth der Menstruationszyklus gestört sein kann, kann auch in diesem Fall trotzdem eine Schwangerschaft eintreten. Konsum von Crystal Meth in der Schwangerschaft führt zu einem erhöhten Risiko von Fehlbildungen beim Kind. Es kann zu Defekten des Zentralnervensystems, Herzfehlern und Gefäßverengungen und Fehlbildungen des Urogenitaltrakts kommen. Ebenso kann es durch den Konsum während der Schwangerschaft zu einem verhältnismäßig kleinen Kopfumfang des Kindes kommen. Die Kinder reagieren auf Umgebungsreize schreckhaft und ihre Feinmotorik und ihr Tag-Nacht-Rhythmus sind gestört. Hyperaktivität und eine gestörte psychosoziale Entwicklung können auftreten.[26]
Konsumformen und Szenenamen
Konsumiert wird Methamphetamin meist nasal, also geschnupft. Methylamphetamin wird als Salz (Methamphetaminhydrochlorid, abgekürzt: Methamphetamin-HCl) konsumiert und kann auch in einer Pfeife („Icepipe“) geraucht werden; im Vergleich dazu würde sich das chemisch verwandte Amphetaminsulfat (Speed, Pep) bei hohen Temperaturen zersetzen. Geraucht gelangt die Droge schnell in den Blutkreislauf und ruft hier eine intensive Wirkung („Kick“) mit kürzerer Dauer als bei nasaler Einnahme hervor. Wird Methamphetamin oral genommen, tritt eine Wirkung sanfter ein, hält aber sehr lange an. Eine weitere Konsumform ist die Injektion mit wesentlichen Risiken hinsichtlich möglicher Infektionen und Verunreinigungen. Methylamphetamin wirkt geschnupft innerhalb von 10 Min., geschluckt erst nach ca. 30 Min.
Auf dem europäischen illegalen Markt wird Methamphetamin zumeist unter dem Namen „Crystal“ oder „Crystal Speed“ angeboten. In den USA wird die Droge zumeist mit „Crank“, „Meth“ oder „Crystal Meth“ bezeichnet. In Neuseeland ist die Droge als „Pee“ bekannt. In Thailand wird es als „Yabaa“ oder „Jaba“ bezeichnet und hat dem Heroin, als die meist benutzte Droge, den Rang abgelaufen. In Südafrika wird Methamphetamin als „TIK“ bezeichnet, Grund ist das „Tick“-Geräusch, das entsteht, wenn die Droge in einer Glaspfeife geraucht wird.
„Ice“ als Bezeichnung für die Methamphetaminbase
Einer sich recht hartnäckig haltenden Legende nach handelt es sich bei rauchbarem Methamphetamin um die Base, wie es beim Kokain der Fall ist. Methamphetaminbase ist allerdings eine ölige Flüssigkeit, kristallin sind nur ihre Salze. Geraucht wird also die gleiche Substanz, die auch geschnupft oder geschluckt wird, nämlich Methamphetaminhydrochlorid. Wenn man allerdings hierbei von „rauchen“ spricht, so ist eigentlich verdampfen gemeint.
Damit man den Stoff „rauchen“ kann, muss er eine gewisse Reinheit aufweisen, sonst verbrennen die Streckmittel und verhindern ein sauberes Verdampfen. Als Ice (oder Crystal) wird eine sehr reine Form des Methamphetaminhydrochlorids bezeichnet, die durch die klaren Kristalle eine Ähnlichkeit mit Eis (engl. ice) aufweist. Zusätzliche Konfusion bringt die oft unklare Benennung im Drogenjargon. Unter Ice wird teilweise auch 4-Methylaminorex verstanden, eine eher wenig verbreitete Droge, die wie Methamphetamin stimulierend und euphorisierend wirkt, aber chemisch weniger verwandt ist.
Wint
Wint (russ. Винт = Schraube) ist der russische Szenename für privat hergestellte Lösungen, die Ephedrin und Methamphetamin enthalten. Wint fand in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion große Verbreitung, unter anderem wegen der niedrigen Beschaffungs- und Herstellungskosten. Auch wurde behauptet, Wint würde HI-Viren zerstören; dies wurde eindeutig durch In-vitro-Tests widerlegt.[27]
Chemie
Methamphetamin ist als freie Base bei Raumtemperatur flüssig. Sein Hydrochlorid ist jedoch als Salz eine weiße kristalline Substanz.
Herstellung
Methamphetamin entsteht durch
- Kondensation von 1-Phenyl-2-propanon (Phenylaceton) mit Methylamin zum entsprechenden N-Methylimin, und anschließender Reduktion, entweder durch Aluminium- bzw. Natriumamalgam, durch Lithiumaluminiumhydrid oder mittels katalytischer Hydrierung, sowie
- Leuckart-Wallach-Reaktion von Phenylaceton mit N-Methylformamid oder N-Methylammoniumformiat, gefolgt von saurer Hydrolyse
- Reduktion von L-Ephedrin oder D-Pseudoephedrin mit Iodwasserstoffsäure und rotem Phosphor zu D-MA (54-82% Ausbeute); diese Reaktion ist auch in Modifikation mit Hydrazin oder Phosphinsäure anstelle des Phosphors bekannt
- Reduktion von L-Ephedrin oder D-Pseudoephedrin mit Lithium oder Natrium in flüssigem Ammoniak (Birch-Reduktion) zu d-MA
- Hydrogenolyse von Ephedrin, Pseudoephedrin bzw. deren funktionellen Derivaten (1-substituiert, wie z.B. Ephedrin-1-ylazetat, Ephedrin-1-ylphenoxycarbonat oder 1-Chlorephedrin), meist mittels katalytischer Hydrierung unter Druck in saurem Milieu.
Die drei letzteren Herstellungsprozesse verlaufen enantiospezifisch.
Vor 1980 verlief die Synthese oft auf erstgenanntem Herstellungwege aus Phenylaceton, wobei vor allem die Rockergruppe Hells Angels in den 1960ern große Mengen Methamphetamin auf diese Weise produzierte. Heute unterliegt Phenylaceton strenger Überwachung (z. B. in Deutschland dem Grundstoffüberwachungsgesetz), weshalb dieser Syntheseweg eher selten geworden ist. Die Reduktion des Ephedrins bzw. Pseudoephedrins ist seit Anfang der Achtziger wahrscheinlich am verbreitetsten ([2]S.135, „D.Synthesis“). Das Ephedrin wird entweder aus rezeptfrei erhältlichen Schnupfenmitteln extrahiert oder stammt vom osteuropäischen Schwarzmarkt.
Anschließend wird Methamphetamin mit Hilfe von Salzsäure als Hydrochlorid gefällt.
Stereochemie
Methamphetamin besitzt ein Stereozentrum am C2-Kohlenstoff. Das (S)-(+)-Isomer ist optisch rechtsdrehend und pharmakologisch etwa 3-4 mal stärker wirksam als das (R)-(−)-Isomer. Industriell hergestellte Methamphetamin-Arzneimittel (Desoxyn®) enthalten stets das enantiomerenreine (S)-Methylamphetamin bzw. dessen Hydrochlorid, während ein einfacher herzustellendes Racemat [1:1-Gemisch aus (S)-Methylamphetamin (links) und (R)-Methylamphetamin] auf illegale Herkunft hindeutet ([2] S.135,„C. Stereochemistry“, letzter Satz).
Strukturformeln von (S)-Methylamphetamin (links) und (R)-Methylamphetamin (rechts)
Die Literatur über die unterschiedliche pharmakologische Wirksamkeit von Enantiomeren eines Arzneistoffes ist umfangreich.[28]
Rechtslage
Deutschland
In der Bundesrepublik Deutschland ist Methamphetamin laut Anlage II BtMG[22] ein verkehrsfähiges aber nicht verschreibungsfähiges Betäubungsmittel, jeglicher Besitz ohne Erlaubnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bundesopiumstelle) ist strafbar.
Zur Begründung der Umstufung von den verschreibungsfähigen in die nicht verschreibungsfähigen Betäubungsmittel heißt es in der 21. Betäubungsmittelrechts-Änderungsverordnung vom 18. Februar 2008:[29] „Der zunehmende Missbrauch von Metamphetamin, in der Drogenszene als „Crystal“ bezeichnet, macht eine Umstufung des Stoffes in die Anlage II des BtMG (verkehrs-, aber nicht verschreibungsfähige Betäubungsmittel) erforderlich. Eine Umstufung in Anlage I des BtMG (nicht verkehrsfähige Betäubungsmittel) ist nicht angebracht, da der Stoff als Ausgangsstoff für die Arzneimittelherstellung dient und deshalb verkehrsfähig bleiben soll. Die bisherige IUPAC-Bezeichnung für Metamphetamin lautete (S)-(Methyl)-(1-phenylpropan-2-yl)azan. Nach der neuesten Fassung der IUPAC-Nomenklatur ist der chemische Name (2S)-N-Methyl-1-phenylpropan-2-amin."
Seit dem 1. Februar 1998 lautet die amtliche Schreibweise im Betäubungsmittelgesetz (BtMG) und in der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) der Bundesrepublik Deutschland Metamfetamin. Sie wurde mit der Zehnten Verordnung zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften (10. BtMÄndV)[30] (BGBl. I S. 74) an die WHO-Nomenklatur angepasst.
Bezüglich der Bestrafung wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz beabsichtigt der zweite Strafsenat des Bundesgerichtshofs mit Beschluss (2 StR 86/08) vom 6. August 2008, den Grenzwert für eine nicht geringe Menge Metamfetamin auf 5 g Metamfetaminbase oder umgerechnet ca. 6 g Methamphetaminhydrochlorid festzulegen. Nach einer Sachverständigenanhörung hält er die Gleichstellung von Methamphetamin mit anderen Amphetaminderivaten nicht für sachgerecht. Laut Einschätzung des BGH entspricht die Gefährlichkeit und Wirkung von Metamphetamin eher der von Crack.[31]
Österreich
In Österreich ist Methamphetamin als Suchtgift im Sinne des Suchtmittelgesetzes eingestuft, denn es ist in der Anlage II des Übereinkommens von 1971 über psychotrope Stoffe aufgeführt.[32] Somit sind der Erwerb, der Besitz, das Inverkehrbringen, die Ein- oder Ausfuhr, die Erzeugung, das Überlassen oder Verschaffen grundsätzlich verboten. Jedoch darf Methamphetamin unter bestimmten Gegebenheiten zu Erzeugnissen, die keine psychotrope Wirkung entfalten, erworben bzw. eingeführt und verarbeitet werden. So darf Methamphetamin beispielsweise zu Arzneimitteln verarbeitet werden oder in Forschungs- und Lehranstalten, die eine entsprechende Erlaubnis halten, zu Forschung- und Lehrzwecken verwendet werden.
Schweiz
Methamphetamin ist ein Betäubungsmittel gemäß der Bundesverordnung über die Betäubungsmittel und die psychotropen Stoffe (BetmV).[33][34] Zur Herstellung, Verarbeitung, Ein- und Ausfuhr von Methamphetamin und daraus hergestellten Präparaten sind nur Firmen und Personen berechtigt, die eine Erlaubnis des Schweizerischen Heilmittelinstituts (Swissmedic) zur Herstellung oder zum Handel mit Betäubungsmitteln besitzen.[35]
USA
In den USA ist Methamphetamin gemäß Kategorisierung der amerikanische Drogenbekämpfungsbehörde Drug Enforcement Administration (DEA) als Klasse-II-Droge eingestuft.
Medien
Literatur
- Hans-Christian Dany: Speed. Eine Gesellschaft auf Droge. Hamburg: Edition Nautilus 2008. ISBN 978-3-89401-569-5
- Paul Dempsey, David S. Segal, Arthur K. Cho: Amphetamine & Its Analogs: Psychopharmacology, Toxicology, & Abuse, Academic Press 1994, 503 Seiten, ISBN 0-12-173375-0
- Cousto, Hans: DrogenMischKonsum – Das Wichtigste in Kürze zu den gängigsten (Party-)Drogen, Nachtschatten Verlag, Solothurn 2003, ISBN 3-03788-119-4
- Alexander Shulgin, Ann Shulgin: Pihkal – A chemical Love Story, Transform Press 1991, 978 Seiten, ISBN 0-9630096-0-5
Film
- Sönke el Bitar, Gorch Pieken: Schlaflos im Krieg - Die pharmazeutische Waffe.[36] Dokumentation; Deutschland, USA, 2010, 52 Min.
Einzelnachweise
- ↑ The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 1027, ISBN 978-0-911910-00-1.
- ↑ a b c d e Logan, B.K. (2002): Methamphetamine - Effects on Human Performance and Behavior. In: Forensic Science Review. Bd. 14, S. 134–151. PDF (freier Volltextzugriff)
- ↑ a b c Datenblatt (+)-Methamphetamine hydrochloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 12. April 2011.
- ↑ N-Methylamphetamin bei ChemIDplus
- ↑ Nagai, Nagayoshi (1893):Kanyaku maou seibun kenkyuu seiseki (zoku). In: Yakugaku Zashi. Bd. 13, S. 901.
- ↑ Ogata, Akira (1919): alpha and beta-Aminoalkyl(aryl)benzenes and their derivatives. In: J. Pharm. Soc. Jpn. Bd. 445, S. 193-216. Nachdruck 1919 in: Chem. Abstracts. Bd. 13, S. 1709.
- ↑ Ogata, Akira (1919): Constitution of ephedrine - Desoxyephedrine. In: J. Pharm. Soc. Jpn. 451, 751-764. Nachdruck 1920 in: Chem. Abstracts. Bd. 14, S. 475. HTML
- ↑ Patentschrift Nr. 767186: Verfahren zur Herstellung von Aminen. Patentiert im Deutschen Reiche vom 31. Oktober 1937 an, bekanntgemacht am 8. November 1951.
- ↑ Markenregister Pervitin
- ↑ 28. Dezember 2006:Peppige Panzerschokolade auf taz.de
- ↑ a b Jens Alexander Steinat: „Ernst Speer (1889-1964), Leben – Werk – Wirkung“; Dissertation an der Medizinischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität, zu Tübingen (2004)
- ↑ Liebendörfer: „Pervitin in der Hand des praktischen Nervenarztes.“; in: Münchener medizinische Wochenschrift, München, 1940,43, S. 1182-1183.
- ↑ Speer, Ernst: Das Pervitinproblem. In: Dtsch. Ärztebl. 71 (1941), S. 4-6 und S. 15-19.
- ↑ Ulrich A. Hitler's Drugged Soldiers. Spiegel Online International 6. Mai 2005
- ↑ Eggers E. Mit der Kraft der Panzerschokolade. Der Tagesspiegel 26. November 2006
- ↑ Karl M. Herrligkoffer: Nanga Parbat. Sieben Jahrzehnte Gipfelkampf in Sonnenglut und Eis. Ullstein Verlag, Berlin 1967, S. 100ff.
- ↑ Hippe W. Sport - Tod durch K.O. NRW Chronik. Abgerufen am 30. Januar 2010
- ↑ Scholz R. Der gedopte Boxer Jupp Elze stirbt nach einem k. o.. Vor 35 Jahren. Deutschlandradio Berlin 20. Juni 2003
- ↑ Einleitung eines Verfahrens? sport.ORF.at - Spiegel.de
- ↑ H. Lüllmann, K. Mohr, L. Hein; Pharmakologie und Toxikologie; Georg Thieme Verlag Stuttgart New York 16. Auflage ISBN 978-3-13-368516-0
- ↑ a b Rothman, R.B. und Baumann, M.H. (2002): Therapeutic and adverse actions of serotonin transporter substrates. In: Pharm. Ther. 95, 73-88. (Seite 76) PMID 12163129
- ↑ a b Betäubungsmittelgesetz, Anlage II
- ↑ Prof. Harald G. Schweim: Fertigarzneimittel zur illegalen Rauschmittelproduktion, abgerufen am 22. Juni 2011
- ↑ Clemens, K.J. et al. (2005): MDMA ('Ecstasy’) and methamphetamine combined: Order of administration influences hyperthermic and long-term adverse effects in female rats. In: Neuropharmacology. Bd. 49, Nr. 2, Jg. 2005, S. 195-207. PMID 15993443 doi:10.1016/j.neuropharm.2005.03.002
- ↑ Tokunaga, I. et al. (2006): Changes in renal function and oxidative damage in methamphetamine-treated rat.. In: Legal Medicine. Bd. 8, Nr. 1, Jg. 2006, S. 16-21. PMID 16157497 doi:10.1016/j.legalmed.2005.07.003
- ↑ Drogerieprojekt Deutschland: „Crystal“ [1]
- ↑ Human immunodeficiency virus type 1 in illicit-drug solutions used intravenously retains infectivity. Bobkov Aleksei F; Selimova Ludmila M; Khanina Tatyana A; Zverev Sergey Y; Pokrovsky Vadim V; Weber Jonathan N; Bobkov Eugene N; Rylkov Andrey V The D. I. Ivanovsky Institute of Virology, Moscow, Russian Federation. a.bobkov@mail.ru Journal of clinical microbiology (2005), 43(4), 1937-9.
- ↑ Wainer und Drayer/Irving W. Wainer und Dennis E. Drayer: Drug Stereochemistry, Marcel Dekker, New York und Basel (1988), Seiten 209-368, ISBN 0-8247-7837-5
- ↑ Einundzwanzigste Betäubungsmittelrechts-Änderungsverordnung - 21. BtMÄndV (PDF)
- ↑ 10. BtMÄndV Art. 1 Nr. 1 Buchst. b; Art. 1 Nr. 3; Art. 3 (PDF)
- ↑ Beschluss des BGH, Pressemitteilung vom 6. August 2008
- ↑ Rechtsinformationssystem des österreichischen Bundeskanzleramts (BKA/RIS), Abfrage Bundesrecht
- ↑ Bundesverordnung über die Betäubungsmittel und die psychotropen Stoffe (BetmV)
- ↑ Verzeichnis der Betäubungsmittel auf der Website der Swissmedic
- ↑ Betäubungsmittelgesetz der Schweiz (BetmG)
- ↑ online bei videos.arte.tv 52 Min.
info bei radiobremen.de,
dokumentarfilm.info
Filmseite
Weblinks
- Methamphetamin - Informationen der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht
- Methamphetamin. In: Erowid. (englisch)
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