4-Schanzen-Tournee

4-Schanzen-Tournee
Springen der Vierschanzentournee
Ort Schanze Schanzenrekord
(Jahr)
Oberstdorf
(29. oder 30. Dezember)
Schattenbergschanze 143,5 m (2003)
Garmisch-Partenkirchen
(1. Januar)
Große
Olympiaschanze
141,0 m (2008)
Innsbruck
(3. oder 4. Januar)
Bergiselschanze 136,0 m (2004)
Bischofshofen
(6. oder 7. Januar)
Paul-Ausserleitner-
Schanze
143,0 m (2005)

In der Vierschanzentournee sind vier Skisprung-Weltcupveranstaltungen zusammengefasst, die seit 1952 jährlich um den Jahreswechsel in Deutschland und Österreich stattfinden. Die Tournee gilt neben den Olympischen Spielen und der Nordischen Skiweltmeisterschaft als der prestigeträchtigste Wettbewerb des Skispringens.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Idee

Schattenbergschanze in Oberstdorf beim Auftaktspringen zur Vierschanzentournee am 30. Dezember 2006

Die Idee zur Vierschanzentournee wurde im Jahr 1949 von Mitgliedern der Skiclubs Partenkirchen und Innsbruck entwickelt. Da nach dem Zweiten Weltkrieg noch keine Teilnahme ausländischer Springer in Deutschland und deutscher Springer im Ausland möglich war, musste die Idee zur Tournee jedoch bis ins Jahr 1952 verschoben werden.

Am 17. Mai 1952 wurde anlässlich eines Nachtspringens auf der Seegrube oberhalb Innsbrucks die „Deutsch-Österreichische Springertournee“ gegründet; Gründungsväter waren Toni Glos, Emmerich Pepeunig (Innsbruck), Beppi Hartl, Franz Rappenglück (Partenkirchen), Andi Mischitz, Fred Triebner (Bischofshofen) sowie Alfons Huber und Xaver Kaiser (Oberstdorf).

Die drei Stationen Partenkirchen, wo schon seit 1921 das traditionelle Neujahrsspringen ausgetragenen wird, Innsbruck und Bischofshofen standen von Anfang an als Tournee-Orte fest. Da ein zweiter deutscher Ort gewünscht war, um eine Parität zwischen Deutschland und Österreich zu erreichen, wurde der SC Partenkirchen von der Organisation der Tournee beauftragt, einen weiteren deutschen Startort zu finden. Zunächst hatte der SCP Berchtesgaden, Füssen und Oberammergau ins Blickfeld genommen. Diese Städte bzw. Orte hatten bereits Erfahrung mit der Austragung von Skisprungwettbewerben auf den ebenfalls dort schon vorhanden Skisprungschanzen. Das bedeutete, dass dort keine neuen Schanzen gebaut werden mussten und dass sich keine Partenkirchener um die Organisation kümmern mussten. Allerdings gab es auch große Überschneidungen des Zuschauer-Einzugsgebiets mit Partenkirchen und der SCP befürchtete Einnahmeverluste. Deshalb entschied man sich für Oberstdorf als zweiten deutschen Standort.

Die offizielle Gründung der „Deutsch-Österreichischen Springertournee“, kurz die Tournee, erfolgte am 14. Dezember 1952 im Posthotel in Partenkirchen.

Die ersten Tourneen

Die erste Tournee ist bisher auch die einzige, die in nur einem Jahr ausgetragen wurde. Sie startete am 1. Januar 1953 mit dem Neujahrsspringen in Partenkirchen. 20.000 Zuschauer kamen zum ersten Springen der Tournee, bei der insgesamt 50 Springer an den Start gingen, außer vielen Deutschen und Österreichern auch vier Springer aus Slowenien, vier aus Schweden, drei aus Norwegen und drei aus der Schweiz.

Sieger des Neujahrsspringens war Asgeir Dølplads aus Norwegen mit Sprüngen auf 78,5 und 80 Meter. Am 4. Januar fand dann das zweite Springen in Oberstdorf statt (Sieger: Erling Kroken aus Norwegen), bevor es dann am 6. Januar zum Dreikönigsspringen nach Innsbruck ging; dort siegte der Österreicher Sepp Bradl. Das letzte Springen der Tournee 1953 wurde am 11. Januar in Bischofshofen ausgetragen. Mit Halvor Naes siegte erneut ein Norweger. Gesamtsieger der ersten Deutsch-Österreichischen Tournee wurde der Österreicher Sepp Bradl vor den Norwegern Halvor Næs und Asgeir Dølplads.

Trotz der Umstände, dass nicht die gesamte Weltspitze an der Tournee teilnahm, so fehlten z.B. die starken Finnen komplett, waren der Zuschauerzuspruch groß, die Einnahmen für die austragenden Skiclubs hoch und das Lob der Athleten über die Organisation groß. Viele Athleten schwärmten bei den folgenden Großveranstaltungen von der neugeschaffenen Tournee, und so wurden weitere Springer darauf aufmerksam. Nur kurze Zeit nach Beendigung der Tournee 1953 wurde mit der Planung der nächsten begonnen. Der Ablauf sollte diesmal aber geändert werden. Das Neujahrsspringen in Partenkirchen sollte erhalten bleiben, allerdings nicht mehr als Auftaktspringen, sondern als zweites Springen. Das Auftaktspringen wurde nach Oberstdorf verlegt und fand von da an immer am 29. oder 30. Dezember statt. Somit begann die Tournee im alten und endete im neuen Jahr. Das Springen am Bergisel in Innsbruck wurde auf den 3. oder 4. Januar vorgezogen, und das Dreikönigsspringen fand von nun an als Abschluss der Tournee in Bischofshofen statt.

In den folgenden Jahren stieg die Bedeutung der Tournee als wichtigste Veranstaltung im Skisprungkalender. Das Zuschauerinteresse stieg stetig, das Teilnehmerfeld wurde immer stärker, und auch das Medieninteresse nahm zu. So wurde bereits im Jahr 1956 das Neujahrsspringen in der ARD übertragen. Ein Jahr später übertrug die ARD alle Springen der Tournee. Dadurch wurde das Ereignis in Deutschland immer bekannter.

Nicht unwesentlich zur steigenden Bekanntheit trug auch der erste Podestplatz eines deutschen Springers bei. Bei der Tournee 1956/1957 belegte Max Bolkart den dritten Platz.

Eine weitere Neuerung sollte es zur Tournee 1956/1957 geben. Dem Skiverband der DDR wurde ein Springen am 1. Weihnachtsfeiertag in Oberhof zugesichert. Dieses sollte das neue Auftaktspringen der Tournee werden. Allerdings traten bei dem ersten Weihnachtsspringen nur Deutsche und Österreicher an. Alle anderen Nationen kamen, aufgrund von Transport- und Reiseschwierigkeiten und wegen der unklaren Bezahlung des Transports nicht nach Oberhof.

Auch bei der 6. Tournee 1957/1958 sollte ein Springen in Oberhof am 26. Dezember stattfinden. Allerdings gab es bis dahin keinen Schnee in Oberhof und eine gute Präparation der Schanze mit angeliefertem Schnee, wie es zur selben Zeit in Oberstdorf und Partenkirchen geschah, war nicht möglich. Das Springen wurde ins schneereichere Oberwiesenthal verlegt. Dies war aber mit noch höheren Reise- und Transportstrapazen für die Reise nach Oberstdorf verbunden. Somit war auch der erneute Versuch, die Tournee mit der DDR zu erweitern, gescheitert. Dennoch hatten die Skispringer der DDR bei dieser Tournee etwas zu feiern. Helmut Recknagel aus Steinbach-Hallenberg gewann die Tournee, in Abwesenheit der starken Norweger (Trainingsprobleme im Vorfeld der Tournee) und Finnen (Vorbereitung auf die Nordische Skiweltmeisterschaft 1958 in Lahti) vor zwei Springern aus der UdSSR. Es war der erste Gesamtsieg für einen Springer aus Deutschland. Recknagel wiederholte den Sieg 1959 und 1961. 1960 konnte mit Max Bolkart auch der erste Bundesdeutsche einen Gesamtsieg feiern.

Der Flaggenstreit

Bei der 8. Tournee 1959/1960 kam es zu dem ersten großen Eklat in der noch jungen Geschichte der Tournee. Die Bundesrepublik Deutschland und Österreich erkannten die Deutsche Demokratische Republik zu diesem Zeitpunkt noch nicht als eigenständigen Staat an. Deshalb war es auch verboten, die Nationalflagge der DDR zu hissen. Die Springer und Betreuer des Nationalteams der DDR bestanden dennoch darauf, dass ihre Nationalflagge bei sportlichen Veranstaltungen gehisst wird. Da dies nicht geschah, reiste das komplette DDR-Team wieder ab. Auch alle anderen Mannschaften der Oststaaten (Polen, Sowjetunion, Tschechoslowakei) reisten ab. Da wiederum die Norweger und Finnen, aufgrund der Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele 1960 in Squaw Valley, fehlten, war diese Tournee recht schwach besetzt.

Der Streit um die Flagge der DDR setzte sich im Sommer 1960 fort. Die Organisatoren der Tournee überlegten, wie sie den Streit lösen können, denn sie wollten nicht erneut eine Tournee ohne die starken Springer aus der DDR durchführen. Da es, aufgrund der politischen Umstände, keine Möglichkeit gab, das Hissen der DDR-Fahne zu erlauben, kamen sie zu dem Entschluss, nicht mehr die Nationalflagge, sondern nur noch die Fahne des Skiclubs, für den der Springer startet, zu hissen. Mit diesem Kompromiss war das DDR-Team einverstanden und so reisten sie wieder in Bestbesetzung zur Tournee an. Es siegte einer aus ihren Reihen, nämlich Helmut Recknagel. Es sollte der vorerst letzte deutsche Tourneesieg bleiben.

Im selben Jahr kam es auch zu einem einmaligen Ereignis in der Tournee. Da Innsbruck den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 1964 bekam, wurde die Schanze am Bergisel umgebaut, auch während der Tournee. Das heißt die Springer trugen ihren Wettkampf quasi auf einer Baustelle aus.

Die 1960er Jahre: Skandinavische Dominanz

Da es eine sogenannte „generelle Sperre des gesamten Sportverkehrs“ zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR gab, konnten die Springer aus der DDR nicht zu den ersten beiden Tourneespringen der Jubiläumstournee (zehnte) 1961/1962 reisen und traten erst in Innsbruck wieder an. Die 10. Tournee läutete auch eine lange Erfolgsserie der Springer aus Finnland und Norwegen ein. Acht mal in Folge gewannen Springer aus diesen Landen. Seit der Tournee 1964/65 wurden Computer für die Ergebnisermittlung benutzt.

Die 1970er Jahre

Erst Horst Queck aus der DDR konnte die Dominanz der Skandinavier mit seinem Sieg bei der Tournee 1969/1970 unterbrechen. Es folgten die Jahre der DDR. In neun Jahren gewannen fünf mal Springer aus der DDR: 1969/70 Horst Queck; 1972/73 Rainer Schmidt; 1973/74 Hans-Georg Aschenbach; 1975/76, 1976/77 Jochen Danneberg. Außerdem schreitet die Kommerzialisierung der Tournee und des Skisprungsports allgemein voran. Mit Intersport findet die Tournee den ersten Haupt- und Namenssponsor und der bisherige Amateursport Skispringen entwickelt sich immer mehr zum Profisport.

Die 1980er Jahre

Die 1980er Jahre wurden geprägt durch Matti Nykänen (FIN) und Jens Weißflog (DDR), die beide jeweils fünf Podiumsplätze in diesen zehn Jahren erreichten. Nachdem es dem Österreicher Hubert Neuper gelang, die Tournee in den Jahren 1979/80 und 1980/81 zweimal in Folge zu gewinnen, siegte 1981/82 Manfred Deckert aus der DDR. Im Jahr 1982/83 gewann Matti Nykänen zum ersten mal die Tournee vor Jens Weißflog, der sich dann in den beiden folgenden Jahren jeweils den Sieg sicherte, zuerst vor Klaus Ostwald (DDR) und Matti Nykänen, danach vor Nykänen und Ostwald. In den Jahren 1985/86 und 1986/87 konnte sich der Österreicher Ernst Vettori den Tourneegesamtsieg zweimal in Folge sichern. Im Jahr 1987/88 gewann erneut Nykänen vor Weißflog, während im Jahr darauf der Finne Risto Laakkonen bei seinem Sieg Nykänen auf Platz 2 und Weißflog auf Platz 3 verdrängte.

Die 1990er Jahre: Entwicklung des V-Stils

Seit der „Einführung“ des V-Stils Anfang der 1990er Jahre wurden die gesprungenen Weiten immer größer. Die Schanzen mussten vom Profil her immer weiter ausgebaut, aber auch mit ihrer Ausstattung modernisiert und den neuen Bedingungen angepasst werden. Jens Weißflog (Deutschland) war der einzige Springer, der Wettkämpfe sowohl im Parallel- als auch im V-Stil gewann und der Gesamtsiege für zwei Länder feiern konnte (DDR und Deutschland). Als Erster gewann er die Tournee vier Mal (83/84, 84/85, 90/91, 95/96). Dieser Rekord wurde 2008 von Janne Ahonen (Finnland) mit fünf Gesamtsiegen (98/99, 02/03, 04/05, 05/06, 07/08) gebrochen. Seit der Vierschanzentournee 1996/1997 wird der K.o.-Modus im ersten Durchgang eines Vierschanzentournee-Wettbewerbs eingesetzt.

Aktuelle Entwicklung

Bei der 50. Vierschanzentournee 2001/2002 gelang es Sven Hannawald (Deutschland) als erstem und bisher einzigem Springer, alle vier Springen der Vierschanzentournee in einer Tournee zu gewinnen.

Im Jahr 2006 gab es das erste Mal überhaupt in der Geschichte der Tournee zwei Sieger, die genau dieselbe Punktzahl in der Gesamtwertung hatten. Jakub Janda (Tschechien) und Janne Ahonen (Finnland) teilten sich den ersten Platz.

2008 wurde erstmals in der Geschichte der Vierschanzentournee das Springen in Innsbruck aufgrund eines Föhnsturms komplett abgesagt. Der Wettkampf wurde am 5. Januar in Bischofshofen nachgeholt. Da die Tournee damit erstmals nur auf drei Schanzen, wenn auch mit vier Springen, ausgetragen wurde, wurde scherzhaft schon von einer Dreischanzentournee gesprochen. Es war das erste Mal, dass die Tournee nicht auf vier Schanzen ausgetragen wurde, denn als 1956 das Dreikönigsspringen in Bischofshofen aufgrund von Schneemangel nicht stattfinden konnte, wurde ein weiteres Springen am 11. Januar im nahegelegenen Hallein ausgetragen.

Organisation

Die Tournee wird von den Skiklubs der Austragungsorte ausgerichtet. Dies sind der Skiclub 1906 Oberstdorf, das Organisationskomitee Neujahrs-Skispringen des SC Partenkirchen, der Sport-Club Bergisel und der Skiclub Bischofshofen. Präsident des Organisationskomitees ist Claus-Peter Horle aus Oberstdorf. Dem Präsidium gehören außerdem Josef Geiger (Oberstdorf), Michael Maurer (Partenkirchen), Alfons Schranz (Innsbruck) und Hermann Schütter (Bischofshofen) an.

Termine

Die Reihenfolge der Springen, beginnend in Oberstdorf, dann das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen, gefolgt von Innsbruck und dem Dreikönigsspringen in Bischofshofen, wurde bisher nur fünfmal nicht eingehalten. Im ersten Tournee-Jahr eröffnete das Neujahrsspringen (1953) die Veranstaltung. In den Jahren 1956, 1961 und 1962 fand das Springen in Innsbruck als zweites Springen noch im alten Jahr statt. 1971/72 wurden die Termine von Oberstdorf und Innsbruck getauscht.

Seit der Tournee 1972/73 wurde die Reihenfolge der Springen nicht mehr verändert. Das Neujahrsspringen fand mit einer Ausnahme (witterungsbedingte Verschiebung auf 2. Januar 1979) immer am Neujahrstag statt. Das Springen von Bischofshofen fand von 1975 bis 2006 immer am Dreikönigstag statt, auf Wunsch des Fernsehens im Jahr 2007 jedoch erst am 7. Januar, da dies ein Sonntag war. Die Termine von Oberstdorf und Innsbruck sind abhängig von den Wochentagen. Üblicherweise wird in Oberstdorf am 29. oder 30. Dezember gesprungen (in den Anfangszeiten der Tournee häufig auch an Silvester), in Innsbruck am 3. oder 4. Januar.

Modus

Die Gesamtwertung der Tournee wird durch Addieren der Ergebnisse der vier Springen ermittelt. Dabei zählt die erzielte Punktzahl (Weite und Haltung), nicht die Platzierung oder die damit verbundenen Weltcup-Punkte.

K.o.-System

Eine der Besonderheiten der Vierschanzentournee ist das umstrittene K.-o.-System, nach dem die Springer der Vierschanzentournee im Gegensatz zu den anderen Weltcup-Wettbewerben, bei denen die besten 30 Springer des ersten Durchgangs in den zweiten Durchgang kommen, ausgetragen werden. Der K.o.-Modus wird nur ausgetragen, wenn die Qualifikation am Vortag des Springens stattfindet. Muss die Qualifikation witterungsbedingt am Tage des Springens ausgetragen werden, wird nach den Regeln normaler Weltcups gesprungen. Dies war zuletzt am 5. Januar und am 6. Januar 2008 in Bischofshofen der Fall.

Qualifikation

Bei dem erstmals in der Saison 1996/97 eingesetzten Modus werden die für das Springen qualifizierten 50 Springer in 25 Paare eingeteilt, so dass immer zwei Springer gegeneinander springen. Dabei springt der 1. der Qualifikation gegen den 50., der 2. gegen den 49. usw. Deshalb ist auch die Qualifikation wichtiger als bei anderen Springen, da sie nicht nur über die Teilnahme am ersten Durchgang, sondern durch die erreichte Platzierung auch das entsprechende Duell festlegt.

Allerdings sind die zehn Besten der Weltcup-Gesamtwertung (bis 2006/07 die 15 Besten) automatisch qualifiziert. Für sie geht es in der Qualifikation folglich nicht um die Teilnahme am Wettkampf, sondern um den Gegner, gegen welchen sie im K.-o.-System antreten müssen. Wird die Anlauflänge für die zehn gesetzten Springer in der Qualifikation verändert, werden die betroffenen Springer auf die ersten Plätze gesetzt. Nicht vorqualifizierte Springer können in diesem Fall höchstens Platz elf erreichen.

Wettkampf

Der Sieger jedes der 25 Springerduelle kommt direkt in den zweiten Durchgang. Auch die fünf besten Verlierer (sogenannte Lucky Loser) kommen weiter, sodass das Teilnehmerfeld für den zweiten Durchgang ebenfalls aus 30 Springern besteht.

Bei diesem Modus ist es theoretisch möglich, dass der 12. des ersten Durchgangs ausscheidet (wenn er sein Duell verliert und es fünf bessere „Verlierer“ gibt), der 49. des ersten Durchgangs hingegen weiterkommt (wenn er sein Duell gewinnt und sein Gegner schlechtester ist). Es kommt deshalb immer wieder vor, dass Springer, die nach dem normalen Modus ausgeschieden wären, sich für den zweiten Durchgang qualifizieren, eigentlich qualifizierte Springer jedoch ausscheiden.

Wenn sich die Wetterbedingungen während eines Wettkampfes stark verändern, kann der K.o.-Modus jedoch auch zu mehr Gerechtigkeit führen. So wird nämlich Athleten, deren Chancen auf das Erreichen des zweiten Durchgangs durch äußere Einflüsse wie z.B. Rücken- oder Seitenwind verringert werden, die Möglichkeit gegeben, sich auch über ein direktes Duell gegen einen Springer, der bei ähnlichen (da zeitnahen) Bedingungen springen muss, für den zweiten Durchgang zu qualifizieren. Andersherum müssen wetterbegünstigte Athleten ihr direktes Duell meist auch gegen in ähnlichem Maße wetterbegünstigte Springer bestreiten, sodass sich ihr Vorteil in Grenzen hält.

Sieger

Hauptartikel: Liste der Gesamtsieger der Vierschanzentournee und Liste der Tagessieger der Vierschanzentournee

In der Nationenwertung führt Deutschland mit 16 Gesamterfolgen (davon elf für die DDR) zusammen mit Finnland (auch 16 Siege), vor Norwegen und Österreich mit jeweils zehn Erfolgen. Zweimal konnten Tschechen die Tournee gewinnen (davon ein Mal für die Tschechoslowakei). Je ein Sieg ging an Japan, Slowenien, Polen und an die Sowjetunion.

Janne Ahonen (Finnland) ist seit dem Jahr 2008 mit fünf Gesamtsiegen der erfolgreichste Teilnehmer der Vierschanzentournee. Ihm folgt mit vier Siegen Jens Weißflog (DDR/Deutschland). Dahinter liegen Helmut Recknagel (DDR) und Bjørn Wirkola (Norwegen) mit drei, sowie Jochen Danneberg (DDR), Matti Nykänen, Veikko Kankkonen (beide Finnland), Hubert Neuper, Ernst Vettori und Andreas Goldberger (alle Österreich) mit zwei Gesamterfolgen. Jens Weißflog und Bjørn Wirkola konnten innerhalb der Tournee je zehn Springen gewinnen, gefolgt von Ahonen mit neun Einzelerfolgen.

Bei der 50. Vierschanzentournee (2001/02) war Sven Hannawald (Deutschland) der erste und bisher einzige Springer, der alle vier Einzelwettkämpfe einer Tournee gewinnen konnte und damit den sogenannten Grand Slam im Skispringen schaffte.

Bei der 54. Tournee (2005/06) gab es erstmals zwei Tourneesieger. Nach acht Sprüngen hatten Jakub Janda (Tschechien) und Janne Ahonen mit 1081,5 Punkten exakt die gleiche Punktzahl erreicht. Diese Punktzahl stellte damals den Rekord an erreichten Punkten eines Springers in der Geschichte der Vierschanzentournee dar. Dieser Rekord wurde zwei Jahre später von Ahonen auf 1085,8 Punkte und bei der Tournee 2008/09 von Wolfgang Loitzl (Österreich) auf 1123,7 Punkte verbessert.

Fernsehübertragungen

Geschichte und aktuelle Situation

Die Fernsehübertragungen trugen wesentlich zur schnellen Popularität der Vierschanzentournee bei. Bereits im Jahre 1956 übertrug der Bayerische Rundfunk in der ARD das Neujahrsspringen, ab 1960 wurden auch die anderen Stationen der Tournee im Fernsehen übertragen. Bis zu 25 Fernsehstationen übertragen heute die Tournee.

Mit der Qualifikation zum Neujahrsskispringen 2000 am 31. Dezember 1999 endete die Zusammenarbeit mit den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten in Deutschland. Seither war der Privatsender RTL der übertragende Sender in Deutschland. Kurz vor Saisonbeginn 2007/08 zog sich RTL von allen Wintersportveranstaltungen zurück, daraufhin übernahmen Das Erste und das ZDF wieder die Übertragungsrechte für Deutschland. In Österreich wird die Tournee schon immer vom ORF übertragen.

Kommerzialisierung

In den letzten 20 Jahren stellte sich eine immer stärker werdende Kommerzialisierung der Vierschanzentournee ein, die teilweise auch einschneidende Regel- und Ablaufänderungen mit sich brachte. 1996/97 beispielsweise wurde der bisher gesprungene Modus durch das oft kritisierte K.-o.-System ersetzt.

Der Erwerb der Fernsehrechte durch den Privatsender RTL zog weitere gravierende Veränderungen mit sich: Nach und nach wurden zwei der vier Tourneespringen (in Oberstdorf und Bischofshofen) als Flutlichtspringen veranstaltet, da sich der Sender durch die Ausstrahlung am Abend höhere Quoten versprach.

Auch über eine verpflichtend zu springende Qualifikation für alle Springer, auch die besten 15 des Weltcups, wurde nachgedacht, um die Quoten für die Qualifikationsspringen zu verbessern. Überlegt wurde diese Maßnahme nach der Vierschanzentournee 2001/02, als Sven Hannawald als bereits qualifizierter Springer alle vier Qualifikationen ausließ und diese so nicht die erhofften Zuschauerzahlen brachten. Letztlich wurden diese Überlegungen aber wieder verworfen.

Die stattfindenden Durchgänge wurden während der RTL-Zeit immer wieder unterbrochen, um Werbung ausstrahlen zu können. Dies war nach den ersten 25 Springern im ersten Durchgang und nach jeweils zehn Springern im zweiten Durchgang der Fall. Obwohl zunächst betont wurde, kein Springer müsse aufgrund von Werbeunterbrechungen warten, wurden die nicht witterungsbedingten Unterbrechungen erst während der RTL-Zeit eingeführt, später jedoch unter anderem auch vom ZDF genutzt, um Werbung ausstrahlen zu können. Während des Springens wurde auch immer wieder sogenannte Split-Screen-Werbung gezeigt.

Einen Traditionsbruch gab es 2007 mit der Verlegung des seit 31 Jahren am 6. Januar stattfindenden und deshalb auch „Dreikönigsspringen“ genannten abschließenden Springens in Bischofshofen. Durchgesetzt wurde diese Verlegung, da RTL sowohl Qualifikation (am 6. Januar) als auch Springen (am 7. Januar) am Wochenende übertragen wollte [1].

Literatur

  • Katharina Scholz: Die Vierschanzentournee - Die Tournee als Auslaufmodell ?, in: Lars Nuschke: Vermarktungspotentiale des Spitzensports. Eine Betrachtung ausgewählter Fallbeispiele, Göttingen: Sierke Verlag 2007, S. 37-54, ISBN 978-3-940333-31-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. sueddeutsche.de: Tournee im Fernsehen – Dreikönig heißt jetzt 7. Januar

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